Leam schrieb:
Wieviel hat die Lehramtsausbildung mit Schülern zu tun? Ich meine, wird man vor dem Beginn eines Studiums auf Lehramt getestet ob man überhaupt in der Lage ist vor Menschen zu sprechen? Nein wird man nicht.
Richtig, Eingangstest gibt es ja nur in Musik, Kunst und Sport. Aber da wird ja auch nur geprüft was man kann. Zu DDR-Zeiten war wenigstens noch der Stimmtest Pflicht, aber auch muss heute nicht mehr gemacht werden. Aber spätestensd beim Referathalten bekomen einige (nbicht nur dezent) Hinweise, dass sie den falschen beruf studieren.
Leam schrieb:
Und Schüler sind nicht blöd. Die meisten wissen inzwischen das die Lehrer nichts gegen sie in der Hand haben ausser Disziplin - und da mangelt es ja schon bei den Lehrern selbst. Die meisten dieser Tratschtüten sind ja kaum in der Lage sich selbst am Riemen zu reißen geschweige denn Ruhe in eine Klasse zu bringen.
Hier verallgemeinerst du zu sehr. Gut, Schüler sind nicht blöd (abgesehen von Ausnahmen), denn gerade wenn es ums Vermeiden von Arbeit geht haben die meisten eine sehr kreative Ader. Aber der Anteil der wirklich arbeitswilligen Schüler ist auch nicht gerade hoch. Außerdem muss man hier noch zwischen den verschiedenen Schulformen differenzieren.
Lehrer=Tratschtüten, auch ne Verallgemeinerung, die nicht ganz stimmt. Sicher gibt es welche bei denen man die Klappe extra totschlagen muss wenn sie mal sterben. Aber ich kenn auch Lehrer, die beim Hospitieren nicht ein einziges Wort mit dem danebensitzenden Kollegen gewechselt haben. Wenn es drauf ankommt (wie bei den Schulpraktischen Übungen, da unterrichten Studenten zum ersten Mal, es sitzen aber noch andere Studenten und ne Dozentin mit in der Klasse), dann können sich die meisten durchaus zusammenreißen.
Leam schrieb:
Ich musste letztens vor einem ganzen Jahrgang sprechen und diesen inkompetenten Politiklehrer haben ihre Blagen nicht ruhig gekriegt - komisch, kaum hatte ich die Lehrer von der Bühne und selbst angefangen zu reden war es ruhig.
Wie hast du es denn geschafft? Einfach angefangen zu reden oder hast du ein paar deftige Aussagen in den Raum geworfen?
Leam schrieb:
Ich glaube den Lehrern von heute fehlt Autorität, weil sie selbst keine Autorität erfahren haben. Und weil sie auch keine mehr haben. Von Eltern, anderen Lehrern und Schülern werden sie fertig gemacht und das Studium bereitet sie nicht darauf vor. Was bringt es uns wenn Erdkundelehrer alle Hauptstädte nennen können (als Beispiel), aber nicht in der Lage sind Schüler dazu zu kriegen aufzupassen?
Herzlichen Glückwunsch! Du hast erkannt wie wir heute mit den Altlasten der 68er Bewegung kämpfen. Und natürlich mit der "wunderbaren" Bildungspolitik von heute. Es ist wirklich ein Grauen. Früher waren in einem Dorf die wichtisgten Personen der Bürgermeister, der Pfarrer und der Lehrer. Heute? Ist vll. der Bürgermeister noch wichtig, aber nach den anderen beiden kräht doch kein Hahn mehr (für Süddeutschland gilt dies in Bezug auf den Pfarrer natürlich nicht!).
Dein Beispiel mit dem Erdkundelehrer kann ich noch toppen. ich habe mal in einer Stunde hospitiert, da hat eine Lehrerin 35min gebraucht um eine Hausaufgabe zu kontrollieren. Die Aufgabe war ein Lückentext im Arbeitsheft, Klasse 10!!! Die Klasse hat so gut zusammengearbeitet, dass die Lehrerin ihren nie hätte durchziehen können (ich hätte abgebrochen, den Lückentext zum Diktat gemacht und eingesammelt).
Die Sache mit der Autorität ist ne interessante Frage: Ich habe durchaus beide Lehrertypen erlebt, autoritär und welche, die sich überhaupt nicht durchsetzen konnten. Gerade die autoritären waren ja eigentlich die unbeliebten, aber dort hab ich ehrlich gesagt am meisten gelernt. Aber sowas merkt man ja erst wenn es zu spät ist.
Aber wie sollen Studenten bitte lernen als Autorität aufzutreten, wenn sie erst im Referendariat wirklich durchgehend vor einer Klasse stehen? Es fehlt die Praxis an der Uni, die Dozenten sitzen zu großen teilen in ihrem Elfenbeinturm und evaluieren und forschen, aber waren ewig nicht in der Realität (vll. weil sie sie schon selbst nicht mehr verstehen).
Ich schreib jetzt mal den Praxisanteil der Lehramtsausbildung in Sachsen-Anhalt (Uni Halle-Wittenberg) für Lehramt an Gymnasien und Sekundarschulen.
•
[FONT=Arial,Bold]SPÜ - Schulpraktische Übungen
[/FONT]
Dauer: 1 Semester pro Unterrichtsfach im Grundstudium (meist 2 Stunden selbst unterrichten, Rest hospitieren)
•
[FONT=Arial,Bold]SP 1 - Orientierungspraktikum
[/FONT]
Dauer: - 2 Wochen mit mindestens 30 Stunden Hospitation
- während des Grundstudiums und vor dem 2. Semester
•
[FONT=Arial,Bold]SP 2 - Schulpraktikum
[/FONT]
Dauer: mindestens 4 Wochen
-
Hospitation pro Fach 10 Stunden
-
Unterricht pro Fach 10 Stunden
-
jedes weitere Fach ebenfalls 10 Stunden Hospitation und 10 Stunden
Unterricht
•
[FONT=Arial,Bold]SP 3 - Schulpraktikum
[/FONT]
Dauer: mindestens 4 Wochen
-
Hospitation pro Fach 20 Stunden
-
Unterricht pro Fach 15 Stunden
-
jedes weitere Fach ebenfalls 20 Stunden Hospitation und 15 Stunden Unterricht
Dann kommt das 1.Staatsexamen, dann gehts ins Referandariat (2 Jahre), dann ist die Lehrerausbildung beendet und man kann sich bewerben! Soviel haben wir Praxisanteil. Im pädagogischen Begleitstudium gibt es selten mal die Möglichkeit mit Schülern zu arbeiten (z.B. in Form von Hausaufgabenhilfe), von Psychologie will ich gar nicht erst anfangen. Beide Fächer (Psycho und Päda) sind nur dazu da, dass wir die Theroie lernen, hat ein Dozent gesagt! Schön, wenn wir dann wirklich vor der Klasse stehen hilft dieser trockenen Kram wenig.
Ich schlag mich dennoch weiter damit rum, damit ich in ein paar Jahren endlich das machen kann was ich am besten kann: Unterrichten.