*FS* Die Bürde der Krone

Aber du machst doch bestimmt ne Fortsetzung, nicht? =)
 
Eine Fortsetzung? Tja, daran hatte ich noch nicht gedacht. Aber nachdem ich schon weiß, wie dieser Teil ausgeht, wäre es möglich. Kommt aber natürlich auch drauf an, wie erfolgreich ich diese FS zu Ende bringen kann. Aber ich denke, dass ich mindestens noch mal 20 Kapitel brauchen werde =) (Ich hab ja noch viiiiiiiiiieeel vor...)
 
:eek: Cool. :D

Also, wenn du eine Fortsetzung machst, hier ist deine erste Leserin :D
 
Hallo an alle! Hier kommt das nächste Kapitel - diesmal länger als gewöhnlich!
Kapitel 19

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„Mein Prinz, bitte verzeiht die Unordnung hier im Haus. Hätte ich gewusst, dass Ihr uns die Ehre erweisen würdet, hätte ich selbstverständlich alles getan, um Euch Euren Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten“, säuselte Zerena und hasste sich selbst für ihre verlogenen Worte, denn eigentlich hätte sie ihr Gegenüber am liebsten mit bloßen Händen erwürgt – für das, was er ihrem Volk angetan hatte und für das, was er ihren Freunden angetan hatte.

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„Nicht doch“, entgegnete Dorian indes beschwichtigend, „Lasst Euch durch meine Anwesenheit nicht beunruhigen, Mylady… Ich komme zu Euch, da ich Eure Hilfe in einer dringenden Angelegenheit benötige und Ihr mir vielleicht weiterhelfen könnt.“ „Ich will es versuchen, Prinz Dorian…“

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„Wie Ihr bestimmt wisst, ist meine Gemahlin, Prinzessin Jada, seit einigen Wochen verschwunden… Meine Ritter und ich haben zuerst die nähere Umgebung nach ihr abgesucht, sind jedoch leider nicht fündig geworden. Ihr müsst wissen, Lady… Wie war doch gleich Euer Name?“ „Zerena, Herr!“ „Lady Zerena“, setzte Dorian fort, „Dass ich mir große Sorgen um ihren Verbleib und den unseres Kindes mache. Zur selben Zeit verschwand außerdem einer meiner Berater, Sir Hadrian von Arland. Ich verdächtige ihn des Verrats an der Krone und der Entführung meiner Frau.“

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„Hmmm… das sind schlimme Vorwürfe, mein Prinz. Aber ich verstehe noch nicht ganz, warum Euch das zu mir geführt hat. Bitte setzt Euch doch und erzählt mir Näheres!“, forderte Zerena Dorian auf. „Gerne, Mylady…“, hauchte Dorian und Zerena versteifte sich bei den Blicken, die er ihr zuwarf.

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„Ihr denkt also, Sir Hadrian hat Eure Gemahlin und Eure Tochter – ich vernahm, es wäre ein Mädchen – entführt… Und nun habt Ihr Euch mit Euren Rittern aufgemacht, um sie zu verfolgen“, fasste Zerena zusammen, nachdem sie sich gesetzt hatte. Es war tatsächlich nicht so einfach, sich dumm zu stellen, wenn man genau wusste, was vor sich ging.

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„Versteht mich bitte nicht falsch, Zerena“, meinte Dorian mit einer ausladenden Geste, „Aber in den vergangenen Jahren habe ich immer wieder erleben müssen, dass manche Südländer… nun ja, gewisse… Probleme mit dem Königreich haben und ich vermute, dass dies wohl auch bei Hadrian der Fall war. Ihr und Euer Mann seid, wie man mir immer wieder versicherte, die einzigen Südländer weit und breit, da dachte ich mir, ich könnte mein Glück doch bei Euch versuchen – in der Hoffnung, Hadrian wäre hier vorbeigekommen und hätte Euch in seine Pläne eingeweiht.“

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„Mein Prinz, ich versichere Euch, wäre Hadrian hier mit Eurer Frau und Eurem Kind aufgetaucht, hätte ich Euch sofort davon in Kenntnis gesetzt. Mein Mann Trajan… Nun ja, eigentlich ist er nicht wirklich mein Mann… Wir sind in den Norden gezogen, eben weil wir die Regenten des Nordens so sehr zu schätzen wissen.“ „Er war also nie hier?“, bohrte Dorian nach. „Nein, Mylord, ich bin ihm nie begegnet!“

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„Also gut… Zerena, üblicherweise würde ich meinen Männern nun befehlen, das Haus zu durchsuchen, aber ich denke nicht, dass sie bei Euch fündig würden. Eure Treue Eurem Prinzen gegenüber ist sehr ehrenvoll.“

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„Habt Dank für Eure Zeit, königliche Hoheit“, sagte Zerena leise, während sie sich erhob. Erst als sie aufstand, merkte sie, wie groß ihre Anspannung gewesen war, denn ihre Knie drohten beinahe nachzugeben und so machte sie ein paar weitere Schritte auf Dorian zu, die sie eigentlich nicht geplant hatte.

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„Nicht doch, mein Täubchen… Ich danke Euch für Eure Hilfe!“, flötete Dorian und Zerena zwang sich zu einem ziemlich künstlichen Lächeln, während Dorian über ihr Kinn strich und ihr dabei tief in die Augen blickte. „Ihr solltet mich im Palast besuchen, Zerena… Ich denke, wir beide könnten viel Spaß zusammen haben!“

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Ehe Zerena sich versaß, hatte Dorian schon ihre Hand gepackt, die er langsam, viel zu langsam für ihren Geschmack an seine Lippen führte.

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„Mylord, Ihr seid zu gütig. Wenn ich das nächste Mal in der Hauptstadt weile, werde ich Euch selbstverständlich im Palast aufsuchen.“ „Aber lasst mich nicht zu lange warten, Liebes… Ich vermisse das Glitzern Eurer purpurnen Augen jetzt schon!“

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„Seid versichert, Ihr werdet mich bald wieder sehen“, antwortete Zerena und atmete erleichtert aus, als Dorian ihre Hand wieder losließ. Ein kurzer Moment betretenen Schweigens entstand, ehe Dorian sich räusperte, ihr zunickte und gefolgt von seinen Rittern das Haus verließ. Zerena hob die Hand zum Gruß, in ihrem Inneren war sie jedoch nur damit beschäftigt, gegen den Würgereflex anzukämpfen, der in ihr immer übermächtiger zu werden drohte.

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Keine zwei Minuten nachdem Zerena die Tür hinter den ungebetenen Gästen geschlossen hatte, eilten Jada und Hadrian, der Lucretia im Arm hatte, herbei. „Er hat sich eben verabschiedet“, meinte Zerena kurz. „Ich weiß“, entgegnete Jada, „Ich habe die Geräusche der Tür gehört. Wie konntest du ihn bloß abwimmeln?“ „Frag lieber nicht, Jada… Sagen wir so – es hat mich viel Überwindung gekostet!“

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„Ich bin so froh, dass wir unentdeckt geblieben sind“, sprach Hadrian, als die Tür mit einem Knarren aufsprang.

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„Zerena? Ich wollte Euch fragen…“, erklang Dorians Stimme, während die Tür weiter aufgestoßen wurde. Alle Mienen erstarrten augenblicklich zu Stein und auch Dorian konnte seinen Augen kaum trauen, als er Jada, Hadrian und das Kind mitten im Raum stehen sah.

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Jada stellte sich schützend vor die anderen und sah ihn einen Moment schweigend an. „Mein Herr? Sollen wir sie festnehmen?“, fragte einer der Ritter unsicher, da Dorian keinen Befehl aussprach. „Warum hast du das alles getan, Jada? Warum hast du deine Ehre, deine Familie und deine Krone aufs Spiel gesetzt für das hier?“ „Ich bin sie so leid, diese Krone…“, zischte Jada, „Wer sie trägt, trägt eine Bürde, die einen erdrückt mit jedem Tag, der kommt und geht… Und selbst, wenn man sie nachts ablegt, bleibt diese Bürde bestehen, solange man ihr rechtmäßiger Besitzer ist. Ich habe sie für immer abgelegt, Dorian, für immer… Und ich kenne die Gesetze meines Vaters gut genug, um zu wissen, dass ich für meine Taten den Tod verdiene.“ Für den Bruchteil einer Sekunde setzte sie ab, um ihre Fassung wiederzuerlangen. „Nun hast du uns also gefunden, hier, in einem Dorf mitten im Nirgendwo – aber glaub nicht, dass dies unser Ende bedeutet!“

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„Lauft!“, schrie Zerena und die drei rannten, so schnell sie ihre Füße trugen, vorbei an Dorian und dessen Rittern. Dumpf hörten sie noch die lauten Befehle, die Dorian von sich gab, ehe sie in den Wald hineinliefen.


~~ Ende Kapitel 19 ~~
 
Cool.... Da verknallt sich doch der Dorian in Zerena... *lach*

Nicht schlecht, ich hoffe, sie schaffen es :) (logisch oder? Und logisch, dass sie es schaffen, sonst macht ja die Fs keinen Sinn mehr... =))
 
Ach herje, das war ja ein richtiger Gefühleirrgarten.
Zu erst Anspannung, weil der Dorian da war, dann Erleichterung weil er weg ging und dann ein Schock als er wieder kam. Das erinnert mich an ein Ü-Ei . . . 3 in eins :lol:
Man man man das halt ich nicht mehr aus *grins*

PS: schreib bloß schnell weiter :D
 
Besser spät als nie, habs vorher nicht geschafft. Wieder einmal eine sehr spannenden Fortsetzung mit einer überraschenden Wendung! Wann gibts was neues;)?

LG, Lena
 
hallo,

ich habe gerade deine FS auf einmal durchgelesen (das war ganz schön anstrengend :p ) und ich bin ehrlich begeistert. die schreibweise finde ich total toll und auch die bilder sind spitze. spannend ist es auch noch, was will man mehr ;) ich bin schon echt gespannt wie es weitergeht und hoffe, dass du bald eine fortsetzung online stellst. außerdem würde ich mich über eine benachrichtigung freuen :)
 
Hallo ihr Lieben! Erstmal danke für eure Kommis und danke für die Geduld... Hatte im Moment sehr sehr viel für mein Studium zu tun und bin kaum zum Schreiben gekommen. Wie auch immer, hier kommt nun endlich eine Fortsetzung!

Kapitel 20

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Sie rannten.

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Sie rannten bei Tag…

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… und sie rannten bei Nacht…

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…rannten über saftige Blumenwiesen…

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…durch uralte Wälder…

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…und schier endlose Sumpflandschaften…

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…und gelangten so immer näher an die Grenze zu den Südlanden, stets von der Angst getrieben, Dorians Männer würden sie eines Tages doch noch finden und ihre Flucht wäre umsonst gewesen. Sie hatten gehungert, gefroren und jeder der vier war mehr als nur einmal an seine Grenzen gestoßen. Lucretias kleiner Körper schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen, da ihr die wenige von Bauern erbettelte (oder auch gestohlene) Kuhmilch als Nahrung bei weitem nicht reichte und Jada schmerzte der Anblick des dahinsiechenden Babys so sehr, dass sie mehr als nur einmal ans Aufgeben gedacht hatte. Es war der nicht enden wollende Wille der anderen, der sie zum Weiterlaufen bewegte, der ihr Kraft und Hoffnung gab. „Wie weit ist es noch von hier?“, flüsterte sie Hadrian heiser zu. „Die Wälder hier werden lichter, bald werden wir die Ebenen von Zerat erreicht haben. Sie erstrecken sich über einige Meilen und bilden mit dem Oroth-Gebirge die Grenze zu meiner Heimat!“ „Ich wünschte nur, wir wären schon dort“, flüsterte Jada kraftlos und rollte sich zusammen, um wenigstens ein paar Minuten zu schlafen.

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Eine Woche später war Jadas Wunsch in Erfüllung gegangen – sie hatten die Grenze zu den Südlanden erreicht und befanden sich kurz vor dem Aufstieg auf die ersten Berge. „Zerena, selbst ich als Nordländerin weiß, dass das Oroth-Gebirge weitgehend unbesiedeltes, karges Ödland ist… Bist du sicher, dass dies der beste Weg ist? Wäre es nicht klüger, wir würden über die Südpforte reisen? In diesen Landen haben wir bislang immerhin Beeren und Pilze gefunden, was soll uns im Gebirge am Leben erhalten?“ Bevor Zerena antworten konnte, fiel Trajan ihr ins Wort. „Jada, dein Privatlehrer mag dir zwar ein wenig Länderkunde beigebracht haben… Aber ich wage zu bezweifeln, dass er die vielen Pfade durch die Berge kennt. Nichts für ungut – aber ihr Nordländer habt doch keine Ahnung von Gebirgen, so flach wie eure Welt da oben ist!“ Ein keckes Zwinkern zauberte ein Lächeln auf Jadas Gesicht, das erste Lächeln seit langem. „Hab Vertrauen, meine Freundin“, ermutigte sie nun auch Zerena, „Wir haben es bis hierher geschafft, von der Grenze zu unserem Heimatdorf ist es nicht mehr weit!“

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Mit einem atemlosen Keuchen blickte Jada in das Tal. Sie hatten den letzten Berg erklommen, der zwischen ihnen und dem Süden ihres, nein, des Königreichs ihres Vaters, gelegen war und konnte nicht umhin, einen Moment innezuhalten, nun, da sie ihrem Ziel so nahe war. „Sieh nur, Lucretia“, wisperte sie dem Kind zu, das kraftlos in ihren Armen lag und schwer atmete, „Das hier ist unser neues Zuhause… Hier werden wir endlich finden, wonach wir gesucht haben! Freiheit, Frieden und Unabhängigkeit… Wie sehr habe ich mir dies alles für dich gewünscht. Du wirst ein anderes Leben führen als ich, frei von den Ketten deiner Herkunft, frei von der Bürde der Krone!“ Sie atmete noch einmal tief ein, sog die heiße Luft mit ihrem aromatischen Duft nach Palmen und süßen Früchten auf, ehe sie den anderen folgte und langsam ins Tal hinabstieg.

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Die untergehende Sonne warf ein warmes Licht auf den Sand und verlieh dem kleinen Flecken Erde etwas Magisches, sodass Jada kaum den Blick abwenden konnte. „Nun sag doch etwas, Liebling… Was hältst du von diesem Ort?“, drängte sie Hadrian. Zerena und Trajan waren mit Lucretia im Dorf geblieben, das sich etwa drei Meilen weiter flussabwärts befand. Lucretia erholte sich langsam und auch die anderen vergaßen mit jedem Tag die Strapazen ihrer anstrengenden Reise hierher, sodass sich ihre Gedanken anderen Dingen zuwandten. Hadrian hatte Jada zu einem abgelegenen Stück Land geführt, das er als Baugrund für ihr gemeinsames Heim auserkoren hatte. Jadas Schweigen machte ihn zunehmend nervös, da er fürchtete, ihr könnte die Kargheit des Südens nun doch missfallen – immerhin war sie als reiche Nordländerin aufgewachsen und weder mit der Landschaft, noch der Kultur des Südens vertraut. „Es ist perfekt“, hauchte sie ihm endlich zu und erlöste ihn so von seinen quälenden Gedanken, „Solange du bei mir bist…“ Ohne dass ein weiteres Wort fiel, warteten die beiden, bis die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, ehe sie ins Dorf zurückkehrten.

~~ Ende Kapitel 20 ~~
 
Uiuiui!
Na jetzt ham sies endlich geschafft!
Oder? Ich bin mir so ziemlich sicher, dass jetzt noch etwas erschreckendes kommen müsste!
Oder sie werden es eben schaffen und es gibr nur noch ein paar Kapitel!
wieder einmal schöne Bilder und sehr schöner Text!
Ein Frage hab ich noch: Wie hast du hingekriegt, dass Jada mit dem Baby im Arm rennt?
Bei mir können sie nur laufen, es sei denn es brennt und dass Baby liegt in der Küche dann rennen sie schenll weg!
 
Danke für deinen Kommi! Es ist noch nicht aus, soviel ist sicher =)

Hmmm... Also ich hab auch nur die Option "Hierhin gehen" gehabt, aber wenn ich da eine größere Distanz genommen hab, ist Jada automatisch gelaufen!
 
wow also das bild, wie sie im dunklen wald sitzen sieht toll aus! und das letzte bild ist mein lieblingsbild :D so harmonisch und schön ^^ auch wenn man die gesichter nicht sieht, sehen sie total glücklich aus *smile* wäre eigentlich ein schönes ende gewesen aber es geht ja noch weiter gg hoffentlich ist das richtige ende genauso schön ^^ da kann man nur hoffen, dass sie nicht geschnappt werden ;) aber wenn du noch mind. 20 kapiteln brauchst, passiert sicher noch einiges ^^
 
Hallo an alle!

Zunächst einmal vielen lieben Dank für eure Kommis! Und entschuldigt bitte die lange "Stillegung" dieses Threads. Bei mir ist das Studium im Moment einfach wahnsinnig stressig! Trotzdem hab ichs irgendwie geschafft, ein neues Kapitel zu schreiben! Viel Spaß beim Lesen!

Kapitel 21

8 Jahre später

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„Lucretia, komm doch bitte nach drinnen. Ich habe Küchlein gebacken, die nur darauf warten, verzehrt zu werden!“, rief Jada ihrer Tochter zu, die mit ihrem Stoffbären, einem Geschenk ihres Vaters, beschäftigt war. Aranel, ihr kleiner Bruder, versuchte schon seit Stunden, seine Schwester zum gemeinsamen Spiel zu bewegen, indem er um sie herumkrabbelte und immer wieder an ihren Armen zupfte und dabei vor sich hinbrabbelte. Lucretia hob den Kopf und nickte Jada mit einem freudigen Lächeln zu, denn Kuchen gab es nicht oft. Eigentlich gab es meist nur dann Kuchen, wenn Papa von einer seiner Reisen heimkehrte und Mama ihn damit überraschen wollte. „Ich komm gleich, Mama!“, antworte Lucretia kurz und wandte sich wieder ihrem Spiel zu.

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Jada erwiderte das Lächeln ihrer Ältesten und ging in die Blockhütte zurück, die sie nun gemeinsam mit ihrer Familie seit ungefähr sieben Jahren bewohnte. Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum, der Boden war mit Lehm verkleidet und auch die Einrichtung war eher karg ausgefallen, da es anfangs an Geld und auch an Zeit gemangelt hatte. Für den Kauf ihrer ersten beiden Pferde hatte sich Hadrian eine Menge Geld von Trajan geliehen und er hatte jahrelang dafür geschuftet, sie endlich begleichen zu können. „Weißt du, Reylinor“, flüsterte Jada ihrer erst drei Monate alten Tochter zu, „Wenn mir jemand vor zehn Jahren erzählt hätte, dass ich einst ein Leben als Pferdehändlerin im Süden führen würde, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt…“

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„Ich wünschte, ich könnte euch das Leben bieten, das euch im Norden zuteil geworden wäre. Kein Hunger, ein eigenes Zimmer, einen Privatlehrer für jeden von euch… Wie sehr ersehne ich mir die Annehmlichkeiten meines früheren Daseins zurück!“ Einen Moment lang betrachtete sie nachdenklich ihre Tochter, die, wie all ihre Kinder, ihrem geliebten Mann so ähnlich sah. Sie vermisste Hadrian schrecklich, denn diesmal war er länger als je zuvor unterwegs. Ihr war nicht wohl bei dem Gedanken, dass ihr Mann nach wie vor als Kundschafter in den Norden reiste, aber sie hatte keine Wahl, denn das Geld aus dem Verkauf der Pferde hätte niemals für eine fünfköpfige Familie gereicht. „Mama, sind die Kuchen jetzt fertig oder nicht?“, hörte sie plötzlich eine fragende Stimme in ihrem Rücken.

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Wenige Augenblicke später hatte Jada die verschiedenen kleinen Küchlein appetitlich auf einem großen Teller platziert. Sie war eben dabei, den Teller auf dem Tisch abzustellen, als Zerena völlig aufgelöst herbeigeeilt kam. „Zerena! Warum so eilig? Ich habe gerade gebacken, setz dich doch und iss mit!“ „Ich… ich… naja, eigentlich sollte ich… Ich war noch gar nicht bei… Aber er ist…“, keuchte Zerena.

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Mit einem besorgten Stirnrunzeln stellte Jada den Teller ab, ehe sie sich der aufgebrachten Freundin zuwandte. „Nun sag mir doch erst einmal, was los ist, meine Liebe… Erst sehe ich dich tagelang nicht, obwohl ihr keine 50 Fuß von uns entfernt wohnt, und dann stehst du plötzlich mitten im Raum und gibst völlig Unzusammenhängendes von dir. Zuletzt hab ich dich so gesehen, als dich Trajan nach all den Jahren gefragt hat, ob du seine Frau werden willst…“ Zerena legte den Kopf ein wenig schräg, wie sie es meist tat, wenn sie etwas verlegen war und meinte leise: „Also so unähnlich ist es der Lage von damals gar nicht… Es ist nämlich etwas passiert, worauf ich schon gar nicht mehr zu hoffen wagte.“

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„Ich bin schwanger!“, platzte sie heraus und ihr herzliches Lachen, für das Jada sie so liebte, erfüllte den Raum, „Wir hatten uns schon damit abgefunden, wohl immer nur zu zweit zu bleiben, aber nun hat es doch noch geklappt! Während der letzten Tage war ich unterwegs zu der Schamanin, die hinter dem Toki Berg lebt. Sie hat meinen Verdacht bestätigt und gemeint, es würde wohl ein Junge werden. Was sagst du jetzt?“

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„Ach Zerena, ich freu mich so für dich!“, rief Jada und drückte die Freundin fest an sich. Oft hatte sie den betrübten Blick bemerkt, mit dem Zerena ihre Kinder betrachtete, und sich von ganzem Herzen gewünscht, dass auch Zerena das Glück eines Kindes vergönnt sein möge, denn sie wusste, dass auch die Beziehung von Trajan und Zerena unter der Kinderlosigkeit gelitten hatte. Darüber hinaus waren Zerena und Trajan etwas wohlhabender als sie selbst, da Zerena in den Dorfrat gewählt worden war und Trajan eine kleine Schänke im Dorf mit großem Erfolg führte. „Trajan war bestimmt überglücklich, nicht wahr?“, fragte Jada neugierig, nachdem sie sich von Zerena gelöst hatte. „Er war nicht zu Hause, als ich eben zurückgekehrt bin… Also bin ich gleich zu euch gekommen! Ist Hadrian immer noch unterwegs?“ Jada nickte zögerlich und spürte zugleich, wie sich ihre Augen mit Tränen zu füllen begannen.

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„Mama, darf ich mir denn nun endlich einen Kuchen nehmen?“, fragte Lucretia ungeduldig. „Natürlich, mein Schatz“, antwortete Jada sanft und löste sich von Zerena. „Ich komme später zu euch rüber, ich habe noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen“, wandte sie sich erneut an die Freundin. Zerena nickte und ohne, dass Jada ein weiteres Wort gesagt hätte, meinte sie plötzlich: „Mach dir keine Sorgen, Jada… Er wird bald wieder bei uns sein, das spüre ich!“ Jada seufzte nur. „Ich hoffe, du behältst Recht!“

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Die Sonne war längst hinter dem Horizont verschwunden und die nächtliche Kälte der Wüste begann sich auszubreiten. Nachdenklich strich Jada durch die schwarzen Löckchen ihres Sohnes. „Papa?“, fragte der Kleine nun schon zum wohl hundertsen Mal an diesem Tag und Jada zwang sich erneut zur ewig gleichen Antwort. „Bald, Aranel, bald ist Papa wieder zu Hause. Vielleicht kannst du schon morgen wieder mit ihm spielen! Und jetzt wird es auch für dich Zeit, ins Bett zu gehen. Du solltest dir ein Beispiel an deinen Schwestern nehmen – die sträuben sich nicht jeden Abend vor dem Waschen und Zubettgehen!“

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Eine Stunde später war im Haus schließlich Ruhe eingekehrt. Erschöpft von den Strapazen des Tages lehnte sich Jada gegen den Türbogen und ließ die Ereignisse des Tages erneut vor ihrem inneren Auge ablaufen. Zerena erwartete also ihr erstes Kind… Es war nur allzu verständlich, dass sie außer sich war vor Freude. Sie wusste aber auch noch nicht, wie schwierig es war, hier, mitten in der Wildnis der Wüste, ein Kind großzuziehen. Jada hasste die Abhängigkeit von der Gunst der Natur. Diesen Sommer hatte die Hitze den Bach vor ihrem Haus beinahe austrocknen lassen und so die Preise für Nahrung in die Höhe getrieben. Darüber hinaus hatte die Hitze den Pferden zugesetzt und mit dem Verkauf der dürren Tiere hatte sie nicht genug eingenommen, um sich und ihre Kinder zu versorgen. Das Einzige, was sie ihre Armut ertragen ließ, war ihre Liebe zu Hadrian – und auch die wurde immer wieder auf eine harte Probe gestellt, da Hadrian von Zeit zu Zeit als Späher im Norden unterwegs war. Kundschafterdienste waren hier im Süden sehr angesehen und großzügig bezahlt und sicherten so das Überleben ihrer Familie.

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Sie war dermaßen in Gedanken versunken, dass sie erst jetzt bemerkte, dass sich ein Schatten der Hütte näherte. Als die Gestalt vom Licht des Feuers erfasst wurde, erkannte Jada endlich, wer sich um diese Uhrzeit noch herumtrieb und ein Lächeln machte sich auf ihren Zügen breit.

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„Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“, flüsterte sie ins Halbdunkel der Nacht und machte eine ausladende Geste. „Wie konntest du mich und die Kinder nur so lange allein zurücklassen?“

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„Verzeih mir, mein Herz…“, wisperte Hadrian, während er Jadas Hand ergriff. Einen Moment lang herrschte betretenes Schweigen zwischen den beiden und Jada wurde bewusst, wie sehr sie ihn wirklich vermisst hatte während der letzten Monate. Reylinor war zwei Wochen alt gewesen, als Hadrian in den Norden aufgebrochen war.


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Stumm führte Hadrian Jadas Hand an seine Lippen und küsste sie sanft. „Du hast mir so gefehlt“, meinte er leise, „Du und die Kinder! Sind…sind alle wohlauf?“ „Davon kannst du dir sofort selbst ein Bild machen, Hadrian… Lass uns nach drinnen gehen!“

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„Bei den Göttern… Es ist, als hättest du mich verhext… Ich habe so oft daran gedacht, wie unser Wiedersehen wohl sein wird nach all dieser Zeit und nun? Nun stehe ich vor dir und mir laufen eiskalte Schauer den Rücken hinunter, mein Herz schlägt mir bis zum Hals und ich vermag kaum noch einen vollständigen Satz zu sagen.“ „Dann sag einfach gar nichts“, meinte Jada, der die zärtlichen Berührungen ihres Ehemannes gefehlt hatten.

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Mit einem Mal hielt Hadrian inne und senkte betrübt den Blick. „Ich habe Neuigkeiten für dich, die ich dir nicht länger vorenthalten kann, Jada“, begann er, ehe er sich räusperte.

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„Und zwar betreffen diese Neuigkeiten deinen Vater!“ „Meinen Vater?“, wiederholte Jada ungläubig und begann nervös mit ihren Fingern zu spielen, denn über ihren Vater hatte sie seit mehreren Jahren nichts mehr erfahren und so freute sie sich, endlich zu wissen, wie es um ihn stand. „Er litt an einer schweren Krankheit, zumindest ist das, was mir berichtet wurde“, setzte Hadrian fort, „Ich wollte mich im Geheimen mit deiner Mutter treffen, um Näheres herauszufinden… Doch noch in der Nacht vor unserer vereinbarten Zusammenkunft, ist die Seele deines Vaters zu den Göttern heimgekehrt!“

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„Mein Vater ist tot?“, entgegnete Jada erschüttert und fasste sich mit der linken an die Brust, da ihr Herz einen Sprung machte, bei dem sie meinte, es bliebe jeden Augenblick stehen.

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Die Tränen ließen nicht lange auf sich warten. „Was bin ich nur für eine miserable Tochter?“, schluchzte sie, „Ich habe ihm weder bei seinem Leiden beigestanden, noch war ich da, um mich für immer von ihm zu verabschieden! Ist das die Strafe der Götter für mein ehrloses Dasein als Prinzessin?“

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„Das darfst du nicht sagen, Liebes“, widersprach ihr Hadrian und drückte sie fest an sich. „Dein Vater war ein kluger Mann… Er hat immer gewusst, dass du ihn liebst, auch wenn er es dir selten zeigen konnte. Er hatte den Weg der Pflicht gewählt, du den der Liebe – natürlich war er darüber enttäuscht. Aber ich will verdammt sein, wenn er im Sterben nicht auch an dich gedacht hat!“ Jada schluchzte erneut. „Und meine Mutter?“ „Sie hat abgedankt… Dorian regiert nun diese Lande…“ „Hätte ich gewusst, mit welchen Nachrichten du zu mir zurückkehrst, hätte ich den Tag deiner Wiederkehr gewiss nicht so herbeigesehnt!“, meinte Jada bitter, „Dennoch – ich habe dich wieder… Und das ist, was zählt.“

~~ Ende Kapitel 21 ~~
 
Zuletzt bearbeitet:
oh endlich geht es weiter! eine tolle fortsetzung! 8 jahre sind nun vergangen... wow! und gleich noch 2 weitere kinder. ich bin begeistert :D
der vater ist tot? die arme... mich trifft es eigentlich nicht wirklich ^^° ich war viel zu sehr froh, dass hadrian wieder da ist XD
 
Ein weiteres gelungenes Kapitel! :) Ich freue mich für Zerena... und ui, Hadrian hat sich ja schon ein wenig verändert - die langen Haare stehen ihm verdammt gut! :D

Aber ich wusste, dass da noch was trauriges kommt... ich kann Jada verstehen, dass der Tod ihres Vaters sie mitnimmt. :/
 
Hab mich lange nicht mehr gemeldet..
Sorry!
Ich finde die Kapitel sehr toll!
Vor allem gefällt mir das 21er.
Deinen Schreibstil find' ich eh voll gut und die Bilder sind megaschön!

Freu' mich auf ne Fortsetzung! =)
 
@ alle:

Vielen Dank für eure lieben Kommis! Hab mich darüber - wie immer - sehr gefreut!

Und das nächste Kapitel wird ja mit ein wenig Glück schon früher fertig sein... vielleicht wirds sogar schon nächste Woche was! :hallo:
 
Ankündigung für alle Leser und Interessierten:

Ich muss euch leider mitteilen, dass mein Laptop, auf dem die Sims installiert sind, einen Grafikkartenfehler hat und deshalb eingeschickt werden muss. Werde ihn wohl erst kurz vor Weihnachten zurückkriegen und kann leider solange absolut nichts an meiner FS weiterbasteln!

Vielen Dank für euer Verständnis! :ciao:
 
... das soll wohl ´n Witz sein...? O.O
 
hallo,

geht es hier auch wieder weiter, weil weihnachten ist ja nun schon lange vorbei :) ?
 

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