Nationalstolz

wow dany, ein sehr tiefgründiger und ehrlicher beitrag. hut ab!:up:
ist aber nicht das erste mal, dass ich von deinen lebensgeschichten so beeindruckt bin ;)

ich hätte nur nicht gedacht, dass das bei der jüdischen religion immer noch so krass zugeht. :ohoh:

mein leiblicher uropa war wohl ein richtiger, waschechter nazi, aber ich kannte ihn nicht, da er im krieg gefallen ist. ich weiß jedenfalls, dass meine uroma und mein "stief"uropa (in wahrheit ist und bleibt er mein uropa) die besten großeltern aller zeiten waren. herzensgute menschen, die immer darum bemüht waren zu helfen, einem das leben so angenehm wie möglich machen wollten und jeden wunsch von den lippen abgelesen haben. solche, die ihre familie über ihre eigene gesundheit gestellt haben und sich für nichts zu schade waren. das hätten sie so auch weitergemacht, wenn sie nicht irgendwann zu alt gewesen wären (mein opa ist letztes jahr gestorben). mir vermittelt das irgendwie das gefühl, dass die propaganda damals einen erheblichen teil beigesteuert haben muss, damit die menschen zu solchen taten in der lage waren. praktisch wie gehirnwäsche........

danach wurden ja einige experimente durchgeführt, die das in meinen augen gut darstellen. die welle zum beispiel.......

jetzt bin ich ganz schön abgedriftet, sorry. :schäm:

ich finde den begriff "nationalstolz" immer noch etwas unpassend. in anlehnung an die wm bedeutet für mich der begriff nicht mehr als zu welchem land ich mich angehörig fühle. wie eine familie sozusagen. es gibt immer schwierigkeiten und nichts verläuft immer rosarot. aber man weiß, wo man hingehört. und da spielt es für mich keine rolle ob man adoptiert wurde - sprich: eingewandert und integriert ist - oder ob man in dem land zur welt gekommen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: Dany
Wenn ich so die beiden Beiträge über mir lese, sollte ich mir mal das Buch "Ich stand auf beiden Seiten des Flusses" geben, welches vom Bruder meines Opas mütterlicherseits geschrieben wurde. (Teil der Familie stammt halt aus Thüringen, ein anderer Teil aus Mecklenburg-Vorpommern und meine Oma väterlicherseits angeblich aus Schlesien, was damals auch deutsch war.)
 
wow dany, ein sehr tiefgründiger und ehrlicher beitrag. hut ab!:up:

Danke! Man muss halt auch den Mut haben, zu dem zu stehen, was man fühlt und denkt ;) Und vorallem, WER man ist!!!! :nick:

ist aber nicht das erste mal, dass ich von deinen lebensgeschichten so beeindruckt bin ;)

Das kannst du mir ja mal per PN näher erläutern ;)

ich hätte nur nicht gedacht, dass das bei der jüdischen religion immer noch so krass zugeht. :ohoh:

Leider ja :naja: Und ich bin froh, dass mir der Gang in die Synagoge heute erspart blieb, weil ich gerade aus dem Krankenhaus zurück bin. Man macht zwar so seine Scherze, ich jedenfalls. Soldatin halt. So nach dem Motto: Och, komm...meine Handgranate hätte ich aber schon gerne dabei, falls alle bei der Predigt des Rabbis einschlafen...kleiner Muntermacher :lol: Aber wenn man sich überlegt, warum man so redet und handelt, ergreift einen eine tiefe Traurigkeit, weil man für das, was man glaubt und ist, gehasst und verachtet wird... :(

mein leiblicher uropa war wohl ein richtiger, waschechter nazi, aber ich kannte ihn nicht, da er im krieg gefallen ist. ich weiß jedenfalls, dass meine uroma und mein "stief"uropa (in wahrheit ist und bleibt er mein uropa) die besten großeltern aller zeiten waren. herzensgute menschen, die immer darum bemüht waren zu helfen, einem das leben so angenehm wie möglich machen wollten und jeden wunsch von den lippen abgelesen haben. solche, die ihre familie über ihre eigene gesundheit gestellt haben und sich für nichts zu schade waren. das hätten sie so auch weitergemacht, wenn sie nicht irgendwann zu alt gewesen wären (mein opa ist letztes jahr gestorben). mir vermittelt das irgendwie das gefühl, dass die propaganda damals einen erheblichen teil beigesteuert haben muss, damit die menschen zu solchen taten in der lage waren. praktisch wie gehirnwäsche........

Ich verurteile deinen Uropa nicht! :nonono:
Menschen sind sehr beeinflussbar. Manche tun aus falscher Überzeugung, was man ihnen sagt, andere auch einfach aus Angst. Die Realität und viele dokumentierte Geschichten zeigen ja, dass viele "überzeugte" Nazis wie auch Stauffenberg etc. gar nicht wirklich der "Sache" dienten, sondern versuchten, auf ihre Weise das Richtige zu tun und Menschen zu retten. Meine Hochachtung vor all den Menschen, die ihr Leben und das ihrer Liebsten riskierten, um ihnen meist völlig fremde Menschen vor dem Tod zu bewahren. :up: Dank solcher mutiger Menschen konnte ich trotz aller Widrigkeiten geboren werden. :)


Wenn ich so die beiden Beiträge über mir lese, sollte ich mir mal das Buch "Ich stand auf beiden Seiten des Flusses" geben, welches vom Bruder meines Opas mütterlicherseits geschrieben wurde. (Teil der Familie stammt halt aus Thüringen, ein anderer Teil aus Mecklenburg-Vorpommern und meine Oma väterlicherseits angeblich aus Schlesien, was damals auch deutsch war.)

Und dann? Ich kenne das Buch nicht... Mehr Infos???
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mit Stasi-Vergangenheit in der DDR. So viel gibt das Internet nicht her und man scheint das Buch schwer zu bekommen. Ich muss mal Mutter fragen, ob die überhaupt ein Exemplar hat, denke aber jedoch weniger. Und ich kannte ihn nicht mal, zumal er seit paar Jahren tot ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aha, na meine Mutter bearbeitet zum Beispiel genau diese netten Akten :) Dann sieh mal zu, dass du mehr Infos bekommst, denn dein Beitrag weiter oben macht mich nicht so wirklich schlau. Was wolltest du damit sagen???:???::???::???:

Gerade beim Nachlesen entdeckt:

Erzähl das mal den Juden. Die dürfen sich von einigen Christen bis heute anhören "Ihr habt Jesus ermordet!". :D

Ja und? War doch einer von unseren Leuten, also bitte!!!! Wir haben nur einen unserer eigenen Leute gemeuchelt, regt euch mal nicht so auf =) Und wenn wir ihn nicht hätten hops gehen lassen, würde er noch heute in irgendeiner ollen Kneipe mit einer billigen Schlampe sitzen und sich besaufen (schliesslich war er auch NUR ein Mann :p) anstatt sich auf seine so grosse Wiederkehr vorzubereiten!

Gibt ja auch nen Witz dazu.

Jesus ist langweilig und er beschliesst, auf die Erde zu gehen und seine Jünger zu besuchen. Gesagt, getan...

Er kommt an das Haus der Evangeliken und klopft.
"Hallo, erkennst du mich?", fragt er den Hausbesitzer, der die Tür öffnet.
"Nee, hau bloss ab. Bettler sind hier nicht willkommen!"
Tür zu!

Er kommt an das Haus der Katholiken und klopft.
"Hallo, erkennst du mich?", fragt er den Hausbesitzer, der die Tür öffnet.
"Nee, nix hier mit Verkaufen oder so!"
Tür zu!

Er kommt an das Haus der Juden und klopft.
"Hallo, erkennst du mich?", fragt er den Hausbesitzer, der die Tür öffnet. Der Hausbesitzer bekommt grosse Augen und brüllt zu seiner Frau:
"Schatz! Hol sofort Hammer und Nägel! Der Mistkerl hat sich echt befreien können!"

(Wie schnell konnte Jesus wohl rennen? Oder wollte er mal wieder genagelt werden???? :p)

PS: Ich hoffe, ich muss nicht sagen, wo Witz und Ironie in meinem Beitrag anfingen und endeten ;)

PPS: Und ich kenn noch fiesere Witze =)=)=)
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: Phoenyx und Diamond
Ich kam halt irgendwie drauf, weil du deine Geschichte als Jüdin erzählt hast und weil vorallem Littlelotte von der Nazi-Vergangenheit ihres Uropas erzählt hat.

Wir haben doch ein Exemplar vom Buch, was ich erstmal lesen muss, um selber mehr zu erfahren.

Wissen tue ich erstmal nur vom Erfragen, dass er versucht hat, in der Kriegszeit einen Juden oder Russen zu schmuggeln, was aber fehl schlug, woraufhin er ins Gefängnis wanderte. Ansonsten meinte meine Mutter noch, dass sein Bruder, also mein Opa mütterlicherseits, mal bei Adolf auf dem Schoß saß. :ohoh: :rolleyes: :eek: Vielleicht steht das da auch irgendwo drin.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kam halt irgendwie drauf, weil du deine Geschichte als Jüdin erzählt hast und weil vorallem Littlelotte von der Nazi-Vergangenheit ihres Uropas erzählt hat.

Naja, Geschichten haben wir noch nicht erzählt, nur ein paar Fakten. Aber wenn du ne Märchenstunde möchtest... ich hab da noch eine nette, wahre Geschichte zwecks Judenhass und vor die U-Bahn werfen und die deutsche Justiz :naja:

Wir haben doch ein Exemplar vom Buch, was ich erstmal lesen muss, um selber mehr zu erfahren. Wissen tue ich erstmal nur vom Erfragen, dass er versucht hat, in der Kriegszeit einen Juden oder Russen zu schmuggeln, was aber fehl schlug, woraufhin er ins Gefängnis wanderte. Ansonsten meinte meine Mutter noch, dass sein Bruder, also mein Opa mütterlicherseits, mal bei Adolf auf dem Schoß saß. :ohoh: :rolleyes: :eek: Vielleicht steht das da auch irgendwo drin.
Na dann lies mal in Ruhe nach. ;) Und ich denke nicht, dass der Bruder einen Schaden davon trug, nur weil er auf dem Schoss eines solchen Monsters äh Mannes mit grossen Problemen, sass... ;) Wenn er darauf stolz sein sollte, dann würde es für mich kritisch werden...

Wie gesagt, ich bin neugierig :nick:
 
ergreift einen eine tiefe Traurigkeit, weil man für das, was man glaubt und ist, gehasst und verachtet wird... :(

Driftet jetzt vom Thema ab... ABER:

Das kann ich sehr gut nachfühlen.

Was meinst Du wie ich angeschaut werde, weil ich eine Heidin bin. Eine Hexe. Jemand der einen sehr alten, sehr ursprünglichen und individuellen Glauben lebt.
Ich hausiere damit nicht oder schrei es durch die Gegen oder ähnliches :D Aber ich lüge auch nicht oder vermeide es und gehe dem Thema aus dem Weg.

Eines der folgenden Vorurteile kommt immer. Mindestens!

- So Leute wie Du tanzen doch auf Gräbern und Friedhöfen
- Ihr tanzt doch nackt auf Lichtungen und Wiesen bei Ritualen?!
- Das was Du da um den Hals hast ist doch ein Teufelszeichen!
- Ihr opfert Tiere oder Jungfrauenblut oder so was?!
- Du betest den Teufel an?


Ich hab sicher was vergessen.
Dass das alles quatsch ist, muss ich ja wohl hoffentlich nicht betonen. Auch dass man niemanden verflucht oder mit Liebeszaubern belegt oder so ein Quatsch.
Es gibt einige Menschen die dann einen großen Bogen um einen machen. Die einen für bekloppt oder verrückt halten, die Angst haben usw.
Und es gibt natürlich auch Menschen, die die Hexenverbrennungen wieder einführen möchten oder ähnliche grausame Dinge. Die also wirklich von Hass getrieben sind.

Auch dieser Glaube hat seine traurige Geschichte. Eine sehr traurige sogar. Und es sind damals auch viele gestorben die mit diesem Glauben gar nichts zu tun hatten.

Ich habe bisher nur einen einzigen Menschen "außerhalb dieses Glaubens" getroffen, der unvoreingenommen und positiv reagiert hat. Und das war eine freie Christin die mich, von dem was sie so sagte, nachhaltig sehr beeindruckt hat. So Menschen bleiben einem auch nach Jahren noch gut in Erinnerung.


Selbst in meiner Familie musste ich kämpfen, als ich mich in eine andere Richtung entwickelte als vorgesehen.
Mein Eltern wollten mich partout zur Konfirmation zwingen, das ging so weit dass sie sogar den Pfarrer zu uns eingeladen haben um mich zu missionieren.
Dabei habe ich schon von Anfang an, als der erste Brief zu dem Thema kam und ich zum Unterricht sollte, gesagt dass ich das nicht will. "Schau es dir halt mal an, danach kannst Du immer noch nein sagen" - "Versprochen? "- Ja, versprochen"
Joa. Hab ich gemacht. Dann Nein gesagt. Und dann haben SIE ihr Wort gebrochen und versucht mich zu zwingen.
Das schlagende Argument war immer "Wenn Du dich konfirmieren lässt, dann bekommst Du doch gaaaanz viel Geld"
Also man kann ja viel über richtig und falsch diskutieren. Aber sich nur aus Geldgründen(!) in eine Kirche, vor einen Altar zu stellen und auf einen Gott zu schwören und am Abendmahl teilzunehmen - also ein Ritual zu begehen an das man nicht glaubt - DAS ist sicherlich total falsch.

Meine Oma kam mit so Sachen wie "Wenn du stirbst, kannst Du nicht auf dem Friedhof begraben werden!" :rolleyes:

Dann sollen se mich halt irgendwo verscharren :D
Das war vielleicht früher so als jeder Friedhof noch zu der Kirche gehörte neben der der Friedhof war. Aber inzwischen sind viele Friedhöfe nicht mehr der Kirche und auch nicht direkt neben einer Kirche, sondern der Gemeinde/Stadt und da darf jeder Mensch begraben werden, egal was er geglaubt hat.



Edit:

1. ich bin keine Wicca, wäre ich das, hätte ich das auch so geschrieben. Ich bin eine sogenannte frei fliegende Hexe, und damit komme ich sehr gut klar.
Freifliegend heißt nichts anderes als ungebunden und frei. Freifliegende Hexen gehören keinem Zirkel an, auch wenn sich manchmal freifliegende Hexen zusammenfinden um z.B. ein Jahresfest gemeinsam zu feiern. Diese Gruppe von Hexen arbeitet sehr intuitiv. Sie nehmen aus verschiedenen magischen Traditionen, was für sie stimmig ist und verbinden diese Praktiken mit ihrem Glauben.
2. Werde ich meinen Glauben hier nicht näher ausführen, das sprengt definitiv den Rahmen und ist nicht in 5 Min. niedergeschrieben.
3. werde ich mich dazu in keinem neuen Beitrag äußern, da es hier nicht hergehört. Wir kommen gerade total vom Thema ab! Daran bin ich aber nicht ganz unschuldig, das weiß ich.
4. Ich habe mich eingehend mit dem Thema Hexenverfolgungen befasst, auch wenn ich das hier nicht geschrieben habe und mir ist auch bewusst dass das heute noch in anderen Teilen der Erde gemacht wird. Morgens um 7 Uhr nach 2 Stunden Schlaf nen kurzen Text hinzurotzen war nicht meine Glanzleistung, das geb ich zu :D
Mir ging es auch hier nicht darum mit Klug*******rei oder langen Abhandlungen um mich zu werfen, sondern darum dass ich das nachfühlen kann, was ich zitiert habe, weil es mir ähnlich geht.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: Dany und _Alyssa_
/Edit: Danke Dany für deinen Beitrag. Es hat mich sehr berührt, was du geschrieben hast!

/Edit 2: Danke Laer für die Klarstellung. Ich hoffe, du hast trotzdem mein Anliegen verstanden und meinen Post hoffentlich nicht als Klugsch****ei verstanden...
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: Dany
Erstmal vielen Dank an Dany, lotte und Laemorien (eine [wahrscheinlich total blöde] Frage: Feierst du Walpurgisnacht?) für eure Schilderungen. Ich fand sie sehr aufschlussreich.

Es ist immer noch eine Schande, dass Menschen diskriminiert werden, bloß weil sie nicht der eigenen Norm entsprechen. Wobei... was ist die Norm? Ich möchte hier, um Himmels Willen, niemandem zu nahe treten. Meine Philosophie ist: Leben und leben lassen. Ich verurteile niemanden, den ich nicht kenne, möchte aber im Gegenzug von niemandem verurteilt werden.

Klar stecke auch ich Leute erstmal in Schubladen, das macht jeder, aber das heißt nicht, dass sie dort auf immer und ewig bleiben müssen/werden/sollen. Generell jedoch gehe ich offen und vorurteilsfrei auf andere Menschen zu.


Und um auf's Thema zurückzukommen: So etwas wie Nationalstolz habe ich gar nicht. Niemand hat es mir vorgelebt oder beigebracht und der fade Beigeschmack bleibt einfach, sodass ich, außerhalb von Fußballgroßereignissen, gar nichts mit dem Thema großartig zu tun haben mag.

Worauf ich (indirekt) stolz und glücklich bin, ist das, was Deutschland nach dem WKII (ein Land, das in Trümmern lag und heute eine der führenden Wirtschaftsnationen der Welt ist) und mit der Wende gelungen ist. Vor allem mit letzterem wurde damals etwas Großartiges erreicht. Etwas, dass andere Länder wohl so schnell nicht schaffen werden.

Hier liegt noch immer vieles im Argen, aber trotzdem bin ich froh hier geboren worden zu sein und leben zu dürfen.


Ansonsten halte ich es wie einige von euch: Lasst uns auf die Gemeinsamkeiten schauen und nicht immer nur auf die Unterschiede! :)
 
  • Danke
Reaktionen: Dany
Was hab ich mit einem Mecklenburger oder Friesen oder Bayern oder Sachsen gemeinsam? Nichtmal die Sprache, schließlich reden wir Hessen einen fränkischen Dialekt (so wir´s noch tun). :lol:

Und das ist in anderen Ländern (z.B. Frankreich) anders? Eben nicht. Auch da gibt es regionale Unterschiede in der Sprache, genau wie in Deutschland und wahrscheinlich auch noch allen anderen Ländern dieser Welt.
 
  • Danke
Reaktionen: Laermorien
Vielen Dank Dany für diesen sehr persönlichen Beitrag :nick:

Und mal kurz ziemlich OT @Banger: Wenn du Gelegenheit hast, an dieses Buch zu kommen, lies es!!
Als die Tagebücher meines Urgroßvaters aus der Zeit Beginn zweiter Weltkrieg bis DDR aufgetaucht sind hab ich sie verschlungen und war auf jeden Fall um einige Erfahrungen reicher. Die Zeitzeugen gehen uns ja nun langsam aus und wenn man so einen Bericht aus der eigenen Familiengeschichte findet ist die Erfahrung nochmal intensiver als Bücher von "irgendwem" zu dem Thema.

Hm, vielleicht krieg ich jetzt doch den Überschlag zum Thema hin, wenn ich hier über Familiengeschichte rede :lol:

Oftmals, wenn ich mit meinem Opa zusammen bin drängt sich mir der Gedanke auf, wie sehr sich der Umgang mit unseren Veteranen zu dem in anderen Ländern unterscheidet.
Natürlich liegt der Grund oberflächlich auf der Hand. Nazis kann man nicht als Veteranen feiern. Aber in diesem Krieg haben auch haufenweise Menschen Leben und Gesundheit gelassen, die nichts mit den Nazis am Stecken hatten und nur ihre Familie beschützt haben.

Mein Opa ist so ein Fall. Das Dorf in dem er aufwuchs stand geschlossen gegen Hitler. Er war ein fröhliches Kind und hasste nichts mehr als Gewalt (z.B. gegen die Tiere auf den Höfen). Das konnte ihn natürlich nicht beschützen. Krieg, schwerverletzt, Gefangenschaft, wieder nach Hause gekrochen, mit körperlicher Behinderung "davongekommen". Ein Makel in der Gesellschaft.
Ein Mann, der nach dem Krieg einfach weitergemacht hat. Trotz Behinderung zwei Lehren abgeschlossen, Familie gegründet, Haus gebaut, sein Leben lang gearbeitet. Extrem aufgeschlossene Persönlichkeit. Für meinen Opa gab es alle diese verrückten Vorurteile nie. Als er in der Zeit des Wiederaufbaus mit vielen Ausländern zusammengearbeitet hat fand er das großartig. Neue Kulturen erleben, "mitmachen". Zwei Männer die sich lieben? Klasse, hauptsache Liebe!
(Das alles nur so als kurze Charakterisierung eines Mannes, den ich von Herzen liebe und bewundere).

Aber sein Schicksal schweigt die Gesellschaft tot. Keine Bewunderung für die, die in dieser Zeit hinter der falschen Grenze geboren wurden. Keine Achtung vor denen, die versuchten ihre Heimat zu beschützen.

Er redet nicht darüber. Manchmal rutscht ihm nach zwei Schnäpsen ein bitterer Kommentar raus, aber das wars. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was er durchgemacht haben muss. Und trotzdem hat er sich nach diesem Irrsinn aufgerichtet und mit aller Kraft daran mitgearbeitet, dieses Land wieder ins Gleichgewicht zu schaukeln.

Ich weiß grad gar nicht so richtig was ich ausdrücken möchte, das ist für mich ziemlich emotional behaftet. Ich denke ich meine, dass es auch ein Stolz-Problem ist, dass einer ganzen Generation die Hochachtung verweigert wird, weil sie passiv Teil des Grauens waren.
 
Und das ist in anderen Ländern (z.B. Frankreich) anders? Eben nicht. Auch da gibt es regionale Unterschiede in der Sprache, genau wie in Deutschland und wahrscheinlich auch noch allen anderen Ländern dieser Welt.

Das hab ich doch auch an keiner Stelle behauptet... :nonono:
 
@Dany: du weißt, wie ich da zu dir stehe :up: (hast du mal den Whatsappverlauf mit deiner Freundin und mir nachgelesen =) )

Driftet jetzt vom Thema ab... ABER:

Das kann ich sehr gut nachfühlen.

Was meinst Du wie ich angeschaut werde, weil ich eine Heidin bin. Eine Hexe. Jemand der einen sehr alten, sehr ursprünglichen und individuellen Glauben lebt.
Ich hausiere damit nicht oder schrei es durch die Gegen oder ähnliches :D Aber ich lüge auch nicht oder vermeide es und gehe dem Thema aus dem Weg.

Eines der folgenden Vorurteile kommt immer. Mindestens!

- So Leute wie Du tanzen doch auf Gräbern und Friedhöfen
- Ihr tanzt doch nackt auf Lichtungen und Wiesen bei Ritualen?!
- Das was Du da um den Hals hast ist doch ein Teufelszeichen!
- Ihr opfert Tiere oder Jungfrauenblut oder so was?!
- Du betest den Teufel an?


Ich hab sicher was vergessen.

1. ich bin keine Wicca, wäre ich das, hätte ich das auch so geschrieben. Ich bin eine sogenannte frei fliegende Hexe, und damit komme ich sehr gut klar.

:up: :up: :up: :up:

Okay, nachdem hier jemand den Mut aufbringt, so etwas persönliches zu sagen, schließ ich mich dem an und oute mich auch als freifliegende Hexe (und danke für die Erklärung, dass freifliegende Hexe NICHT Wicca bedeutet!!!!!)

Und diese Vorurteile kenne ich nur zu gut :naja:
Meine Familie hat sich damit abgefunden =) Auch mein jeweiliger Partner erfährt dies gleich, ich versteck mich nicht. sollte er damit nicht klar kommen => ich ändere mich nicht, ich stehe zu dem, was ich bin! Und hier den Mut aufzubringen, dies zu schreiben, finde ich einfach top! :up:

Erstmal vielen Dank an Dany, lotte und Laemorien (eine [wahrscheinlich total blöde] Frage: Feierst du Walpurgisnacht?) für eure Schilderungen. Ich fand sie sehr aufschlussreich.

Ich beantworte die Frage mal für mich, ja, ich feiere die Walpurgisnacht, wobei nicht in dem Sinne, den du dir jetzt denkst, sondern anders :lol:
ich feiere Beltane ;) diese "Feiertage" fallen auf die Nacht des 30. Aprils bis eben zum 1. Mai.
Walpurgisnacht feiern übrigens die meisten von euch unbewusst, zumindest dann, wenn ihr die Bräuche am 1. Mai (Maibaum, Maitanz usw.) habt und feiert ;)
Eigentlich wird Beltane am 5. Vollmond gefeiert (vom Julfest ausgehend), jedoch hat sich eher der 30.4./1.5. eingebürgert. Wenn ich hier jetzt mit dem historischen Hintergrund komme, dann wird das zu viel OT!! :lol:

Der Theard wird immer interessanter! :lol:
 
Liebe Dany - danke du sprichst mir aus der Seele.
Mir kamen heute die Tränen, nachdem ich gelesen habe was in Kassel passiert ist. Kinder dürfen/können nicht zum Religionsunterricht in die Synagoge weil draußen ein wütender Mob steht. Es ist fraglich ob der Schabbat Gottesdienst statt finden kann auf Grund erneuter "Demonstrationen" vor der Synagoge. Das wäre das erste Mal nach 1945.
In Essen geschieht gerade das Selbe. Direkt vor unseren Haustüren.

Ich bin sehr stolz Jüdin zu sein und Deutsche. Das hat mir meine Uroma schon mitgegeben als ich nicht mal Laufen konnte. Sie sie hat mir noch etwas wichtiges mitgegeben. Hass bringt niemanden etwas.
Es waren Deutsche, wie crunchys Großvater, denen ich zu verdanken habe überhaupt zu leben. Es gibt ausreichend deutsche Familie, die geholfen haben und nie erwähnt wurden.
Es gab aber auch "Nazis", die nicht mit dem einverstanden waren, was sie da tun mussten. Ich habe eine ganz liebe SS-Offizierin kennengelernt. Die sagte mir: die Juden waren so nett und ich wollte das nicht. Aber wer nicht mitmachte, der wurde selber getötet.
Sollen wir jetzt Vorurteile haben, gegenüber diesen Menschen? Nur weil sie aus Angst um das eigene Leben und das ihrer Familien, mitgemacht haben? Nein! Verzeihen - und das Alte alt sein lassen.
Was habe ich denn heute davon? Ich war damals auch noch nicht geboren. Ich will nur Frieden. Ich will nicht wie ein seltenes Tier im Zoo angestarrt werden. Ich bin ein Mensch!

Sorry, aber das ist im Moment echt :argh:
 
Zuletzt bearbeitet:
@snapdragonscove

:argh: Ich verstehe so etwas einfach nicht! Kann man nicht jeden einfach seine Religion lassen, wenn man niemanden damit schadet? Ich mein, was spricht dagegen, Jude/Jüdin zu sein? Oder Moslem oder Christ, Buddhist usw. Bei manchen Sachen könnt ich einfach... boah.. :polter: :argh:
 
Nur damit das nicht falsch verstanden wird, er stand nicht im Widerstand sondern wurde als junger Mann einfach einkassiert und mit an die Front geschoben. Er musste auch zur HJ, um nicht aufzufallen und keine Gefahr auf seine Familie zu lenken. Hinter der Sache stand er aber nie.

@snap: Ich bin mir auch sicher, dass auch in höheren Ebenen viele Menschen mitgezogen haben um sich zu schützen. In die Lage kann man sich ja gar nicht reinversetzen, aber da war einfach niemand sicher.

Das mit der Synagoge in Essen erschüttert mich auch sehr. Bis vor kurzem bin ich täglich an der neuen und der alten Synagoge vorbeigefahren (sie liegen nur wenige Kilometer voneinander entfernt).

Hier scheint es sich wohl um eine Bedrohung durch Leute zu handeln, die gegen die Bombadierung des Gaza-Streifens demonstrieren.
Das macht doch keinen Sinn. Man greift doch keine Synagoge an um zu fordern, dass andere Angriffe aufhören :nonono:
 
@snapdragonscove

:argh: Ich verstehe so etwas einfach nicht! Kann man nicht jeden einfach seine Religion lassen, wenn man niemanden damit schadet? Ich mein, was spricht dagegen, Jude/Jüdin zu sein? Oder Moslem oder Christ, Buddhist usw. Bei manchen Sachen könnt ich einfach... boah.. :polter: :argh:

Wenn es nach mir und bestimmt vielen Anderen gehen würde - bestimmt! Aber der Mensch ist so, es wird immer wieder zu Konflikten kommen. Und hey, nen Grund findet sich immer ;)


Nur damit das nicht falsch verstanden wird, er stand nicht im Widerstand sondern wurde als junger Mann einfach einkassiert und mit an die Front geschoben. Er musste auch zur HJ, um nicht aufzufallen und keine Gefahr auf seine Familie zu lenken. Hinter der Sache stand er aber nie.

Ich habe dich nicht falsch verstanden. Man(n) musste nicht im Widerstand sein um dagegen zu sein. Manchmal reichte es auch gar nicht zu sagen. Bsp. meine Urgroßmutter wurde zusammen mit ihrer Schwester von Deutschen im Kartoffelkeller versteckt. ALLE im Dorf wussten das dort zwei Jüdinnen versteckt waren - KEINER hat was gesagt. Erst als das Dorf von den Soldaten ausgehoben wurde (es stand strategisch günstig) sind die Beiden entdeckt worden. Einem recht "netten" Offizier hatten es die Beiden zu "verdanken", das sie nicht sofort erschossen wurden, sondern sie wurden "nur" deportiert.
Kleinvieh macht auch Mist. :)

Ich finde das unheimlich schlimm, das wir im Jahre 2014 immer noch nichts gelernt haben.

Wenn wir es genauso machen würden? Stell dir ne Meute Juden vor, die wegen der Bombardierung Israels vor einer Moschee demonstrieren.
*Schenkelklopfer - den muss ich mir merken. :lol:
 
Ich wollte mich bei Euch allen hier auf der Seite bedanken, dass Ihr so persönliche Geschichten erzählt. Ihr habt mich alle sehr berührt.

Ich finde die Geschichten auch nicht OT! Ganz im Gegenteil. Denn diese sehr verschiedenen Geschichten führen uns doch zu einer gemeinsamen Geschichte zusammen. Mögen die Grenzen des Landes meinetwegen zufällig sein, unsere gemeinsame Geschichte ist nicht zufällig. Jeder von uns hat traumatisierte (Ur)großeltern, wenn auch aus ganz verschiedenen Hintergründen. Und die Traumatisierungen wurden weiter gegeben. Die Nazis waren leider genauso ein Teil (sogar ein ziemlich großer) derer, die Deutschland wieder aufgebaut haben, wie Gott sei Dank auch so Menschen wie Crunchys Opa. Viele der Strukturen in Deutschland (Justiz, Bildung) gehen darauf zurück. Das ist eben etwas, was uns verbindet, ob es einen nun passt oder nicht. Daher unterschieden wir uns eben doch von anderen Ländern. Was weder negativ noch postitiv ist, aber eben keine Gleichmacherei.
 
Naja, Geschichten haben wir noch nicht erzählt, nur ein paar Fakten. Aber wenn du ne Märchenstunde möchtest... ich hab da noch eine nette, wahre Geschichte zwecks Judenhass und vor die U-Bahn werfen und die deutsche Justiz :naja:

Setze "Geschichten" in Anführungszeichen oder nenne es halt anders.

Na dann lies mal in Ruhe nach. ;) Und ich denke nicht, dass der Bruder einen Schaden davon trug, nur weil er auf dem Schoss eines solchen Monsters äh Mannes mit grossen Problemen, sass... ;) Wenn er darauf stolz sein sollte, dann würde es für mich kritisch werden...

Wie gesagt, ich bin neugierig :nick:
Ob das jetzt nun stimmt mit meinem Opa in Adolfs Schoß, wird sich im Buch noch zeigen oder nicht. Opa kam ja erst 1939 auf die Welt.

Sein Bruder (Wie nennt man das? Uronkel?), wurde 1932 mit zum Bäcker genommen. Sie begegneten dort Adolfs Fahrzeugkolonne, da Adolf gerade in Erfurt war. Ein unifomierter Mann nahm ihn und brachte ihn an Adolfs Wagen, wo er von ihm getätschelt wurde. :ohoh:

Ansonsten stehen noch paar Zeilen über die Schule drin. Prügelstrafe und Lehrer Mitglied der NSDAP. :ohoh:

Der Bruder von seiner Mutter, also von einer Uroma von mir (Das heißt dann Ur-Uronkel?), war glühender (O-Ton) Verehrer von Adolf und war SA-Mann. :ohoh:

Das waren jetzt nur 3 Seiten, da kommen noch ein paar.

3. werde ich mich dazu in keinem neuen Beitrag äußern, da es hier nicht hergehört. Wir kommen gerade total vom Thema ab! Daran bin ich aber nicht ganz unschuldig, das weiß ich.

Zur Not trennt ein Mod das raus und schiebt das in einen neuen Thread.

Wo sich jetzt hier welche zum Thema Glauben geoutet haben, ich gehöre keiner Konfession an. In Kirchen gehe ich dann, wenn ich mir sie ansehen möchte.
 
Zuletzt bearbeitet:
also ich fände eine neuen thread angebracht, finde solche erzählungen von leuten die dies aktiv miterlebt haben sehr interessant, habe sowas leider nicht wirklich in der familie da meine großeltern zu der zeit noch relativ jung waren.
 
Wenn es nach mir und bestimmt vielen Anderen gehen würde - bestimmt! Aber der Mensch ist so, es wird immer wieder zu Konflikten kommen. Und hey, nen Grund findet sich immer ;)
[...]

Sieht man ja im Moment wieder ganz toll in Israel/Gaza-Streifen. So tragisch der Tod der Jugendlichen sein mag, aber ist das wirklich ein Grund sofort wieder die Raketen rauszuholen? :nonono:

Ich finde das unheimlich schlimm, das wir im Jahre 2014 immer noch nichts gelernt haben.
[...]

Manche sind leider lernresistent. :(

[...]Wo sich jetzt hier welche zum Thema Glauben geoutet haben, ich gehöre keiner Konfession an. In Kirchen gehe ich dann, wenn ich mir sie ansehen möchte.

Dito. Ich kann mit Gott und dem ganzen religiösen "Kram" absolut nichts anfangen, aber Kirchen schau ich mir sehr gerne an. Architektonisch und geschichtlich sind die echt interessant.


Ich weiß, dass die Vorbesitzer - ein altes Ehepaar - des Hauses meiner Eltern ebenfalls jüdische Flüchtlinge im WKII im Keller versteckt haben. Deren (wertvollen) Besitztümer haben sie im Garten vergraben, damit ihnen das niemand wegnehmen konnte. Die haben den Krieg auch unbeschadet überstanden.
 
Sieht man ja im Moment wieder ganz toll in Israel/Gaza-Streifen. So tragisch der Tod der Jugendlichen sein mag, aber ist das wirklich ein Grund sofort wieder die Raketen rauszuholen? :nonono:
.

Oh, kleiner Tipp: fang niemals eine Diskussion mit einem Juden an...könnte unendlich dauern :lol:

Nein, Spaß beiseite. Ich könnte jetzt mit einem lange aaaaber anfangen, nur was bringt das? Ich persönlich habe keinerlei Einfluß auf politische Aktionen, Reaktionen oder Auslegungen. Deshalb halte ich mich hier und jetzt bei dieser Frage zurück. Ist überhaupt nicht böse gemeint. Ist nur aus reiner Erfahrung so ;)
 
Dito. Ich kann mit Gott und dem ganzen religiösen "Kram" absolut nichts anfangen, aber Kirchen schau ich mir sehr gerne an. Architektonisch und geschichtlich sind die echt interessant.

Vor einem knappen Jahr die Michaelis-Kirche in Hamburg angesehen. Richtig bonzige Kirchengemeinde mit einem vergoldetem Altar und mit einer Pastorenkanzel aus Marmor.
 
Oh, kleiner Tipp: fang niemals eine Diskussion mit einem Juden an...könnte unendlich dauern :lol:

Nein, Spaß beiseite. Ich könnte jetzt mit einem lange aaaaber anfangen, nur was bringt das? Ich persönlich habe keinerlei Einfluß auf politische Aktionen, Reaktionen oder Auslegungen. Deshalb halte ich mich hier und jetzt bei dieser Frage zurück. Ist überhaupt nicht böse gemeint. Ist nur aus reiner Erfahrung so ;)

Hatte ich auch nicht vor. ;) Ist deren Sache, was sie für richtig halten, mir ist das egal. Find's halt nur immer wieder traurig, dass man aus Mücken Elefantenherden macht.

Vor einem knappen Jahr die Michaelis-Kirche in Hamburg angesehen. Richtig bonzige Kirchengemeinde mit einem vergoldetem Altar und mit einer Pastorenkanzel aus Marmor.

Wenn ich irgendwann in meinem Leben mal nach HH komme, werde ich mir die anschauen. :)
 
Wenn ich irgendwann in meinem Leben mal nach HH komme, werde ich mir die anschauen. :)

Eintritt ist allerdings recht happig. Man kann sich die Eintrittskarte für die Krypta und für den Turm dazukaufen.

Ansonsten kann man sich die Krameramtsstuben ansehen, die um der Ecke sind. Dazu kann man sich St. Pauli ansehen (man braucht ja nicht in Erotiklokale gehen) und den Innenstadthafen. Und weiter die Elbe runter den Museumshafen in Altona.
 
  • Danke
Reaktionen: Dekowolke
Sorry, aber ich finde den Tod von Menschen keine Mücken. Finde diesen Satz grad sehr befremdlich.

Tut mir leid, dass ist etwas ungünstig ausgedrückt. Mir geht's eher um die Dimension dieser Vorfälle. Ich schrieb ja schon, dass der Tod der Jugendlichen sehr tragisch ist, vor allem, weil sie am allerwenigsten etwas dafür können.

Ich versteh einfach nicht, warum sie die Menschen dort nicht einfach mal an einen Tisch setzen und miteinander reden können. Da beharrt jeder stur auf seine Prinzipien und versucht noch nicht mal im Ansatz den anderen zu verstehen. Und weil die Staatsoberhäupter das nicht hinbekommen, müssen jeden Tag Hunderte von Menschen sterben oder werden (schwer) verletzt, die viel lieber in Frieden leben würden.
 
  • Danke
Reaktionen: Orkney
mir vermittelt das irgendwie das gefühl, dass die propaganda damals einen erheblichen teil beigesteuert haben muss, damit die menschen zu solchen taten in der lage waren.
Meine Großmutter hat mir erzählt, dass sie mit 15 in der Lehre war, und sie musste in ihrem Ausbildungsbetrieb wohnen. Jeweils vier Mädchen haben sich eine Dachkammer geteilt, die war nicht beheizbar, jede hatte ein Bett und einen Nagel an der Wand für die Kleidung, es gab eine Toilette auf dem Gang für alle, und der Lohn war nicht erwähnenswert.
Nachdem Hitler an der Macht war, wurde der Betrieb kontrolliert, und dann musste der Besitzer eine Heizmöglichkeit in jedem Zimmer installieren und ein Waschbecken, jedes Mädchen bekam eine Kommode, ordentliches Bettzeug und einen angemessenen Lohn.
Und so war das in sehr vielen Bereichen, und die Propagandamaschinerie hat ein Übriges getan.
Meine Großmutter hat gesagt, sie hat Jahre gebraucht, um zu erkennen und vor allem zu glauben, was wirklich geschehen ist.
Das soll jetzt keine Ausrede oder Entschuldigung sein, keinesfalls.
Aber ich würde jedem, der mal nach Nürnberg kommt, sehr empfehlen, mal ins Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu gehen, dass sich u.a. intensiv mit der Propaganda während der NS-Zeit beschäftigt.
Es ist so einfach, aus heutiger Sicht zu sagen "Wie konntet ihr das nur alles glauben? Wie konntet ihr das nur zulassen?"
Aber nachdem ich in dieser Ausstellung war, habe ich mich tatsächlich hinterher ernsthaft fragen müssen, ob ich nicht ebenfalls das geglaubt hätte, was damals mit teilweise bombastischen, aber zusätzlich auch sehr subtilen und perfiden Mitteln verbreitet wurde.
Deshalb finde ich auch solche Zentren sehr gut und dass "Die Welle" Lektüre in den Schulen ist. Damit man aus der Vergangenheit lernt und es hoffentlich in Zukunft besser macht, und sich sowas nicht wiederholt.
 
Das Gelände steht bestimmt unter Denkmalschutz, um ein Teil deutscher Geschichte zu erhalten, genauso das ehemalige Reichssportfeld (?), auch bekannt als Olympiastadion Berlin.
 
Guten Morgen :hallo:

mein leiblicher uropa war wohl ein richtiger, waschechter nazi, aber ich kannte ihn nicht, da er im krieg gefallen ist. ich weiß jedenfalls, dass meine uroma und mein "stief"uropa (in wahrheit ist und bleibt er mein uropa) die besten großeltern aller zeiten waren. herzensgute menschen, [...]. mir vermittelt das irgendwie das gefühl, dass die propaganda damals einen erheblichen teil beigesteuert haben muss, damit die menschen zu solchen taten in der lage waren. praktisch wie gehirnwäsche...

Mein Uropa (A) war zwar im Krieg, hielt aber nichts von den Nazis. Und ich weiß, dass das nicht nur Schönrederei von Oma (A) ist, sondern die Wahrheit, weil es Briefe von ihm gibt, die genau das zeigen. Auch seine Frau, meine Uroma (A) hat sich, zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten (Mann im Krieg, 4 kleine Kinder daheim), gegen die Nazis in ihrem Dorf gestellt. Sie hat dafür Einiges riskiert, aber sie hat trotzdem immer den Mund aufgemacht. Am Tag, als die Amerikaner kamen, um unser Dorf zu besetzen, hat sie den flüchtenden Nazis hinterhergerufen, was für feige Schweine sie doch seien und dass sie nun endlich ihre wohlverdiente Strafe erhalten würden - man hat auf sie geschossen. Ich bewundere sie sehr dafür, dass sie - im Kleinen - ihren eigenen Widerstand gegen die Nazis im Dorf bewahrt hat und auch meinen Uropa.

Die Urgroßeltern (B) waren damals schon tot, über meine Urgroßeltern (C), die ich ebenfalls nie kennengelernt habe, weiß ich diesbezüglich nichts.

Was mir seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet, sind meine Urgroßeltern (D). Als Kind habe ich die beiden vergöttert. Meine Uroma (D) ist gestorben, als ich vier Jahre alt war - und trotzdem kann ich mich noch so gut an sie erinnern! Über meinen Uropa (D) habe ich allerdings, je älter ich wurde, immer häufiger widersprüchliche Dinge erfahren. Niemand scheint zu wissen, wie er wirklich zu den Nazis stand - er war in der NSDAP, sicher - aber war er ein tief überzeugter Nazi? War er ein Mitläufer? Niemand scheint das so genau zu wissen und das hat mich lange Zeit sehr stark verunsichert. Ich weiß bis heute nicht, wie er zu den Nazis stand. Mittlerweile kann ich mir beides vorstellen - Mitläufer oder vollkommen überzeugt.

Aber auch, wenn er ein durch und durch überzeugter Nazi gewesen sein sollte: Ist nicht (fast) jeder Mensch in der Lage, aus der Vergangenheit und aus Fehlern zu lernen?

Natürlich gab und gibt es sie, die Unverbesserlichen (hier ein äußerst prominentes Beispiel). Aber das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch Menschen gab und gib, die das, was passiert ist, zutiefst bedauern und bereuen.

Und, du hast es angesprochen: Welche Rolle spielte die Propaganda?

Ist euch schon einmal aufgefallen, dass in der Führungsriege der Nazis extrem viele gescheiterte "Künstler" saßen? Allen voran natürlich Hitler, der gescheiterte Maler. Goebbels, der gescheiterte Schriftsteller uvm. ... Die Art und Weise, wie die Nationalsozialisten sich selbst und ihr Reich in Szene setzten, mutet, wenn man genau hinsieht, tatsächlich wie eine Art "Kunst" an. Sie hat eine ganz eigene Dramaturgie.

Ich kann mich gut an ein Seminar erinnern, in dem es u.a. um Adolf Hitler und seine Art, zu sprechen und zu schreiben ging. In "Mein Kampf" schrieb Hitler, dass das gesprochene Wort stets dem geschriebenen vorzuziehen sei - und ich glaube, das hat er wirklich "brilliant" gezeigt. Liest man eine Rede Hitlers, dann greift man sich an den Kopf - zumindest geht es mir so. Hört man sie... Nun, auch da will ich mir die Ohren zuhalten, sowohl aufgrund des Inhalts als auch aufgrund der Art und Weise, wie Hitler redete (diese dramatischen Gebärden, dieses Rumgebrülle etc. pp. - Herr Pastörs von der NPD hat übrigens den Versuch unternommen, das zu kopieren). Aber wir dürfen nicht vergessen, dass dieser "Stil", dieses lautstarke "Poltern" in der Politik der Zeit nicht ungewöhnlich war. Bei Hitler vermischte sich dieses Auftreten i.d.R. mit einer gewaltigen Inszenierung und nachdem ich (u.a. wegen des genannten Seminars) so viele dieser Reden genauer angesehen habe, kann ich mir gut vorstellen, wie das funktioniert und gewirkt haben mag.

Andererseits darf man diesen Aspekt jedoch auch nicht überbewerten. Wie viele Leute erreichte Hitler schon "wirklich" durch diese Reden? Oder besser: Wie "wenige"?

Ich bin überzeugt, dass sehr, sehr Viele vor allen Dingen Mitläufer waren: Mal angenommen, 80% eines Dorfes steht geschlossen hinter Hitler - einige aus völliger Überzeugung, andere, weil sie darin einen Vorteil für sich selbst widmen, andere, weil es ihnen als ein einfacher Weg erscheint - was ist dann mit den restlichen 20%? Wie einfach ist es, auf kleinem Raum Widerstand zu leisten? Wenn jede Art von Widerstand sich direkt auf (tiefgreifende Art und Weise) auf das eigene Leben auswirken kann?

Ich verurteile Niemanden, weil er keinen Widerstand geleistet hat. Ich verurteile Niemanden, weil er Mitläufer war. Wer bin ich, dass ich mir so etwas anmaßen könnte? Wer bin ich, dass ich einen Soldat verurteile, der im 2. Weltkrieg auf einen Anderen geschossen hat?

Ich denke, es fällt sehr, sehr vielen von uns schwer, in Anbetracht dieser unvorstellbaren Gräueltaten und Verbrechen, zu differenzieren. Nicht pauschal zu sagen "Das waren alle Nazis! Die hätte man alle vor's Nürnberger Gericht stellen müssen!" oder ebenso in eine Art "Verteidigungshaltung" zu treten und zu sagen "Die konnten doch nichts dafür. Die wären sonst umgebracht worden.", oder aber "Das war doch übelste Gehirnwäsche! Natürlich haben sich die Leute überzeugen lassen!"

Da spielen so viele komplexe Mechanismen mit hinein... Alleine die historische Basis ist so vielschichtig, dass man sie wohl kaum in Worte zu fassen vermag. Dazu kommen die vielfältigen anderen Dinge, die eine Rolle spielten: Wie funktioniert eine Gesellschaft (Psychologie der Massen etc.)? Wie genau funktionierte das System? Was wusste man über Schlupflöcher? Usw. usw. usw. ...

Ich denke, es führt gar kein Weg daran vorbei, nicht nur zwischen Opfern und Tätern zu differenzieren, sondern auch innerhalb der "Tätergruppe" genauer hinzusehen.

Für mich - und das kann jemand Anderes ganz anders sehen - gab es alle "Typen", die ich hier aufgezählt habe:
Da gab es die Mitläufer. Diejenigen, die a) Angst hatten, diejenigen, denen es b) egal war oder c) diejenigen, die darin nur ihren eigenen Vorteil witterten. Da gab es jene, die zumindest teilweise überzeugt waren - jene, die glaubten, als Angehörige einer "arischen Rasse" hätten sie alles Recht der Welt, in fremde Gebiete einzudringen oder Juden zu töten. Es gab jene, die vollkommen überzeugt waren - zum Beispiel Heinrich Himmler.
Und es gab natürlich jene, die Widerstand leisteten. Die einen offen, die Anderen im Verborgenen. Die Einen im Kleinen, die Anderen im Großen.

Die Geschichte des "Dritten Reiches" ist einfach zu komplex, um mit einem pauschalen Urteil alle damaligen "Lebenswirklichkeiten" zu erfassen.

Ich persönlich glaube, dass Propaganda, historische Implikationen (Ende des Kaiserreiches, Chaos in der Weimarer Republik, Kriegsschuld, Wirtschaftskrise etc. pp.) und sozialer Druck mit Sicherheit sehr stark dazu beigetragen haben, dass sich so viele Leute von Hitler überzeugen ließen.

Ich glaube auch, dass Viele nicht wirklich wussten, wohin der Weg ging.

Ich glaube auch, dass Viele mehr Widerstand geleistet hätten, wenn sie nicht um ihr eigenes Leben hätten fürchten müssen - eben so, wie es hier bereits gesagt wurde:

Ich bin mir auch sicher, dass auch in höheren Ebenen viele Menschen mitgezogen haben um sich zu schützen. In die Lage kann man sich ja gar nicht reinversetzen, aber da war einfach niemand sicher.

Ich glaube auch, dass der Widerstand im Kleinen ganz, ganz wichtig war und auch, wenn der große Widerstand, wie er z.B. von den Aktivisten mit und um Stauffenberg einherging, zweifellos beeindruckend ist, so hat doch auch der kleine Widerstand Leben retten oder - vielleicht - ein Umdenken bewegen können.

Man(n) musste nicht im Widerstand sein um dagegen zu sein.

Ich glaube aber auch, dass es genug Menschen gab, die wirklich von ganzem Herzen überzeugt waren, das Richtige zu tun - auch ganz ohne Hitlers Propaganda.

Ich glaube, dass es Menschen gab, die bereit waren, für ihren eigenen Vorteil über Leichen zu gehen (und die gibt es ja auch heute noch).

Ich glaube, dass es Menschen gab und gibt, die im Nachhinein bitter bereuten, was geschah - aber auch solche, die Holocaust, Krieg und "Führerprinzip" noch heute für goldrichtig halten.
Und diesen Menschen gilt es meiner Meinung nach zu begegnen - und sei es nicht auf Demos, auf Kundgebungen o.ä., dann vielleicht im Privaten, indem man ihnen die Stirn bietet, wenn sie ihr Gift verbreiten (Stichwort: Geschichtsrevisionismus, Holocaustleugnung, Verherrlichung des "Dritten Reiches", etc. etc.) und nicht einfach wegsieht, weil wegsehen so viel bequemer ist. Die Wegseher, die gab es m.E. nach auch unter Hitler zu Hauf.

Menschen sind sehr beeinflussbar. Manche tun aus falscher Überzeugung, was man ihnen sagt, andere auch einfach aus Angst. Die Realität und viele dokumentierte Geschichten zeigen ja, dass viele "überzeugte" Nazis wie auch Stauffenberg etc. gar nicht wirklich der "Sache" dienten, sondern versuchten, auf ihre Weise das Richtige zu tun und Menschen zu retten.

Die Quellen zeigen vor allen Dingen, dass Menschen sich ändern können. Ich weiß nicht, ob Stauffenberg wirklich ein "überzeugter Nazi" war (soweit ich weiß, gab es durchaus Berührungspunkte mit den Überzeugungen der Nazis, aber er verachtete sie von Anfang an - dennoch unterstützte er sie...), aber ich weiß, dass er einem Adelsgeschlecht angehörte, das sich v.a. durch ranghohe Mitglieder des Militärs auszeichnete und dass er der Reichswehr schon lange vor dem Krieg (nämlich 1926) beitrat. Wenn ich an Militär denke, dann verbinde ich es in dieser Zeit v.a. (noch immer) mit dem preussischen Militär, das uneingeschränkte Loyalität einforderte. Wie schwer mag es jemandem wie Stauffenberg, der in diesem Geist erzogen wurde, gefallen sein, sich gegen Hitler zu stellen? Was hat den Ausschlag gegeben? Sei es, wie es sei: Er und mit ihm alle Anderen, die Widerstand gegen Hitler geleistet haben, haben etwas getan, für das Viele von uns vielleicht niemals den Mut aufgebracht hätten.

Mir kamen heute die Tränen, nachdem ich gelesen habe was in Kassel passiert ist. Kinder dürfen/können nicht zum Religionsunterricht in die Synagoge weil draußen ein wütender Mob steht.

Das ist einfach furchtbar :argh: Ich finde diese Hetze dermaßen unerträglich... Mit Israels Politik nicht einverstanden zu sein und sie zu kritisieren, das ist die eine Sache - Juden dafür in "Sippenhaft" zu nehmen, eine ganz andere, die in eine ganz, ganz furchtbare Richtung deutet... :argh:

Ich bin sehr stolz Jüdin zu sein und Deutsche. Das hat mir meine Uroma schon mitgegeben als ich nicht mal Laufen konnte. Sie sie hat mir noch etwas wichtiges mitgegeben. Hass bringt niemanden etwas.

:up:

Ich habe dich nicht falsch verstanden. Bsp. meine Urgroßmutter wurde zusammen mit ihrer Schwester von Deutschen im Kartoffelkeller versteckt. ALLE im Dorf wussten das dort zwei Jüdinnen versteckt waren - KEINER hat was gesagt. Erst als das Dorf von den Soldaten ausgehoben wurde (es stand strategisch günstig) sind die Beiden entdeckt worden. Einem recht "netten" Offizier hatten es die Beiden zu "verdanken", das sie nicht sofort erschossen wurden, sondern sie wurden "nur" deportiert.

Da fällt mir auch eine Geschichte aus meinem Heimatdorf ein... Da versteckte ein Mann, der als durch und durch überzeugter Nazi galt, eine Jüdin in seinem Keller. War seine zur Schau getragene Überzeugung also vielleicht doch nur eine perfekte Tarnung? Oder war er glühender Nationalsozialist, aber dennoch nicht mit allem einverstanden, was die Regierung diktierte? Brannte er vielleicht für das Führerprinzip, für die Idee einer "arischen Rasse" uvm., war aber gegen Antisemitismus?

Ich finde, das ist so ein Beispiel, das recht gut zeigt, wie schwierig es sein kann, zu differenzieren.

Ich finde das unheimlich schlimm, das wir im Jahre 2014 immer noch nichts gelernt haben.

Ich denke, wir haben viel gelernt. Aber noch nicht genug.

Nachdem Hitler an der Macht war, wurde der Betrieb kontrolliert, und dann musste der Besitzer eine Heizmöglichkeit in jedem Zimmer installieren und ein Waschbecken, jedes Mädchen bekam eine Kommode, ordentliches Bettzeug und einen angemessenen Lohn.
Und so war das in sehr vielen Bereichen, und die Propagandamaschinerie hat ein Übriges getan.

Ja. Noch heute hört man ja vielerorts: "Aber unter Hitler, da gab es wenigstens Arbeit." Vielen mag nicht klar gewesen sein, zu welchem Preis. Aber ich bin sicher, dass diese Dinge definitiv auch eine wichtige Rolle spielten. Und solange man die Füße still hielt, konnte man - solange man auf der "richtigen Seite" stand - mitunter auch unter dem Naziregime gut leben.

Es ist so einfach, aus heutiger Sicht zu sagen "Wie konntet ihr das nur alles glauben? Wie konntet ihr das nur zulassen?"
Aber nachdem ich in dieser Ausstellung war, habe ich mich tatsächlich hinterher ernsthaft fragen müssen, ob ich nicht ebenfalls das geglaubt hätte, was damals mit teilweise bombastischen, aber zusätzlich auch sehr subtilen und perfiden Mitteln verbreitet wurde.

Dem würde ich mich anschließen - und auch deswegen halte ich es wichtig, soweit möglich, zu differenzieren. Ich glaube kaum, dass es für uns jemals möglich sein wird, wirklich zu begreifen, was da schief gelaufen ist; wir können es vielleicht erahnen, vielleicht nachvollziehen. Aber wirklich begreifen? Ich glaube, dass wir die Prozesse besser verstehen können, wenn wir - zumindest im kleinen Rahmen - genauer hinsehen; dazu gehört, dass wir versuchen, wenn möglich, nicht pauschal zu verurteilen oder pauschal zu entschuldigen. Wenn wir sagen "alle waren schuld", dann tun wir jenen Menschen Unrecht, die vielleicht einfach nicht in der Lage waren, etwas gegen das Naziregime zu unternehmen - wenn wir sagen "das war nur die Propaganda, ist ja kein Wunder, dass es soweit gekommen ist", dann nehmen wir jene in Schutz, die - aus welchen Gründen auch immer - kein Problem damit hatten, Unschuldige zu töten und sich an den sinnlosen Morden zu bereichern (finanziell, gesellschaftlich usw.) und dies möglicherweise auch noch für völlig richtig hielten, bis in die heutige Zeit hinein.

Argh, ist das lang geworden...
 
@BloodOmen1988: Top Beitrag. Hab ich sehr gerne gelesen. :up:

BloodOmen1988 schrieb:
Ich glaube, dass es Menschen gab und gibt, die im Nachhinein bitter bereuten, was geschah - aber auch solche, die Holocaust, Krieg und "Führerprinzip" noch heute für goldrichtig halten.
Und diesen Menschen gilt es meiner Meinung nach zu begegnen - und sei es nicht auf Demos, auf Kundgebungen o.ä., dann vielleicht im Privaten, indem man ihnen die Stirn bietet, wenn sie ihr Gift verbreiten (Stichwort: Geschichtsrevisionismus, Holocaustleugnung, Verherrlichung des "Dritten Reiches", etc. etc.) und nicht einfach wegsieht, weil wegsehen so viel bequemer ist. Die Wegseher, die gab es m.E. nach auch unter Hitler zu Hauf.

Daraus ergeben sich für mich Fragen, nämlich einmal jene nach dem Nutzen einer solchen Begegnung - für mich und für denjenigen, der diese Ansichten für goldrichtig hält.
Da prallen - wie oft - zwei Meinungen, Moralvorstellungen, Lebenswelten aufeinander. Und keiner wird sich vom anderen eines Besseren belehren lassen. Ich habe solche Begegnungen gehabt, bisher dreimal in meinem Leben.
Ich war jedes mal tief erschüttert über die Meinungen, die ich zu Ohren bekam. Es drang mir wirklich bis ins Mark, welche Auffassungen meine Gegenüber da vertraten.
Und ich habe ihnen "die Stirn geboten" - habe meine Meinung gesagt, habe die ihre zu entkräften versucht und habe selbst versucht, zu "verstehen", worauf sie ihre Meinung begründen.

Die sind immer noch ihrer Meinung, ich bin immer noch der meinen, nur dass diese Erschütterung in mir bis heute nicht weg ist. Ich kann (die erste jener Begegnungen ist nun sechs Jahre her) bis heute keinen positiven Wert aus diesen Gesprächen ziehen... was ich hören musste, war u.A.: "Wenn es heute noch sowas wie die Nazis gäbe, ich wäre da sofort dabei!", "Es sollte nochmal einen Hitler geben. Klar will den Job niemand machen, immerhin ist er der Ar*** der Geschichte, aber hey, Deutschland muss mal wieder gesäubert werden, wir haben viel zu viele Ausländer", "Der (Hitler) hat zwar etwas übertrieben, aber im Grunde hatte er schon Recht!" usw.

Siehst du in solchen Begegnungen den Anfang von Widerstand im Kleinen? Oder woraus genau würdest du einen Nutzen ziehen?

Edit: Ich will mit der Frage nicht die Aussage evozieren, es sei besser, solche Menschen zu meiden und zu ignorieren, aber ich halte es für ausgeschlossen, mit logischem, gesunden Menschenverstand an solche Meinungen heranzugehen. Eine ernsthafte, fruchtbare Diskussion mit jemandem, der so gepolt ist, ist in meinen Augen nicht möglich - (es wäre fast traurig, wäre es doch möglich). Wohin soll ein Gespräch führen?
 
Zuletzt bearbeitet:
"Wenn es heute noch sowas wie die Nazis gäbe, ich wäre da sofort dabei!", "Es sollte nochmal einen Hitler geben. Klar will den Job niemand machen, immerhin ist er der Ar*** der Geschichte, aber hey, Deutschland muss mal wieder gesäubert werden, wir haben viel zu viele Ausländer", "Der (Hitler) hat zwar etwas übertrieben, aber im Grunde hatte er schon Recht!" usw.

man muss dazu aber auch sagen, dass man wegen der deutschen geschichte wahnsinnig vorsichtig sein muss wie man die kritik an der einwanderungspolitik formuliert, wenn man nicht gleich wieder in die rechte schublade gesteckt werden will. manchmal zweifle ich sogar, ob man dagegen überhaupt was sagen "darf". damit schließe ich mich keineswegs den äußerungen in deinem zitat an, noch sarrazin, noch sonst wem in dieser richtung, ganz im gegenteil, das streite ich vehement ab. ich sage es nur zur sicherheit, damit ich im folgenden (hoffentlich) nicht missverstanden werde.

denn wenn probleme in der gesellschaft da sind, muss man diese ansprechen und lösungen finden. es ist sicher nicht die richtige herangehensweise, probleme in der gesellschaft und der politik zu ignorieren, weil man sich wegen dem, was in der vergangenheit passiert ist, das recht abspricht dagegen ein wort sagen zu dürfen.

es ist in meinen augen nämlich ein problem......
- wenn unternehmen ihren angestellten für deutsche verhältnisse viel zu geringe gehälter auszahlen und sich an gastarbeitern aus nachbarländern bedienen, die das mit sich machen lassen/die sich das leisten können
- wenn mehr und mehr flüchtlinge/asylbewerber in deutschland einreisen und man große schwierigkeiten mit den unterkünften hat, sodass in manchen regionen die bewohner schon ausweichen müssen
- wenn roma und sinti ganze stadtviertel verdrecken, beklauen, zumüllen etc.

........

deutschland platzt bald aus allen nähten und dann ist es an der zeit ein riegel davor zu setzen und das hat überhaupt, rein gar nichts, absolut null mit ausländerfeindlichkeit zu tun. sondern es geht darum, dass man der verantwortung, die man als europäisches, wirtschaftlich gut gestelltes land zu tragen hat, gewachsen sein muss.


wenn ich darauf noch mal verweisen darf, woraus diese diskussion über den nationalstolz entstanden ist......... der gaucho-tanz der deutschen nationalmannschaft beim empfang in berlin. das hat diskussionen losgetreten, die so lächerlich überzogen waren, da einige der meinung waren sie müssen den jungs nazitum u.ä. unterstellen. und solche vorwürfe kamen ja nicht nur von deutscher seite......... das zeigt, wie sensibel das bis heute behandelt wird und wie schnell so ein "umschwung" vonstatten gehen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Paar weitere Seiten von "Ich stand auf beiden Seiten des Flusses" gelesen. Krasses Zeug. :eek: :ohoh:

Opas Bruder bemühte slich auch, früher Pimpf bei FDJ (?) zu werden und kam auch ca. halbes Jahr oder so früher rein. Eintrittsalter war eig. 10 Jahre. Es war dann natürlich cool, mit dieser Uniform davon in der Schule zu erscheinen. Auch die anderen merkten das, weil die Lehrer dann keine Prügelstrafe mehr geben durften. Irgendwann später hat er mit jemanden (?) dann Munition aus der Schublade von Vater geklaut, dann auf dem Dachboden aus Jux angezündet. Aber das war dann richtig böse. Sicherheitsabstand reichte nicht. Dabei war das nicht mal eine Granate. Es folgte der Krankenhausaufenthalt, weil unter Anderem Splitter im Auge, welches dann durch ein künstliches Exemplar ersetzt wurde. Später kam er sogar noch in die Hitler-Jugend.

Die Stellen mit dem Fragezeichen müsste ich nochmal nachsehen.

Edit: Vor ca. 4 Jahren hat sich Pastörs auf die Supportertribüne im Ostseestadion gewagt. War eine gute Aktion von den Ultras, den rauszubitten. ^^
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: Banger
@littlelotte:

Ich verstehe, was du sagen willst. Aber der Bevölkerungszuwachs ist nicht nur (!) Folge offener Grenzen, sondern auch Folge von verbesserter Hygiene und medizinischem Fortschritt, ausreichend Ernährung und einem Sozialsystem, das doch fast alle Schichten der Bevölkerung abdeckt. Schon "die Deutschen" werden immer mehr, ganz ohne Ausländeranteil. Da ist halt die Frage, für wen du die Grenzen schließen willst. Welche These du deinem Handeln voranstellst. Ausländer raus, damit die Deutschen sich ordentlich auf ihrem Territorium ausbreiten können? Keine Ausländer mehr rein, wir haben schon keinen Platz mehr? Ich mein das nicht auf dich persönlich gemünzt, keine Sorge - nur lässt sich das von dir angesprochene Problem eben - wie du sagst - nur ganz, ganz sensibel thematisieren. Nicht nur, weil Kritik an den Umständen sofort mit der Nazikeule eine drüber bekommt, sondern auch, weil Lösungsvorschläge eben an der Wurzel ansetzen müssen, und die ist wo genau? :)
 
@Dany: Ich kenn auch noch einen:
Ein Priester und ein Rabbi gehen an einem heißen Sommertag spazieren. Es ist brüllend heiß, und schließlich kommen die beiden an einen Fluss. Sagt der Rabbi zum Priester: "Komm, lass uns reinspringen und uns ein wenig abkühlen, so wie Gott uns schuf." Der Priester sehnt sich auch nach einer Erfrischung und so ziehen sich beide aus und springen rein. Als beide eine Viertelstunde später wieder aus dem Fluss steigen, bemerken Sie eine Gruppe von Wanderern, die direkt auf Sie zuläuft. Der Priester hält sich fix die Hände vor seine Scham, während der Rabbi sich seine Hände vor's Gesicht hält. Priester zum Rabbi: "Warum verdeckst du nicht deine Scham?!" Rabbi: "In meiner Gemeinde erkennen wir einander am Gesicht..."
 
  • Danke
Reaktionen: Wilfried Webber
@littlelotte:

Ich verstehe, was du sagen willst. Aber der Bevölkerungszuwachs ist nicht nur (!) Folge offener Grenzen, sondern auch Folge von verbesserter Hygiene und medizinischem Fortschritt, ausreichend Ernährung und einem Sozialsystem, das doch fast alle Schichten der Bevölkerung abdeckt. Schon "die Deutschen" werden immer mehr, ganz ohne Ausländeranteil.

das stimmt leider (oder zum glück?) nicht ;)
deutschland gehört zu den wenigen ländern, dessen bevölkerung (was eigentlich der falsche begriff ist) am schrumpfen ist. das hat damit zu tun, dass "wir" im gegensatz zu z.b. entwicklungsländern nicht auf unsere nachkommenschaft angewiesen sind und wir heute oft andere prioritäten und anforderungen an uns stellen. die bevölkerungsdichte wächst nur durch die zuwanderung.

Da ist halt die Frage, für wen du die Grenzen schließen willst. Welche These du deinem Handeln voranstellst. Ausländer raus, damit die Deutschen sich ordentlich auf ihrem Territorium ausbreiten können? Keine Ausländer mehr rein, wir haben schon keinen Platz mehr? Ich mein das nicht auf dich persönlich gemünzt, keine Sorge - nur lässt sich das von dir angesprochene Problem eben - wie du sagst - nur ganz, ganz sensibel thematisieren. Nicht nur, weil Kritik an den Umständen sofort mit der Nazikeule eine drüber bekommt, sondern auch, weil Lösungsvorschläge eben an der Wurzel ansetzen müssen, und die ist wo genau? :)

ich war noch nie der auffassung, dass deutsche in irgendeiner weise bevorzugt werden sollten. zu meinem oben in meinem letzten beitrag angeschnittenen beispiel: die jobs soll an die vergeben werden, die es besser können und da spielt nationalität sowie alles andere keine rolle. wenn es aber darum geht, wer sich billiger verkauft, dann kriege ich davon bauchschmerzen.........
was die aufnahme von flüchtlingen betrifft, ist deutschland nicht das einzige land, was sich vor lauter asylbewerber kaum noch retten kann. es ist kein platz mehr da und man kann erst mal nicht mehr tun als die unterkünfte aufzustocken, aber das braucht zeit.

manchmal frage ich mich, ob deutschland nicht viel zu viel aufgebrummt wird......... entwicklungshilfe für dritte welt länder, milliardenausgaben für hochverschuldete EU-länder, flüchtlingsaufnahme, und und und...... wenn das eines tages zu einem kolossalen zusammenbruch führt, dann ist europa dem untergang geweiht (nicht dass ich das glaube, aber die folgen wären weltweit verheerend).........
 
Nationalstolz ist so eine Sache für sich. Ich wüsste nicht worauf ich dabei stolz sein sollte, immerhin habe ich nichts dazu beigetragen, oder vielleicht doch ein bisschen durch meine Arbeit. Aber dann bin ich eher Stolz auf das geglückte Projekt, egal ob jetzt im Deutschen oder Europäischen Kontext gefördert.

Nationalstolz ist es jedenfalls nicht, wenn alle vier Jahre mal wieder die Deutschlandflagge als Staatssymbol missbraucht wird. Beim Umgang mit nationalen Symbolen ist eine gewisse Sorgfalt zu achten, dass vermisse ich in diesem WM-Fieber immer etwas. Sie hat nicht den Boden zu berühren, landet aber zu Hunderten bei der Autobahnfahrt im Strassengraben. :nonono: Ich nenne es eher den Verfall unseres Wertesystems.

Bezüglich der Machtergreifung der Nationalisten in den 1930ern möchte ich nur anmerken, das Deutschland zu dieser Zeit durch den Umbruch der Zeiten sehr instabil war. Demokratie will auch gelernt sein und braucht seine Zeit bis sich eine funktionierende Demokratie einstellt. Der Wegfall des Kaiserreichs und die wackelige Staatsführung der Weimarer Republik in Verbindung mit einem Kollaps des weltweiten Wirtschaftssystem haben ihres mit dazu beigetragen. Dieser Übergang ist in Frankreich nicht viel anders verlaufen. Die Franzosen brauchten erst einmal Napoleon, der Europa mit Krieg überzog, bis sie wirklich zu einem demokratischen System gelangt sind nach dem Wegfall des Adels. Bevor man von Mitläufern redet, sollte man diese Situation auch im Hinterkopf haben und nicht unser heutiges System (was auch nicht überall glänzt) als Maßstab anlegen. Und wie mit Abweichlern verfahren wurde wird heute wieder gedacht.

was die aufnahme von flüchtlingen betrifft, ist deutschland nicht das einzige land, was sich vor lauter asylbewerber kaum noch retten kann. es ist kein platz mehr da und man kann erst mal nicht mehr tun als die unterkünfte aufzustocken, aber das braucht zeit.
Deutschland kann sich glücklich schätzen das die EU-Mittelmeerstaaten im Rahmen des Schengen-Abkommens und der EU-Flüchtlingspolitik abgeschottet ist von den Einfallsrouten von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Die meisten schaffen es nicht einmal bis Deutschland und soviele sind es dann nun auch wieder nicht. Aber Deutschland ist für viele ein lohnendes Ziel.

manchmal frage ich mich, ob deutschland nicht viel zu viel aufgebrummt wird......... entwicklungshilfe für dritte welt länder, milliardenausgaben für hochverschuldete EU-länder, flüchtlingsaufnahme, und und und...... wenn das eines tages zu einem kolossalen zusammenbruch führt, dann ist europa dem untergang geweiht (nicht dass ich das glaube, aber die folgen wären weltweit verheerend).........
Wenn die EU irgendwann zusammenbrechen sollte, dann eher durch die Nationalstaaterei bei dem sich jeder das größte Stück vom Kuchen abschneiden will. Deutschland profitiert wirtschaftlich sehr stark von der EU zu Lasten anderer Nationen in der EU. Mit der Agenda 2010 wurde in Deutschland ein Billiglohnparadies mit lockeren Kündigungsschutz geschaffen, wo gerade die südlichen Länder der Euro-Zone nur träumen können. Das regulatorische Mittel zum wirtschaftlichen Abgleich der Länder wurde mit der Einführung des Euros entfernt. Das kommt davon wenn man das Dach baut bevor man das wirtschaftliche Fundament legt. Dazu kommt natürlich noch die Korruption in den einzelnen Ländern, was allerdings auch ein Deutsches Problem ist.

Und hochverschuldet sind nicht nur EU-Länder, sondern alle Länder, zum Beispiel USA. Dagegen ist Griechenland ein Juwel. Unser Finanzsystem wird irgendwann kippen, und damit auch das Wirtschaftssystem. Daran werden auch Steuermilliarden in ein nichtfunktionierendes Bankensystem nichts ändern. Direkte Förderung des nach Investitionsmitteln lechzenden Mittelstands an den Banken vorbei wäre besser, als billiges Geld für Spekulation von Banken zu geben. Es bleibt die Frage offen, welche Demagogen nach dem Zusammenbruch ihre Fahne in den Wind hängen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Danke
Reaktionen: carlfatal
Ich weiß ja nicht, wie du darauf kommst, dass Deutschland besonders viele Asylbewerber aufnimmt, aber das ist schlicht und ergreifend nicht wahr.

Die meisten Asylbewerber sind in den Ländern, die am Rande der EU liegen. Es gilt nämlich momentan noch, dass das Land die Flüchtlinge aufnehmen muss, wo diese ankommen. Deswegen gibt es auch Diskussionen, wie man die Flüchtlinge anders und gerechter verteilen kann. Schweden nimmt z.B. verglichen mit seiner Größe und Einwohnerzahl viel mehr Flüchtlinge auf als Deutschland.

Anders sieht es mit Leuten aus, die aus Ländern der EU in ein anderes Land ziehen. Aber auch da gibt es Regeln, damit die Leute nicht "dem Staat auf der Tasche liegen", wie ja so gerne von manchen behauptet wird.

Ich empfinde es als Pflicht Leute aufzunehmen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten. Erklär mal bitte einer syrischen Familie, warum du meinst, dass du ihnen keinen Schutz geben willst. Weil es Deutschland so schlecht geht? Oder weil wir keinen Platz haben?
 
Platz ist in der kleinsten Hütte!

Was ich viel wichtiger finde, ist das was danach kommt. Die Flüchtlinge in ein Heim stecken und sie zu versorgen, kann ja nicht alles sein. Ihnen helfen, sich im neuen Land zu integrieren, auch durch das Erlernen der Sprache, Kinder in die Schule, Arbeit geben etc. Das finde ich dann wichtiger. Ob nun vorübergehend bis sie in ihr Land zurück können (was ja Jahre dauern kann...) oder dauerhaft, das sei mal dahin gestellt...
 
Mhm, ... ein sehr interessantes Thema, worüber ich lange Nachdenken kann. Und ein sehr interessanter Thread mit spannenden Beiträgen, die ich förmlich verschlinge.

Ich wünschte, ich würde nur halb so viel über meine Familie wissen, wie ihr alle. Ich finde es wirklich sehr interessant. Leider ist meine Familie recht jung, so ist meine Großmutter im vorletzten Kriegsjahr geboren worden.

Und meine Urgroßeltern sind viel zu früh verstorben, als dass ich sie zu dem Thema ausquetsche könnte. Ich weiß nur noch, dass meine schlesische Urgroßmutter (ein wahres Biest auf Erden) fest davon überzeugt war, dass Hitler ein guter Mensch gewesen ist und alles gar nicht zu verantworten hatte. Mein Vater (der sich sehr für Geschichte interessiert) hat mir mal erzählt, dass er ihr alles erzählt, beschrieben und vorgehalten hat. Sie hat aber nur monoton den Kopf hängen lassen, ihn langsam von links nach rechts geschüttelt und nur "Nein, Nein, Nein!" gesagt und wollte gar nicht erst zuhören. Da frag ich mich echt, ob sie ne totale Gehirnwäsche im Dritten Reich bekommen hat, oder damals sogar mit der braunen Propaganda einverstanden war, es nun Jahre später nicht zugeben kann, weil es ja verpönt ist.

Interessant finde ich ja, Fragen, Überlegungen und Studien, wie es überhaupt zum Holocaust kam. Natürlich sind da viele Faktoren, die da zusammen "gespielt" haben. Ein Faktor, der mich (gerade als Pädagogikstudentin) interessiert, ist der Zusammenhang mit der Erziehung damals. Alice Miller hat sich ebenfalls mal mit dem Thema auseinander gesetzt und der Film "Das weiße Band" ist in diesem Zusammenhang auch interessant.
Damals wurden viele Kinder schon seit Generationen dazu erzogen nur zu gehorchen. Das zu tun, was gesagt wurde, ohne zu hinterfragen. Es wurde dazu erzogen, bloß keine Gefühle zu zeigen. Wenn man den Hintern versohlt bekommen hat, bekam man damals extra mehr und härtere Schläge, weil man vor Schmerz weinte. Babys, die schrien, weil sie Hunger hatten, wurden ignoriert oder durch Kneifen "zurechtgewiesen", weil das Schreien als Ungehorsam, Rebellion und Durchsetzen des eigenen Willens angesehen wurde, der unbedingt zu brechen galt. Die Kinder wurden konsequent angelogen und dumm gehalten. Herr Schreber (Begründer der Schrebergärten) hat seine Kinder mit grausamen Instrumenten geqäult, die etwa ihre Körperhaltung korrigieren sollte. Junge Jugendliche, die zum ersten Mal ihre Sexualität entdeckten, wurden systematisch erniedrigt und bedroht. Jahrhunderte lang wurde quasi immer und immer mehr eine gefühlskalte, unreflektierte, gehorchende, nicht hinterfragende Gesellschaft erzeugt, die ihren Eltern Untertan war (verwundert es da, dass diese Gesellschaft später einem Mann folgt und ihn anhimmelt, der sich als Übervater präsentiert?!)
Eltern, die damals dennoch mit ihren Kindern schmusten und spielten, wurde Affenliebe vorgehalten.
Ein Beispiel: Mein Urgroßvater hatte einen Dackel (zur Erinnerung: Jagdhund!) und einen Wellensittich. Natürlich ging es am Sonntag erst einmal, so wie es sich gehört, in die Kirche. Als er zurück kam, war der Wellensittich-Käfig umgestoßen und aus dem Maul des Dackels hing noch eine Feder ... mein Urgroßvater hat ihn erschossen! Der Dackel hat aus seiner Sicht etwas gemacht, was er als Herrchen nicht erlaubt hat! Er hat nicht gehorcht - er hat kein bisschen toleriert, dass der Dackel ein Jagdhund ist und ein Wellensittich im selben Raum ein interessantes Opfer darstellt.

Da muss man sich wirklich fragen, ist es so verwunderlich, dass Menschen die Hände in die Taschen stecken und dulden und/oder mitwirken andere Menschen industriell abzuschlachten, wenn ihnen vorher in der frühesten Kindheit systematisch und konsequent die Menschlichkeit ausgeprügelt wurde?

Und dieses Erziehungskonzept (genannt "schwarze Pädagogik") hallte noch lange nach. Ich habe mal meine Mutter gefragt, wie meine Oma sie erzogen hatte. Und als ich hörte, dass meine Oma meine Mama nicht mehr umarmt hat, nachdem sie zwei Jahre alt geworden ist, kamen mir Tränen in die Augen. Schlimmeres will ich hier gar nicht erst erzählen.

Das alles ist keine Entschuldigung nach dem Motto "Der Täter ist nur ein Opfer der eigenen miserablen Kindheit", sondern gibt Hinweise, wie man so eine kranke Gesellschaft und eine solche Katastrophe zukünftig vermeiden kann.
Eine Gesellschaft, die ihre Kinder liebevoll, mit viel Herz und Wärme und darüber hinaus zum selbst nachdenken und hinterfragen erzieht, erliegt weniger der Gefahr so eine Katastrophe zu wiederholen. Gewalt erzeugt meist (nicht immer) wieder Gewalt. Erfährt man jedoch von Klein auf, Liebe, Toleranz und Verständnis fällt es viel leichter dies auch anderen Menschen entgegen zu bringen.

Wenn ich nun heute sage, ich bin Stolz Deutsche zu sein, dann in Hinblick darauf, dass die Menschen in Deutschland zu einer Gesellschaft geworden ist, in der Gehorchen nicht auf Platz Nr. 1 steht. Die im Ausland oft vorgeworfene "ständige Unzufriedenheit" der Deutschen sehe ich als große Stärke. Das bedeutet, dass es immer und egal zu welchem Thema Menschen gibt, die nicht mit der Mehrheit gehen und etwas zu kritisieren haben und Dinge hinterfragen. Die Presse kritisiert die Gesellschaft/Politik/Wirtschaft/sonstige Phänomene und anstatt im Schwarm hinterher zu schwimmen, kritisieren und hinterfragen Teile der Gesellschaft die Presse/sich selbst/Politik/Wirtschaft/oder was auch immer. Es wird immer über irgendetwas diskutiert und debatiert. Das ist anstrengend aber großartig, eben weil es nicht selbstverständlich ist. Das erfordert Fähigkeiten und Kompetenzen, die überhaupt erst vermittelt werden müssen.
Man muss lernen, seine eigene Meinung auszudrücken und zu begründen. Man muss lernen den Mut zu entwickeln, sich auch selbst zu widersprechen und seine Meinung zu ändern. Man muss erst lernen, was es bedeutet zu lieben, zu tolerieren und zu verstehen, anderen zu zuhören. Und sowas kann man nur dann lernen, wenn man es selbst vorgelebt bekommt.

Und ich bin froh, das Deutschland sich Schritt für Schritt zu einem Land entwickelt hat, in dem das Lebensgefühl lockerer ist, der Umgang mit anderen Menschen weniger voreingenommen und diskriminierend und zudem alles immer und immer wieder in Frage gestellt und kritisiert werden kann.
Diese Entwicklung hat nie ein Ende und ist immer gefährdet und ich hoffe, dass es nie mehr dazu kommt, dass sich eine Gesellschaft (welche auch immer) so entwickelt, dass die Menschlichkeit aus den Menschen radikal vernichtet wird. Denn das ist meiner Meinung nach der Nährboden für Hass, Gewalt und unmenschlichen Verhaltens anderen gegenüber.

Gerade als Deutsche ist es meine Pflicht so eine Katastrophe wie den Holocaust auf alle Fälle zu verhindern, und das schafft man meiner Meinung nach nur, wenn man lernen kann kritisch zu Denken und Liebe und Verständnis entgegen zu bringen.

So gesehen hat sich meiner Meinung nach viel getan in Deutschland. Ich bin schon froh in Deutschland zu wohnen.

Ich finde es schön in München einen Deutsch-Afrikaner zu treffen, der in Lederhosen besser bayrisch spricht als mein bayrischer Freund. Ich find es liebevoll, dass meine muslimischen Freunde mir fröhliche Weihnachten wünschen und ich ihnen einen schönen Ramadan. Ich finde es selbstverständlich, dass ich jemanden, den ich noch nicht so gut kenne und den ich zu einer Feier einlade, frage, ob ich irgendetwas beim Essen beachten soll. Kein Schweinefleisch? Kein Alkohol im Kuchen? Milch und Fleisch getrennt? Vegetarier? Veganer? Was auch immer ...
Ich finde es genau richtig, dass ich in meinem Studium zum Lehramt ständig (!!!) darauf aufmerksam gemacht werde die Kinder als Individuuen zu betrachten und individuell auf sie einzugehen und dass die unterschiedlichen Herkunftssprachen in den Unterricht einzubringen einen Gewinn für alle Schüler sein kann. Dass man Kinder auf andere Menschen, Kulturen, Religionen neugierig machen sollen.

Und für die Zukunft wünsche ich mir, dass man (nicht nur in Deutschland) NICHT sagt "Wir sind alle gleich", sondern "Wir sind alle anders - und genau das ist gut so!"
Ich persönlich finde, dass Deutschland mal mehr mal weniger große Schritte zu so einer Lebenshaltung gemacht hat und bisher immer noch macht.
Das ist eine Leistung, die die Nation Deutschland als Gesellschaft vollbracht hat und es war und ist immer noch nicht ganz einfach. So gesehen kann man schon Nationalstolz zeigen.

Manchmal denke ich, wenn die braundenkenden Menschen von damals sehen könnten, wie Deutschland heute ist, müssten die doch glatt das Kotzen kriegen - =) allein die Tatsache macht mich glücklich und stolz als Deutsche.

Tja, und wenn sich die Presse über den Gaucho-Tanz aufregt und sich demzufolge eine große Diskussion anfängt, inwiefern das berechtigt oder überzogen ist bin ich froh, dass dies in unserem Land überhaupt möglich ist.

Die deutsche Vergangenheit sollte nicht dazu führen, dass man gebückt und mit gesengtem Kopf dasteht und sich ständig schuldig fühlt, für etwas, was man nicht selbst erlebt und gar getan hat, sondern dass man dafür verantwortlich ist, dafür zu arbeiten, dass so etwas nie wieder passiert.

Übrigens: Ist es nicht schön, dass gerade der Fußball das deutsche Nationalgefühl immer wieder aufleben lässt? Die deutsche Mannschaft ist ein durchgewürfelter Haufen individueller Spieler die zusammenhält und den Gegner, die tieftraurigen Brasilianer mitfühlend getrösetet hat! Na, wenn das kein Vorbild ist!

Im Übrigen kann man bedenkenlos die deutsche Fahne schwingen, da die schwarz-rot-goldene Fahne für Demokratie steht. Als Deutschland ein Kaiserreich war, gab es eine andere Fahne und auch das dritte Reich hatte eine andere Fahne! Schwarz-Rot-Gold steht für Demokratie. Nicht für Hass, Ausgrenzung, Diktatur und Völkermord.
(Pssst, sagt das aber nicht an die Neonazis weiter, sonst wüssten die ja, dass die mit dem Wedeln der aktuellen deutschen Fahne eigentlich für Demokratie wedeln =))

Tschuldigung für den langen Text - bin ne Laberbacke, sorry :schäm:
Und nachdem ich die vielen interessanten Beiträge hier gelesen habe, hat es einfach in meinem Kopf zu rattern begonnen und ich bin plötzlich ganz schreibwütig geworden.

Hoffe, dass alle, die sich bis hierher durchgekämpft haben, keine viereckigen Augen bekommen.

Liebste Grüße und auf eine Zukunft in Frieden und Liebe!
Phoenyx
 
Zuletzt bearbeitet:
das stimmt leider (oder zum glück?) nicht ;)
deutschland gehört zu den wenigen ländern, dessen bevölkerung (was eigentlich der falsche begriff ist) am schrumpfen ist. das hat damit zu tun, dass "wir" im gegensatz zu z.b. entwicklungsländern nicht auf unsere nachkommenschaft angewiesen sind und wir heute oft andere prioritäten und anforderungen an uns stellen. die bevölkerungsdichte wächst nur durch die zuwanderung.

So ist es. Wenn die Bevölkerung steingt oder stabil bleibt, dann nur durch Zuwanderung. Die Geburtenrate ist im Jahr bei 6xx.xxx Menschen, während die Sterberate bei 8xx.xxx ist.

Ich vermute mal, wenn die ganzen starken Geburtenjahrgänge wegsterben, wird sich die Sterberate dann der Geburtenrate annähern, was die Zahl betrifft. Die Bevölkerungszahl würde ich dann stabil bei 65.000.000 vermuten, zumal es noch die Einwanderung gibt, die das auffüllt.

Ich vermute, dieses "Problem" mit der Üeralterung und Rückgang der Bevölkerung dürften aber mehr oder weniger alle hochentwickelten Länder haben, also auch viele andere Länder in Europa und Japan.

China drosselt ja schon mit dieser 1-Kind-Politik die Bevölkerung. In paar Jahren wird Indien die in den Schatten stellen, weil sie dann mehr haben werden.

Aber Allgemein wird die Weltbevölkerung sich nicht ewig vermehren. Irgendwann bricht sie ein. Schlechte Verfügbarkeit von Lebensmitteln und so begünstigt das.
 
Eigentlich lese ich hier nur ab und zu mal, aber die Diskussion hier fand ich jetzt zu interessant, um nur dabei zuzuschauen!

es ist in meinen augen nämlich ein problem......
- wenn unternehmen ihren angestellten für deutsche verhältnisse viel zu geringe gehälter auszahlen und sich an gastarbeitern aus nachbarländern bedienen, die das mit sich machen lassen/die sich das leisten können
- wenn mehr und mehr flüchtlinge/asylbewerber in deutschland einreisen und man große schwierigkeiten mit den unterkünften hat, sodass in manchen regionen die bewohner schon ausweichen müssen
- wenn roma und sinti ganze stadtviertel verdrecken, beklauen, zumüllen etc.

Ersteres hat doch aber auch den Grund, dass das man hierzulande vielen Einwanderern garkeine andere Möglichkeit lässt, als jede Arbeit anzunehmen, die sie kriegen können, und wenn es Schwarzarbeit für einen Hungerlohn ist. Die Mutter einer Freundin von mir hat fast zwanzig Jahre anderer Leute Häuser putzen müssen, um sich und ihre zwei Kinder zu finanzieren. Vorher war sie Ärztin. Leider hatte sie das Pech, dass ihr Heimatland Jugoslawien dann in einem Krieg versunken ist, aus dem sie fliehen musste. Und in Deutschland waren ihr Studium und ihre Berufserfahrung dann plötzlich nichts mehr Wert.

Den zweiten Punkt verstehe ich nicht richtig. Ich hab noch nie davon gehört, dass irgendwo jemand wegziehen muss, weil eine siebenköpfige Flüchtlingsfamilie einziehen will. Oder hab ich da was falsch verstanden?
Aber auch hier finde ich, dass man die Leute, statt sie in Asylantenheimen oder ghettoähnlichen Randstadtteilen verrotten zu lassen, so gut wie möglich fördern sollte, damit sie so schnell wie möglich auf eigenen Beinen stehen könnnen. Das kostet sicher Geld, aber das tut ein frustrierter Einwanderer, der arbeiten will aber nicht kann und Geld vom Staat bekommt, auch. ;)

Und deinen letzten Punkt halte ich, mit Verlaub, für groben Unfug. Ich war schon in vielen deutschen Städten, und noch nirgens sind mir verdreckte, ausgeraubte Stadtteile aufgefallen, die von Sinti und Roma bevölkert waren. Aber klar, wenn in den Nachrichten von denen die Rede ist und im Hintergrund mal wieder Bilder von schmutzigen, im Müll spielenden Romakindern laufen, dann färbt das natürlich die Meinung. Versteh mich nicht falsch, ich will dir auf keinen Fall irgendwas unterstellen. Was wir Deutschen aber gerne mal vergessen ist, dass es in Deutschland schon Generationen von Sinti und Roma gegeben hat, die nicht erst in den letzten Jahren aus Osteuropa eingewandert sind. Klar gibt es welche, die Probleme machen, aber ich wage mal zu behaupten, dass die in der Minderheit sind. Aber über die, die nichts tun, was du und ich nicht auch tun würden, über die wird eben nie berichtet.

Deutschland kann sich glücklich schätzen das die EU-Mittelmeerstaaten im Rahmen des Schengen-Abkommens und der EU-Flüchtlingspolitik abgeschottet ist von den Einfallsrouten von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Die meisten schaffen es nicht einmal bis Deutschland und soviele sind es dann nun auch wieder nicht. Aber Deutschland ist für viele ein lohnendes Ziel.
Ich empfinde es als Pflicht Leute aufzunehmen, die vor Krieg und Verfolgung flüchten. Erklär mal bitte einer syrischen Familie, warum du meinst, dass du ihnen keinen Schutz geben willst. Weil es Deutschland so schlecht geht? Oder weil wir keinen Platz haben?
Die zwei Absätze übernehme ich mal so. :up: Mir kommt jedesmal ein bisschen was hoch, wenn Politiker aus Deutschland und gewissen anderen EU-Staaten mit dem Zeigefinger auf Spanien, Italien oder Griechenland zeigen wenn mal wieder mehrere tausend Flüchtlinge innerhalb weniger Tage an den Stränden ankommen. Menschenunwürdige Unterkünfte! Mangelnde medizinische Versorgung! Klar sind die Zustände in diesen Ländern teilweise unhaltbar. In Griechenland werden sie zu dutzenden in winzige Unterkünfte gesperrt oder auf offener Straße von Neonazis verprügelt, in Italien schlafen sie in Parks oder Bahnhöfen oder unter katastrophalen Bedingungen in leerstehenden Häusern, weil die Unterkünfte aus allen Nähten platzen. Mit dem Finger draufzeigen und tadeln, das geht, aber diese Länder zu entlasten und ein paar tausend Flüchtlinge ins eigene Land holen - Neee. Schliesslich ist ein Mensch nur in dem EU-Land Asylberechtigt, dass er als erstes betreten hat.

Deutschland hat die Kapazität, weitaus mehr Menschen aufzunehmen. Was aber dringend nötig ist, ist ein Umdenken, was den Umgang mit Einwanderern und Flüchtlingen betrifft.
 
Ich hab' mich jetzt ein wenig durch die zwei Thread-Seiten gelesen, aber ich antworte jetzt einfach nur auf den Eingangspost. Ist einfacher und reicht bestimmt auch, um meine Meinung anzubringen. :D

Ich find es ja allgemein sehr schade, dass man als Deutsche/r nur alle zwei Jahre bei Fußballgroßereignissen seine Fahne rausholen und ein bissel Nationalstolz zeigen darf. Danach muss man alles möglichst schnell wieder wegpacken und sich möglichst noch dafür schämen, dass man dieser Nation angehört. ._. Wieso darf ich nicht auf mein Land stolz sein ohne gleich in die rechte Ecke gedrängt zu werden?

Das "Problem" bei Nationalstolz ist, dass man im Endeffekt auf die Leistungen anderer stolz ist und sich dadurch besser als andere (die Unterlegenen?) fühlt.

Man kann sich gerne mit einem Team usw. freuen, aber stolz sollte man nur auf eigene Leistungen und Erfolge sein. :up:


Mir ist natürlich bewusst, dass unsere Vergangenheit sehr sehr düster ist. Das bestreitet ja auch keiner. Aber es lässt auch niemand das ganze mal ruhen! Was kann unsere Generation denn noch dafür, was damals passiert ist? Das dürfen sich unsere Kindeskinder noch in hundert Jahren anhören... irgendwann sollte doch mal schluss mit diesen Anschuldigungen sein. :argh:

Darauf darf man sich gar nicht einlassen. Es hat auch andere Regime und auch Demokratien gegeben, die höchst fragwürde Expansionspolitiken betrieben oder ausbeuterische Systeme etabliert haben.

Wichtig ist, dass man sich dieser Fehlstellungen der Vergangenheit bewusst ist und daraus lernt, dass man es besser machen kann, denk' ich mir.

Außerdem sind andere Länder auch nicht viel besser... vielleicht auf einer anderen Ebene, aber die führen auch Kriege weil die einen die anderen nicht leiden können.

Ist genauso verwerflich. :nick:
 
  • Danke
Reaktionen: Dekowolke

Zur Zeit aktive Besucher

Zurück
Oben Unten