Liebe und Schmerz

Jeder konnte ihr Glück sehen, so verliebt, wie Miriam und Wilfried waren.
Natürlich versuchten sie so viel Zeit, wie nur möglich zusammen zu sein,
ohne das Studium dabei zu vergessen.

Es war schon spät, als Wilfried von einer Vorlesung nach Hause kam.
Miriam lag in Gedanken versunken auf seinem Bett und wartete auf ihn.
„Komm, leg dich zu mir, “ bettelte sie, „dann können wir noch ein bisschen schmusen
und du kannst mir erzählen, wie‘ s heute so gelaufen ist, an der Uni.“

Kaum hatte sich Wilfried zu Miriam aufs Bett gelegt, knutschte sie ihn so heftig ab,
dass ihm fast die Luft wegblieb. Danach streichelte sie ihn zärtlich am ganzen Körper.
Wilfried’ s Herz klopfte wie verrückt und ihm wurde abwechselnd kalt und heiß.

Und dann geschah es! - Das erste Mal für Wilfried.

Und es war so schön, dass Wilfried gar nicht genug davon bekam.
Erst als es draußen schon wieder hell wurde,
schliefen sie eng aneinander gekuschelt ein.

Wilfried war so happy, dass er am liebsten den ganzen Tag getanzt hätte.
Womit hatte er nur so viel Glück verdient? Er, der einfache Junge aus dem Kinderheim,
war verliebt in die Tochter bekannter Schauspieler,
die vielleicht selbst einmal berühmt würde.
Am liebsten hätte er es ganz laut rausgeschrien: „Ich liebe Miriam!“

Bald ging das Semester zu Ende und Wilfried stand eine wichtige Abschlussprüfung bevor.
„Wenn ich die vergeige, kann ich mein nächstes Semester vergessen,
also lass mich in Ruhe arbeiten.“ Hatte er zu Miriam gesagt,
die viel lieber mit ihm geschmust hätte.

Miriam fühlte sich irgendwie vernachlässigt.
Das ging jetzt schon die ganze Woche so.
Nicht nur, dass Wilfried keine Zeit mehr hatte, um mit ihr auszugehen.
Nein, sie musste auch alleine essen. Immer und immer wieder quälten sie die Fragen:
„Liebt er mich nicht mehr?“ und „Hat er vielleicht eine andere?“

Da lag sie nun Abend für Abend allein in ihrem Bett und starrte auf die Wand.
Sie wünschte, dass die Prüfungen bald vorbei wären
und dass Wilfried wieder Zeit für sie hätte.

Miriam dachte ständig daran, wie glücklich sie waren.
Gerade jetzt, wo es ihr nicht so gut ging, wünschte sie sich,
dass Wilfried sie ganz fest im Arm halten würde.
Sie vermisste seine zärtlichen Berührungen, seine Küsse.

Miriam war so unglücklich, dass sie vor lauter Frust nur noch essen wollte.
Sie verschlang das Essen geradezu, dass ihr hinterher übel war
und sie sich übergeben musste.

Deprimiert sprach sie mit ihrem Professor: „Tut mir Leid, aber mir geht es nicht gut,
ich kann nicht am Unterricht teilnehmen.
Mein Kopf fühlt sich leer und hohl an,
ich glaube ich brauche einfach mal eine Lernpause.“

„ Ich halte das nicht mehr aus“ sagte ihr eine innere Stimme.
Total verzweifelt fasste sie einen Entschluss.

Wilfried hatte das Wohnheim schon früh verlassen,
um zur Abschlussprüfung nicht zu spät zu kommen.
Miriam rief bei der Universitätsleitung an und gab bekannt,
dass sie aus familiären Gründen ihr Studium abbrechen müsse.

Danach packte sie ihre Sachen zusammen, kündigte ihr Zimmer
im Wohnheim und fuhr, ohne sich von Irgendjemand zu verabschieden,
mit dem Taxi davon.

Wilfried hatte die Prüfung mit Auszeichnung bestanden.
Freudig rannte er nach Hause, um Miriam von seinem Erfolg zu berichten.
Jetzt könnte er endlich wieder mehr Zeit mit ihr verbringen.

Er riss die Tür zu ihrem Zimmer auf und…..stand vor zwei Koffern
und ein paar Umzugskartons.
In dem leergeräumten Zimmer erinnerten nur noch ein paar
Pferdeposter daran, dass Miriam hier gewohnt hatte.

„Was ist passiert?“ fragte er den Mann in der Küche an der Essensausgabe.
„Hast du Miriam gesehen?“ „So genau weiß ich das auch nicht“ antwortete dieser,
„nur, dass sie ausgezogen ist und dass sie ihren Krempel später abholen lässt.“

Auch die anderen Mädchen aus dem Wohnheim wussten nichts.
„Hatte wohl genug von dir, dass sie so sang- und klanglos
abgehauen ist“ spottete Karen, die auf dem Sofa saß.

Wilfried war nicht zum Scherzen aufgelegt. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.
Er konnte das alles nicht begreifen.
In seiner Sorge um Miriam, rief er ihren Professor an.
„Ja, ich dachte du könntest mir sagen, warum Miriam ihr Schauspielstudium
so plötzlich abgebrochen hat!“ Sagte er,
„sie war doch so talentiert, es ist echt ein Jammer.“

Er konnte nicht mehr klar denken. „Warum?“
diese Frage stellte sich Wilfried immer wieder.
Wohlmöglich war er schuld daran. Hätte er sich doch nur mehr
um sie gekümmert. Was nützte ihm der Erfolg an der Uni,
wenn die Frau, die er so sehr liebte nicht mehr bei ihm war!

„Miriam, ich liebe dich doch so, bitte komm zurück!“ jammerte er vor sich hin.
„Ich kann ohne dich nicht leben, warum tust du mir so weh?“
Dann rollte er sich in dem viel zu großen Bett zusammen,
wie ein Igel und heulte sich in den Schlaf.
Ja, wenn es endlich mal gut läuft, dann kommt es anders als man denkt.
Ich hoffe, das Kapitel hat Euch trotzdem gefallen und Ihr hinterlasst mir ein paar Kommis.