„Janine ist wieder da!“, schrie sie ins Esszimmer hinüber. „Los, komm mit, wir warten schon auf dich!“ Wohl oder übel musste ich Nele folgen. Stumm betrat ich das Zimmer.
Mein Vater saß am Tisch und las in der neuesten Ausgabe irgendeiner Immobilienzeitung, meine Mum deckte den Tisch. Beide schienen keine Notiz von mir zu nehmen.
„Willst du die Mütze nicht ausziehen? Wieso hast du bei der Hitze überhaupt eine an? Ist dir das nicht zu warm? Also, mir wäre das jedenfalls viel zu heiß.“ Sie unterbrach ihren Redeschwall um kurz Luft zu holen. In dem Moment zog ich mir die Mütze vom Kopf. Meine Schwester japste und starrte mich einige Momente nur stumm an. Dann hatte sie ihre Sprache wohl wieder gefunden, denn sie brüllte in ihrer typischen Lautstärke los: „Janine hat…Locken!“
Meinem Dad klappte die Zeitung herunter, meiner Mutter der Unterkiefer. „Du hast WAS?“, riefen beide unisono. „Deine schönen Haare! Wie konntest du nur? Wer hat dich gezwungen, dich so zu verstümmeln?“ Meine Mum sah so aus, also ob sie jeden Moment die Polizei anrufen wollte und eine Anzeige wegen Körperverletzung aufgeben wollte.
„Hey, komm mal wieder runter. Es war meine eigene Entscheidung. Ich wollte einfach mal was Neues ausprobieren. Ist das so schlimm? OK, es ist vielleicht ein bisschen an meinen Vorstellungen vorbeigeschrammt, aber was soll’s?“
Ich fühlte mich bei weitem nicht so locker, wie ich mich nach außen hin gab. Unter meiner aufgelegten Coolness war ich am Rand der Verzweiflung. Ich konnte Mark nie, nie wieder unter die Augen treten. Er würde sich sofort angeekelt abwenden, da war ich mir sicher. Das musste ich unbedingt verhindern. Ich beschloss, eine Nachtschicht im Internet einzulegen, um eine Lösung für meine aussichtslose Lage zu finden.
www.misslungene-dauerwelle.de (tschuldigung, ich bekomm den Link hier irgendwie nicht deaktiviert...) oder so…
„Trotzdem, Schätzchen. Wie konntest du überhaupt auf solch eine übergeschnappte Idee kommen? Du willst doch so nicht wirklich auf die Straße gehen? Oder in die Schule? Wie soll ich das unseren Kunden erklären? Die sind bestimmt sehr empört und vermuten, dass ich mich nicht genügend um meine Tochter kümmere. Unser Ruf…“
„Jetzt mach doch nicht so einen riesen Wirbel drum“, versuchte ich meine Mutter zu bremsen. Aber ich hätte genauso gut versuchen können, einen Güterzug aufzuhalten. Ich brauchte dringend einen Themawechsel, um sie von ihrer Ruinierten-Ruf-Tour runterzuholen.
„Wo steckt eigentlich David?“, fragte ich, froh über diesen Einfall. „Kommt gerade zur Tür rein“, bemerkte mein Dad trocken. Erschrocken drehte ich mich um und wäre fast mit David zusammengeknallt. Merde! Ich starrte ihn mit beschwörendem Blick an. Wehe, der fing jetzt auch noch damit an! Anscheinend hatte er mich verstanden, denn er sah mich nur mit ausdruckslosem Gesicht an, ging an mir vorbei und setzte sich an den Tisch.
Ich sandte ein Stoßgebet zum Himmel, dass meine Mutter jetzt nicht wieder von meinen Haaren anfing. Anscheinend fand Gott auch, dass ich für heute genug gelitten hatte, denn meine Mum hielt wirklich den Mund. Sie warf mir nur einen Blick der Marke Wir-sprechen-uns-noch zu und wandte sich dann wieder dem Tisch zu.
So, wir würden uns riesig über Kommis freuen. Alle, die auf der alten Benachrichtigungsliste stehen, aber nicht mehr benachrichtigt werden wollen, sollen sich bitte bei mir melden. DANKÖÖÖ!!!