Liebe...
Teil CXXXVIII (138)
Ich wartete noch ein paar Minuten darauf, dass Mark vielleicht wieder zu mir kam... aber da er zur Zeit absolut gar nicht an meiner Gesellschaft interessiert zu sein schien, suchte ich mir eben eine andere Beschäftigung... vielleicht hatte er ja irgendwann genug getrunken, um wenigstens wieder einigermaßen umgänglich und nicht ständig nur mürrisch zu sein...
Es fiel mir zwar schwer, mich allein irgendwie so zu beschäftigen, dass ich nicht ständig traurig war, weil Mark schon wieder den Bösen raushängen ließ und anscheinend nichts mit mir zu tun haben wollte, aber ich versuchte mein Bestes. Ich wollte den Urlaub nämlich eigentlich nicht mit schlechter Laune verbringen... so selten, wie ich den Genuss eines Urlaubs kam.
X
So verging mit der Zeit auch unser zweiter Tag weniger zweisam als einsam... und abends machte Mark sich wieder auf den Weg in die Kneipe. "Kann ich mitkommen?" fragte ich schneller als ich mir den Mund zuhalten konnte und Mark sah mich einen Moment lang ein wenig überrascht an. Er hatte wohl nicht damit gerechnet... aber dagegen hatte er anscheinend auch nichts.
"Wenn's sein muss." Murrte er vor sich hin und ich musste mich beeilen, mich schnell umzuziehen, da er offenbar nicht vorhatte, extra noch auf mich zu warten. Ich trabte hinter ihm her die Straßen entlang, bis wir in dem Säuferschuppen angekommen waren. Erleichtert stellte ich fest, dass es dort weder verraucht noch irgendwie anders stickig war.
X
Eigentlich sah der Laden von innen wesentlich schicker aus, als von außen. Stühle und Bänke waren erstaunlich bequem und die Musik kam ebenfalls nicht übermäßig laut aus den Lautsprechern gedröhnt. Die meisten Leute, die ich sah, waren ebenfalls irgendwelche Kerle, die tranken, Karten spielten oder sich um einen der Billardtische scharten.
Nachdem ich mich kurz ein wenig umgesehen hatte, auch um zu sehen, wo die Toilette war, damit ich später nicht lange suchen musste, setzte ich mich zu Mark an die Bar und bestellte mit stammeligem Englisch erst mal nur ein Gläschen Mineralwasser. Mark musterte mein Glas einen Moment lang und konnte sich einen kleinen Kommentar dazu nicht verkneifen.
X
"Du gehst mit mir abends in eine Kneipe, hockst dich mit deinem rosa Röckchen an die Bar und bestellst dir ein Glas Wasser?" fragte er ein wenig ungläubig. "Du bist ja so ein Mädchen...." "Was denn..? Ich muss mich halt nicht ständig um den Verstand trinken... Nirgends steht geschrieben, dass man in einer Kneipe saufen muss." Erwiderte ich eingeschnappt und zog eine Schnute
"Zum Wasser saufen hättest du aber genauso gut im Hotel bleiben können." "Vielleicht will ich aber nicht jeden Abend allein im Hotel sitzen, während du dich in dem Schuppen hier betrinkst!" meckerte ich beleidigt. "Immerhin ist das UNSER Urlaub... da sollten wir vielleicht auch mal irgendwas zusammen machen... Saufen kannst du nämlich auch zu Hause. Dazu musst du nicht in Urlaub fahren..."
X
"Stimmt auffallend." Sagte Mark mit gereiztem Unterton. "Zu Hause würde mir auch keine rosa Blondine am A*sch kleben und ich könnte vollkommen ungestört saufen. So viel ich will, wann ich will und so oft wie ich will." "Sehr nett von dir. Danke." Nörgelte ich und ließ niedergeschlagen den Kopf hängen, während Mark sich noch etwas zu seinem Drink dazu bestellte.
Das Glas wollte er jedoch nicht selbst leeren, sondern stellte es mir vor dir Nase. "Was soll ich denn damit?" "Trinken, um erträglicher zu werden." Antwortete Mark und beobachtete mich so lange mit strengen Blicken, bis ich seufzend nach dem Glas griff. "Ist das Zeug irgendwie scharf oder so..?" fragte ich, nachdem ich schon einmal vorsichtig daran geschnüffelt hatte.
X
"Trink's einfach. Dann wirst du schon merken ob's scharf ist oder nicht." Meinte Mark und widmete sich wieder seinem eigenen Glas, während ich zurückhaltend an dem Zeug nippte, das er mir bestellt hatte. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit, dass es gut schmeckte. Sehr frisch und fruchtig. "Was ist das für ein Zeug?" fragte ich und sah Mark mit großen Augen an.
"Wenn ich dir sag wie das Zeug heißt, dann kriegst du nur wieder ne rote Birne. Also frag lieber nicht." Meinte er, während ich langsam noch ein paar Schluck aus meinem Glas schlürfte. "Ich würde viel lieber ein bisschen am Strand spazieren gehen, statt hier drin zu sitzen..." bemerkte ich nach einiger Zeit. "Na, dann geh ich. Ich halt dich bestimmt nicht auf." Sagte Mark und ich machte ein beleidigtes Gesicht.
X
"Doch nicht alleine! Ich will mit DIR am Strand spazieren gehen." meckerte ich, aber Mark schien mir gar nicht mehr zuzuhören. "Und was hab ich davon?" fragte er später, als ich schon gar nicht mehr wusste, worum es ging... aber nach einem kurzen Überlegen fiel es mir wieder ein. "Einen schönen, ruhigen Strandspaziergang im Mondschein." Sagte ich und lächelte ihn verliebt an.
"Klingt furchtbar kitschig." Stellte er fest und verzog den Mund. "Ich hab nen besseren Vorschlag... gehen wir doch ins Hotel zurück und du legst nen feinen Striptease hin." Ich starrte ihn mit offenem Mund an. "Ich weiß ja nicht, wie betrunken du schon wieder bist – aber ICH bin nicht betrunken!" "Ach... Das lässt sich ändern... willst du noch nen Drink?" fragte Mark.
X
"Nein, will ich nicht! Ich will mit dir am Strand spazieren gehen!" fing ich an zu quengeln. "Klar. Kein Problem." Sagte Mark und ich sah ihn mit fragendem Blick überrascht an. "Wenn's sein muss, geh ich überall mit dir spazieren... aber ich will was dafür. Auf dieser Welt ist nichts umsonst, außer dem Tod... und selbst der kostet das Leben..." meinte er und betrachtete grübelnd den Inhalt seines Glases.
Anscheinend hatte er inzwischen schon wieder genug getrunken. "Na toll... und was willst du dafür?" fragte ich weniger begeistert nach, um ihn von seinem betrunkenen Gedankengang zurück zu holen. "Das hab ich doch bereits gesagt. Ich wiederhole mich nur ungern." "Aber... ich kann so was nicht... ich kann nicht... strippen..." murmelte ich und bekam einen ganz roten Kopf.
X
"Wenn du nen Orgasmus saufen kannst, kannste auch strippen." Sagte Mark und ich wurde noch ein wenig röter. "Oder es zumindest mal versuchen..." sagte Mark und seufzte. "Allerdings würde es mir noch besser gefallen, wenn ich dich gar nicht erst darum bitten müsste. So was kann nämlich ne nette Überraschung sein... und auch für andere nette Überraschungen sorgen..."
"Ich bin nicht so billig wie Bastian!" rutschte es mir heraus und Mark musterte mich skeptisch. Ich fürchtete schon, mit meinem unüberlegten Satz einen Streit ausgelöst zu haben, aber er blieb erstaunlich ruhig. "Das hat doch nichts mit billig zu tun." Meinte er. "Und Bastian lässt sich halt gern begaffen... gibt wohl kaum was besseres für sein Ego, als ein Stapel Idioten, die ihm nach sabbern..."
X
"Wunderbar... und wenn sie ihn aber auch begrabschen wollen?" "Wenn das einer auch nur versuchen sollte, dann werd ich dem persönlich beide Arme brechen." Knurrte Mark erschreckend ernst. "Glaubst du etwa, ich lass meine Zicke alleine in irgend so nem Strip- oder Tabledance- oder was weiß ich Schuppen rumhüpfen? Der kriegt schon seinen ganz persönlichen Bodyguard, keine Sorge."
"Na gut... würdest du denn jetzt mit mir ein bisschen am Strand spazieren gehen..?" fragte ich nach einiger Zeit noch einmal und ganz vorsichtig. Mark schien einen Moment lang zu überlegen und den Inhalt seines Glases abzuschätzen, bevor er mich ein wenig unmotiviert ansah. "Wenn's unbedingt sein muss..." murrte er und leerte sein Glas, bevor er aufstand.
X
Und dann bekam ich tatsächlich meinen Strandspaziergang... wenn auch nur wenig Begeisterung von Marks Seite kam. Immerhin wischte er meinen Arm nicht gleich wieder weg, als ich mich bei ihm einhängte... "Lass mich raten... mit nem Strip brauch ich nicht zu rechnen, oder?" fragte er und ich schwieg betreten einen Moment lang vor mich hin.
"Ich weiß nicht... ich trau mich so was nicht... ich kann so was nicht..." murmelte ich verlegen und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. "Hast du's denn schon mal versucht?" "Nein... das nicht... aber ich kann ja nicht mal tanzen... wie soll ich dann auch noch tanzen und mich gleichzeitig ausziehen? Das geht doch gar nicht..." stammelte ich.
X
"Du könntest es wenigstens mal versuchen. Ich werd auch nicht lachen. Außerdem muss man nicht unbedingt ein Profitänzer sein, um strippen zu können." Sagte Mark und ich ließ seufzend den Kopf hängen. Irgendwas sagte mir, dass ich es zumindest versuchen musste, nachdem ich ihn schon so mit meinem Spaziergang genervt hatte...
"Und wenn du gerne Tanzen lernen möchtest... könnte ich dir eventuell dabei helfen." Bemerkte er nach einer längeren Schweigepause und ich sah ihn fragend an. "Wie meinst du das? Wie kannst du mir dabei helfen?" "Ganz einfach... ich kann tanzen... ich wurde gezwungen, es zu können... Ist der Nachteil, wenn man mit Bastian zusammen ist... der steht da voll drauf." Meinte Mark seufzend.
X
"Ich wusste gar nicht, dass du tanzen kannst." Stellte ich mit großen Augen verblüfft fest. "Ja, ich weiß." Sagte er. "Das ist auch eigentlich nichts, was ich freiwillig jeden Tag machen würde... da komm ich mir schwul vor." "Tanzen ist doch nicht schwul... genauso wenig wie singen oder malen... Und... Ähm... ich will ja eigentlich gar nichts sagen..." Meinte ich und grinste ihn schief an.
"Aber du bist mit einem Kerl zusammen, knutscht mit dem rum, gehst mit ihm ins Bett und willst ihn auch noch heiraten... nun... also... irgendwie bist du wohl schwul..." bemerkte ich grinsend und Mark rollte genervt mit den Augen. "Genau den gleichen Spruch darf ich mir regelmäßig von Bastian anhören... ich finde das nicht lustig." Meckerte er, während ich leise vor mich hin kicherte.
"Entschuldige... aber irgendwie muss es wohl so sein, nicht wahr?" Kicherte ich, während Mark sich darauf beschränkte, sein Massenmördergesicht aufzusetzen und böse zu schauen.
Fortsetzung folgt