Ich habe ziemlich bewegte Eltern-Trennungen hinter mir.
Meine Eltern ließen sich scheiden, da war ich 7. Das war Krieg pur. Ich habe sehr an meinem Vater gehangen, und für mich war es fürchterlich, ihn zu verlieren. Ich habe 1 Jahr lang jeden Abend geheult, weil er weg war. Tagsüber ging nicht, weil meine Mutter kein Verständnis für meine Trauer hatte. Ganz im Gegenteil, sie behauptete, mein Vater hätte uns nur verlassen, weil meine Schwester und ich so freche Kinder seien und unser Zimmer nie aufräumten. Zusätzlich bekamen wir beide von ihr auch noch die Verantwortung für die Familie aufgedrückt. Gerade im ersten Schuljahr durften wir bereits Briefe an Behörden vorschreiben - durften aber keine Rechtschreibfehler machen, weil wir sie ja damit blamierten ...
Als ich 12 war, kam mein Vater wieder zurück. 7 Jahre später verließ er uns wieder. Die Zeit dazwischen war der reine Horror, weil sich meine Eltern praktisch nur gestritten haben. Im Nachhinein betrachtet muß ich sagen, daß die Zeit zwischen meinem 9. und 12. Lebensjahr wesentlich ruhiger und angenehmer war. Weil es viel weniger Streit gab.
Nachdem uns unser Vater erneut verlassen hatte, wollte unsere Mutter meinen Schwestern und mir jeden Kontakt mit unserem Vater verbieten, indem sie u.a. unglaubliche Lügengeschichten aufbrachte.
Meine jüngste Schwester hat nie wieder mit ihm gesprochen und ihn nie wieder gesehen, sie ist heute noch voller Haß auf ihn.
Meine andere Schwester und ich haben ihn dann nur noch heimlich getroffen.
Das alles endete, als mein Vater mit seiner zweiten Frau tödlich verunglückte. In dem Schock um den plötzlichen Tod unseres Vaters und seiner Frau mußten wir nicht nur eine Wohnungsauflösung und eine Beerdigung organisieren, sondern auch noch heftige Auseinandersetzungen mit unserer Mutter durchstehen, die die beiden am liebsten "auf die Müllkippe" geworfen hätte.
Ich weiß, daß andere Leute sich scheiden lassen und es schaffen, ein gutes Verhältnis zueinander aufzubauen, um der Kinder willen und aus alter Freundschaft. Bei mir war das leider nicht so. Das hat mir einen Großteil meiner Kindheit und Jugend schlicht versaut.
Meine Mutter kann bis heute nicht verstehen, daß ich zu einem Teil meiner Ex-Freunde noch gute Beziehungen habe, denn wenn man sich trennt, muß man sich doch hassen. Nein, muß man nicht. Man kann ein paar Wochen lang die Wut auf den anderen verrauchen lassen, um dann anschließend in Erinnerung an gemeinsame schöne Zeiten und gemeinsame Interessen eine neue Bindung aufbauen, die auch sehr nahe ist, weil man sich halt immer noch sehr vertraut ist.
Das geht nicht mit allen Menschen so, weil dazu eine sehr erwachsene Lebenseinstellung gehört, die den ehemaligen Partner nicht als widerspenstigen Ex-Besitz ansieht. Aber doch mit vielen.
Und wenn man z.B. frisch verliebt ist, dann freut sich kaum jemand so sehr mit einem, wie ein guter Ex-Freund. Und gibt Ratschläge, was man besonders tun und was man besser lassen sollte

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Mit Sicherheit ist die Scheidung meiner Eltern der Grund dafür, daß ich bis heute alle Heiratsanträge abgelehnt habe.