Zwei junge Mädchen auf dem Weg
Den jeder täglich zur Schule geht
Fahr´n im dem Rad in den Morgen hinein
In des Märzens frühen Schein.
Durch Felder und Wiesen fröhlich sie fahr´n
Die Herzen für alle Welt aufgetan
Und reden und lachen im Morgengraun
So bescheiden und Edel anzuschau´n.
An einer Stelle, da keimt´s aus dem Weg
Auf dem es in Richtung Stadtgrenze geht
Ein Löwenzahn erhebt sein Haupt
Allein und stolz, man sieht ihn genau.
Sie haben ihn wochenlang wachsen geseh´n
Wie Stürme kommen, bleiben und geh´n
Doch der Löwenzahn hielt allem Stand
Beweglich wie Gras, fest wie die Wand.
Und wenn sie zu dieser Stelle fahr´n
Heben sie glücklich ihre Arm´
Schauen sich dabei lachend an
Und rufen jubelnd „Löwenzahn!“
Und wie eine Kindheit aus frohem Herzen
Mit Freundschaft und Liebe erfreuen kann
So kommen früher und später auch Schmerzen
Weil nichts, das ist, so bleiben kann.
Die Zeiten schwanden
Der Frieden verschied
Der Mai kam düster:
Es herrschte Krieg.
Wie viele Menschen mussten sterben
Die alte Heimat bot kein Glück
Die fröhlichen Tage schien´ zu verderben
Doch nunmehr gab es kein Zurück.
Alles Gute schien zu gehen
Nur der Eine, er blieb stehen
Trotz Zerstörung stand er da
Wie eh und je – der Löwenzahn.
Die Mädchen fuhr´n zwischen einsamen Wiesen
Allein der Schulweg war ihnen geblieben
Wortkarg, trotz des Himmels Blau
Die Herzen war´n traurig, verschlossen und grau.
Die Schule ohne das tägliche Lachen
Wollte so keine Freude mehr machen
Und Tage um Tage schritten dahin
Wie eisiger, einsamer, ewiger Wind.
Es war ein Tag wie jeder, drum
Zieht sich dahin der Alltag, stumm
Doch plötzlich, grad zur Mittagsstund´
Die Sirene heult, Angst geht um.
Und kaum sind alle Schüler draußen
Da schwere Bombenflieger brausen
Und Panzer gnadenlos roll´n an
Und nichts hält der Zerstörung stand.
Eines der Mädchen, verzweifelt und klein,
Entflieht dem Massaker allein
Mit letzter Kraft ihr Rad sie nimmt
Und voller Grauen flieht sie, geschwind.
Weinend über die Felder sie jagt
Keinen Blick zurück sie wagt
Sie hört die Bomben, hört das Geschrei
Tod und Grausamkeit, Kugeln aus Blei.
Mit klopfendem Herzen, mit schwindender Kraft
Hofft sie, dass sie´s nach Hause schafft
Die Angst treibt sie immer weiter voran
Dass sie´s trotz Verzweiflung schaffen kann.
Und als sie zu der Stelle kam
Wo sie früher lustige Witze getan
Hielt sie ihren Blicke sehnsuchtsvoll an
Und hauchte leise „Löwenzahn“.
Im Dorf, als sie endlich zuhause war,
Schrie sie, von Atemnot geplagt,
Schrie alles Leid aus sich heraus
Verkündete allen den schrecklichen Graus.
Kummer und Leid brannten wie Glut
Grauen und Angst, getränkt in Wut
Was an diesem Tage war gescheh´n
Konnte niemand in der Stadt versteh´n.
Nach furchtbaren Tagen war´s endlich vorüber
Aus Trümmern erhoben sich Häuser wieder
Doch was ist die Zeit, und was ist, das bleibt,
Wenn das Herz nach einer Erklärung schreit.
Der Freundin Blut, ein Tropfen von vielen,
Trägt sie hinaus, auf Felder und Wiesen
Im endlosen Schmerz, sie fragt sich so viel
Doch wandert sie weiter, zu ihrem Ziel.
Und schließlich hält sie trauernd an
Damit jede Träne fließen kann
Weil Vergessen Wunden nicht heilen kann
Und tränkt damit den Löwenzahn.
So... hier einmal der Hintergrund des Gedichtes.
Die Idee entstand zum Teil aus der Wirklichkeit, zum Teil aus einem Traum. Aus der Realität entstanden die beiden Mädchen, die morgens mit dem Fahrrad zwischen Feldern und Wiesen auf holperigen, einsamen Wegen in den Morgengrauen hinein zur Schule fahren (hab ich das nicht schön gesagt
). Diese beiden Mädchen sind, wohlgemerkt, meine Freundin und ich, die in einem Dorf wohnen und deswegen mit dem Fahrrad jeden Tag zur Stadt fahren. Auch den Löwenzahn, der mitten auf dem Weg wächst, den gibt (bzw. gab) es wirklich. Inzwischen ist das schon ein Jahr her, aber egal.
Dazu kam, dass ich einmal träumte, es würde Krieg sein und unsere Stadt wurde zerstört. Und so kam es, dass ich mir eines morgens auf dem Schulweg so eine Geschichte ausgedacht habe ... das witzige ist, dass sich in meinem Kopf zuerst die Idee entwickelt hatte, diesen Löwenzahn zu etwas bedeutsamen zu machen, bedeutsam für die Mädchen. Und dazu einen dramatischen Hintergrund. Auf den Traum bin ich erst später gekommen. Die allererste Strophe, die ich hatte, war die "und als sie zu der Stelle kam, wo sie früher lustige Witze getan... usw". Daraus hat sich dann nach und nach das Gedicht entwickelt. ^^
Soviel zur Hintergrundlektüre.
Und jetzt möchte ich gerne eure Kommis hören
EDIT: Argh, wieso ist das in einer anderen Schriftart? Hab doch Verdana eingestellt >.<