Ihr solltet nicht zu sehr auf die bilder achten... ich hab einfach nur irgendwelche genommen, damit überhaupt Bilder drin sind... Falls irgendwelche Fehler drin sind, dann einfach schreien – hab jetzt grad nicht die Nerven, das nochmal durchzulesen und mein Kopf ist immer noch ziemlich hohl.
wenn ichs schaff, kommt vielleicht bald noch was... vielleicht auch mal wieder ein Video... mal sehen.
Liebe... bis der Tod uns scheidet
Teil XVIII
Während ich fröhlich in mich hinein kicherte, fluchte Bernd nur beleidigt in seinen Drink und stellte wenig später Rica zur Rede, ob sie schon wieder getratscht hätte. Rica zog dabei nur die Schultern hoch und machte ein unschuldiges Gesicht. Von meinem Sitzplatz aus hatte ich einen guten Überblick über die gesamte Mannschaft und sah ihnen zu, was auch immer sie taten.
Bastian quatschte noch immer mit Biene und bekam gar nicht genug von ihrem Babybauch, während Mark sich an der Bar mit Matthias unterhielt. Ich konnte leider nicht verstehen, worüber er sich mit ihm unterhielt, aber Matthias schien sich nicht allzu sehr für das Thema zu interessieren... Das war mal wieder typisch. Matthias interessierte sich eben doch nur für sich selbst.
Irgendwie hatte ich langsam die Befürchtung, dass sich meine "Beziehung" mit ihm immer mehr im Sand verlief... Irgendwie wurden wir immer mehr zu Freunden, statt zu Verliebten... und es machte mich ein wenig traurig, aber nicht sehr. Vielleicht hatte ich ja genug Beziehung für den Anfang... Ich war ja durchaus auch schon eine halbe Ewigkeit mit Matthias zusammen – vielleicht war es einfach mal Zeit für etwas Neues...
Als ich mitbekam, worüber ich gerade wieder nachdachte, erschrak ich ein wenig. Diese Denkweise passte eigentlich gar nicht zu mir... ich war doch so ein Pärchen-Mensch... und auch, wenn Matthias ein arroganter Egozentriker war... ich liebte ihn. Immer noch... oder? Ich geriet ins Schwanken. Liebte ich ihn wirklich noch immer, oder war ich nur noch mit ihm zusammen, um einen Freund zu haben?
Vielleicht sollte ich mir demnächst einfach mal einen ganz ruhigen Abend allein gönnen und darüber nachdenken, ob noch immer Liebe zu Matthias in mir war... und was genau in mir vorging, wenn ich an Bastian oder Mark dachte... irgendwie musste ich unbedingt mal wieder Ordnung in meine Gefühle bringen. Ich nahm mir vor, mich am Tag nach diesem Treffen einfach mal nur mit mir zu beschäftigen.
Irgendwie kam ich selbst bei meiner ganzen Seelsorgerei für den Rest der Clique eh zu kurz. Langsam kam ich mir vor, wie der Cliquenpsychologe, der vor lauter "Ich muss dafür sorgen, dass alle glücklich sind", selbst mehr und mehr in Trauer fiel. Ganz nebenbei konnte mir ein wenig Ruhe nach den Ereignissen der letzten Tage und Wochen sicher nicht schaden... Es war so viel passiert, was ich erst mal verdauen musste.
Und mich selbst musste ich auch erstmal verdauen... diese ganze Träumerei und diese Trance-Geschichten, oder was auch immer mit mir passierte, musste ich auch irgendwie versuchen, zu verstehen. Ich träumte immer öfter irgendwelchen wirren Kram und wachte am Morgen noch müder auf, als ich zu Bett gegangen war. Ganz nebenbei verstand ich nicht mal einen Teil von dem, was ich in meinen Träumen sah...
Es wurde also dringend mal Zeit, dass ich mich auf meinen Hintern setzte und Ordnung in das ganze Chaos in mir drin brachte. Ja... das würde ich morgen tun. Da hatte ich sonst eh noch nichts vor. Seufzend lehnte ich mich in der Couch zurück und ließ meinen Blick wieder durch den Raum wandern. Mark unterhielt sich immer noch mit Matthias und Bastian... war weg.
Biene hatte es sich auf einem Stuhl gemütlich gemacht und unterhielt sich jetzt mit Rica. Bastian konnte ich nirgends sehen... Sofort kam meine Sorge wieder zurück, hoffentlich war er nicht abgehauen! Ich sprang auf und lief zu Biene hinüber. "Wo ist Bastian denn hin?" fragte ich und versuchte, nicht zu besorgt auszusehen. Biene lächelte mich an und meinte "Basti ist raus."
"Danke..." murmelte ich und mein Herz begann zu rasen. Ich betete inständig dafür, dass er nicht weg gelaufen war, um sich wieder irgendwo Drogen zu besorgen... so ganz über den Berg war er ja doch noch nicht. Hektisch lief ich durchs ganze Haus und suchte jedes Zimmer ab. Ich musste ihn unbedingt finden und verhindern, dass er Marks kostbares Vertrauen noch mehr schädigte.
Als ich ihn nicht finden konnte, schnappte ich mir meine Tasche, stolperte eilig zur Haustür hinaus... und kollidierte mit Bastian, der draußen vor der Tür stand und eine Zigarette rauchte. "Oh... äh... da bist du... ich dachte..." stammelte ich unsicher. "Du dachtest was?" "Was... was suchst du denn hier draußen? Du wolltest doch hoffentlich nicht abhauen..." meinte ich und machte ein hilfloses Gesicht.
Bastian schwieg einen Augenblick und ließ dann seufzend den Kopf hängen. "Naja... also eigentlich..." murmelte er und sah schuldbewusst zu Boden. "Eigentlich schon..." "Das darf doch nicht wahr sein!" zeterte ich sofort los. "Was denkst du dir denn bloß dabei?! Hast du auch nur eine Sekunde lang dran gedacht, was du Mark damit antust, wenn du wegrennst?? Das ist echt sowas von schei*e von dir!"
"Mann, Jule! Komm mal wieder runter!" sagte Bastian "Wie du siehst, bin ich noch da, oder?" "Was? Äh... ja... du bist noch da... seh ich... aber... warum bist du noch da?" stammelte ich irritiert und Bastian seufzte ein weiteres Mal. "Weiß auch nicht so genau..." murmelte er kleinlaut. "Eigentlich wollt ich mir was besorgen... aber... weiß nicht... irgendwie ist mir das Zeug gar nicht so wichtig... also... nicht so wichtig wie andere Sachen..."
"Andere Sachen? Was für andere Sachen meinst du?" fragte ich verwirrt nach, aber im gleichen Moment ging mir ein Licht auf und ich fand die Antwort von selbst. "Redest du von Mark?" fragte ich und lächelte erleichtert, während Bastian verlegen mit seiner Zigarette herumspielte. "Naja... ja." Meinte er zurückhaltend und grinste unsicher.
"Drogen sind eigentlich ziemlich schei*e... die machen alles nur kaputt... und... naja... Mark ist mir einfach wichtiger als der Schei*..." druckste er herum und ich stieß einen erleichterten Seufzer aus. "Na endlich hast du das mal begriffen..." meinte ich "Dann geh jetzt lieber wieder rein, bevor Mark noch merkt, dass du weg bist... wenn er's nicht eh schon längst mitgekriegt hat..."
Wenig später gingen wir zurück zu den anderen, wo Mark sich noch immer mit Matthias unterhielt, der sich immer noch nicht für das Thema interessierte... anscheinend hatte er nichts gemerkt... oder er hatte es doch gemerkt, aber einfach keine Lust mehr, sich wegen Bastian aufzuregen, was durchaus verständlich war... Bastian konnte einem wirklich sämtliche Nerven kosten...
Wir setzten uns zusammen auf die Couch, als Bastians Handy klingelte. "Willst du nicht hingehen?" fragte ich, als er es einfach klingeln ließ. Bastian schüttelte den Kopf und machte ein genervtes Gesicht. "Das is nur Andre... der ruft heut schon zum 8ten Mal an..." meinte er und ließ es weiter klingeln, bis der Anrufer aufgab. "Andre? Was will der denn noch von dir? Hat der immer noch nicht gecheckt, dass es ungesund für ihn ist, dir zu nahe zu kommen?" fragte ich grinsend.
"Der Kerl ist besessen..." antwortete Bastian desinteressiert. "Ich hab ihm zwar ne SMS geschrieben, dass er mich erst mal in Ruhe lassen soll, weil ich momentan echt keinen Bock auf ihn hab – aber das scheint der nicht zu kapieren... Andre is wie ein Mixer... oben Info rein, unten Brei raus... und die Intelligenz ist auch in etwa die gleiche." Sagte er grinsend.
Ich kicherte. Wenig später gab Mark es auf, mit Matthias zu reden, der immer noch kein Interesse zeigte... nicht einmal aus Höflichkeit. Er ließ Matze an seiner Bar stehen und kam mit einem Glas in der Hand zu mir und Bastian herüber. "Wo warst du vorhin?" fragte er ruhig, aber doch ein wenig verärgert. Er hatte es also doch gemerkt. Bastian setzte ein unschuldiges Lächeln auf und antwortete "Ich war nur kurz draußen, ein wenig frische Luft schnappen."
Skeptisch sah Mark mich an und ich nickte. "Das stimmt schon, du musst gar nicht so böse gucken." Meinte ich freundlich. Die kleine Lüge fiel mir nicht schwer, es war ja auch nichts schlimmes passiert, was Mark unbedingt hätte wissen müssen. Er glaubte mir nicht, das war offensichtlich. Mark hatte wirklich ein gutes Gespür für Lügen... aber er sagte nichts weiter dazu, sondern spazierte mit seinem Cocktail zu Bernd und Rica. "Er weiß es wohl..." bemerkte ich.
"Natürlich weiß er's." sagte Bastian und zog seufzend die Schultern hoch. "Keine Ahnung, wie er das macht, aber er weiß immer, was los ist..." "Er hat halt Übung darin, dich zu durchschauen." Erwiderte ich lächelnd. "Er kennt dich ja jetzt doch schon lange genug. Aber ich find's gut, dass er ruhig bleibt und nicht gleich wieder nen Anfall kriegt... so wie früher... Dein Mark hat sich ganz schön verändert..."
"Mark hat Tabletten genommen... zu Hause, als sein PC nicht so wollte, wie er." Meinte Bastian und ich sah ihn mit großen Augen an. "Tabletten? Schon wieder? Hatte er da nicht schon mal welchen, von denen er Depressionen gekriegt hat?" "Ja... das sind wieder die gleichen..." "Na klasse... meinst du nicht, dass er schon depri genug ist? Warum nimmt er denn jetzt wieder dieses Depri-Zeugs?"
"Er darf sich nicht mehr so aufregen und anscheinend gibt's da keine besseren Pillen..." antwortete Bastian schulterzuckend. "Und ne Depression ist immer noch besser, als'n zweiter Herzinfarkt... oder siehst du das anders?" "Nein..." murmelte ich und ließ den Kopf hängen. "Vielleicht solltest du ihm mal ein wenig entgegen kommen und an dir selbst arbeiten..." bemerkte ich vorsichtig.
"In 90% der Fälle bist schließlich du der Grund, warum er sich aufregt." Bastian sah mich beleidigt an, schien aber einzusehen, dass ich damit Recht hatte. "Du hast leicht reden." Meinte er ein wenig zickig. "Ich bin nunmal, wie ich bin. Viel kann ich da nicht ändern." "Stell dich nicht so an und versuch's wenigstens. Mark hat's doch auch geschafft, sich für dich zu ändern. Das ist nur fair, wenn du's ebenfalls versuchst."
"Ich helf dir auch gern dabei, soweit ich das kann." "Julchen... ich hab jetzt echt keine Lust, über so was zu reden... Mark soll mir selbst sagen, ob ich mich ändern soll, oder nicht..." erwiderte Bastian zickig und ich hielt beleidigt den Mund. Er nagte schon wieder an meinen Nerven, wie die Maus am Käse... Mark hatte oft genug angesprochen, was ihn an Bastian störte... aber der hatte das anscheinend immer überhört...
Ich hatte jetzt ebenfalls keine Lust, mich über Bastians Ignoranz zu ärgern. Ob er absichtlich so ignorant war, oder es einfach nicht verstand, das war mir in dem Moment auch egal. Ich wollte versuchen, wenigstens noch ein bißchen Spaß zu haben und entgegen meines Vorsatzes, nie wieder einen Tropfen Alkohol anzurühren, nahm ich mir an dem Abend doch einen Drink... Es half mir ein wenig, mich von dem ganzen Mist um mich herum, abzulenken.
Am nächsten Tag setzte ich meinen Plan in die Tat um. Ich stellte meine Klingel ab und steckte das Telefon aus. Mein Handy schaltete ich lautlos und legte anschließend meine Lieblingsmusik ein, um mich ein wenig zu entspannen. Ich schloss Fenster und Türen und ließ die Rolläden hinunter. Ich wollte ganz für mich sein und der Rest der Welt sollte mich an diesem Tag bloß in Ruhe lassen.
Nachdem ich mich in meinem Wohnzimmer verbunkert hatte, setzte ich mich auf die Couch und zündete zwei Kerzen an, die nach Vanille dufteten. Ich konnte direkt fühlen, wie die Ruhe langsam bei mir ankam... und wie gut es mir tat, einfach mal nichts zu tun. Ich hatte mir einen Block und einen Stift zurecht gelegt, um alles aufschreiben zu können und langsam fing ich an, mich zu entspannen.
Als erstes wollte ich mich meinen Träumen widmen. Ich nahm mein Schreibzeug zur Hand und versuchte, bestimmte Dinge, wie Gefühle, Farben, Zahlen oder Gegenstände die sich in meinem Träumen immer und immer wieder wiederholten, zu sammeln. Ich ließ mir viel Zeit dabei, denn niemand konnte mich an diesem Tag stören. Vielleicht sollte ich mit meiner Liste mal zu Nadine gehen, wenn ich damit fertig war...
Nach etwa drei Stunden hatte ich das gröbste zusammengetragen und sah mir meine Liste an. Fast immer waren meine Träume in Rottöne getaucht... Fast immer kam ein roter Sonnenaufgang darin vor und es regnete. Fast immer ließ der Sonnenaufgang die Regentropfen schimmern wie vom Himmel tränendes Blut. Und fast immer waren vor allem zwei Gefühle von erdrückender Heftigkeit... Freude und Trauer. Aber wirklich schlau wurde ich daraus nicht.
Ich legte meine Liste beiseite und stand auf. Nadine hatte mir zu meinem Geburtstag einmal ein Traumdeutungsbuch geschenkt... wo hatte ich das bloß hingepackt? Ich krempelte mein komplettes Wohnzimmer um und machte anschließend mit meiner Suche im Rest der Wohnung weiter. Ich fürchtete schon, dass ich es niemals finden würde....
Doch in der letzten, undurchsuchten Schublade in meinem Schlafzimmer wurde ich fündig. Es war ein richtig dicker Schmöker und schon ziemlich mitgenommen, obwohl ich mich nie wirklich damit beschäftigt hatte... Ich machte mit dem Buch eine kurze Pause auf meinem Bett und las ein paar Seiten des Vorwortes, um zu wissen, wie ich am besten anfangen sollte.
Schon nach dem 2ten Absatz hatte ich das Gefühl, dass mir das Bucht nicht weiterhelfen würde... egal, wie dick es war... Die Zusammenhänge der Sätze waren mir auch ein wenig schleierhaft... Also ließ ich das Vorwort sein und blätterte mich gleich zu den Traumsymbolen weiter. Roter Regen schien etwas gutes zu bedeuten...
Ein roter Sonnenaufgang jedoch bedeutete einen harten Kampf... wie auch immer ich das verstehen sollte... Zwei Stunden lang blätterte ich mich durch das Buch und las die Bedeutung von allem, was in meinen Träumen vorkam, auch wenn es sich dabei nur um kurze Bilder handelte... aber hinterher war ich genau so schlau wie zuvor... Das Buch half mir überhaupt nicht weiter...
Es passte einfach irgendwie nicht zu meinen Träumen... die Symbole waren zwar alle vorhanden, aber der Zusammenhang war einfach nur sinnlos. So kam ich wohl auch nicht weiter... vielleicht sollte ich wirklich meine Liste schnappen und damit einfach zu Nadine gehen... Sie wäre mir sicher eine größere Hilfe, als jedes, noch so ausführliche, Buch...
Und sie konnte mir sicher auch sagen, ob es einfach nur Träume waren, weil mich irgend etwas beschäftigte, was ich auf diese Weise verarbeitete – oder ob es "Visionen" waren, wie sie es nannte... Zu dumm nur, dass Nadine in letzter Zeit so selten zu erreichen war. Was machte die wohl die ganze Zeit? So viel Unterstützung konnte Vanessa doch auch nicht brauchen, dass Nadine ihr ihr ganzes Leben widmete...
Ich legte das Buch auf meinen Nachttisch, vielleicht wollte ich nochmal einen Blick hinein werfen, bevor ich schlafen ging... Jetzt schlurfte ich erstmal wieder zurück ins Wohnzimmer, zu meinen Vanillekerzen und überlegte, womit ich weitermachen sollte. Vielleicht war es jetzt erstmal an der Zeit, meine Gefühle zu sortieren. Ich blätterte den Block um, um eine leere Seite zu haben und machte eine Tabelle mit drei Namen.
Matthias, Mark und Bastian. Dann lehnte ich mich zurück und dachte nach, während ich mit meinem Stift herum spielte. Was fühlte ich für Matthias... was...? Vielleicht sollte ich lieber mit Basti anfangen, das war einfacher. Ich nahm meinen Block und fing an zu schreiben... ich schrieb und schrieb und schrieb... Meine Güte, ich war immer noch total in diesen Irren verknallt.
Ich schrieb alles auf, was mir durch den Kopf ging, wenn ich an ihn dachte... das meiste waren Schweinereien oder unerträgliche sentimentaler, übertriebener Kitsch... aber egal, es ging ja darum, das ganze endlich einmal zu ordnen. Als ich mir anschließend noch einmal durchlas, was ich alles in der Spalte "Bastian" hingekritzelt hatte, wurde mir richtig schlecht dabei...
Man hätte fast denken können, ein 12-jähriges Mädchen, das sich gerade zum ersten mal verknallt hat, hätte das geschrieben.... Oh weh... so erwachsen, wie ich immer dachte, war ich wohl noch längst nicht... Aber in dieser Spalte war ich wohl für's erste fertig. Ich zog einen dicken Strich unter dem letzten Wort und widmete mich der "Mark"-Spalte.
Die Spalte wurde nicht ganz so voll, wie die für Basti, aber ich fand doch einiges, was ich hinschreiben konnte. Letztendlich kam ich auch nicht mehr drum herum, meine "Matthias"-Spalte zu füllen... dafür brauchte ich am längsten und hinterher stand dort am wenigsten... Ich versuchte, meine Tabelle zu analysieren und kam zu dem Ergebnis, dass ich definitiv noch immer tierisch in Bastian verknallt war, Mark mich ganz schrecklich faszinierte. Und Matthias...
Tja... Matthias war halt einfach mein Freund... der hatte nichts, was mich faszinierte ohne mich auf die gleiche Weise gefangen nahm, wie es bei Basti der Fall war... Ich seufzte und blätterte um. Warum versuchte ich nicht mal, die drei Jungs zu analysieren? Das hielt ich für eine lustige Idee und fing sofort damit an, auch wenn das für diesen Tag eigentlich nicht vorgesehen war... aber was soll's. Ein bißchen Spaß muss sein.
Und vielleicht half es mir ja auch dabei, mich selbst besser zu verstehen. Mit Matthias war ich schnell fertig, das war ein Leichtes... Er war definitiv ein selbstverliebter Egoist mit Titten- und Sonnenbrillen-Manie, der außer sich selbst, nicht wirklich viel im Kopf hatte... Er hatte mindestens 50 verschiedene Sonnenbrillen, von sämtlichen teuren Marken, worüber ich nur den Kopf schütteln konnte... Mir reichte meine 5-Euro-Sonnenbrille vollkommen...
Bastian war auch recht einfach einzuordnen... der war ein Sauberkeits-fanatischer, pingeliger Zickerich mit überzogenem Selbstwertgefühl, der sich gern über alle andere stellte und glücklich war, solang jeder nach seiner Pfeife tanzte, ihn als Mittelpunkt des Universums anbetete, auf Knien um ihn herumrutschte und ehrfürchtig zu ihm aufblickte... Tja...
Mark gestaltete sich ein wenig schwieriger... ich war nicht ganz sicher, wie ich ihn einschätzen sollte... Zum wiederholten Mal musste ich feststellen, dass ich einfach viel zu wenig über ihn wusste... und das nach so langer Zeit... Jedenfalls war er ein sehr direkter und gnadenlos ehrlicher Mensch. So ehrlich, dass es manchmal schon an Körperverletzung grenzte... und er liebte schöne Dinge.
Er war jemand, dem man vertrauen konnte und der, wenn er jemanden liebte, ohne zu zögern sein Leben gegeben hätte, um denjenigen zu beschützen... es war auch nicht zu übersehen, dass Bastian ihn auf eine Weise faszinierte und gefangen nahm, die wohl nicht einmal ich begreifen konnte und Mark bestimmt alles für ihn tun würde... er war nur keiner, der sich gern Befehle erteilen ließ oder sich unterordnete...
Das war bestimmt der Grund, warum die beiden sich ständig in die Haare kriegten. Ich musste zugeben, dass ich Mark doch mehr als einfach nur gern hatte... auch, wenn er immer einen auf "großer, böser Mann" machte. Vielleicht auch genau deswegen, weil er sich immer so gefährlich gab... und auch, wenn er mir gegenüber meistens nicht allzu freundlich war, hatte ich doch irgendwie das Gefühl, dass er mich auch gern hatte.
Er war nur keiner, der seine Gefühle wie ein Schild um den Hals trug. Schade nur, dass er so wenig von sich selbst hielt... alle in der Clique hatten ihn gern, das wusste ich und Mark selbst wusste es sicher auch – und trotzdem konnte er sich selbst nicht leiden... Er mied den Blick in den Spiegel, weil er nicht ausstehen konnte, was er dort sah... und das machte mich sehr traurig, weil ich es einfach nicht verstehen konnte...
Ja gut... er hatte viele unschöne Dinge erlebt, die das Selbstwertgefühl bestimmt ganz schön zum bröckeln brachten... aber er war so ein herzensguter Mensch... Hoffentlich kam doch noch irgendwann der Tag, an dem er sich endlich mit sich selbst anfreunden konnte und auch damit aufhörte, sich selbst für alles die Schuld zu geben... Ich wünschte es ihm so sehr... wenn jemand endlich ein schönes Leben verdient hatte, dann ja wohl Mark...
Was Bernd wohl über ihn wusste? Angeblich war der Kerl ja sein bester Freund... aber irgendwie schien der überhaupt keine Ahnung von Mark zu haben... Ziemlich schockierend eigentlich... wo sich die beiden doch schon seit der ersten Klasse kannten... Dass Mark von seinem Vater geschlagen wurde, hatte man doch sicher gesehen... So blind konnte doch nicht mal Bernd sein, oder? Seufzend legte ich meinen Stift beiseite und lehnte mich zurück.
Jetzt war aus meinem Entspannungstag doch wieder ein Sorgentag geworden... ich konnte es auch einfach nicht lassen, mir ständig über irgendwas den Kopf zu zerbrechen... Ich machte mir einen Tee und entschied mich, eine Pause zu machen... vielleicht würde ich Nadine später noch anrufen, um mit ihr über meine Traumliste zu sprechen... aber jetzt wollte ich erstmal wieder die Sorgen aus meinem Kopf bekommen.
Fortsetzung folgt