wer hat diese erfahrung schon hinter sich und denkt dass das leben trotzdem weitergehen muss?
Was ist das denn für eine Frage?
Klar ist eine Scheidung erst mal ärgerlich, aber sie ist nur (hoffentlich) der Schlußpunkt unter eine monate- bis jahrelange Trennungsvorgeschichte. Die Scheidung selbst ist nur das staatliche Brimborium dazu.
Und ob Scheidung nach Ehe oder Trennung nach langjähriger Beziehung, die wesentlichen Punkte sind doch immer die selben:
1. Die Analyse des: Warum? Und das, bitte auch aus Respekt sich selbst gegenüber, ehrlich und nicht einseitig blind. Es gibt nur ganz, ganz wenig Ausnahmefälle, in dem nur einer Schuld an einem Beziehungsende hatte.
Diese Analyse ist wichtig, um ein Scheitern künftiger Beziehungen zu verhindern. Wer z.B. feststellt, daß er mit unbegründeter Eifersucht die Ehe zur Hölle hat werden lassen, sollte umgehend anfangen, an seinem Selbstbewußtsein zu arbeiten.
2. Die Feststellung des Status Quo. Wo stehe ich? Was habe ich für eine neue Lebenssituation?
Oft kommt es durch den Streit im Vorfeld und während der Trennung zum Verlust vieler Freunde. Freunde jedoch sind wichtig für uns in Zeiten, in denen für viele die Familie nicht mehr jederzeit erreichbar ist, weil einen Ausbildung oder Beruf oft hunderte Kilometer von seinen Eltern, Geschwistern, sonstigen Verwandten getrennt hat. Statt daheim herumzudümpeln und sich vor dem Fernseher Kummerspeck anzufuttern, empfiehlt sich tatsächlich vermehrte Aktivität, um den freundeskreis auszuweiten, neue Menschen kennen zu lernen, auf andere Gedanken zu kommen.
3. Die Prognose der Zukunft. Wie sieht meine Zukunft aus? Gibt es positive Entwicklungen am Horizont?
Trennungen und Scheidungen sind immer auch persönliche Niederlagen, weil man sich fühlt, als habe man versagt. Aber das muß gar nicht sein. Vuelleicht verliert man auch Ballast. Kann man jetzt vielleicht die vielversprechende neue Stelle im Zweigwerk Dingenskirchen antreten, ohne daß der Ex-Partner hadert? Gibt es die Möglichkeit, durch einen Umzug nach UrbanCity endlich aus der Arbeitslosigkeit heraus zu kommen? Ist es nicht vielleicht sogar ganz toll, daß der Ex endlich weg ist, weil der sonntägliche Fußballtermin jeden Wochenendtrip nach London, Paris oder Rom verhinderte? Oder darf man jetzt endlich wieder Winterurlaub in Österreich machen bei Marillenkuchen und Germknödel, statt jedes Jahr aufs neue eine Woche mit Darmfaxen im ach so hippen Wüstenhausen unter viel zu viel Hitze zu leiden?
40 % aller Ehen in Deutschland werden geschieden. Ob die restlichen 60 % alle glücklich sind, wage ich zu bezweifeln.
Wenn man eine Scheidung oder Trennung nicht als totale Katastrophe ansieht, sondern als das, was sie ist, nämlich ein ganz normaler Prozeß im menschlichen Miteinander, der zwar schmerzhaft aber auch nicht das absolute Einzelschicksal und die absolute Neuigkeit im Zusammenleben zweier Menschen ist, dann kann man damit ganz gut umgehen.
Dazu gehört auch, sich dem anderen gegenüber anständig zu verhalten. Sich auf die Zunge zu beißen und nichts zu sagen, auch wenn man gerade tief verletzt ist und den anderen am liebsten erwürgen möchte. Einfach weil man sich hinterher bei einer anständigen Trennung noch in die Augen sehen und gut begegnen kann. Du hast deine/n Ex mal geliebt. Ihr habt viele gemeinsamen Erlebnisse, die euch für immer verbinden können. Als gute Freunde.