Chapter 03 › Known Unkown. | Part 3
› Schmecken tut's schonmal sehr gut, oder? ‹ Scarlet trank ihren Latte Macchiatto in einem Zug aus und verzehrte dann ihr halbes
Kuchenstückchen. › Sag mal, hast du schon die Geschichtsaufgaben gemacht? ‹, fragte sie nun. › Nein. ‹ - › Verstehst du das denn? ‹
› Mhm, ja. ‹ Scarlet schaute verwundert drein und fragte mich augenblicklich, ob ich ihr die französische Revolution schnell erklären
könnte. Ein leichter Seufzer floss über meine Lippen, doch dann fasste ich jeden Satz, den Miss Dean im Unterricht sagte und den ich,
zu meiner Verwunderung, behalten hatte, in einem kurzen Text zusammen, den Scarlet durchgängig nickend aufnahm.
› Hast du's jetzt verstanden? ‹, forschte ich nach. › Ja. Danke! ‹, überkam es Scarlet. Mit einem Lächeln strich ich mir zaghaft eine
Strähne aus dem Gesicht und verfiel meiner Gedankenwelt. Meine Gedanken kreisten um den Jungen, der mir an demselben Tag in der
Kantine so bekannt vorkam. Der Junge, der mich so in seinen Bann zog und mich faszinierte. Exakt in diesem Moment kam er ins Café.
Der Junge, über den ich gerade nachdachte, ging an unserem Tisch vorbei, hinterließ einen wunderbaren Duft von Parfum und setzte
sich in unmittelbarer Nähe neben uns. Er schaute uns nicht an, dennoch spürte ich aus einem mir nicht erklärlichem Grund seine mus-
ternden Blicke. Nur einmal kurz wagte ich es, mich nach ihm umzudrehen. Unsere Blicke trafen sich, ich sah ihm - und er sah mir direkt
in die Augen. Ein kalter Schauer durchfloss meinen Körper und ich drehte mich sofort wieder zu Scarlet, die sich nun auch an meinem
Kuchenstückchen verging. › Dieser Typ verfolgt uns doch. ‹, murmelte ich undeutlich.
Du bist zu gefährlich für sie. Du wirst sie verletzen. Du kannst sie nicht dazu zwingen, dich zu mögen. Leroy. Denk' an dich und dein
Geheimnis. Sie darf es nicht erfahren. Es muss dein Geheimnis bleiben. Sie wird dich nicht mögen. Du bist nicht gut genug. Du bist
anders. Jeder geht dir aus dem Weg. Sie wird es auch tun. Und denke auch an sie. An ihr Leben und ihre Zukunft. Sie will sowas
bestimmt nicht.
› Hast du was gesagt? ‹, fragte Scarlet, nachdem sie den letzten Bissen Kuchen herunter geschluckt hatte. Ich schüttelte nur den
Kopf und wagte mich ein zweites Mal, den mysteriösen Jungen anzusehen. Kaum sah ich ihm wieder in die Augen, stand er auf und
ging hastig aus dem Café. Als er an uns vorbeikam, berührte er mich versehentlich mit seiner Hand an meiner Schulter. Ich zuckte
schreckhaft zusammen und schaute ihm nach. An der Tür drehte er sich um, zwinkerte mir zu und verschwand dann letztendlich aus
dem Café. › Können wir gehen, Scarlet? ‹, forderte ich sie auf. Unmittelbar danach standen wir schon wieder vor dem Café, Arm in
Arm, und verabschiedeten uns.
Meine Füße wurden schneller, als ich merkte, wie es langsam dunkler wurde. Die Sonne versank im Horizont und die Luft wurde milder.
Ich liebte morgendliche - und abendliche Dämmerung. Sehr gerne beobachtete ich morgens, wie die Sonne aufging und abends, wie
sie unterging. Etliche Fotos dieser Ereignisse der Natur nahmen den Speicherplatz meiner Kamera ein und ich schaute sie mir immer
wieder an. Als der letzte Strahl der Sonne meine Nase kitzelte und jene dann endgültig verschwand, schloss ich die Haustüre auf,
wünschte Antonia und Evelyn eine gute Nacht, zog mich um und ließ mich vollkommen erschöpft in mein Bett fallen. Sogleich schlief
ich ein und trat in das schöne Land der Träume ein.