Pierce
Member
Nachdem ich hier so einige Geschichten von anderen Usern gelesen habe, möchte ich mich auch mal erdreisten, eine Kurzgeschichte preiszugeben.
Ende 2002 hatte ich mit einer Kurzgeschichte begonnen, die den Arbeitstitel "Two for Tragedy" trug (dieser Arbeitstitel sollte später (ungewöhnlich für mich) mehrmals wechseln, bis ich bei "Drei - eine Tragödie in 11 Abschnitten" hängenblieb).
Die Geschichte teilt sich in einen (kurzen) Prolog, die titelgebenden 11 Abschnitte und einen (kurzen) Epilog.
Verbesserungsvorschläge und Kritik sind mir jederzeit sehr willkommen, gleich welcher Art, mögen sie noch so hart sein, also, verreißt die Story ruhig, wenn sie euch nicht gefällt, aber gebt dann auch nachvollziehbare Begründungen an.
So, without further ado, let the tragedy begin:
3 Drei 3
Damian schritt langsam die Auffahrt entlang zur Haustür. Hier, am Stadtrand, etwa 8 km von seinem eher zentral gelegenen Zuhause, wohnte Dorothy bei ihren Eltern in einem altmodischen Herrenhaus. Rasch klingelte er, kaum, daß er die Haustür erreicht hatte. Schon nach wenigen Sekunden öffnete Dorothys Mutter. „Oh, hallo, Damian. Wie geht’s dir?“ Damian verbeugte sich leicht. „Danke, mir geht es gut. Ist Dorothy da?“ Dorothys Mutter trat einen Schritt zur Seite. „Natürlich. Komm rein.“ Damian trat etwas zögernd über die Schwelle. Dorothys Mutter war ihm nicht allzu sympathisch. Ihre Haltung und ihre Sprechweise ihm gegenüber wirkte immer etwas gönnerhaft. Dorothys Mutter drehte sich zur Treppe um, die direkt neben der Haustür nach oben führte und rief: „Dorothy, dein Freund ist da!“ Und noch etwas, was Damian nicht an ihr gefiel: sie schien es stets zu vermeiden, seinen Namen nennen zu müssen.
Es polterte leicht auf der Treppe, als Dorothy herunterstürmte und sich ihm an den Hals warf. „Damy, mein Liebling, wie schön, dich zu sehen!“ rief sie lächelnd und drückte ihn. Damian gab ihr einen Kuß. „Hallo, Mäuschen. Ich habe eine Überraschung für dich.“ Dorothy grinste breit. „Ich habe auch eine für dich. Komm mit nach oben.“ Sie ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her die Treppe hinauf. Ihre Mutter verschwand unterdessen in der Küche.
Dorothy schloß die Zimmertür hinter sich. „Du zuerst“, sagte sie. „Also gut“, entgegnete Damian. „Ich habe Karten für die Premiere von „Das Geheimnis der Mary Celeste“. Wie findest du das?“ Dorothy lächelte und gab ihm einen raschen Kuß. „Toll! Aber ich habe etwas besseres! Heute abend geben „Bigboy Jim & the Greyhounds“ ein Konzert in der Hafenhalle. Dafür habe ich uns Karten besorgt.“ „Oh,“ machte Damian etwas enttäuscht. Er hörte zwar „Bigboy Jim“ fast genauso gern wie Dorothy, aber auf „Das Geheimnis der Mary Celeste“ hatte er sich schon seit Wochen gefreut. „Ich würde aber lieber ins Kino gehen“, wandte er etwas zögerlich ein. „Auf keinen Fall!“ erklärte Dorothy. „Deinen Film können wir auch morgen noch anschauen, aber „Bigboy Jim“ spielen nur heute abend. „Und was soll ich dann mit den Kinokarten machen?“ fragte Damian etwas traurig. Dorothy strich ihm über die Wange. „Fahr beim Kino vorbei und gib sie zurück. Dann kommst du zurück und wir fahren zum Konzert. Bitte sei nicht traurig, wir werden uns den Film morgen anschauen. Ich habe mich doch so auf dieses Konzert gefreut.“ „Und ich auf den Film...“, flüsterte Damian. Dorothy gab ihm einen Kuß auf die Wange und umarmte ihn sanft. „Bitte nicht weinen. Komm, nach dem Konzert kommst du mit mir wieder hierher und dann...“ Den Rest des Satzes flüsterte sie ganz leise in sein Ohr. Damian mußte unwillkürlich grinsen. Das könnte er wohl als Entschädigung akzeptieren.
Nachdem er sich mit einem weiteren Kuß von Dorothy verabschiedet hatte, fuhr Damian zum Kino, um die Karten zurückzugeben. Hoffentlich war das überhaupt noch möglich, so kurz vor der Aufführung. Er fühlte einen leichten Stich im Herzen, als er an den Film, „Das Geheimnis der Mary Celeste“, dachte. Seit er den Trailer gesehen hatte, hatte er sich auf die Premiere gefreut, und nun das! Bereits letztes Jahr hatte er einen anderen Film, auf den er sich ebenfalls so gefreut hatte, „Das Geheimnis von Roswell“, nicht zur Premiere sehen können, da er sich wenige Tage vorher bei einem Unfall ein Bein gebrochen hatte. Es war mal wieder typisch. Würde er jemals einen Film in einer Premiere sehen können? Ein wenig böse war er Dorothy schon wegen ihrer Dominanz, aber irgendwo hatte sie natürlich recht. Den Film konnte er auch morgen noch sehen. Das Problem war bloß, daß er „Bigboy Jim“ gar nicht mehr so gern hörte. Und er brachte es nicht über sich, Dorothy das zu sagen, denn es war ihre absolute Lieblingsband, und er wollte sie nicht verärgern, dafür liebte er sie zu sehr.
Es wurde dann aber doch noch ein schöner Abend. „Bigboy Jim“ spielten live ziemlich routiniert, die Stimmung bei den Zuschauern war gut, und Dorothy war in bester Laune. Immer wieder drückte sie ihn und küßte ihn zwischendurch auf die Wange oder knabberte zart an seinem Ohrläppchen. Und so schlecht fand er die Musik dann auch nicht. Vielleicht würde er sich doch noch das neue Album der Gruppe von Dorothy ausleihen. Nach dem Konzert brachte Damian Dorothy noch nach Hause, wo ihre Mutter bereits auf Dorothy wartete. Dorothy umarmte ihn kurz und verschwand dann im Haus. Damian blieb kurz vor dem Haus stehen, sah dann wie Dorothy oben an ihrem Fenster erschien und ihm ein Kusshändchen zuwarf. Er winkte zurück, dann stieg er wieder auf sein Fahrrad und fuhr davon, dem aufgehenden Mond entgegen.
Am nächsten Morgen kam er ziemlich übermüdet in die Schule. Von Dorothy war nichts zu sehen. Normalerweise wartete sie vor dem Haupteingang auf ihn und begrüßte ihn dann mit einem Kuss, aber heute war da niemand. Vielleicht hatte sie verschlafen. Oder sie wartete schon drinnen. Damian ging geistesabwesend in das 150 Jahre alte Schulgebäude und schlenderte langsam zum Klassenzimmer. Ohne groß hinzusehen setzte er sich in Gedanken und ein wenig besorgt auf seinen Platz. Die Stimme seines besten Freundes hörte er kaum. „Hey, Damian! Damian!“ Eine Hand wedelte vor seinem Gesicht auf und ab. Damian sah kurz hoch. „Oh, Morgen, David.“ Sein bester Kumpel seit dem Kindergarten sah ihn lächelnd an. „Hey, Damian, du siehst aus wie eine Leiche! Schlecht geschlafen?“ „Oh, danke, ja“, brummte Damian und sah wieder auf das Lehrbuch, das er soeben vor sich auf den Tisch gelegt hatte. „Hey, was ist los? Wo warst du gestern Abend? Du wolltest doch auch zur Premiere von der „Mary Celeste“, oder?“ Damian sah nicht auf. „Ja, eigentlich schon. Aber „Bigboy Jim“ gaben gestern ein Konzert und da wollte Dorothy unbedingt hin.“ „Aber du magst „Bigboy Jim“ doch gar nicht! Warum hast du nicht Dorothy mit ins Kino geschleppt?“ „Das konnte ich ihr nicht antun, dann wäre sie wieder beleidigt gewesen und hätte tagelang nicht mit mir geredet.“ „Ja, und sie wäre nicht mit dir ins Bett gegangen, ne?“ David machte eine obszöne Geste mit der linken Hand. „Aber mal ehrlich, du solltest dich von ihr trennen. Dorothy übt einen schlechten Einfluss auf dich aus.“ Etwas verärgert stand Damian auf. „Du kannst auch nur immer über Dorothy herziehen, oder?“ David stand auch auf. „Okay, vielleicht habe ich es etwas überzogen ausgedrückt, aber sieh dich doch mal an. Seit du mit ihr zusammen bist, trägst du völlig andere Klamotten, genau den Stil, den Dorothy bevorzugt. Du unternimmst nur noch mit Dorothy etwas, kaum noch mit mir oder Dimitri. Sie vereinnahmt dich völlig. Und das ist nicht gut für dich! Du solltest dir wirklich überlegen, ob du mit jemandem zusammen sein willst, der dir so wenig Freiraum lässt!“ „Das reicht jetzt!“ fauchte Damian aggressiv. „Ich muss mir nicht vorschreiben lassen, mit wem ich meine Kontakte pflege und mit wem nicht!“ Grob riss er seine Tasche vom Boden hoch und ging zu einem Tisch an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. David ließ er einfach stehen. David wollte ihm folgen, aber in dem Moment kam der Lehrer in den Raum, und der Unterricht begann.
Damit endet der 1. Abschnitt, bei Interesse folgt demnächst der 2. Abschnitt.
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Ende 2002 hatte ich mit einer Kurzgeschichte begonnen, die den Arbeitstitel "Two for Tragedy" trug (dieser Arbeitstitel sollte später (ungewöhnlich für mich) mehrmals wechseln, bis ich bei "Drei - eine Tragödie in 11 Abschnitten" hängenblieb).
Die Geschichte teilt sich in einen (kurzen) Prolog, die titelgebenden 11 Abschnitte und einen (kurzen) Epilog.
Verbesserungsvorschläge und Kritik sind mir jederzeit sehr willkommen, gleich welcher Art, mögen sie noch so hart sein, also, verreißt die Story ruhig, wenn sie euch nicht gefällt, aber gebt dann auch nachvollziehbare Begründungen an.
So, without further ado, let the tragedy begin:
Prolog
Ich recherchierte mal wieder im Internet. Wie üblich verwendete ich für meine Recherchen die Suchmaschine „google“. Zumindest glaube ich, daß ich diese Suchmaschine verwendete. Die Suchmaske und die Ausgabe der Suchergebnisse sahen so aus, auch wenn Bilder in den Ergebnissen angezeigt wurden. Wonach ich suchte, weiß ich nicht mehr, anscheinend hatte ich jedoch gefunden, was ich gesucht hatte. Denn der Bildschirm zeigte mir eine Reihe von Bildern mit Texten darunter an. Ich klickte ein Bild an, auf dem zwei Jugendliche zu sehen waren, ein Junge und ein Mädchen, beide mit grünkarierten Holzfällerhemden bekleidet. Sie lagen am Ufer eines Sees im Gras und sahen sich mit verliebten Blicken an. Der Text darunter erzählte jedoch die dramatische Geschichte von Besessenheit, einer unglücklichen Liebe und einem makabren Ende...
3 Drei 3
I
Damian war glücklich. Seit sechs Wochen, genau seit seinem 15. Geburtstag hatte er eine feste Freundin. Und nicht irgendeine, nein, es war die Schulschönheit Dorothy, ein zauberhaft aussehendes Mädchen, deren süßes Gesicht von braunen Locken umrahmt wurde. In sie war er schon seit einem Jahr verliebt, aber schüchtern, wie er war, hatte er sich nie getraut, sie anzusprechen. Bis zu seinem Geburtstag. Da hatte sie die Initiative ergriffen und ihm gesagt, wovon er in den langen einsamen Nächten zuvor geträumt hatte, daß sie ihn lieben würde und sich sicher sei, daß er sie auch lieben würde, daß sie mit ihm gehen wollte, ja nach Möglichkeit den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen wollte. Und jetzt ging er mit dem schönsten Mädchen seiner Schule. Nun, selbst war er auch nicht gerade häßlich, auch wenn er sich mit seinem eckigen Kinn und den drei Pickeln auf der Stirn durchaus so vorkam, aber Dorothy hatte gesagt, es sei sein zurückhaltendes, schüchternes Wesen, was sie an ihm reizte. Sie selbst war eher der dominante, fordernde Typ. Zuvor war ihm das nie aufgefallen, da er zu schüchtern gewesen war, mehr als drei Worte am Tag mit ihr zu wechseln, aber seit er mit ihr zusammen war, merkte er es von Tag zu Tag mehr. Mag sein, er schlug vor, was sie unternahmen, aber sie organisierte es und bestimmte, wie sie es machten. Sie war es auch, die bereits nach einer Woche Zusammensein mit ihm schlafen wollte. Aber sie konnte auch sehr zärtlich sein. Nichts gefiel ihm mehr, als wenn sie nach einer langen Radtour an einem einsamen Weiher ins Gras fielen und sich zart küßten, streichelten und gegenseitig mit Grashalmen kitzelten. Und heute abend war die Premiere von einem Kinofilm, auf den er sich schon seit Wochen freute. Er hatte bereits zwei Karten für die Premiere besorgt. Gleich, wenn er an ihrer Tür klingelte, wollte er sie damit überraschen. Hoffentlich freute sie sich. Dorothy sah immer besonders niedlich aus, wenn sie sich über etwas freute.
Damian schritt langsam die Auffahrt entlang zur Haustür. Hier, am Stadtrand, etwa 8 km von seinem eher zentral gelegenen Zuhause, wohnte Dorothy bei ihren Eltern in einem altmodischen Herrenhaus. Rasch klingelte er, kaum, daß er die Haustür erreicht hatte. Schon nach wenigen Sekunden öffnete Dorothys Mutter. „Oh, hallo, Damian. Wie geht’s dir?“ Damian verbeugte sich leicht. „Danke, mir geht es gut. Ist Dorothy da?“ Dorothys Mutter trat einen Schritt zur Seite. „Natürlich. Komm rein.“ Damian trat etwas zögernd über die Schwelle. Dorothys Mutter war ihm nicht allzu sympathisch. Ihre Haltung und ihre Sprechweise ihm gegenüber wirkte immer etwas gönnerhaft. Dorothys Mutter drehte sich zur Treppe um, die direkt neben der Haustür nach oben führte und rief: „Dorothy, dein Freund ist da!“ Und noch etwas, was Damian nicht an ihr gefiel: sie schien es stets zu vermeiden, seinen Namen nennen zu müssen.
Es polterte leicht auf der Treppe, als Dorothy herunterstürmte und sich ihm an den Hals warf. „Damy, mein Liebling, wie schön, dich zu sehen!“ rief sie lächelnd und drückte ihn. Damian gab ihr einen Kuß. „Hallo, Mäuschen. Ich habe eine Überraschung für dich.“ Dorothy grinste breit. „Ich habe auch eine für dich. Komm mit nach oben.“ Sie ergriff seine Hand und zog ihn hinter sich her die Treppe hinauf. Ihre Mutter verschwand unterdessen in der Küche.
Dorothy schloß die Zimmertür hinter sich. „Du zuerst“, sagte sie. „Also gut“, entgegnete Damian. „Ich habe Karten für die Premiere von „Das Geheimnis der Mary Celeste“. Wie findest du das?“ Dorothy lächelte und gab ihm einen raschen Kuß. „Toll! Aber ich habe etwas besseres! Heute abend geben „Bigboy Jim & the Greyhounds“ ein Konzert in der Hafenhalle. Dafür habe ich uns Karten besorgt.“ „Oh,“ machte Damian etwas enttäuscht. Er hörte zwar „Bigboy Jim“ fast genauso gern wie Dorothy, aber auf „Das Geheimnis der Mary Celeste“ hatte er sich schon seit Wochen gefreut. „Ich würde aber lieber ins Kino gehen“, wandte er etwas zögerlich ein. „Auf keinen Fall!“ erklärte Dorothy. „Deinen Film können wir auch morgen noch anschauen, aber „Bigboy Jim“ spielen nur heute abend. „Und was soll ich dann mit den Kinokarten machen?“ fragte Damian etwas traurig. Dorothy strich ihm über die Wange. „Fahr beim Kino vorbei und gib sie zurück. Dann kommst du zurück und wir fahren zum Konzert. Bitte sei nicht traurig, wir werden uns den Film morgen anschauen. Ich habe mich doch so auf dieses Konzert gefreut.“ „Und ich auf den Film...“, flüsterte Damian. Dorothy gab ihm einen Kuß auf die Wange und umarmte ihn sanft. „Bitte nicht weinen. Komm, nach dem Konzert kommst du mit mir wieder hierher und dann...“ Den Rest des Satzes flüsterte sie ganz leise in sein Ohr. Damian mußte unwillkürlich grinsen. Das könnte er wohl als Entschädigung akzeptieren.
Nachdem er sich mit einem weiteren Kuß von Dorothy verabschiedet hatte, fuhr Damian zum Kino, um die Karten zurückzugeben. Hoffentlich war das überhaupt noch möglich, so kurz vor der Aufführung. Er fühlte einen leichten Stich im Herzen, als er an den Film, „Das Geheimnis der Mary Celeste“, dachte. Seit er den Trailer gesehen hatte, hatte er sich auf die Premiere gefreut, und nun das! Bereits letztes Jahr hatte er einen anderen Film, auf den er sich ebenfalls so gefreut hatte, „Das Geheimnis von Roswell“, nicht zur Premiere sehen können, da er sich wenige Tage vorher bei einem Unfall ein Bein gebrochen hatte. Es war mal wieder typisch. Würde er jemals einen Film in einer Premiere sehen können? Ein wenig böse war er Dorothy schon wegen ihrer Dominanz, aber irgendwo hatte sie natürlich recht. Den Film konnte er auch morgen noch sehen. Das Problem war bloß, daß er „Bigboy Jim“ gar nicht mehr so gern hörte. Und er brachte es nicht über sich, Dorothy das zu sagen, denn es war ihre absolute Lieblingsband, und er wollte sie nicht verärgern, dafür liebte er sie zu sehr.
Es wurde dann aber doch noch ein schöner Abend. „Bigboy Jim“ spielten live ziemlich routiniert, die Stimmung bei den Zuschauern war gut, und Dorothy war in bester Laune. Immer wieder drückte sie ihn und küßte ihn zwischendurch auf die Wange oder knabberte zart an seinem Ohrläppchen. Und so schlecht fand er die Musik dann auch nicht. Vielleicht würde er sich doch noch das neue Album der Gruppe von Dorothy ausleihen. Nach dem Konzert brachte Damian Dorothy noch nach Hause, wo ihre Mutter bereits auf Dorothy wartete. Dorothy umarmte ihn kurz und verschwand dann im Haus. Damian blieb kurz vor dem Haus stehen, sah dann wie Dorothy oben an ihrem Fenster erschien und ihm ein Kusshändchen zuwarf. Er winkte zurück, dann stieg er wieder auf sein Fahrrad und fuhr davon, dem aufgehenden Mond entgegen.
Am nächsten Morgen kam er ziemlich übermüdet in die Schule. Von Dorothy war nichts zu sehen. Normalerweise wartete sie vor dem Haupteingang auf ihn und begrüßte ihn dann mit einem Kuss, aber heute war da niemand. Vielleicht hatte sie verschlafen. Oder sie wartete schon drinnen. Damian ging geistesabwesend in das 150 Jahre alte Schulgebäude und schlenderte langsam zum Klassenzimmer. Ohne groß hinzusehen setzte er sich in Gedanken und ein wenig besorgt auf seinen Platz. Die Stimme seines besten Freundes hörte er kaum. „Hey, Damian! Damian!“ Eine Hand wedelte vor seinem Gesicht auf und ab. Damian sah kurz hoch. „Oh, Morgen, David.“ Sein bester Kumpel seit dem Kindergarten sah ihn lächelnd an. „Hey, Damian, du siehst aus wie eine Leiche! Schlecht geschlafen?“ „Oh, danke, ja“, brummte Damian und sah wieder auf das Lehrbuch, das er soeben vor sich auf den Tisch gelegt hatte. „Hey, was ist los? Wo warst du gestern Abend? Du wolltest doch auch zur Premiere von der „Mary Celeste“, oder?“ Damian sah nicht auf. „Ja, eigentlich schon. Aber „Bigboy Jim“ gaben gestern ein Konzert und da wollte Dorothy unbedingt hin.“ „Aber du magst „Bigboy Jim“ doch gar nicht! Warum hast du nicht Dorothy mit ins Kino geschleppt?“ „Das konnte ich ihr nicht antun, dann wäre sie wieder beleidigt gewesen und hätte tagelang nicht mit mir geredet.“ „Ja, und sie wäre nicht mit dir ins Bett gegangen, ne?“ David machte eine obszöne Geste mit der linken Hand. „Aber mal ehrlich, du solltest dich von ihr trennen. Dorothy übt einen schlechten Einfluss auf dich aus.“ Etwas verärgert stand Damian auf. „Du kannst auch nur immer über Dorothy herziehen, oder?“ David stand auch auf. „Okay, vielleicht habe ich es etwas überzogen ausgedrückt, aber sieh dich doch mal an. Seit du mit ihr zusammen bist, trägst du völlig andere Klamotten, genau den Stil, den Dorothy bevorzugt. Du unternimmst nur noch mit Dorothy etwas, kaum noch mit mir oder Dimitri. Sie vereinnahmt dich völlig. Und das ist nicht gut für dich! Du solltest dir wirklich überlegen, ob du mit jemandem zusammen sein willst, der dir so wenig Freiraum lässt!“ „Das reicht jetzt!“ fauchte Damian aggressiv. „Ich muss mir nicht vorschreiben lassen, mit wem ich meine Kontakte pflege und mit wem nicht!“ Grob riss er seine Tasche vom Boden hoch und ging zu einem Tisch an der gegenüberliegenden Seite des Raumes. David ließ er einfach stehen. David wollte ihm folgen, aber in dem Moment kam der Lehrer in den Raum, und der Unterricht begann.
Damit endet der 1. Abschnitt, bei Interesse folgt demnächst der 2. Abschnitt.
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