Hei Takemoto fand in den letzen Nächten kaum Schlaf.
Immer wieder musste er daran denken, wie verletzt Mitsuki
bei ihrem letzen Streit geklungen hatte. Dass sie sich so
vernachlässigt fühlte, hatte er einfach nicht gewusst.
Obwohl es ihm hätte klar sein müssen, war er doch vor
lauter Arbeit kaum zu Hause. Deshalb machte er sich, am
Samstagmorgen, ziemlich früh auf den Weg, um der Mutter
seiner Kinder eine Überraschung zu machen. Hei wusste nicht,
warum er nicht schon viel eher darauf gekommen war, Mitsuki
einen Hund zu schenken. Dann bräuchte sie keine Angst haben,
wenn er mal länger arbeiten musste und sie wäre auch nicht mehr
alleine. Ja, seiner Freundin einen Hund zu schenken, würde eine
gute Idee sein. Da war sich Hei sicher.
Mitsuki war von dem neuen Familienmitglied allerdings
ganz und gar nicht begeistert, versuchte sich aber nichts
anmerken zu lassen. Wie konnte ihr Partner nur auf die
Idee kommen, ausgerechnet jetzt, wo die Zwillinge in
einem schwierigem Alter steckten und auch die beiden
Erwachsenen gerade eine so schwierige Zeit durchmachten,
für erneuten Stress zu sorgen? Jetzt hatte sie nicht nur den
kompletten Haushalt und die Kleinen um die sie sich kümmern
musste, nein, jetzt kam auch noch ein vierbeiniger Köter dazu,
der wahrscheinlich, bei allem Glück, noch nicht einmal
Stubenrein war. Wer würde ihn füttern? Wer würde mit
ihm spazieren gehen müssen? Seine Haufen weg machen,
wenn es zu spät für einen Spaziergang war? Ihn baden?
Richtig, das würde sie, Mitsuki Lewis, selbst sein.
Und ihr lieber Mann? Der hatte sich
in seinem Arbeitszimmer verkrochen.
Die junge Mutter brauchte, mit all dem Groll denn sie in sich trug,
heute besonders lange für die Hausarbeit. Auch die Kinder wollten
sich nicht so schnell wie sonst beruhigen lassen, doch von Hei war,
wie sollte es auch anders sein, keine Hilfe zu erwarten. Mit den Worten
»er habe noch viel zu tun« hatte er sich, nachdem der Hund im Haus
angekommen war, hinter seinem Schreibtisch gesetzt und sich bisher nicht
ein einziges mal blicken lassen. Erst am Abend, nachdem Mitsuki laut genug
mit dem Geschirr geklappert hatte, kam er in die Küche, um sie zu fragen worin
dieses Mal ihr Problem lag. Mitsuki konnte es nicht fassen. Er hatte ungefragt diese
Töhle ins Haus gebracht und fragte sie ernsthaft, worin ihr Problem lag? Die junge Frau
fing an, ihn für alle Unannehmlichkeiten, mit denen sie in den letzen Monaten
gekämpft hatte, verantwortlich zu machen. Doch diesmal schien Mitsuki zu weit
gegangen zu sein. Wutentbrannt packte Hei ein paar Sachen zusammen und teilte ihr mit,
dass er diese Nacht in einem Hotel verbringen würde. Und dann war weg.
Mitsuki konnte in dieser Nacht überhaupt nicht schlafen. Sie hatte
Angst, Hei würde es sich anders überlegen, und doch wieder zurück
kommen und da wurde der Schwarzhaarigen klar: Sie wollte nie
wieder mit Hei leben. Am nächsten Morgen stand sie besonders früh auf,
um die Zwillinge zu versorgen und sich von ihnen zu verabschieden.
Sie wusste nicht wohin, nur, dass sie so schnell wie möglich weg von dem
Mann wollte, der sie all die Monate hier gefangen hielt. Sie brach es kaum
übers Herz ihre geliebten Kinder alleine zu lassen, aber sie konnte sie nicht
mitnehmen. Sie wusste ja selber nicht, wo sie landen würde und wollte
ihren Kindern nicht zumuten, in einer drecken Absteige zu hausen.
Bei ihrem Vater würde es den beiden auf jeden Fall besser gehen,
dessen war sie sich bewusst. Nachdem sie beiden Kindern einen
Abschiedskuss gegeben hatte und sich sicher war, dass sie versorgt sein
würden bis Hei nach Hause kam, ging sie, ohne irgendwelche Sachen
zu packen, so schnell sie konnte aus dem Haus.
Als Hei nach Hause kam, hörte er den ohrenbetäubend Lärm
schon von draußen. Mit einem furchtbar schlechten Gewissen und
der Angst, Mitsuki könnte etwas zugestoßen sein, weswegen sie sich
nicht um die Babys kümmern konnte, stürmte er ins Haus. Als er Mitsuki
im unteren Teil nicht finden konnte, begab er sich sofort ins Kinderzimmer,
um seine lärmenden Kinder zu beruhigen. Verzweifelt wiegte der junge
Vater seinen Sohn in den Armen, ohne Erfolg. Der kleine Shion wollte
sich einfach nicht beruhigen lassen und seine Schwester brüllte ebenfalls
noch aus vollster Seele. Wo war nur seine Freundin? Er rief minutenlang
nach ihr, erhielt jedoch keine Antwort. Und dann war es ihm plötzlich klar,
Mitsuki hatte sie verlassen. Sie hatte ihn und die Kinder einfach aus ihrem
Leben gestrichen und war fort. Aber ein neues Leben, so viel stand fest,
würde sie ohne ihre Kinder machen müssen. Und damit hielt Hei seine
beiden Kinder fest an sich gepresst.