Eine Hühnerfarm vielleicht? So mancher hat sich schon überlegt, was wohl aus dem "Big-Brother"-Container werden soll. Dabei ist die Antwort einfach: Am 2. März sperrt der Container wieder auf. Und zwar für die Kandidaten der bereits fünften Staffel von "Big Brother" auf RTL2, die diesmal ein ganzes Jahr dauern soll.
Warum ein fünfter Aufguss? Ist das kein Risiko, wo doch das öffentliche Interesse in der Vergangenheit ziemlich abgenommen hat? Borris Brandt, Geschäftsführer der Produktionsfirma Endemol sieht das freilich ganz und gar nicht so: "Das Interesse hat in der dritten Staffel abgenommen, aber in der vierten war es sensationell und sogar die ,Bild'-Zeitung ist wieder aufgesprungen."
Ein Jahr ist lang, verglichen mit der 100-tägigen Dauer der früheren Staffeln. Wie will man da die Leute bei der Stange halten? "Die Million Euro Preisgeld am Ende ist ein Anreiz für die Leute im Haus." Aber die Menschen vor dem Bildschirm, die kriegen nichts bezahlt. Wird man mit Skandalen rechnen müssen? Die Auswahl der Kandidaten - Reiche gegen Normale gegen Sozialhilfeempfänger - lässt das immerhin vermuten. "Wir haben nicht die Intention, das Volk aufzuhetzen. Nicht die Skandale, wie nackte Körper, sind es, die die Zuschauer binden, sondern Liebesgeschichten. Darauf hoffen wir wieder." Deswegen seien auch hauptsächlich Singles für den Einzug in den Container gecastet worden. Aber ein Jahr lang auf Liebesgeschichten warten? Wird das nicht doch fad? "Big Brother ist eine Daily Soap wie die RTL-Serie ,Gute Zeiten, schlechte Zeiten'. Nur eben mit echten Menschen. Und ,Gute Zeiten, schlechte Zeiten' gibt es seit zehn Jahren", rechnet Brandt vor. "Außerdem wollte der Sender, dass diese Staffel ein Jahr dauert, wir hätten es auch 100 Tage lang gemacht."
Mit "Big Brother" hat die Produktionsfirma Endemol neun verschiedene Formate im deutschen Fernsehen. Sendungen wie "Wer wird Millionär", "Nur die Liebe zählt" und "Die große Guinness-Show". Aber der letzte große TV-Aufreger (und Erfolg) war nicht von Endemol: "Ich bin ein Star! Holt mich hier raus!" Borris Brandt hat es trotzdem gefallen, die Kritik versteht er nicht: "Jeder von den Z-Prominenten, die in den Dschungel gegangen sind, hat gewusst, was ihn erwartet. Jeder hat sein Ziel gehabt, alle haben profitiert. Costa Cordalis hat es eben satt gehabt, seine alten Lieder für 500 Euro im Möbelhaus vorzusingen." Menschenunwürdig empfindet er das nicht, und schon gar nicht als "Ekel-TV". "Wenn man sich ekelt, sieht man nicht hin." Das war wohl nicht der Fall. Daher produziert Endemol auch die Show "Fear Factor" für RTL, in deren US-Version schon so manches Schafsauge verspeist wurde.
Wo ist für Brandt die Grenze im Fernsehen? "Wenn ein Zahnarzt auftaucht, bin ich weg, da genieße ich jeden Wurm im Fernsehen." Im Ernst: "Es wurde uns ein Format angeboten, in dem Todgeweihten, die in einem halben Jahr sterben, ein Traum erfüllt wird. So etwas würde ich nicht machen."
Hat also "Hilfe, ich bin ein Star" den Weg geebnet für härtere Formate, ist ein Tabubruch passiert? "Das ist doch alles überhaupt nichts Neues", betont Brandt. "Versteckte Kamera-Sendungen, das kann grausame Folter für den Betroffenen sein . . . Und das gab es schon bei ,Wünsch Dir was'."
Über Wirbel um die Produktion "Artern - Stadt der Träume" kann sich der Endemol-Geschäftsführer jedenfalls nicht beklagen. Die ruhige Doku-Soap über die "ärmste Stadt Deutschlands" im MDR will so gar nicht zum schillernden "Big-Brother"-Image passen. "Das ist der Ausgleich. Damit verdienen wir auch überhaupt kein Geld. Und mit so einer Langzeit-Doku kriegen Sie halt keine 50-Prozent-Quote", so Brandt. Die erwartet er übrigens auch nicht für "Big Brother 5".