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Kapitel 62 Erzählungen!
Teil 1
Bevor Lucy anfing ihre Geschichte zu erzählen, fragte sie Fay; „Nun wo du jetzt weißt, was ich einmal war, siehst du mich da mit anderen Augen?“ Fay schaute ins Leere und überlegte einen Moment lang. Sie drehte sich dann zu Lucy und sagte; „Nein, tu ich nicht.“ „Möchtest du trotzdem meine Geschichte hören?“ fragte Lucy noch einmal nach und aus Fay ertönte sofort ein „Ja.“ Sie wollte nun unbedingt alles wissen. Ob Fay wollte oder nicht, war sie nun ein Teil der Vampirgeschichte.
„Ich war damals noch sehr jung und hatte gerade die Ausbildung bei der Polizei begonnen.“ begann Lucy zu erzählen. „Es war schon fast ein Wunder, das die mich überhaupt angenommen haben. Die Aufnahmeprüfung war sehr schwer für mich. Doch das war nicht mein größtes Problem. Ich hatte wahnsinnige Angst vor der Dunkelheit. Die Stromrechnung meiner Eltern fiel wegen mir immer etwas höher aus, da nicht nur mein Zimmer nachts hell erleuchtet war, sondern auch der Weg bis ins Bad. Naja keine so gute Eigenschaft, für eine Polizistin. Aber ich wollte nun unbedingt Polizistin werden. Ich musste gegen meine Angst ankämpfen und war fast jede Nacht in einem Park am Rande der Stadt gegangen. Die ersten paar Male war es schon sehr schrecklich für mich und am liebsten wäre ich sofort wieder nach Hause gegangen. Hinter jedem Baum vermutete ich jemanden, sah Dinge, die gar nicht da waren. Baumstumpfe sahen aus wie wilde Hunde, die schatten der Bäume wie Gespenster und manchmal glaubte ich, sogar Stimmen zu hören. Doch irgendwann wurde die Angst immer weniger und ich hatte mich sogar an diesen merkwürdigen Mann gewöhnt, der jede Nacht auf einer Parkbank saß. Er roch eigenartig und bewegte sich kaum, das ich erst dachte er lebte gar nicht mehr. Doch ich hatte auch nicht den Mut gehabt zu ihm zu gehen und hielt einen gewissen, sogar einen sehr großen Abstand. Doch bevor ich ihn aus den Augen verlor, stand er jedes Mal auf und ging.“
Fay hörte ganz interessiert zu und warte gespannt, ab wann nun der Vampir in der Geschichte auftauchen wird. „Eines Nachts, es hatte sehr stark geregnet, nahm ich eine Abkürzung durch den Park. Diese verlief am Rande einer Klippe. Zwar war diese durch einen starken Holzzaun gesichert, doch irgendwie rutschte ich auf den glitschigen Lehmboden aus und glitt einfach so unter dem Zaun durch. In diesen Moment zog mein ganzes kurzes Leben an mir vorbei und ich dachte schon, das sei das Ende. Ich wartete nur noch auf den Aufprall und hoffte, dass der Tod nicht so schmerzlich werden würde. Doch auf einmal wurde ich von einer dunklen Gestalt aufgefangen. Ich konnte gerade noch so erkennen, dass diese Gestalt große schwarze Flügel hatte und ich nahm einen Geruch wahr, der mir irgendwie vertraut vorkam. Es war derselbe Geruch, wie bei diesem Mann auf der Parkbank, der jeden Abend wie versteinert da saß. Er flog mit mir die steilen Klippen hoch, legte mich vorsichtig auf den Boden und streichelte mein Gesicht. Er hatte stark leuchtende rote Augen und erst dachte ich das wäre ein Engel. Doch Engel verschwinden auch wieder, aber dieser Mann setzte sich wieder auf seine Parkbank und sah genauso regungslos aus wie immer. Auch die Flügel waren wieder verschwunden und ich dachte schon, dass ich vielleicht bloß gestürzt bin und dies alles nur eine Einbildung war.“
Fay war von Lucys Geschichte so fasziniert, dass sie kaum abwarten konnte, bis Lucy weiter erzählte.
Doch die beiden tranken soviel Kaffee, dass ein Toilettegang zwischendurch dringend nötig wurde.
„Ich war die darauf folgenden Tage jeden Abend im Park, da ich am Tage nie diesen Mann antraf. Irgendwann traute ich mich dichter an ihm ran und eines Abends setzte ich mich neben ihm. Ich war mir ganz sicher, dass er mir das Leben gerettet hatte, auch wenn ich mir nicht verstellen konnte, wie ein Mensch fliegen kann. Sein Geruch wirkte so anziehend auf mich und löste Gefühle in mir aus, die ich so intensiv noch nie empfand. „Danke“, sagte ich leise zu ihm, doch er gab keine Antwort. „Warum hast du mich gerettet?“ fragte ich danach und er antwortete kurz und knapp, „Weil ich es wollte.“ Er drehte sich zu mir um und wieder sah ich diese roten Augen. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich weglaufen sollte, doch mein Inneres verlangen nach etwas, das ich nicht kannte und meine Neugier war stärker.“
„Hast du dich nicht über sein aussehen gewundert? Er war ein Vampir, oder? Dario hatte auch diese roten Augen und Arons Flügel waren auch schwarz. Hatte er dich zum Vampir gemacht? Hattest du keine Angst?“
Fay stellte Lucy so viele Fragen, wollte alles genau wissen. Lucy erzählte mit solch einer Leidenschaft in der Stimme, das Fay genau wusste, das Lucy diesen Vampir eins sehr liebte.
„Ja ich hatte zum Anfang schon etwas Angst, aber irgendwie mochte ich diesen Mann auch. Ich konnte mir dies nicht erklären, doch jeden Abend ging ich zu ihm. Er sagte, dass es nicht gut für mich wäre, wenn ich bei ihm bin, doch das war mir egal, ich musste einfach. Seine Worte hatten so was Beruhigendes an sich, seine Nähe gab mir eine Sicherheit, die ich nicht mehr missen wollte.
Als er mir dann noch sagte, dass er ein Vampir sei, war ich nicht mal sehr überrascht und hatte auch keine Angst. Ich liebte ihn so, wie er war und er liebte mich auf eine Weise, wie man es nicht beschreiben kann.“
Lucy erzählte ihr auch noch denn Rest ihrer kurzen doch immer noch bestehenden Liebe zu Maikel. Dass sie geheiratet haben, sie sein Leben mit ihm teilen wollte und sie deshalb zum Vampir wurde. Auch das Maikel gestorben ist und sie dadurch wieder menschlich wurde, da sie noch nicht lange ein Vampir war. Dass sie danach nicht recht wusste, was sie anfangen sollte und sie deshalb bei Don blieb und das Kindermädchen der Jungs wurde.
Doch sie verschwieg mit Absicht, dass ihr das Vampirleben nicht gefiel. Sie wollte Fay keineswegs beängstigen. Wenn Fay irgendwann alles verstanden hatte, wäre immer noch Zeit ihr auch die unangenehmen Dinge zu erklären. Sie schwiegen einen Moment lang. Für Lucy war es sehr schwer gewesen, vom Tod ihrer ersten Liebe zu reden. Fay dachte; „Was für eine schöne und traurige Geschichte. Wäre dieser Maikel nicht gestorben, dann wären sie heute noch sehr glücklich.“ „Weiß Max das alles?“ wagte Fay zu fragen.
„Ja das weiß er und hatte auch noch nie Probleme damit. Er ist so ein toller Ehemann und ich liebe ihn wirklich. Doch die liebe zu Maikel war was ganz besonderes und er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, das weiß auch Max und akzeptiert es.“
Die beiden konnten schon keinen Kaffee mehr sehen und begaben sich von den Küchenstühlen zu dem bequemen Sofa in der Stube. Max kümmerte sich in der Zwischenzeit um Lea, sodass Lucy ungestört mit Fay reden konnte. Da es auch schon ganz schön spät war, rief Fay schnell zu Hause an und erzählte ihren Eltern, wo sie war. Dann erzählte sie Lucy, was ihre große Sorge war.
„Ich habe gar kein so großes Problem damit, dass Dario ein Vampir ist. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er mich immer beschützen wird und mir nie, was antun könnte. Ich liebe ihn auch immer noch und die Sehnsucht nach ihm wird von Tag zu Tag unerträglicher. Doch ich habe auch große Angst vor dem, was noch kommen könnte. Er erzählte mir das ich eine starke Aura habe und Vampire anlocke, dass ich so eine Art Auserwählte wäre und für die Vampire sehr wichtig. Er sagte aber auch, dass sie sich nicht hundertprozentig sicher sind und vielleicht gar nichts an der Prophezeiung wie er sagte dran ist. Doch ich habe diese Aura, das ist Fakt, versicherte mir Dario. Nun habe große Angst, das ich alle gefährde die in meiner Nähe sind.“ Lucy hatte recht behalten, mit dem was sie zu Don sagte.
„Don hat mir von deiner Aura erzählt und ich habe, wie du vielleicht auch schon in Gedanken, überall Vampire gesehen. Doch so stark ist deine Aura noch nicht, wie du vielleicht glaubst. Mit dem Mittel, was Don für dich gemacht hat, müsste ein Vampir schon direkt vor dir stehen, um deine Aura wahrnehmen zu können. Wie Dario schon sagte, sind sie sich nicht sicher, was die Prophezeiung angeht. Ebenso kann es möglich sein, das deine Aura nicht stärker wird. Es gibt Menschen die sind halt von einer starken Aura umgeben. Es ist also gar nicht so außergewöhnlich, wie es dir erscheinen mag. Dario liebt dich Fay und das hat nichts mit deiner Aura zutun. Außer Darios Familie und diesen Aron, kennst du noch keine anderen Vampire. Vielleicht empfinden sie deine Aura gar nicht so interessant, wie du annimmst. Du solltest dies jetzt aber auf keinen Fall herausfinden. Ich will damit nur sagen, dass du dich nicht fürchten musst. Ich weiß zwar nicht, wie es in der Zukunft sein wird, aber was diene Aura betrifft, da besteht im Moment keine Gefahr für Personen, die in deiner Nähe sind. Du solltest aber trotzdem aufpassen. Meide dunkle Gassen, vor allem in großen Städten und lass ab und an deine Aura von Don testen. Dario nimmt sie an dir nicht so wahr, aber er kann fremde Vampire wittern und das, über eine große Entfernung.“
„Das wusste ich so nicht. Ich habe wirklich gelaubt, das es schlimmer wäre. Dario tat jedenfalls so.“ „Ach Fay, du kennst doch Dario. Er hat halt immer Angst um dich und das wird auch so bleiben.“ „Ja sein leicht übertriebener Beschützerinstinkt. Den kenne ich zu genüge und kann das jetzt besser verstehen.“ Fay war sehr erleichtern und so froh darüber, dass sie mit Lucy geredet hatte. Doch eines interessierte sie noch sehr.
„Lucy …, kann ich dir noch ne Frage stellen?“ „Nur zu.“ erwiderte Lucy.
„Wie hab ihr geheiratet? Ich meine hatte Maikel das Elixier genommen, oder habt ihr in der Nacht geheiratet? War es bei den Menschen oder bei den Vampiren?“ aus der eine Frage sind gleich mehrere geworden. Lucy schmunzelte leicht und erzählte;
„Naja …, wir haben heimlich geheiratet, da es Vampire verboten ist, menschliche Frauen zu heiraten. Maikel hatte nie das Elixier genommen, da es damals noch nicht so gut wirkte und die Einnahme alle paar Stunden, wiederholt werden musste. Nachdem sich Maikel eine neue Geburtsuhrkunde und einen aktuellen Ausweis besorgt hatte, denn er war ja immerhin schon 89 Jahre, hatte Don einen Standesbeamten besorgt, der keine Fragen stellte und Don war auch unser Trauzeuge.“ „Wie alt ist Dario wirklich?“ schoss es plötzlich aus Fay heraus. Lucy erschrak und lachte zugleich. „Er ist 19 Jahre als, so wie es in seinem Ausweis steht.“
„Hmm…, wie war es, als du zum Vampir wurdest? Hat Maikel dich gebissen…? Hat es sehr wehgetan …?“ Nun stellte Fay die Fragen, die Lucy befürchtet hatte und sie überlegte, wie sie diese beantworten sollte. Am liebsten würde sie gar nichts sagen, doch sie wollte Fay durch ein Schweigen nicht noch mehr verunsichern.
„Naja …, wie soll ich dir das jetzt erklären. In der Hochzeitsnacht hat Maikel mich gebissen, weil ich das ihm zuliebe unbedingt wollte. Nur so konnte ich mit ihm zusammenleben und nur so wäre es möglich, überhaupt Kinder zu bekommen. Maikel wollte so gerne Kinder, obwohl er wusste, dass es vielleicht nie klappen würde, da Halbvampire wie ich es war, nur sehr selten Kinder von einem Vampir bekommen konnten. Von dem Biss selbst habe ich nicht viel gespürt, da diese Nacht so wunderschön war, du verstehst, was ich meine? Aber die Tage danach waren nicht so angenehm, mein Körper fing sich an zu verwandeln und das verursachte schmerzen.“ Lucy sah Fay an, wie sie versuchte sich alles in Bildern vorzustellen.
„Es ist schon sehr spät. Ich glaube wir haben für heute genug geredet. Du solltest dich ausruhen und versuchen etwas mehr zu schlafen. Möchtest du hier bleiben? Du kannst in Darios altem Zimmer schlafen.“ bat Lucy an. Doch Fay meinte darauf; „Danke das ist lieb von dir. Doch ich sollte lieber nach Hause gehen. Lucy es war so toll, das ich mit dir reden konnte, dass du mir dies alles erzählt hast. Es hat mir wirklich sehr geholfen. Ich würde gerne wiederkommen, wenn ich darf?“ „Natürlich darfst du wiederkommen, ich würde mich darüber sehr freuen. Aber ich möchte nicht, dass du jetzt alleine nach Hause gehst. Max wird dich fahren, da bestehe ich drauf.“ „Danke!“, die beiden umarmten sich und Max fuhr Fay nach Hause.
Als Max vorm Haus der Johns hielt, sah Fay, dass kein Licht mehr brannte und nur die kleine Lampe an der Hauswand ihr den Weg zu Tür zeigte. Max blieb noch stehen, bis Fay im Haus war, und fuhr dann erst los.
Fay schaute in der Stube zu Uhr. „Oh man …, viertel nach zwölf. So lange habe ich Lucy aufgehalten. Sie muss ja auch total müde sein und Max muss mich noch mitten in der Nacht nach Hause fahren.“ Leise schlich sie sich in ihr Zimmer, machte sich bettfertig und legte sich hin. Sie dachte noch mal an das, was Lucy ihr alles erzählt hatte und flüsterte vor sich her; „Ich werde Dario anrufen und mit ihm reden. Ich denke …, dass ich jetzt weiß was ich will und wie ich meine Familie schützen kann.“ Dass Dario so wie jede Nacht, sie gerade in diesem Moment bewachte, konnte Fay nicht spüren, diese Fähigkeit hatte sie nicht. Doch zum ersten Mal seit Langem konnte sie ruhig schlafen.
Nun war endlich Miriams großer Tag gekommen und sie konnte ihr kleines Tal verlassen.
Obwohl sie immer nur von zu Hause weg wollte, fiel er schon der Abschied von ihrer Familie schwer. Das merkte auch Kassandra und sagte; „Du kannst immer noch hier bleiben.“ „Nein.“ stieß Miri sofort hervor, winkte noch kurz und stieg zu Edward in den Wagen. Toms Großvater hatte die beiden zum Bahnhof gebracht und zwei Stunden später saßen sie auch schon im Flieger. Miri schaute die ganze Zeit aus dem Fenster und war überwältigt von der Welt dort draußen. Sie war zuvor noch nie geflogen und ihr machte weder die Umstellung zu einem Menschen was aus, noch die Zeitverschiebung. Sie trotzte nur so voller Energie und wollte auf keinen Fall etwas verpassen.
Sie war beeindruckt von den großen Städten der Menschen und dessen Hochhäuser. Für Miri war es eine völlig fremde Welt und sie freute sich schon drauf, diese zu entdecken. Doch das sie mit Tom nur mitdurfte, weil sie das College besuchen sollte und somit gar keine Zeit haben würde, irgendwelche Reisen zu unternehmen, vergas sie völlig.
Tom hatte die meiste Zeit des Fluges geschlafen, und erst als die Ansage kam, dass die Passagiere sich anschnallen sollen, ist er wach geworden. „Sage mal …, warst du die ganze Zeit wach gewesen?“ fragte er Miri, die keinesfalls verschlafen aussah. „Ich habe so viel gesehen und wo ich überall hin möchte, das ist alles so toll.“ erzählte sie, doch Tom meinte; „Schatz …, dazu werden wir die nächste Zeit nicht kommen. So ein Studentenleben hat nicht gerade sehr viel Zeit übrig und ich werde nebenbei auch noch arbeiten gehen.“ „Warum willst du arbeiten gehen?“ wollte Miri wissen, doch das Flugzeug war gelandet und sie stiegen aus.
Mit der Bahn und S-Bahn fuhren sie nach Bergen und diesmal konnte Miri die Umgebung noch besser erkennen. Sie freute sich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Ausflug machte. Es war ja auch für Miri ihr erster großer Ausflug und ein Schritt in einem selbstständigen Leben. Tom war immer noch müde und konnte mit Miris Energiereserven auf keinen Fall mithalten.
Verträumt und in Gedanken versunken sah er sie an. Er freute sich schon auf die schöne Zeit, die sie haben werden, auf die Wohnung die er für sie beide ausgesucht hatte und auch über das wieder sehen mit seinem Vater, dem er den nächst besuchen wollte.
„So Miriam darf ich vorstellen, das ist die Studentenstadt Bergen.“ sagte Tom mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, als sie ihr Reiseziel erreicht hatten.
Es war Freitagnachmittag als sie Bergen erreichten und die meisten Studenten fuhren fürs Wochenende nach Hause. Dementsprechend voll war auch der Bahnhof und Miri machte sich den ersten Eindruck von dem Ort, an dem sie die nächste Zeit verbringen würde.
„Ich besorge uns ein Taxi.“ sagte Tom und lief los. Miriam schaute sich kurz um, sah die vielen Menschen die keine Zeit zu haben schien und wurde etwas panisch. Sie ging schnell Tom hinterher, achtete aber darauf das sie nicht zuschnell war. Tom hatte ihr erklärt, wie sie ihre Kräfte dämmen musste.
Dass sie die Koffer einfach so auf den Bahnsteig stehen ließ, war Miri gar nicht so bewusst gewesen. „Was ist?“ fragte Tom als Miri ihn anfasste. „Ich glaub die starren mich alle an.“ flüsterte Miri. Tom schmunzelte. „Niemand starrt dich an.“ sagte er daraufhin und fragte; „Wo sind die Koffer?“ „Die stehen da noch.“ Meinte Miri trocken. „Na dann sollten wie sie holen, bevor sie weg sind.“ Miri verstand Tom nicht, aber sie war auch zu aufgeregt und fragte nicht nach.
Er holte die Koffer und Miri wich Tom nicht von der Seite. Sie hatten Glück und brauchten nicht mal auf ein Taxi warten.
Etwa eine halbe Stunde später hielt das Taxi vorm Haus, das Tom gemietet hatte. Miri schaute sich voller Begeisterung das Anwesen an und Tom holte die Koffer aus dem Taxi. Das restliche Gepäck und das war bei Miri nicht gerade wenig, wurde später geliefert.
Tom hatte ganz schöne mühe eine angemessene Unterkunft zu finden. Ein Wohnheim kam für sie als Vampire nicht infrage, auch eine WG wäre nicht geeignet. Die kleineren Wohnungen waren alle schon vermietet und auch alles, was so einigermaßen preisgünstig war. Da blieben nur noch teure Häuser übrig und Tom musste ganz schön was hinblättern, um eines zu bekommen. Da er sich ja schon vorher so ausgerechnet hatte, was die Miete und das Studium so ungefähr kosten würde, beschloss er neben sein Studium arbeitet zugehen. Er wollte nicht sein ganzes Geld, was auf seinem Sparbuch war, ausgeben. Gut er hätte seinem Vater fragen können, aber das wollte er nicht.
Das Haus war vollkommen eingerichtet nur ein Bett hatte Tom neu gekauft. Diese zum Teil luxuriös ausgestatteten Häuser wurden meistens von Studenten reicher Familien gemietet.
Miri gefiel es sehr und über das, was das alles kosten möge, machte sie sich keine Gedanken. Ihre Familie hatte Geld wie die meisten Vampire, doch wo dieses herkam und das andere dafür sehr hart arbeiten mussten, hatte man ihr nie erzählt. Aber Miri war nicht anspruchsvoll. Ihr hätte auch eine Holzhütte gereicht, Hauptsache sie konnte aus dem Tal heraus.
Miri hatte auf der langen Reise nichts gegessen, dementsprechend knurrte ihr nun der Magen. Nachdem sie die letzten Brote aus ihrem Reiseproviant verdrückt hatten, wurde erstmal eine gründliche Wohnungsbesichtigung gemacht.
„Uns was wollen wir jetzt machen?“ fragte Miri erwartungsvoll und Tom dachte; „Mann …, sie ist einfach nicht klein zu kriegen.“ Er sah Miri, die strahlend vor ihm stand an und sagte; „Ich glaube wir sollten heute nichts mehr unternehmen. Es wird bald Dunkel und die Reise war anstrengend. Wir müssen morgen früh einkaufen gehen und Nachmittag besuchen wir meinen Vater. Ich möchte noch ein paar Sachen aus meinem Zimmer holen und mein Auto brauche ich hier auch.“ Miri war etwas enttäuscht, sie hätte lieber gerne ganz Bergen ausgekundschaftet.
So begnügte sie sich damit, ihre Sachen auszupacken und plante schon, wo sie das ganze Zeug hintun würde, das noch unterwegs war. Tom lag im Bett und schaute ihr zu. Nebenbei lief im Fernseher ein Footballspiel, das Tom nicht sehr interessierte. Er sah lieber Miri zu und zog sie dann zu sich aufs Bett. Aneinandergekuschelt redeten sie noch ein Weilchen, bis Miri nun auch endlich vor Müdigkeit die Augen zugefallen waren. Tom zog ihr die Stiefel aus, deckte sie zu und beobachtete ihren Schlaf, bis auch er ins Reich der Träume versank.
Fortsetzung folgt…..
Teil 1
Bevor Lucy anfing ihre Geschichte zu erzählen, fragte sie Fay; „Nun wo du jetzt weißt, was ich einmal war, siehst du mich da mit anderen Augen?“ Fay schaute ins Leere und überlegte einen Moment lang. Sie drehte sich dann zu Lucy und sagte; „Nein, tu ich nicht.“ „Möchtest du trotzdem meine Geschichte hören?“ fragte Lucy noch einmal nach und aus Fay ertönte sofort ein „Ja.“ Sie wollte nun unbedingt alles wissen. Ob Fay wollte oder nicht, war sie nun ein Teil der Vampirgeschichte.
„Ich war damals noch sehr jung und hatte gerade die Ausbildung bei der Polizei begonnen.“ begann Lucy zu erzählen. „Es war schon fast ein Wunder, das die mich überhaupt angenommen haben. Die Aufnahmeprüfung war sehr schwer für mich. Doch das war nicht mein größtes Problem. Ich hatte wahnsinnige Angst vor der Dunkelheit. Die Stromrechnung meiner Eltern fiel wegen mir immer etwas höher aus, da nicht nur mein Zimmer nachts hell erleuchtet war, sondern auch der Weg bis ins Bad. Naja keine so gute Eigenschaft, für eine Polizistin. Aber ich wollte nun unbedingt Polizistin werden. Ich musste gegen meine Angst ankämpfen und war fast jede Nacht in einem Park am Rande der Stadt gegangen. Die ersten paar Male war es schon sehr schrecklich für mich und am liebsten wäre ich sofort wieder nach Hause gegangen. Hinter jedem Baum vermutete ich jemanden, sah Dinge, die gar nicht da waren. Baumstumpfe sahen aus wie wilde Hunde, die schatten der Bäume wie Gespenster und manchmal glaubte ich, sogar Stimmen zu hören. Doch irgendwann wurde die Angst immer weniger und ich hatte mich sogar an diesen merkwürdigen Mann gewöhnt, der jede Nacht auf einer Parkbank saß. Er roch eigenartig und bewegte sich kaum, das ich erst dachte er lebte gar nicht mehr. Doch ich hatte auch nicht den Mut gehabt zu ihm zu gehen und hielt einen gewissen, sogar einen sehr großen Abstand. Doch bevor ich ihn aus den Augen verlor, stand er jedes Mal auf und ging.“
Fay hörte ganz interessiert zu und warte gespannt, ab wann nun der Vampir in der Geschichte auftauchen wird. „Eines Nachts, es hatte sehr stark geregnet, nahm ich eine Abkürzung durch den Park. Diese verlief am Rande einer Klippe. Zwar war diese durch einen starken Holzzaun gesichert, doch irgendwie rutschte ich auf den glitschigen Lehmboden aus und glitt einfach so unter dem Zaun durch. In diesen Moment zog mein ganzes kurzes Leben an mir vorbei und ich dachte schon, das sei das Ende. Ich wartete nur noch auf den Aufprall und hoffte, dass der Tod nicht so schmerzlich werden würde. Doch auf einmal wurde ich von einer dunklen Gestalt aufgefangen. Ich konnte gerade noch so erkennen, dass diese Gestalt große schwarze Flügel hatte und ich nahm einen Geruch wahr, der mir irgendwie vertraut vorkam. Es war derselbe Geruch, wie bei diesem Mann auf der Parkbank, der jeden Abend wie versteinert da saß. Er flog mit mir die steilen Klippen hoch, legte mich vorsichtig auf den Boden und streichelte mein Gesicht. Er hatte stark leuchtende rote Augen und erst dachte ich das wäre ein Engel. Doch Engel verschwinden auch wieder, aber dieser Mann setzte sich wieder auf seine Parkbank und sah genauso regungslos aus wie immer. Auch die Flügel waren wieder verschwunden und ich dachte schon, dass ich vielleicht bloß gestürzt bin und dies alles nur eine Einbildung war.“
Fay war von Lucys Geschichte so fasziniert, dass sie kaum abwarten konnte, bis Lucy weiter erzählte.
Doch die beiden tranken soviel Kaffee, dass ein Toilettegang zwischendurch dringend nötig wurde.
„Ich war die darauf folgenden Tage jeden Abend im Park, da ich am Tage nie diesen Mann antraf. Irgendwann traute ich mich dichter an ihm ran und eines Abends setzte ich mich neben ihm. Ich war mir ganz sicher, dass er mir das Leben gerettet hatte, auch wenn ich mir nicht verstellen konnte, wie ein Mensch fliegen kann. Sein Geruch wirkte so anziehend auf mich und löste Gefühle in mir aus, die ich so intensiv noch nie empfand. „Danke“, sagte ich leise zu ihm, doch er gab keine Antwort. „Warum hast du mich gerettet?“ fragte ich danach und er antwortete kurz und knapp, „Weil ich es wollte.“ Er drehte sich zu mir um und wieder sah ich diese roten Augen. Eine innere Stimme sagte mir, dass ich weglaufen sollte, doch mein Inneres verlangen nach etwas, das ich nicht kannte und meine Neugier war stärker.“
„Hast du dich nicht über sein aussehen gewundert? Er war ein Vampir, oder? Dario hatte auch diese roten Augen und Arons Flügel waren auch schwarz. Hatte er dich zum Vampir gemacht? Hattest du keine Angst?“
Fay stellte Lucy so viele Fragen, wollte alles genau wissen. Lucy erzählte mit solch einer Leidenschaft in der Stimme, das Fay genau wusste, das Lucy diesen Vampir eins sehr liebte.
„Ja ich hatte zum Anfang schon etwas Angst, aber irgendwie mochte ich diesen Mann auch. Ich konnte mir dies nicht erklären, doch jeden Abend ging ich zu ihm. Er sagte, dass es nicht gut für mich wäre, wenn ich bei ihm bin, doch das war mir egal, ich musste einfach. Seine Worte hatten so was Beruhigendes an sich, seine Nähe gab mir eine Sicherheit, die ich nicht mehr missen wollte.
Als er mir dann noch sagte, dass er ein Vampir sei, war ich nicht mal sehr überrascht und hatte auch keine Angst. Ich liebte ihn so, wie er war und er liebte mich auf eine Weise, wie man es nicht beschreiben kann.“
Lucy erzählte ihr auch noch denn Rest ihrer kurzen doch immer noch bestehenden Liebe zu Maikel. Dass sie geheiratet haben, sie sein Leben mit ihm teilen wollte und sie deshalb zum Vampir wurde. Auch das Maikel gestorben ist und sie dadurch wieder menschlich wurde, da sie noch nicht lange ein Vampir war. Dass sie danach nicht recht wusste, was sie anfangen sollte und sie deshalb bei Don blieb und das Kindermädchen der Jungs wurde.
Doch sie verschwieg mit Absicht, dass ihr das Vampirleben nicht gefiel. Sie wollte Fay keineswegs beängstigen. Wenn Fay irgendwann alles verstanden hatte, wäre immer noch Zeit ihr auch die unangenehmen Dinge zu erklären. Sie schwiegen einen Moment lang. Für Lucy war es sehr schwer gewesen, vom Tod ihrer ersten Liebe zu reden. Fay dachte; „Was für eine schöne und traurige Geschichte. Wäre dieser Maikel nicht gestorben, dann wären sie heute noch sehr glücklich.“ „Weiß Max das alles?“ wagte Fay zu fragen.
„Ja das weiß er und hatte auch noch nie Probleme damit. Er ist so ein toller Ehemann und ich liebe ihn wirklich. Doch die liebe zu Maikel war was ganz besonderes und er wird immer einen Platz in meinem Herzen haben, das weiß auch Max und akzeptiert es.“
Die beiden konnten schon keinen Kaffee mehr sehen und begaben sich von den Küchenstühlen zu dem bequemen Sofa in der Stube. Max kümmerte sich in der Zwischenzeit um Lea, sodass Lucy ungestört mit Fay reden konnte. Da es auch schon ganz schön spät war, rief Fay schnell zu Hause an und erzählte ihren Eltern, wo sie war. Dann erzählte sie Lucy, was ihre große Sorge war.
„Ich habe gar kein so großes Problem damit, dass Dario ein Vampir ist. Ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, dass er mich immer beschützen wird und mir nie, was antun könnte. Ich liebe ihn auch immer noch und die Sehnsucht nach ihm wird von Tag zu Tag unerträglicher. Doch ich habe auch große Angst vor dem, was noch kommen könnte. Er erzählte mir das ich eine starke Aura habe und Vampire anlocke, dass ich so eine Art Auserwählte wäre und für die Vampire sehr wichtig. Er sagte aber auch, dass sie sich nicht hundertprozentig sicher sind und vielleicht gar nichts an der Prophezeiung wie er sagte dran ist. Doch ich habe diese Aura, das ist Fakt, versicherte mir Dario. Nun habe große Angst, das ich alle gefährde die in meiner Nähe sind.“ Lucy hatte recht behalten, mit dem was sie zu Don sagte.
„Don hat mir von deiner Aura erzählt und ich habe, wie du vielleicht auch schon in Gedanken, überall Vampire gesehen. Doch so stark ist deine Aura noch nicht, wie du vielleicht glaubst. Mit dem Mittel, was Don für dich gemacht hat, müsste ein Vampir schon direkt vor dir stehen, um deine Aura wahrnehmen zu können. Wie Dario schon sagte, sind sie sich nicht sicher, was die Prophezeiung angeht. Ebenso kann es möglich sein, das deine Aura nicht stärker wird. Es gibt Menschen die sind halt von einer starken Aura umgeben. Es ist also gar nicht so außergewöhnlich, wie es dir erscheinen mag. Dario liebt dich Fay und das hat nichts mit deiner Aura zutun. Außer Darios Familie und diesen Aron, kennst du noch keine anderen Vampire. Vielleicht empfinden sie deine Aura gar nicht so interessant, wie du annimmst. Du solltest dies jetzt aber auf keinen Fall herausfinden. Ich will damit nur sagen, dass du dich nicht fürchten musst. Ich weiß zwar nicht, wie es in der Zukunft sein wird, aber was diene Aura betrifft, da besteht im Moment keine Gefahr für Personen, die in deiner Nähe sind. Du solltest aber trotzdem aufpassen. Meide dunkle Gassen, vor allem in großen Städten und lass ab und an deine Aura von Don testen. Dario nimmt sie an dir nicht so wahr, aber er kann fremde Vampire wittern und das, über eine große Entfernung.“
„Das wusste ich so nicht. Ich habe wirklich gelaubt, das es schlimmer wäre. Dario tat jedenfalls so.“ „Ach Fay, du kennst doch Dario. Er hat halt immer Angst um dich und das wird auch so bleiben.“ „Ja sein leicht übertriebener Beschützerinstinkt. Den kenne ich zu genüge und kann das jetzt besser verstehen.“ Fay war sehr erleichtern und so froh darüber, dass sie mit Lucy geredet hatte. Doch eines interessierte sie noch sehr.
„Lucy …, kann ich dir noch ne Frage stellen?“ „Nur zu.“ erwiderte Lucy.
„Wie hab ihr geheiratet? Ich meine hatte Maikel das Elixier genommen, oder habt ihr in der Nacht geheiratet? War es bei den Menschen oder bei den Vampiren?“ aus der eine Frage sind gleich mehrere geworden. Lucy schmunzelte leicht und erzählte;
„Naja …, wir haben heimlich geheiratet, da es Vampire verboten ist, menschliche Frauen zu heiraten. Maikel hatte nie das Elixier genommen, da es damals noch nicht so gut wirkte und die Einnahme alle paar Stunden, wiederholt werden musste. Nachdem sich Maikel eine neue Geburtsuhrkunde und einen aktuellen Ausweis besorgt hatte, denn er war ja immerhin schon 89 Jahre, hatte Don einen Standesbeamten besorgt, der keine Fragen stellte und Don war auch unser Trauzeuge.“ „Wie alt ist Dario wirklich?“ schoss es plötzlich aus Fay heraus. Lucy erschrak und lachte zugleich. „Er ist 19 Jahre als, so wie es in seinem Ausweis steht.“
„Hmm…, wie war es, als du zum Vampir wurdest? Hat Maikel dich gebissen…? Hat es sehr wehgetan …?“ Nun stellte Fay die Fragen, die Lucy befürchtet hatte und sie überlegte, wie sie diese beantworten sollte. Am liebsten würde sie gar nichts sagen, doch sie wollte Fay durch ein Schweigen nicht noch mehr verunsichern.
„Naja …, wie soll ich dir das jetzt erklären. In der Hochzeitsnacht hat Maikel mich gebissen, weil ich das ihm zuliebe unbedingt wollte. Nur so konnte ich mit ihm zusammenleben und nur so wäre es möglich, überhaupt Kinder zu bekommen. Maikel wollte so gerne Kinder, obwohl er wusste, dass es vielleicht nie klappen würde, da Halbvampire wie ich es war, nur sehr selten Kinder von einem Vampir bekommen konnten. Von dem Biss selbst habe ich nicht viel gespürt, da diese Nacht so wunderschön war, du verstehst, was ich meine? Aber die Tage danach waren nicht so angenehm, mein Körper fing sich an zu verwandeln und das verursachte schmerzen.“ Lucy sah Fay an, wie sie versuchte sich alles in Bildern vorzustellen.
„Es ist schon sehr spät. Ich glaube wir haben für heute genug geredet. Du solltest dich ausruhen und versuchen etwas mehr zu schlafen. Möchtest du hier bleiben? Du kannst in Darios altem Zimmer schlafen.“ bat Lucy an. Doch Fay meinte darauf; „Danke das ist lieb von dir. Doch ich sollte lieber nach Hause gehen. Lucy es war so toll, das ich mit dir reden konnte, dass du mir dies alles erzählt hast. Es hat mir wirklich sehr geholfen. Ich würde gerne wiederkommen, wenn ich darf?“ „Natürlich darfst du wiederkommen, ich würde mich darüber sehr freuen. Aber ich möchte nicht, dass du jetzt alleine nach Hause gehst. Max wird dich fahren, da bestehe ich drauf.“ „Danke!“, die beiden umarmten sich und Max fuhr Fay nach Hause.
Als Max vorm Haus der Johns hielt, sah Fay, dass kein Licht mehr brannte und nur die kleine Lampe an der Hauswand ihr den Weg zu Tür zeigte. Max blieb noch stehen, bis Fay im Haus war, und fuhr dann erst los.
Fay schaute in der Stube zu Uhr. „Oh man …, viertel nach zwölf. So lange habe ich Lucy aufgehalten. Sie muss ja auch total müde sein und Max muss mich noch mitten in der Nacht nach Hause fahren.“ Leise schlich sie sich in ihr Zimmer, machte sich bettfertig und legte sich hin. Sie dachte noch mal an das, was Lucy ihr alles erzählt hatte und flüsterte vor sich her; „Ich werde Dario anrufen und mit ihm reden. Ich denke …, dass ich jetzt weiß was ich will und wie ich meine Familie schützen kann.“ Dass Dario so wie jede Nacht, sie gerade in diesem Moment bewachte, konnte Fay nicht spüren, diese Fähigkeit hatte sie nicht. Doch zum ersten Mal seit Langem konnte sie ruhig schlafen.
Nun war endlich Miriams großer Tag gekommen und sie konnte ihr kleines Tal verlassen.
Obwohl sie immer nur von zu Hause weg wollte, fiel er schon der Abschied von ihrer Familie schwer. Das merkte auch Kassandra und sagte; „Du kannst immer noch hier bleiben.“ „Nein.“ stieß Miri sofort hervor, winkte noch kurz und stieg zu Edward in den Wagen. Toms Großvater hatte die beiden zum Bahnhof gebracht und zwei Stunden später saßen sie auch schon im Flieger. Miri schaute die ganze Zeit aus dem Fenster und war überwältigt von der Welt dort draußen. Sie war zuvor noch nie geflogen und ihr machte weder die Umstellung zu einem Menschen was aus, noch die Zeitverschiebung. Sie trotzte nur so voller Energie und wollte auf keinen Fall etwas verpassen.
Sie war beeindruckt von den großen Städten der Menschen und dessen Hochhäuser. Für Miri war es eine völlig fremde Welt und sie freute sich schon drauf, diese zu entdecken. Doch das sie mit Tom nur mitdurfte, weil sie das College besuchen sollte und somit gar keine Zeit haben würde, irgendwelche Reisen zu unternehmen, vergas sie völlig.
Tom hatte die meiste Zeit des Fluges geschlafen, und erst als die Ansage kam, dass die Passagiere sich anschnallen sollen, ist er wach geworden. „Sage mal …, warst du die ganze Zeit wach gewesen?“ fragte er Miri, die keinesfalls verschlafen aussah. „Ich habe so viel gesehen und wo ich überall hin möchte, das ist alles so toll.“ erzählte sie, doch Tom meinte; „Schatz …, dazu werden wir die nächste Zeit nicht kommen. So ein Studentenleben hat nicht gerade sehr viel Zeit übrig und ich werde nebenbei auch noch arbeiten gehen.“ „Warum willst du arbeiten gehen?“ wollte Miri wissen, doch das Flugzeug war gelandet und sie stiegen aus.
Mit der Bahn und S-Bahn fuhren sie nach Bergen und diesmal konnte Miri die Umgebung noch besser erkennen. Sie freute sich wie ein kleines Kind, das zum ersten Mal einen Ausflug machte. Es war ja auch für Miri ihr erster großer Ausflug und ein Schritt in einem selbstständigen Leben. Tom war immer noch müde und konnte mit Miris Energiereserven auf keinen Fall mithalten.
Verträumt und in Gedanken versunken sah er sie an. Er freute sich schon auf die schöne Zeit, die sie haben werden, auf die Wohnung die er für sie beide ausgesucht hatte und auch über das wieder sehen mit seinem Vater, dem er den nächst besuchen wollte.
„So Miriam darf ich vorstellen, das ist die Studentenstadt Bergen.“ sagte Tom mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, als sie ihr Reiseziel erreicht hatten.
Es war Freitagnachmittag als sie Bergen erreichten und die meisten Studenten fuhren fürs Wochenende nach Hause. Dementsprechend voll war auch der Bahnhof und Miri machte sich den ersten Eindruck von dem Ort, an dem sie die nächste Zeit verbringen würde.
„Ich besorge uns ein Taxi.“ sagte Tom und lief los. Miriam schaute sich kurz um, sah die vielen Menschen die keine Zeit zu haben schien und wurde etwas panisch. Sie ging schnell Tom hinterher, achtete aber darauf das sie nicht zuschnell war. Tom hatte ihr erklärt, wie sie ihre Kräfte dämmen musste.
Dass sie die Koffer einfach so auf den Bahnsteig stehen ließ, war Miri gar nicht so bewusst gewesen. „Was ist?“ fragte Tom als Miri ihn anfasste. „Ich glaub die starren mich alle an.“ flüsterte Miri. Tom schmunzelte. „Niemand starrt dich an.“ sagte er daraufhin und fragte; „Wo sind die Koffer?“ „Die stehen da noch.“ Meinte Miri trocken. „Na dann sollten wie sie holen, bevor sie weg sind.“ Miri verstand Tom nicht, aber sie war auch zu aufgeregt und fragte nicht nach.
Er holte die Koffer und Miri wich Tom nicht von der Seite. Sie hatten Glück und brauchten nicht mal auf ein Taxi warten.
Etwa eine halbe Stunde später hielt das Taxi vorm Haus, das Tom gemietet hatte. Miri schaute sich voller Begeisterung das Anwesen an und Tom holte die Koffer aus dem Taxi. Das restliche Gepäck und das war bei Miri nicht gerade wenig, wurde später geliefert.
Tom hatte ganz schöne mühe eine angemessene Unterkunft zu finden. Ein Wohnheim kam für sie als Vampire nicht infrage, auch eine WG wäre nicht geeignet. Die kleineren Wohnungen waren alle schon vermietet und auch alles, was so einigermaßen preisgünstig war. Da blieben nur noch teure Häuser übrig und Tom musste ganz schön was hinblättern, um eines zu bekommen. Da er sich ja schon vorher so ausgerechnet hatte, was die Miete und das Studium so ungefähr kosten würde, beschloss er neben sein Studium arbeitet zugehen. Er wollte nicht sein ganzes Geld, was auf seinem Sparbuch war, ausgeben. Gut er hätte seinem Vater fragen können, aber das wollte er nicht.
Das Haus war vollkommen eingerichtet nur ein Bett hatte Tom neu gekauft. Diese zum Teil luxuriös ausgestatteten Häuser wurden meistens von Studenten reicher Familien gemietet.
Miri gefiel es sehr und über das, was das alles kosten möge, machte sie sich keine Gedanken. Ihre Familie hatte Geld wie die meisten Vampire, doch wo dieses herkam und das andere dafür sehr hart arbeiten mussten, hatte man ihr nie erzählt. Aber Miri war nicht anspruchsvoll. Ihr hätte auch eine Holzhütte gereicht, Hauptsache sie konnte aus dem Tal heraus.
Miri hatte auf der langen Reise nichts gegessen, dementsprechend knurrte ihr nun der Magen. Nachdem sie die letzten Brote aus ihrem Reiseproviant verdrückt hatten, wurde erstmal eine gründliche Wohnungsbesichtigung gemacht.
„Uns was wollen wir jetzt machen?“ fragte Miri erwartungsvoll und Tom dachte; „Mann …, sie ist einfach nicht klein zu kriegen.“ Er sah Miri, die strahlend vor ihm stand an und sagte; „Ich glaube wir sollten heute nichts mehr unternehmen. Es wird bald Dunkel und die Reise war anstrengend. Wir müssen morgen früh einkaufen gehen und Nachmittag besuchen wir meinen Vater. Ich möchte noch ein paar Sachen aus meinem Zimmer holen und mein Auto brauche ich hier auch.“ Miri war etwas enttäuscht, sie hätte lieber gerne ganz Bergen ausgekundschaftet.
So begnügte sie sich damit, ihre Sachen auszupacken und plante schon, wo sie das ganze Zeug hintun würde, das noch unterwegs war. Tom lag im Bett und schaute ihr zu. Nebenbei lief im Fernseher ein Footballspiel, das Tom nicht sehr interessierte. Er sah lieber Miri zu und zog sie dann zu sich aufs Bett. Aneinandergekuschelt redeten sie noch ein Weilchen, bis Miri nun auch endlich vor Müdigkeit die Augen zugefallen waren. Tom zog ihr die Stiefel aus, deckte sie zu und beobachtete ihren Schlaf, bis auch er ins Reich der Träume versank.
Fortsetzung folgt…..