Hallö Zusammen. 
Ich hab mich auf Grund der veränderten Bildergröße hier entschlossen, meine Story hier online zu stellen. Da ich nicht so der Fan von großen Vorreden bin, fangen wir einfach mal an. *g*
Sturm über Tularea
Prolog: Eine stürmische Nacht
Es stürmte und Regenwolken hingen tief über dem Wald. Ab und an zuckten Blitze über den Himmel. Es war keine Nacht in der ein vernünftiger Mensch draußen sein wollte. Trotzdem war jemand unterwegs zu der Hütte, die eine Art Ruhepol in mitten des Sturms bildete.
In der Hütte stand die Alte Frau am Fenster und starrte in die Nacht. Sie wusste, dass heute eine besondere Nacht war. Eine Nacht die ihr Leben verändern würde. Nur wusste sie nicht ob zum Guten oder zum Schlechten. Sie wünschte sich, dass es zum Guten sein würde, dass diese Bürde eine Freude sein würde. Aber sie schraubte ihre Hoffnungen nicht zu hoch. Es war ihr klar, dass es mit viel Arbeit und Geduld verbunden war, ihre Aufgabe zu erfüllen.
Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in ihre Hütte. Sie sah, dass sie eigentlich nicht wirklich auf das vorbereitet war was kommen sollte. Da die Hütte nur aus einem Raum und dem Dachboden bestand, war es auch schwierig alles Wichtige zu verstauen, dass neugierige Augen es nicht sahen und erkannten. Sie wusste, dass sie ein Risiko einging, aber es ließ sich nicht mehr ändern. Sie hatte ihre Zustimmung gegeben und war damit fest gebunden.
Sie seufzte und fing an noch ein bisschen aufzuräumen. Sie wollte noch wenigstens ein Paar Utensilien ihrer Zunft verbergen, bevor es soweit war. Sie ging zu dem Regal, wo die meisten ihrer Krüge standen und traf eine Auswahl, was bleiben durfte und was in dem kleinen Raum unter ihren Füßen verschwinden musste. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass der Bote etwas Ungewöhnliches sah. Die Menschen im Umland hielten sie für eine alte Einsiedlerin, die viel von Kräutern verstand und das sollte auch so bleiben. Niemand durfte wissen, dass sie eine echte Hexe war.
Als wenn sie das nicht eh schon wüssten. Dachte sie mit einem leicht bitteren Lachen. Nur gut, dass keiner der Schwachköpfe wirklich den Mut hat, das der Wache zu melden.
Nachdem alle gefährlichen Krüge und Kräuter aussortiert waren setzte sich die alte Frau in ihren Stuhl vor dem Kamin und wartete. Unterdessen wurde der Sturm draußen noch heftiger. Es fing an zu hageln und mehrere Bäume knickten um. Irgendeiner muss sich wohl morgen darum kümmern, dachte die Hexe noch bevor etwas im Feuer ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie starrte in die Flammen und mit einem Mal konnte sie sehen, was allen normalen Menschen verborgen bleibt.
...Die Flammen wurden schwarz und das Innere Hütte verschwand in Dunkelheit. Trotzdem schien ein Funke noch zu brennen, er wurde heller und heller und dann erlosch auch er. Dann war es eine Weile dunkel, ehe sich ein weiteres kleines, schwaches Licht aus der Schwärze erhob. Doch es war kraftlos und schaffte es nicht den Raum wieder zu erhellen. Aber es gab nicht auf. Seicht und stetig leuchtete der kleine Stern in der allumfassenden Dunkelheit. Bis...
Die Hexe schreckte auf. Es war wieder hell in der Hütte, das Feuer brannte unbeeindruckt weiter und die alte Frau sank wieder in ihren Sessel. Sie fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte und warum sie gerade in einer Nacht wie dieser ein solches Gesicht hatte. Dann merkte sie, was sie aus ihrer Vision gerissen hatte: Es klopfte an der Tür.
Ah, mein Mündel ist da, dachte sie und erhob sich schwerfällig von ihrem Platz. Ihre alten Knochen knackten, aber sie ging ohne Schmerzen zur Tür. Draußen schien der Sturm etwas nachgelassen zu haben, obwohl der Regen noch ziemlich stark herunter prasselte. Sie öffnete die Tür vorsichtig, schließlich konnte man ja nie wissen. Vor der Tür saß ein kleines Mädchen mit klatschnassen brauen Haaren und starrte sie an. Sie schrie nicht, sie weinte nicht und das obwohl ihr schrecklich kalt sein müsste.
Die alte Frau beugte sich runter und nahm die Kleine hoch. Sie versuchte nicht, dem Mädchen gut zuzureden. Das war nicht ihre Art. Aber sie trocknete das Kind ab und legte es in die kleine Krippe, die sie Tags aufgestellt hatte. Kaum lag das Mädchen darin, fielen ihr auch schon die Augen zu. Die Hexe betrachtete sie noch eine geraume Zeit lang, ehe sie sich mit einem Seufzen umdrehte und selbst schlafen ging.
Kapitel1: Kennenlernen
Die ersten paar Jahre bei der alten Frau waren für Lina wie im Nebel. Sie konnte sich nicht wirklich erinnern, dass ihre Ziehmutter viel mit ihr geredet hätte. Sie hatte ihr ihren Namen gesagt und was sie alles nicht anfassen darf, aber sonst war die alte Frau ziemlich schweigsam. Nur eine kleine scharfe Zurechtweisung, wenn Lina mal wieder die falschen Pflanzen in der Hand hatte oder ein Ruf zum Essen, waren das Einzige was sie von der alten Frau hörte. Nicht das es sie sonderlich störte, sie kannte es ja nicht anders.
Aber eines Morgens war es anders. Lina erwachte wie immer in der Morgendämmerung und stand sofort auf. Sie wusste, was passiert, wenn sie es nicht tat. Die alte Frau sah und wusste alles. Auf jeden Fall glaubte Lina das. So schnell sie konnte zog sie sich an und ging zum Kessel um das Frühstück vorzubereiten. Jeden morgen das Gleiche, dachte sie so bei sich. Ich wäre froh, wenn es mal Abwechslung geben würde.
„Kind, heute lernst du etwas Neues.“ kam es wie aufs Stichwort von der alten Frau. Lina blickte erstaunt hoch.
„Was denn Adera?“ fragte sie. Sie sprach leise, fast als würde sie sich nicht trauen lauter zu sprechen, aber das täuschte. Sie hatte keine Angst vor der alten Frau, sondern sie wollte nur so schnell wie möglich wissen, was es denn Neues zu lernen gab. Aus der Vergangenheit hatte sie gelernt, so höflich wie möglich zu Adera zu sein, sonst würde sie nie erfahren, was sie wissen wollte.
„Sei nicht so ungeduldig.“ schnappte die alte Frau und setzte sich an den Tisch. Lina rührte enttäuscht weiter in dem langsam wärmer werdenden Haferbrei rum. Sie wusste, dass weitere Fragen nur dazu geführt hätten, dass sich Adera das Ganze noch anders überlegen würde. Und das konnte sie nicht riskieren.
Lina war ein lebhaftes Kind und die täglichen kleinen Arbeiten in der Hütte reichten bei weitem nicht aus, um sie zu erschöpfen. Wann immer sie konnte nahm sie sich Zeit für sich und tobte sich im Wald aus. Sie hatte keine Freunde, denn zum Dorf war es eine ganz schön lange Strecke für ein Kind allein. Aber sie wusste sich zu helfen, in dem sie auf Bäume kletterte und mit ein paar Wildtieren fangen spielte. Natürlich spielten die Tiere nicht richtig mit, aber Lina machte es Spaß.
Nach dem Frühstück an diesem Morgen erwartete sie aber erstmal der ganz normale Tagesablauf. Sie wusch die Teller und den Rest des Geschirrs ab, ging danach die Hühner füttern und widmete sich dann der leidigen Aufgabe des Sauber machen. Sie hasste es zu fegen und Staub zu wischen, aber Adera bestand darauf, dass die Hütte sauber sein sollte. 'Kinder machen Dreck und darum machst du auch hier sauber.' War ihre Begründung als Lina sie einmal fragte, warum sie immer putzen musste. Also putzte Lina ergeben und fragte nie wieder nach dem Warum.
Erst als es schon fast Schlafenszeit war rief Adera Lina zu sich. Sie saß auf der Bank und winkte das Mädchen zu sich. Lina setzte sich auf den Boden vor der alten Frau und schaute sie erwartungsvoll an.
„Also Kind, du bist jetzt schon über 3 Jahre hier bei mir und es wird langsam Zeit, dass du mehr lernst, als nur Hausarbeiten.“ fing Adera langsam an. Sie war sich nicht ganz sicher wie viel sie Lina schon anvertrauen konnte, aber sie hatte beschlossen ihr wenigstens das Nötigste beizubringen. Sie sah Lina ernst ins Gesicht und traf eine Entscheidung. „Du weißt, was ich mache?“
Lina schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, was die alte Frau machte, dazu hütete Adera ihr Geheimnis viel zu gut. Wieder schien es so als hätte Adera gewusst, was Lina dachte, denn sie lachte einmal leise auf und fuhr dann fort. „Dachte ich mir das doch. Gut, das wirst du schon noch herausfinden. Ich habe dir aber gesagt, dass du etwas Neues lernst, also werde ich dir Lesen und Schreiben beibringen.“
Lina bekam große Augen. Das gefiel ihr. Von vereinzelten Besuchern aus dem Dorf hatte sie gehört, dass nur die Edelleute und Geistliche lesen und schreiben konnten. Sie fragte sich allerdings, warum die alte Frau das dann konnte. Sie war doch keine Edelfrau und eine Geistliche? Nein, das ganz bestimmt nicht. Lina sah sie weiter erwartungsvoll an, aber die alte Frau starrte durch sie durch. Sie traute sich nicht zu fragen, wann es denn los ginge mit dem Unterricht, aber sie wollte auch nicht aufstehen.
Erst nach einer Weile schien sich Adera zu erinnern, dass Lina immer noch vor ihren Füßen saß. „Nun geh schon endlich ins Bett. Heute fangen wir nicht mehr an.“ Lina seufzte etwas enttäuscht, aber sie ging ohne zu zögern schlafen.
Am nächsten Morgen erwachte sie erfrischt und voller Tatendrang. Sie konnte kaum erwarten, endlich die erste Lese- und Schreiblektion zu lernen. Wie immer bereitete sie das Frühstück zu und während des Essens sah sie Adera immer wieder von der Seite an, bis diese ihr sagte, sie soll doch woanders hinschauen. Auch der Rest des Tages verlief genauso wie der Tag zuvor und Lina wurde langsam ungeduldig. Erst am späten Nachmittag rief Adera sie zu sich. Sie hatte sich das mit einem Buch am Esstisch bequem gemacht und Lina setzte sich neben sie.
Binnen kurzer Zeit war Lina gefangen von all den schönen Buchstaben. Sie war mit solch einem Eifer dabei, als würde sie noch am gleichen Tag alles lernen wollen. Nur mit Mühe konnte Adera sie bremsen, sonst hätte Lina noch bis tief in die Nacht weiter gelernt. Selbst in der Nacht träumte sie von Buchstaben und all den tollen Dingen, die sie verkörperten.
Selbst Adera musste ein paar Mal über den Eifer von Lina lächeln, aber sie tat es nur dann, wenn das Mädchen nicht hinschaute. Schließlich war sie davon überzeugt, dass das Mädchen nicht nur fleißig sondern auch ziemlich klug war. Sie warf all ihre vorherigen Pläne über den Haufen und beschloss dem Kind doch zu verraten wer sie war und was sie Lina lernen wollte. Sorgfältig legte sie einige Bücher auf den Tisch, als das Mädchen schon fest schlief. Sie war davon überzeugt, dass Lina von selbst darauf kommen würde, wenn sie ihr die richtigen Hinweise geben würde. Also legte sie ein paar alte Schriften auf den Tisch, die sich mit ihrer Kunst befassten und ging dann selbst schlafen.
Morgens entdeckte Lina sofort die neuen Bücher auf dem Tisch. Sie sah sich neugierig um und hörte ob Adera schon wach war. Aber sie hörte nichts von der alten Frau, sie schien also noch zu schlafen. Blitzschnell schnappte sie sich die Schriften und setzte sich auf ihr Bett damit sie sie lesen konnte. Immer wieder unterbrach sie sich und lauschte nach der alten Frau, aber auch nach einer Stunde war immer noch nichts von ihr zu hören. Lina machte sich keine Sorgen, zu sehr freute sie sich über die freie Zeit. Es war ja selten genug, dass sie morgens Zeit hatte für sich.
Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass schon langsam die Sonne aufging. Schnell legte sie die Schriften wieder auf den Tisch und machte sich an ihre morgendlichen Arbeiten. Fast schon fröhlich machte sie Frühstück bis Adera runter kam und sie gemeinsam schweigend aßen. Nachdem Lina die Teller und das Besteck abgespült hatte rief Adera sie zu sich. Lina, die gerade auf dem Weg nach draußen zum Hühner füttern wollte, stutzte und setzte sich verwundet wieder an den Tisch.
„Du hast heute morgen die Schriften gelesen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage von Adera und Lina nickte auch nur stumm. Sie war immer noch unsicher, wann sie sprechen sollte und wann nicht. Adera nickte ebenfalls und sah Lina dann in die Augen. Immer noch staunte sie über die ungewöhnlichen Augen des Mädchens, tiefblau und in ihnen schienen die Sterne zu wohnen.
„Dann weißt du jetzt also, was ich bin und was du werden wirst, wenn du willst.“
Lina starrte die alte Frau an. In ihren Gedanken kreiste es, sie war sich sicher, dass sie die Lösung wusste, aber sie traute sich nicht recht es auszusprechen. Und was war das mit dem Angebot, dass sie ebenfalls lernen konnte, was die alte Frau tat? Als die Minuten sich hinzogen und Lina immer noch nicht geantwortet hatte, stand Adera auf.
„Du bist noch nicht soweit und jetzt geh wieder an deine Pflicht.“ Sie drehte Lina den Rücken zu und lächelte leise in sich rein. Sie wusste, dass das Mädchen die Antwort kannte und sie wusste auch, was jetzt kommen würde.
„Du bist eine Hexe.“ sagte Lina leise, aber bestimmt. „Und ich möchte auch eine werden.“
„Du möchtest oder du willst?“
„Ich will.“ antwortete Lina bestimmt und schon viel lauter als eben noch zuvor. Adera ließ sie noch ein bisschen zappeln und drehte sich dann langsam wieder um. „Gut, dann geh jetzt die Hühner versorgen und Eier ausnehmen. Dann werden wir mit der ersten Lektion beginnen. Und von jetzt an, wirst du mir immer antworten, wenn ich dir etwas sage. Du wirst tun, was ich sage und ich dulde keinen Widerspruch. Du wirst außerdem geheim halten, was du lernst und mit niemanden darüber sprechen. Noch nicht einmal wirst du den Bäumen oder Tieren etwas davon sagen. Das sind meine Bedingungen, verstößt du dagegen, werde ich den Unterricht sofort abbrechen.“
Lina nickte automatisch und als sie den ärgerlichen Gesichtsausdruck im Gesicht der alten Hexe sah, beeilte sie sich zu sagen: „Ja, Adera.“
----
Fortsetzung folgt
Benachrichtungen:
krebschen'89; chrissy1709; Irisa; nasenbaerchen
Benachrichtigung mach ich gerne und ich nehme auch keinen wieder runter, nur weil er still weiterliest. Nichts finde ich schlimmer, als so ein Kommi zu erzwingen.

Ich hab mich auf Grund der veränderten Bildergröße hier entschlossen, meine Story hier online zu stellen. Da ich nicht so der Fan von großen Vorreden bin, fangen wir einfach mal an. *g*
Sturm über Tularea

Prolog: Eine stürmische Nacht

Es stürmte und Regenwolken hingen tief über dem Wald. Ab und an zuckten Blitze über den Himmel. Es war keine Nacht in der ein vernünftiger Mensch draußen sein wollte. Trotzdem war jemand unterwegs zu der Hütte, die eine Art Ruhepol in mitten des Sturms bildete.
In der Hütte stand die Alte Frau am Fenster und starrte in die Nacht. Sie wusste, dass heute eine besondere Nacht war. Eine Nacht die ihr Leben verändern würde. Nur wusste sie nicht ob zum Guten oder zum Schlechten. Sie wünschte sich, dass es zum Guten sein würde, dass diese Bürde eine Freude sein würde. Aber sie schraubte ihre Hoffnungen nicht zu hoch. Es war ihr klar, dass es mit viel Arbeit und Geduld verbunden war, ihre Aufgabe zu erfüllen.

Sie wandte sich vom Fenster ab und blickte in ihre Hütte. Sie sah, dass sie eigentlich nicht wirklich auf das vorbereitet war was kommen sollte. Da die Hütte nur aus einem Raum und dem Dachboden bestand, war es auch schwierig alles Wichtige zu verstauen, dass neugierige Augen es nicht sahen und erkannten. Sie wusste, dass sie ein Risiko einging, aber es ließ sich nicht mehr ändern. Sie hatte ihre Zustimmung gegeben und war damit fest gebunden.

Sie seufzte und fing an noch ein bisschen aufzuräumen. Sie wollte noch wenigstens ein Paar Utensilien ihrer Zunft verbergen, bevor es soweit war. Sie ging zu dem Regal, wo die meisten ihrer Krüge standen und traf eine Auswahl, was bleiben durfte und was in dem kleinen Raum unter ihren Füßen verschwinden musste. Auf keinen Fall wollte sie riskieren, dass der Bote etwas Ungewöhnliches sah. Die Menschen im Umland hielten sie für eine alte Einsiedlerin, die viel von Kräutern verstand und das sollte auch so bleiben. Niemand durfte wissen, dass sie eine echte Hexe war.
Als wenn sie das nicht eh schon wüssten. Dachte sie mit einem leicht bitteren Lachen. Nur gut, dass keiner der Schwachköpfe wirklich den Mut hat, das der Wache zu melden.

Nachdem alle gefährlichen Krüge und Kräuter aussortiert waren setzte sich die alte Frau in ihren Stuhl vor dem Kamin und wartete. Unterdessen wurde der Sturm draußen noch heftiger. Es fing an zu hageln und mehrere Bäume knickten um. Irgendeiner muss sich wohl morgen darum kümmern, dachte die Hexe noch bevor etwas im Feuer ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Sie starrte in die Flammen und mit einem Mal konnte sie sehen, was allen normalen Menschen verborgen bleibt.

...Die Flammen wurden schwarz und das Innere Hütte verschwand in Dunkelheit. Trotzdem schien ein Funke noch zu brennen, er wurde heller und heller und dann erlosch auch er. Dann war es eine Weile dunkel, ehe sich ein weiteres kleines, schwaches Licht aus der Schwärze erhob. Doch es war kraftlos und schaffte es nicht den Raum wieder zu erhellen. Aber es gab nicht auf. Seicht und stetig leuchtete der kleine Stern in der allumfassenden Dunkelheit. Bis...
Die Hexe schreckte auf. Es war wieder hell in der Hütte, das Feuer brannte unbeeindruckt weiter und die alte Frau sank wieder in ihren Sessel. Sie fragte sich, was das wohl zu bedeuten hatte und warum sie gerade in einer Nacht wie dieser ein solches Gesicht hatte. Dann merkte sie, was sie aus ihrer Vision gerissen hatte: Es klopfte an der Tür.

Ah, mein Mündel ist da, dachte sie und erhob sich schwerfällig von ihrem Platz. Ihre alten Knochen knackten, aber sie ging ohne Schmerzen zur Tür. Draußen schien der Sturm etwas nachgelassen zu haben, obwohl der Regen noch ziemlich stark herunter prasselte. Sie öffnete die Tür vorsichtig, schließlich konnte man ja nie wissen. Vor der Tür saß ein kleines Mädchen mit klatschnassen brauen Haaren und starrte sie an. Sie schrie nicht, sie weinte nicht und das obwohl ihr schrecklich kalt sein müsste.

Die alte Frau beugte sich runter und nahm die Kleine hoch. Sie versuchte nicht, dem Mädchen gut zuzureden. Das war nicht ihre Art. Aber sie trocknete das Kind ab und legte es in die kleine Krippe, die sie Tags aufgestellt hatte. Kaum lag das Mädchen darin, fielen ihr auch schon die Augen zu. Die Hexe betrachtete sie noch eine geraume Zeit lang, ehe sie sich mit einem Seufzen umdrehte und selbst schlafen ging.
Kapitel1: Kennenlernen

Die ersten paar Jahre bei der alten Frau waren für Lina wie im Nebel. Sie konnte sich nicht wirklich erinnern, dass ihre Ziehmutter viel mit ihr geredet hätte. Sie hatte ihr ihren Namen gesagt und was sie alles nicht anfassen darf, aber sonst war die alte Frau ziemlich schweigsam. Nur eine kleine scharfe Zurechtweisung, wenn Lina mal wieder die falschen Pflanzen in der Hand hatte oder ein Ruf zum Essen, waren das Einzige was sie von der alten Frau hörte. Nicht das es sie sonderlich störte, sie kannte es ja nicht anders.
Aber eines Morgens war es anders. Lina erwachte wie immer in der Morgendämmerung und stand sofort auf. Sie wusste, was passiert, wenn sie es nicht tat. Die alte Frau sah und wusste alles. Auf jeden Fall glaubte Lina das. So schnell sie konnte zog sie sich an und ging zum Kessel um das Frühstück vorzubereiten. Jeden morgen das Gleiche, dachte sie so bei sich. Ich wäre froh, wenn es mal Abwechslung geben würde.

„Kind, heute lernst du etwas Neues.“ kam es wie aufs Stichwort von der alten Frau. Lina blickte erstaunt hoch.
„Was denn Adera?“ fragte sie. Sie sprach leise, fast als würde sie sich nicht trauen lauter zu sprechen, aber das täuschte. Sie hatte keine Angst vor der alten Frau, sondern sie wollte nur so schnell wie möglich wissen, was es denn Neues zu lernen gab. Aus der Vergangenheit hatte sie gelernt, so höflich wie möglich zu Adera zu sein, sonst würde sie nie erfahren, was sie wissen wollte.
„Sei nicht so ungeduldig.“ schnappte die alte Frau und setzte sich an den Tisch. Lina rührte enttäuscht weiter in dem langsam wärmer werdenden Haferbrei rum. Sie wusste, dass weitere Fragen nur dazu geführt hätten, dass sich Adera das Ganze noch anders überlegen würde. Und das konnte sie nicht riskieren.

Lina war ein lebhaftes Kind und die täglichen kleinen Arbeiten in der Hütte reichten bei weitem nicht aus, um sie zu erschöpfen. Wann immer sie konnte nahm sie sich Zeit für sich und tobte sich im Wald aus. Sie hatte keine Freunde, denn zum Dorf war es eine ganz schön lange Strecke für ein Kind allein. Aber sie wusste sich zu helfen, in dem sie auf Bäume kletterte und mit ein paar Wildtieren fangen spielte. Natürlich spielten die Tiere nicht richtig mit, aber Lina machte es Spaß.

Nach dem Frühstück an diesem Morgen erwartete sie aber erstmal der ganz normale Tagesablauf. Sie wusch die Teller und den Rest des Geschirrs ab, ging danach die Hühner füttern und widmete sich dann der leidigen Aufgabe des Sauber machen. Sie hasste es zu fegen und Staub zu wischen, aber Adera bestand darauf, dass die Hütte sauber sein sollte. 'Kinder machen Dreck und darum machst du auch hier sauber.' War ihre Begründung als Lina sie einmal fragte, warum sie immer putzen musste. Also putzte Lina ergeben und fragte nie wieder nach dem Warum.

Erst als es schon fast Schlafenszeit war rief Adera Lina zu sich. Sie saß auf der Bank und winkte das Mädchen zu sich. Lina setzte sich auf den Boden vor der alten Frau und schaute sie erwartungsvoll an.
„Also Kind, du bist jetzt schon über 3 Jahre hier bei mir und es wird langsam Zeit, dass du mehr lernst, als nur Hausarbeiten.“ fing Adera langsam an. Sie war sich nicht ganz sicher wie viel sie Lina schon anvertrauen konnte, aber sie hatte beschlossen ihr wenigstens das Nötigste beizubringen. Sie sah Lina ernst ins Gesicht und traf eine Entscheidung. „Du weißt, was ich mache?“
Lina schüttelte den Kopf. Sie hatte keine Ahnung, was die alte Frau machte, dazu hütete Adera ihr Geheimnis viel zu gut. Wieder schien es so als hätte Adera gewusst, was Lina dachte, denn sie lachte einmal leise auf und fuhr dann fort. „Dachte ich mir das doch. Gut, das wirst du schon noch herausfinden. Ich habe dir aber gesagt, dass du etwas Neues lernst, also werde ich dir Lesen und Schreiben beibringen.“

Lina bekam große Augen. Das gefiel ihr. Von vereinzelten Besuchern aus dem Dorf hatte sie gehört, dass nur die Edelleute und Geistliche lesen und schreiben konnten. Sie fragte sich allerdings, warum die alte Frau das dann konnte. Sie war doch keine Edelfrau und eine Geistliche? Nein, das ganz bestimmt nicht. Lina sah sie weiter erwartungsvoll an, aber die alte Frau starrte durch sie durch. Sie traute sich nicht zu fragen, wann es denn los ginge mit dem Unterricht, aber sie wollte auch nicht aufstehen.
Erst nach einer Weile schien sich Adera zu erinnern, dass Lina immer noch vor ihren Füßen saß. „Nun geh schon endlich ins Bett. Heute fangen wir nicht mehr an.“ Lina seufzte etwas enttäuscht, aber sie ging ohne zu zögern schlafen.

Am nächsten Morgen erwachte sie erfrischt und voller Tatendrang. Sie konnte kaum erwarten, endlich die erste Lese- und Schreiblektion zu lernen. Wie immer bereitete sie das Frühstück zu und während des Essens sah sie Adera immer wieder von der Seite an, bis diese ihr sagte, sie soll doch woanders hinschauen. Auch der Rest des Tages verlief genauso wie der Tag zuvor und Lina wurde langsam ungeduldig. Erst am späten Nachmittag rief Adera sie zu sich. Sie hatte sich das mit einem Buch am Esstisch bequem gemacht und Lina setzte sich neben sie.
Binnen kurzer Zeit war Lina gefangen von all den schönen Buchstaben. Sie war mit solch einem Eifer dabei, als würde sie noch am gleichen Tag alles lernen wollen. Nur mit Mühe konnte Adera sie bremsen, sonst hätte Lina noch bis tief in die Nacht weiter gelernt. Selbst in der Nacht träumte sie von Buchstaben und all den tollen Dingen, die sie verkörperten.

Selbst Adera musste ein paar Mal über den Eifer von Lina lächeln, aber sie tat es nur dann, wenn das Mädchen nicht hinschaute. Schließlich war sie davon überzeugt, dass das Mädchen nicht nur fleißig sondern auch ziemlich klug war. Sie warf all ihre vorherigen Pläne über den Haufen und beschloss dem Kind doch zu verraten wer sie war und was sie Lina lernen wollte. Sorgfältig legte sie einige Bücher auf den Tisch, als das Mädchen schon fest schlief. Sie war davon überzeugt, dass Lina von selbst darauf kommen würde, wenn sie ihr die richtigen Hinweise geben würde. Also legte sie ein paar alte Schriften auf den Tisch, die sich mit ihrer Kunst befassten und ging dann selbst schlafen.

Morgens entdeckte Lina sofort die neuen Bücher auf dem Tisch. Sie sah sich neugierig um und hörte ob Adera schon wach war. Aber sie hörte nichts von der alten Frau, sie schien also noch zu schlafen. Blitzschnell schnappte sie sich die Schriften und setzte sich auf ihr Bett damit sie sie lesen konnte. Immer wieder unterbrach sie sich und lauschte nach der alten Frau, aber auch nach einer Stunde war immer noch nichts von ihr zu hören. Lina machte sich keine Sorgen, zu sehr freute sie sich über die freie Zeit. Es war ja selten genug, dass sie morgens Zeit hatte für sich.
Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass schon langsam die Sonne aufging. Schnell legte sie die Schriften wieder auf den Tisch und machte sich an ihre morgendlichen Arbeiten. Fast schon fröhlich machte sie Frühstück bis Adera runter kam und sie gemeinsam schweigend aßen. Nachdem Lina die Teller und das Besteck abgespült hatte rief Adera sie zu sich. Lina, die gerade auf dem Weg nach draußen zum Hühner füttern wollte, stutzte und setzte sich verwundet wieder an den Tisch.

„Du hast heute morgen die Schriften gelesen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage von Adera und Lina nickte auch nur stumm. Sie war immer noch unsicher, wann sie sprechen sollte und wann nicht. Adera nickte ebenfalls und sah Lina dann in die Augen. Immer noch staunte sie über die ungewöhnlichen Augen des Mädchens, tiefblau und in ihnen schienen die Sterne zu wohnen.
„Dann weißt du jetzt also, was ich bin und was du werden wirst, wenn du willst.“
Lina starrte die alte Frau an. In ihren Gedanken kreiste es, sie war sich sicher, dass sie die Lösung wusste, aber sie traute sich nicht recht es auszusprechen. Und was war das mit dem Angebot, dass sie ebenfalls lernen konnte, was die alte Frau tat? Als die Minuten sich hinzogen und Lina immer noch nicht geantwortet hatte, stand Adera auf.

„Du bist noch nicht soweit und jetzt geh wieder an deine Pflicht.“ Sie drehte Lina den Rücken zu und lächelte leise in sich rein. Sie wusste, dass das Mädchen die Antwort kannte und sie wusste auch, was jetzt kommen würde.
„Du bist eine Hexe.“ sagte Lina leise, aber bestimmt. „Und ich möchte auch eine werden.“
„Du möchtest oder du willst?“

„Ich will.“ antwortete Lina bestimmt und schon viel lauter als eben noch zuvor. Adera ließ sie noch ein bisschen zappeln und drehte sich dann langsam wieder um. „Gut, dann geh jetzt die Hühner versorgen und Eier ausnehmen. Dann werden wir mit der ersten Lektion beginnen. Und von jetzt an, wirst du mir immer antworten, wenn ich dir etwas sage. Du wirst tun, was ich sage und ich dulde keinen Widerspruch. Du wirst außerdem geheim halten, was du lernst und mit niemanden darüber sprechen. Noch nicht einmal wirst du den Bäumen oder Tieren etwas davon sagen. Das sind meine Bedingungen, verstößt du dagegen, werde ich den Unterricht sofort abbrechen.“
Lina nickte automatisch und als sie den ärgerlichen Gesichtsausdruck im Gesicht der alten Hexe sah, beeilte sie sich zu sagen: „Ja, Adera.“
----
Fortsetzung folgt

Benachrichtungen:
krebschen'89; chrissy1709; Irisa; nasenbaerchen
Benachrichtigung mach ich gerne und ich nehme auch keinen wieder runter, nur weil er still weiterliest. Nichts finde ich schlimmer, als so ein Kommi zu erzwingen.

Zuletzt bearbeitet: