steffi2005 schrieb:
Ich bin auch körperlich behindert, sitze aber zum Glück nicht im Rolli. Meistens kann ich noch laufen. ich hab ne Schiene am linken Bein, und wenn ich kurze Hose/ Rock trage glotzen mir immer alle dumm nach. Deswegen zieh ich meistens lange Sachen an

. Aber man sieht trotzdem das ich humple.
Ich werde eigentlich selten gefragt, ob man mir helfen kann. Den anderen is des eigentlich egal. Ein gutes Beispiel ist im Bus, den anderen aus meiner Klasse ist es egal ob ich stehen muss. Obwohl sie genau wissen, dass ich nicht lange stehen kann. Das stört mindestens genauso

.
Liebe Steffi
Dein Beitrag zeigt sehr deutlich, dass es eben auch unter den Betroffenen sehr grosse Unterschiede gibt.
Wenn Du im Bus nicht gefragt wirst ob Du Dich setzen möchtest, dann ärgert Dich das.
Wenn ich im Bus nicht gefragt würde ( ich fahre allerdings schon lange nicht mehr Bus ), dann würde ich das als positiv empfinden.
Warum das ?
Es hat damit zu tun, WIE wir uns selbst sehen, und wie wir unsere eigene Behinderung sehen.
Für mich gehört Integration zu den obersten Zielen, das bedeutet allerdings nicht, dass nur die anderen etwas tun müssen. Ich muss mir im Klaren sein, dass Intergration auch bedeutet, sich selbst nicht als "anders" zu sehen, und somit auch keinen Anspruch zu stellen, anders behandelt zu werden. Dies bedeutet dann im Alltag, dass ich eben auch nicht gefragt werde, ob ich einen Sitzplatz brauche, oder ob man mir sonst helfen kann. Mein Umfeld ist nicht verantwortlich für mich, ich bin es selbst. Mir ist es daher viel lieber, wenn ich fragen kann, dann, wenn es nötig ist.
Solange man als behinderter Mensch von den Gesunden erwartet, dass sie einen "anders" behandeln, solange hat man sich und seine Behinderung nicht wirklich integriert.
Hier entstehen dann Widersprüche, die es der Umgebung eben nicht leicht machen, damit umzugehen. Man will einerseits Hilfe und Rücksichtnahme, ärgert sich aber dann auch, wenn man nicht gleich behandelt wird wie Gesunde.
Ein sehr deutliches Bild diesbezüglich bekommt man auch, wenn man an speziellen Veranstaltungen für behinderte Menschen teilnimmt. In meiner Arbeit nehme ich an diversen Anlässen teil und ich stelle immer wieder fest, wie unterschiedlich die Betroffenen mit sich und ihrer Behinderung umgehen.
Viele dieser Menschen sind es vom Alltag her gewohnt, der Mittelpunkt zu sein. Alle springen, alle kümmern sich und sind bemüht, dem "armen Behinderten" das Leben erträglicher zu machen.
Was glaubst Du welch ein Frust es für einige diese Menschen ist, mit so vielen anderen Betroffenen zusammen zu sein. Plötzlich ist man nicht mehr der Mittelpunkt, denn alle haben ein Handicap und brauchen hier oder da Hilfe.
Der Umgang mit diesen Menschen ist dann nicht gerade einfach, da sie ihre Ansprüche als richtig empfinden und sehr frustriert sind.
Nun hoffe ich, dass meine Worte nicht falsch verstanden werden ! Ich will nicht beurteilen, was richtig oder falsch ist, es geht mir lediglich darum aufzuzeigen, wie verschieden Menschen sind und wie schwierig es für Betroffene selbst ist, mit sich und der eigenen Behinderung umzugehen.
Liebe Grüsse
Nefertary