Dann betreiben wir heute mal einen kleinen Exkurs in deutsche Abfallwirtschaft.
Die Verwendung von Deponien hat eine lange Geschichte.
Die erste Müllverbrennung ist zwar auf 1870 (England) datiert, auf deutschem Boden nahm die erste Verbrennungsanlage 1896 den Betrieb auf, in Bullerdeich bei Hamburg. Trotzdem war die Deponie bis in die heutige Zeit die vorherrschende Methode der Beseitigung von Abfall, vor allem Hausmüll, Sperrmüll und ähnlichem Gewerbemüll. Die Ablagerung erfolgt dabei eher unbehandelt, also so, wie es aus dem Sammelfahrzeug ausgetrommelt wurde. Wurde früher einfach mit der Planierraupe etwas "Form" geschaffen, wurde erst später (vermutlich ab der 60er Jahre) mit speziellen Verdichtungsgeräten (Kompaktoren) für einen verdichteten Einbau gesorgt.
Nicht zu vergessen ist, dass erst gegen Ende letzten Jahrhunderts Maßnahmen zum Schutz des unterlagernden Bodens und des Grundwassers getroffen wurden und spezielle Abdichtungssysteme und Fassungen für das auftretende Sickerwasser gebaut wurden. Bis dahin wurde auch hier eher auf die "grüne Wiese" gekippt.
Gut, das ist das "Untendrunter" und eh nicht zu sehen.
Heute gilt ein Verbot für die Ablagerung unbehandelten Mülls, es sind bestimmte Kriterien der Beschaffenheit (Auslaugungsverhalten, Organik und anderes) vor der Ablagerung einzuhalten. Dafür stand bis Anfang der 90er Jahre quasi nur die Müllverbrennung zur Verfügung. Erst zu dieser Zeit entwickelten sich alternative Verfahren der biologisch-mechanischen Abfallbehandlung zur großtechnisch nutzbaren Technologie.
Deponien gibt es dennoch. Zum einen für weitere Ablagerungen geeigneter Abfälle und natürlich die bereits existierenden und vielfach geschlossenen Anlagen.
Nehmen wir mal einen geordneten Deponiebetrieb an. Das ist nicht einfach eine Fläche, da gehört wesentlich mehr dazu. Einen Deponie wird meist in mehreren Verfüllabschnitten betrieben. Verfüllte Teile sind abzudecken oder wenn es baulich möglich ist, abzudichten. Dazu später mehr. Nur ein kleiner Teil ist tatsächlich offen liegende Einbaufläche mit frischem Müll an der Oberfläche. Keinesfalls solche Gebiete, wie in unseren SimCity-Städten auszuweisen sind, um ausreichende Kapazitäten zu bieten.
Selbstverständlich sind Deponien eingezäunt, besitzen eine eigene Zufahrt und die Fahrzeuge müssen gewogen werden. Schließlich will der Deponiebetreiber auch Geld für den gelieferten Abfall haben. Dazu gehören auch Nebengebäude (Sozialräume für die Mitarbeiter, Büro, Garagen, Werkstatt), eventuell auch ein kleiner Wertstoffhof, Containerstellflächen, ein befestigter Platz, wo Kleinanlieferer abkippen können. Und natürlich die Technik: Radlader, Kompaktoren Planierraupe.
Die verfüllten Bereich werden abgedeckt, möglichst mit lehmiger Erde, um dem Regenwasser den Zutritt zum Deponiekörper zu erschweren und dies möglichst an der Oberfläche abzuleiten.
Später wird die Oberfläche mit einem Abdichtungssystem versehen. Dies besteht im wesentlichen aus (von unten nach oben):
- einer gasgängigen Trag- und Ausgleichsschicht
- einer mineralischen Dichtung (Tondichtung 50 cm)
- einer Gasdrainage (kiesiges Material 20 cm)
- einer 2,5 mm dicken Kunststoffdichtungsbahn aus HDPE
- einer Wasserdrainige (kiesiges Material 30 cm) oder einer Drainmatte
- einer Rekultivierungsschicht ("normaler" Bodenaushub mit definierter Beschaffenheit hinsichtlich nutzbarer Feldkapazität, Porenvolumen, Luftkapazität und Körnungslinie mit 100 cm und mehr)
- Bewuchs
Da einen Hausmülldeponie durch biologische Prozesse im Inneren Gas bildet (ein Gemisch aus Methan, CO2, Stickstoff, Sauerstoff und anderen mengenmäßig unbedeutenden Komponenten) ist für eine geeignete Ableitung des Gases zu sorgen. Dafür sind Gasbrunnen eingebaut, die über Leitungen zu einer Verdichterstation mit Gasfackel oder bei ausreichender Gasmenge zu einem Gasmotor mit Generator zur Elektroenergieerzeugung führen.
Das Regenwasser wird an der Oberfläche gesammelt, jedenfalls das, was nicht vom Boden oder den Pflanzen aufgenommen wird. Ebenso wird das Wasser aus der eingebauten Wasserdrainage gefasst. Dazu gehören dann Wassergräben, Wasserableitungen in die Vorflut, Regenrückhaltebecken. Außerdem werden nantürlich Grundwasserpegel zur Überwachung des Deponieverhaltens benötigt.
Und regelmäßig müssen Kontrollen durchgeführt werden, Gras mähen, Ausbesserungsarbeiten. Das heißt, der Deponiekörper muss befahrbar sein und entsprechende Wege sind zu bauen. In der Regel gehört eine komplette Umfahrungsstraße dazu.
Zu einer modernen Deponie gehört mehr, als eine einfache Fläche. An dieser Stelle ist unser SimCity sträflich vernachlässigt und absolut unrealistisch.
Daher stufe ich auch Pegs Müllrutsche eher als Gag ein, die mit Realität wenig zu tun hat, ebenso diese Black Whole Waste Corporation (oder so ähnlich).
Genauso unrealistisch finde ich das "Verstecken" der Fläche unter einem beschönigenden Prop. Schließlich landet ja unser Müll (oder der der Sims) dort.
Meine Überlegung ist es, ein Set geeigneter LOTs zu entwickeln, mit denen eine moderne Deponie gestaltet werden kann.
Das fängt natürlich bei einer geeigneten Geländegestaltung an. Auf die Schnelle habe ich mal dieses Bauwerk erzeugt, wobei hier natürlich noch keine neuen Deponielots zum Einsatz kommen. Die gibt es nämlich bis jetzt nur in meinem Kopf.
Ach ja, ich habe mal noch diese Black Whole Waste BATs gefunden:
http://www.simtropolis.com/stex/index.cfm?id=17907
http://www.simtropolis.com/stex/index.cfm?id=11790
http://www.simtropolis.com/stex/index.cfm?id=2865
Wer natürlich auf Deponien und Müllkraftwerke verzichten will, kann ja Andreas' Abfallverladestelle vom Kurier laden und verwenden. Das ist auch heutzutage völlig üblich. Nur eher selten mit der Bahn....