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Kapitel 8
Zitternd ließ sich Lucy die Wand hinab gleiten. Sie verstand einfach nicht, was mit ihrer Welt passiert war. Noch gestern Abend, bevor sie abends nach hause ging, war alles normal. Ihr Leben war fast ein bisschen langweilig gewesen...Was hatte sich nicht alles in den letzten 24 Stunden verändert! Das konnte doch alles nicht wahr sein! Lucy war kurz davor durchzudrehen. Ihr zittern drohte unkontrollierbar zu werden und der Tränenfluss war auch nicht aufzuhalten. Aber das Maunzen von ihrer Mizie hörte sie klar und deutlich. Es riss sie aus ihrer Panik heraus und als die kleine Katze ihr um die Beine strich, nahm sie sie auf den Arm und vergrub ihr Gesicht in dem seidigen Fell. Die Katze fing an zu schnurren und das vibrieren des Körpers kitzelte Lucy im Gesicht. Sie hob den Kopf und lachte leicht. „Du hast recht, meine Süße. Jetzt ist nicht der Moment, um durchzudrehen." Sanft strich Lucy der Katze über den Kopf und Ariva schloss genießerisch die Augen. Vorsichtig schmiegte sie sich an die streichelnden Finger.
Lucy lächelte. "Das gefällt dir, hm?" Und als sie sich abermals einbildete, dass die Katze, sie angrinste und nickte, fragte sich Lucy ernsthaft, wie wohl der Wahnsinn hieß, der langsam aber sicher von ihrem, eigentlich ziemlich klaren, Verstand Besitz ergriff. Also ignorierte sie diese, natürlich nicht vorhandenen, Menschlichen Verhaltensweisen und drückte die kleine Katze wieder an ihr Gesicht. Tief atmete sie in den warmen weichen Pelz und merkte endlich, wie sie ruhiger wurde. Ihr Herz beruhigte sich, das Zittern ließ nach und auch die Tränen hörten auf. Während Lucy die Katze noch mit einer Hand an sich drückte, wischte sie sich mit der anderen über die Augen.
Langsam ließ Lucy die Katze danach auf den Boden sinken und rappelte sich wieder hoch. Sobald sie stand, klopfte sie sich den Hosenboden sauber und sah zu ihrer Katze nach unten. Aber die war verschwunden. Schnell sah sie sich um und entdeckte sie dann neben einem großen schwarzen Hund. Eben genau diesem Hund, der vorhin versucht hatte, sie vor dieser.... dieser... Frau zu beschützen. Und ihre Katze saß direkt neben ihm und beide sahen sie an. Langsam ging Lucy auf die beiden zu. Der Hund war wunderschön. Sein schwarzes Fell glänzte im Mondlicht und seine grünen Augen leuchteten. Moment! Grüne Augen? Seid wann hatten denn Hunde grüne Augen? Braun oder Blau, ja, das ja. Aber Grün? langsam ging Lucy weiter und näher an den Hund heran. Er hatte etwas absolut faszinierendes an sich. Ähnlich, wie ihre Mizie, aber auf eine andere Art. Während Mizie anschmiegsam war und schon von weitem zu schnurren begann, sobald sie Lucy nur sah, wich dieser Hund eher noch ein Stück weiter zurück.
Lucy streckte langsam die Hand aus, um den Hund dran schnüffeln zu lassen. "Hallo du hübscher. Wer bist du denn? Ich wollte mich noch bei dir bedanken..." Weiter kam sie nicht, denn der Hund wich zurück und knurrte bedrohlich, während er die Lefzen hochzog. Lucy blieb stehen. Sie liebe Katzen und Hunde wirklich, aber blöd war sie auch nicht. Die kleine Katze drückte sich an den Hund und fauchte ihn leise an, als wollte sie mit ihm schimpfen...Bevor Lucy über diesen absurden Gedanken noch weiter nach grübeln konnte, hörte sie eine Stimme. "Lucy!" Lucy zuckte zusammen und drehte sich um. innerlich stöhnte sie auf, als sie sah, wer dort kam. Issi! Auf Issi hatte sie gerade so gar keine Lust. Klar, es war ihre Freundin, wenn nicht sogar ihre beste, weil ihre Freunde einfach rar gesät waren, aber jetzt gerade wollte sich Lucy doch lieber mit den Tieren beschäftigen, die sie immer noch hinter sich spürte.
Sie wischte die Tränen weg, setze ein Lächeln auf, von dem sie hoffte, dass es ehrlich wirkte und ging ihrer Freundin entgegen. Diese nahm sie stürmisch in den Arm. „Hallo Lucy! Was machst du hier? Na, auch egal, aber das ist doch wirklich Schicksal, dass wir uns gerade hier treffen!“ Lucy löste sich von ihr und lächelte. „Hallo Issi. Du glaubst gar nicht, was mir in den letzten zwei Tagen passiert....“ Doch Issi ließ sie nicht ausreden. Sie wedelte mit der Hand und sagte: „Ja, ganz toll. Du, hör mal, kann ich dich um einen gefallen bitten? Ich hab da nämlich...“ Lucy klappte den Mund zu und nickte. So langsam sollte sie sich dran gewöhnt haben, dass Issi nicht zu den geduldigsten Menschen gehörte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann Issi sie zum letzten mal einfach hatte ausreden lassen, oder sich wirklich für ihren Tag interessiert hatte. Innerlich seufzte Lucy und tat dann das, was sie am besten konnte. Sie hörte ihrer Freundin zu. Und Issi plapperte in einer Tour davon, dass sie einen Jungen kennengelernt hatte, der sooo süüüß wäre und gaaanz anderes als ihre Freunde davor und absolut sicher ihre große Liebe wäre. Da Lucy aus Erfahrung wusste, dass diese große Liebe höchstens eine Woche hielt, unterbrach sie ihre Freundin, indem sie sagte: „Um welchen gefallen wolltest du mich bitten?“
Issi stoppte in ihrem Redefluss und sah Lucy missbilligend an. „Du kannst mich doch nicht einfach unterbrechen, wenn ich gerade erzähle. Das ist unhöflich, Lucy!“ Lucy verkniff sich die Bemerkung, dass Issi dass doch gerade eben, vor nicht einmal ganz zwei Minuten, selbst getan hatte und sagte stattdessen: „Du hast recht, entschuldige bitte.“ Issi nickte. „Ja, natürlich. ist schon OK.“ Und dann plapperte sie weiter. Innerlich zählte Lucy langsam bis 10 und überlegte dabei, was passieren musste, damit ein Hund und eine Katze sich zusammentaten und so was wie Freunde wurden. „Und deshalb musst du mir einen gefallen tun.“ Lucy blinzelte. Was? Oh! Wie es aussah, war Issi mit ihren Ausführungen fertig. Mit einem leisem Stich von schlechtem Gewissen, bemerkte Lucy, dass sie Issi überhaupt nicht zugehört hatte. „Was für einen Gefallen kann ich dir denn tun?“ Issi lächelte sie strahlend an und warf ihr langes blondes Haar zurück.
„Du musst Toby für mich testen!“ Verwirrt sah Lucy sie an. „Testen? Was meinst du damit?“
Issi grinste. „Ich will, dass du seine Treue testet. Du sollst ihn verführen!“ Lucy war so geschockt über diesen Gefallen, dass sie auch darüber hinwegsehen konnte, dass Issi nicht einmal bitte gesagt hatte. „Ich soll seine Treue testen? Ihr kennt euch doch erst seid 2 Tagen!“ Issi lachte. „Na und? Trotzdem hatten wir schon Spaß! Und es war auch ganz gut, aber ich möchte sichergehen, dass er mir auch treu ist.“ Lucy kniff die Augen zusammen. „Bist du ihm denn treu?“ Issi zog die Augenbrauen hoch. „Treue? Tzzz! Hab ich nicht nötig! Mir fliegen die Männer nur so hinterher, warum soll ich treu sein? Liebe ist viel zu schön, um sie auf einen Mann zu beschränken.“ Lucy runzelte die Stirn. „Hmmmh...warum soll er dir dann treu sein?“ Issi lachte. „Na warum wohl? Ich bin etwas Besonderes!“ Lucy schüttelte den Kopf. „Issi, das kann ich nicht...“
„Super! Du bist ein Schatz, danke dir!“ Lucy hob die Hand. „Issi, warte! Ich wollte gerade sagen...“ Doch Issi drehte sich schon um und warf ihr noch eine Kusshand zu. „Danke, dass du das machst! Ich melde mich bei dir, wann du ihn wo treffen kann!“ Lucy sackte in sich zusammen. Na ganz toll! Wie war sie denn jetzt in diesen Schlamassel geraten? Tja, der neuste Schlamassel mit Issi war wohl eher ihrer Gutmütigkeit zuzuschreiben. Warum konnte sie auch nicht klar und deutlich nein sagen? So wie ihre Mutter damals, als sie eisern beim Nein geblieben war, als Lucy wieder und wieder nach einem eigenen Hund oder Katze gebettelt hatte...Der Hund und die Katze! Hastig drehte sie sich wieder um, aber die beiden Tiere waren verschwunden. Schon wieder war Lucy ganz alleine in der Dunkelheit.
Wir hoffen, es hat euch gefallen.