Menglepeng
Member
- Registriert
- Oktober 2005
[FONT="]RAIDER HEIßT JETZT TWIX[/FONT]
[FONT="]-Die Kolumne für Jung & Alt & Älter-
HÜHNCHEN SÜß-SAUER
[/FONT] [FONT="]
Liebe Eltern, lernt es endlich: Wir werden nie von allein auf die Idee kommen, die Spülmaschine auszuräumen oder die Fenster zu putzen. Wir werden auch nie freiwillig den Fernseher abstauben oder die Teebeutelsammlung sortieren, dafür liegen unsere Welten einfach viel zu weit auseinander. Vermutlich so um die fünfundzwanzig Jahre.
Was für euch ABBA war, ist für uns HTML; was ihr als „neue Mode“ bezeichnet, hätten wir schon längst an die Nachbarskinder verkauft und was ihr euer erspartes Taschengeld nanntet, heißt bei uns heute „Jamba-Sparabo“. Womit wir auch schon beim Thema wären…
[/FONT] [FONT="]Plötzlich kam sie nämlich, die große Klingeltonwelle, unaufhaltsam rollte sie an. Und auf ihr surften Sweety das Küken, der Crazy Frog und die Happy Tree Friends um die Wette. Man bekommt schon richtig Angst, wenn plötzlich bei Viva oder MTV die Werbepause einsetzt. Gerade ist man noch beim zusammenhanglosen Gerede der Moderatoren und den leisen Schmusesongs weggedöst, schon wird man in die grausame Realität zurückgerissen, wenn auf einmal singende Drachen, furzende Affen und explodierende Zeichentrickfiguren auf dem Bildschirm flimmern.
„Jetzt neu im Sparabo!“, heißt es dann wieder und man fragt sich, wie etwas „neu“ sein kann, was man mindestens schon zehnmal pro Werbeblock ertragen durfte. Der nächste kritische Punkt ist das so genannte „Sparabo“. Was bitte spare ich, wenn ich pro Monat fünf Euro an Handyfirmen abdrücken muss, nur, um auch in der Schule Werbung gucken zu können?
Erst vor wenigen Tagen fanden Wissenschaftler heraus, dass es sich beim Wort „Spar“ in diesem speziellen Fall bloß um eine Abkürzung für „Super-Primitive-Abzock-Regatta“ handelt, was auch endlich erklärt, warum in der „absolut vertrauenswürdigen“ und „von Unkosten weit entfernten“ Klingelton-Werbung ständig ein drei Meter langer Minitext als Laufschrift eingeblendet wird, den nur derjenige lesen kann, der ihn geschrieben hat – und so gehört sich das ja auch.
Die Klingelton-Werber leben ganz nach dem Motto „Was der Kunde nicht weiß, das macht ihn nicht heiß!“ Und wir fallen drauf rein! Wer kann denn bitte ahnen, dass ein kostenloses Klingeltonpaket gar nicht so kostenlos ist, wie es angepriesen wird oder dass der Gratis-Sound eigentlich nur ein Gratis-Sound ist, wenn man vorher per Knopfdruck eingewilligt hat, die Rente der Klingeltonhersteller aufzustocken und das jeden Monat um sage und schreibe fünf Euro. Das macht sechzig Euro im Jahr und das wiederum – liebe Eltern – sind nahezu hundertzwanzig Mark (Wenn man das Wort ausschreibt, sieht es sogar nach noch mehr aus.)
Sicher, Patenschaften in Neuguinea sind um einiges teurer, aber wenigstens habe ich so die Möglichkeit, Bedürftigen zu helfen; so ein bescheuerter Frosch, der selbst beim Motorradfahren auf Wolkenkratzern nie seinen Intimbereich bedeckt, stirbt sowieso bald an einer Blasenentzündung – wozu also finanzieren? Das Problem ist: Selbst, wenn der Crazy Frog irgendwann tatsächlich stirbt (Vielleicht an der Vogelgrippe?), bekommt man sein Geld nicht zurück.
Was erwarten wir von einem ellenlangen Text in Laufschrift, wenn nicht eine Falle? Was soll denn da stehen? „Sweety wird ausgestattet von Viva“? „Der folgende Werbespot ist für Zuschauer unter einhundertundsiebzehn Jahren nicht geeignet“? „Diesen Spot widme ich meiner Tante Elsbeth und Oma Gisela“? Eigentlich verräterisch genug.
Warum also haben wir plötzlich doch ein Abo oder ein singendes Küken auf Handy? Nun, die Verlockung ist einfach zu groß. Da swingt dieses lustige, plüschige Puschelhuhn im TV und man gesteht sich ein „Das muss ich einfach haben – koste es, was es wolle!“ Und letzteres im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist egal, was da von Abos gesagt wird, egal, ob man eigentlich pleite ist – das Küken muss her und schon ist es passiert. Nicht wahr, Papa, du müsstest das kennen, die Verlockung ist doch überwältigend. Ob nun zu teuer oder 0190 – was macht das schon!
Ehe man sich versieht hat man (für zwei Euro pro SMS) also „Z24“ an die 99999 geschickt und wartet. Nichts passiert. Hab ich mich verschrieben? Und noch mal: Z24 an die 99999 und warten. Spätestens nach sechs bis acht Minuten kommt dann auch tatsächlich eine SMS zurück, in der dann meist etwas zu lesen ist wie „Du bist soeben glückliches Abo-Mitglied geworden. Die gewünschte Datei wird gleich losgeschickt. Bitte schicke doch eben noch deine Handynummer an die 99999.“
Hmmmmm. Mal zusammenfassen. Die schicken eine SMS an meine Nummer, die sie nicht kennen, um mir ein Abo aufzuschwatzen, dass ICH nicht kenne, statt eines Ringtons, für den ich inzwischen acht Euro bezahlt habe. Wie aufmerksam! Ich schicke also meine Nummer ab und kriege endlich mein Küken aufs Handy, wenn auch irgendwie ohne Bild und mit verzerrtem Ton. Verärgert schicke ich eine weitere SMS mit meiner Kritik an die 99999 und bekomme die reizende Antwort „Huch, da hast du dich wohl vertippt“. Genaugesehen habe ich also für ein unsichtbares, tonverzerrtes Kükenvideo zwölf Euro springen lassen und bin stolzer Besitzer eines „Super-primitive-Abzock-Regatta-Abos“, das mich jetzt monatlich fünf Euro kostet. [/FONT]
[FONT="]Da seht ihr, liebe Eltern, wie sich das Leben verändert hat. Man bekommt kein Eis mehr für ein paar Groschen und die Erkenntnis, dass mit dem Euro alles teurer geworden ist, macht es auch nicht besser.
Handys sind ein Fluch, genauso wie es für euch Murmeln und Spreewaldgurken waren. Also steht uns bei und macht uns keine Vorwürfe für dieses Fiasko. Wir sind noch Kinder, lernen gerade die Höhen und Tiefen unseres Lebens kennen, haben Liebeskummer, kämpfen um Respekt und… ach verdammt – ich bin einfach pleite!
[/FONT]
[FONT="]Copyright : Svenja Quecke[/FONT]
Das war mein erster Versuch, eine eigene kleine Kolumne zu schreiben. Ich hoffe, der eine oder andere erbarmt sich, sie zu lesen und hat seinen Spaß daran.
Liebe Grüße, Svenja.
[FONT="]-Die Kolumne für Jung & Alt & Älter-
HÜHNCHEN SÜß-SAUER
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Liebe Eltern, lernt es endlich: Wir werden nie von allein auf die Idee kommen, die Spülmaschine auszuräumen oder die Fenster zu putzen. Wir werden auch nie freiwillig den Fernseher abstauben oder die Teebeutelsammlung sortieren, dafür liegen unsere Welten einfach viel zu weit auseinander. Vermutlich so um die fünfundzwanzig Jahre.
Was für euch ABBA war, ist für uns HTML; was ihr als „neue Mode“ bezeichnet, hätten wir schon längst an die Nachbarskinder verkauft und was ihr euer erspartes Taschengeld nanntet, heißt bei uns heute „Jamba-Sparabo“. Womit wir auch schon beim Thema wären…
[/FONT] [FONT="]Plötzlich kam sie nämlich, die große Klingeltonwelle, unaufhaltsam rollte sie an. Und auf ihr surften Sweety das Küken, der Crazy Frog und die Happy Tree Friends um die Wette. Man bekommt schon richtig Angst, wenn plötzlich bei Viva oder MTV die Werbepause einsetzt. Gerade ist man noch beim zusammenhanglosen Gerede der Moderatoren und den leisen Schmusesongs weggedöst, schon wird man in die grausame Realität zurückgerissen, wenn auf einmal singende Drachen, furzende Affen und explodierende Zeichentrickfiguren auf dem Bildschirm flimmern.
„Jetzt neu im Sparabo!“, heißt es dann wieder und man fragt sich, wie etwas „neu“ sein kann, was man mindestens schon zehnmal pro Werbeblock ertragen durfte. Der nächste kritische Punkt ist das so genannte „Sparabo“. Was bitte spare ich, wenn ich pro Monat fünf Euro an Handyfirmen abdrücken muss, nur, um auch in der Schule Werbung gucken zu können?
Erst vor wenigen Tagen fanden Wissenschaftler heraus, dass es sich beim Wort „Spar“ in diesem speziellen Fall bloß um eine Abkürzung für „Super-Primitive-Abzock-Regatta“ handelt, was auch endlich erklärt, warum in der „absolut vertrauenswürdigen“ und „von Unkosten weit entfernten“ Klingelton-Werbung ständig ein drei Meter langer Minitext als Laufschrift eingeblendet wird, den nur derjenige lesen kann, der ihn geschrieben hat – und so gehört sich das ja auch.
Die Klingelton-Werber leben ganz nach dem Motto „Was der Kunde nicht weiß, das macht ihn nicht heiß!“ Und wir fallen drauf rein! Wer kann denn bitte ahnen, dass ein kostenloses Klingeltonpaket gar nicht so kostenlos ist, wie es angepriesen wird oder dass der Gratis-Sound eigentlich nur ein Gratis-Sound ist, wenn man vorher per Knopfdruck eingewilligt hat, die Rente der Klingeltonhersteller aufzustocken und das jeden Monat um sage und schreibe fünf Euro. Das macht sechzig Euro im Jahr und das wiederum – liebe Eltern – sind nahezu hundertzwanzig Mark (Wenn man das Wort ausschreibt, sieht es sogar nach noch mehr aus.)
Sicher, Patenschaften in Neuguinea sind um einiges teurer, aber wenigstens habe ich so die Möglichkeit, Bedürftigen zu helfen; so ein bescheuerter Frosch, der selbst beim Motorradfahren auf Wolkenkratzern nie seinen Intimbereich bedeckt, stirbt sowieso bald an einer Blasenentzündung – wozu also finanzieren? Das Problem ist: Selbst, wenn der Crazy Frog irgendwann tatsächlich stirbt (Vielleicht an der Vogelgrippe?), bekommt man sein Geld nicht zurück.
Was erwarten wir von einem ellenlangen Text in Laufschrift, wenn nicht eine Falle? Was soll denn da stehen? „Sweety wird ausgestattet von Viva“? „Der folgende Werbespot ist für Zuschauer unter einhundertundsiebzehn Jahren nicht geeignet“? „Diesen Spot widme ich meiner Tante Elsbeth und Oma Gisela“? Eigentlich verräterisch genug.
Warum also haben wir plötzlich doch ein Abo oder ein singendes Küken auf Handy? Nun, die Verlockung ist einfach zu groß. Da swingt dieses lustige, plüschige Puschelhuhn im TV und man gesteht sich ein „Das muss ich einfach haben – koste es, was es wolle!“ Und letzteres im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist egal, was da von Abos gesagt wird, egal, ob man eigentlich pleite ist – das Küken muss her und schon ist es passiert. Nicht wahr, Papa, du müsstest das kennen, die Verlockung ist doch überwältigend. Ob nun zu teuer oder 0190 – was macht das schon!
Ehe man sich versieht hat man (für zwei Euro pro SMS) also „Z24“ an die 99999 geschickt und wartet. Nichts passiert. Hab ich mich verschrieben? Und noch mal: Z24 an die 99999 und warten. Spätestens nach sechs bis acht Minuten kommt dann auch tatsächlich eine SMS zurück, in der dann meist etwas zu lesen ist wie „Du bist soeben glückliches Abo-Mitglied geworden. Die gewünschte Datei wird gleich losgeschickt. Bitte schicke doch eben noch deine Handynummer an die 99999.“
Hmmmmm. Mal zusammenfassen. Die schicken eine SMS an meine Nummer, die sie nicht kennen, um mir ein Abo aufzuschwatzen, dass ICH nicht kenne, statt eines Ringtons, für den ich inzwischen acht Euro bezahlt habe. Wie aufmerksam! Ich schicke also meine Nummer ab und kriege endlich mein Küken aufs Handy, wenn auch irgendwie ohne Bild und mit verzerrtem Ton. Verärgert schicke ich eine weitere SMS mit meiner Kritik an die 99999 und bekomme die reizende Antwort „Huch, da hast du dich wohl vertippt“. Genaugesehen habe ich also für ein unsichtbares, tonverzerrtes Kükenvideo zwölf Euro springen lassen und bin stolzer Besitzer eines „Super-primitive-Abzock-Regatta-Abos“, das mich jetzt monatlich fünf Euro kostet. [/FONT]
[FONT="]Da seht ihr, liebe Eltern, wie sich das Leben verändert hat. Man bekommt kein Eis mehr für ein paar Groschen und die Erkenntnis, dass mit dem Euro alles teurer geworden ist, macht es auch nicht besser.
Handys sind ein Fluch, genauso wie es für euch Murmeln und Spreewaldgurken waren. Also steht uns bei und macht uns keine Vorwürfe für dieses Fiasko. Wir sind noch Kinder, lernen gerade die Höhen und Tiefen unseres Lebens kennen, haben Liebeskummer, kämpfen um Respekt und… ach verdammt – ich bin einfach pleite!
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[FONT="]Copyright : Svenja Quecke[/FONT]
Das war mein erster Versuch, eine eigene kleine Kolumne zu schreiben. Ich hoffe, der eine oder andere erbarmt sich, sie zu lesen und hat seinen Spaß daran.
Liebe Grüße, Svenja.

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