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Kapitel 316 Was will man Me(e/h)r?
Der September ist weit fortgeschritten und Colin fährt nun regelmäßig mit dem Schnellzug zur Uni. Seit vier Tagen wohnt er in seinem eigenen gemieteten Appartement in San Sequoia. Er hat all seine Ersparnisse für den Kauf neuer Möbel aufgebraucht, auch wenn seine Eltern ihn trotzdem finanziell unterstützt haben. Der Streit von vor ein paar Wochen ist längst vergessen und dennoch ist Colin froh, nun seine eigenen vier Wände zu haben. Zumal Melanie und Sean auch bereits einmal hier waren. Sie hat ihm beim Einrichten geholfen, obwohl der Neunzehnjährige dies nie verlangt hätte. Nach wie vor verbringt Colin viel Zeit bei ihr, doch irgendwann würde Sean auch mal bei ihm bleiben und deshalb ist er um eine eigene Wohnung nicht drumherum gekommen. Ein weiterer Grund dafür ist Indiana. Der Student hat sich sogar ein kleines Aquarium zugelegt, da er von Melanie weiß, dass Sean die Dinger genauso gern mag und beruhigend findet, wie er. Vielleicht würde er sich diesesmal auch Fische zulegen, ging ihm seit dem Aufbau durch den Kopf.

Gerade kommt er von einem Treffen mit Imran nach Hause. Dieser ist der erste, welcher nun weiß, dass Colin ein Kind hat. Nach und nach würde der Neunzehnjährige aber auch seinen anderen Freunden erzählen, dass er Vater ist. Zumal er Jenna und auch Annika noch konfrontieren wollte in dieser Sache. Bei Imran ist er sich jedenfalls sicher, dass der nichts nach außen tragen würde wegen der Presse. 'Wenn er es Indiana doch nur irgendwie selbst mitteilen könnte. Er will seinen Sohn nämlich nicht mehr länger verheimlichen.'

Colin blickt sich um, denn noch fühlt sich alles hier fremd an. Er ist froh, dass eine Küche schon drin war, auch wenn diese einen leicht pastellfarbenen Ton hat. Sicherlich hätte er eine andere gewählt.

Seine Augen wandern nun zu einem Bild von sich und Indiana.

'Gott, er vermisst sie einfach so.'

Er schlendert nun weiter durch sein Appartement im obersten Stockwerk. 'Wahnsinn, er hätte nie geglaubt, dass er sich beim Einzug in seine erste eigene Wohnung gleich Kindermöbel zulegen müsste.'

Der Student beschließt kurz raus auf den Balkon zu gehen. Er schiebt die Schiebetür auf und ein Schwall frischer und kühler Luft strömt ihm entgegen.

Eigentlich wollte er keine Pflanzen haben, da er befürchtet, er vergisst sie zu gießen. Die Vormieterin hat sie ihm jedoch einfach dagelassen, genau wie die Balkonmöbel.

Die Frau meinte, sie bräuchte all das Zeug nicht mehr. Sie würde sich Neues kaufen und so hat er jetzt auch noch Kerzen und solch einen Kram dastehen. Diese LED Dinger gehen wohl automatisch an, stellt Colin fest.

Wenig später befindet er sich im Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen. 'Ja, er hat sogar schon eine Kinderzahnbürste für Sean im Schrank stehen.'

Während er seine Zahnbürste säubert, überlegt er noch kurz in Sean's Kinderzimmer zu sehen.

Er stellt seine Zahnbürste zurück in den Becher und macht sich auf den Weg dorthin.
'Oh Mann, noch mehr Pflanzen. Er vergisst sie bestimmt zu gießen.'

Keine Minute später steht er zufrieden im Kinderzimmer. Colin kann sich noch gut daran erinnern, wie sein Zimmer früher ausgesehen hat. 'Sowas vergisst man nicht'

'Okay, er ist schon froh, dass Mel ihm geholfen hat beim Einrichten. Sicher hätte er sonst irgendwas wichtiges vergessen. Der Koala hat mittlerweile auch seinen Platz hier im Spielzeugkorb gefunden.'

Die Vorstellung, wie er mit Sean hier vielleicht mal auf dem Boden sitzt und Bauklötzchen zusammensteckt oder wie sein Sohn mit Spielzeugautos spielt, macht ihn jetzt schon glücklich.

Letztendlich geht Colin in sein Zimmer, um ins Bett zu gehen.

'Klar, seine besten Ski hätte er auch in den Keller, wo sich die Waschmaschine und der Trockner befindet, stellen können, aber nein, die Dinger haben einen Ehrenplatz an der Wand verdient. Schade, dass sein Klavier von zu Hause hier keinen Platz hat, aber das Teil da neben ihm tut's auch zum Spielen.'

Der Student schlendert zum Fenster, um einen Blick hinaus zu werfen.

'Jup, er hätt's echt schlechter erwischen können.'

'Sicher führt hier 'ne Straße vorbei, aber hey, er hat 'n Blick aufs weite Meer und...äh...was will man mehr.'

Colin legt sich entspannt aufs Bett. Er hat sogar sein Surfbrett mitgenommen, was in New Crest hauptsächlich im Abstellraum stand, weil er es nie benutzte. Vielleicht würde er nächsten Sommer mal die Zeit finden des Öfteren an den Strand zu gehen und in den Morgenstunden zu surfen. Er muss jetzt unweigerlich daran denken, wie schön es mit Indiana war, die Tage in Brindelton Bay am Meer zur verbringen, ehe das alles passierte.

'Sein neues Bett ist auch bequem. Aber oh Mann, er muss echt dieses ganze LED Kerzen Zeug ausschalten. Er braucht den ganzen Kram nicht. Für was auch? Okay, die meisten Frauen mögen das vielleicht. Selbst Indie, steht auf Kerzen. Aber wann sie wohl je hier sein würde? Es wär' einfach so schön, wenn sie jetzt in diesem Moment hier wäre und er sie in seine Arme schließen könnte.'
Plötzlich schießt Colin durch den Kopf, wie er einst Melanie noch eine Weile im Arm hielt und sie küsste, nachdem sie sich liebten. 'Oh, verdammt. Wenn Indie nicht bald zurückkommt...dann...ähm. Wie lange würde man jemanden lieben, ehe man sich mit einer anderen Person an seiner Seite sieht und dem ganzen eine Chance gibt? Würde Mel denken, sie wäre nur die zweite Wahl? Hatte er wegen der Umstände überhaupt je eine Wahl getroffen? Ja, das hat er und diese lautet Indiana und das weiß auch Melanie. Also was sollen seine Gedanken? Indie wird zurückkommen.'

Am selben Abend, während Colin versucht seine Gefühle zu ordnen, sitzen Eve und Scott noch auf ihrer Veranda. Anders als in San Sequoia, ist es in Copperdale noch einigermaßen angenehm draußen und vor allem trocken. Eve blickt in die Ferne. "Wir haben's echt schön hier", spricht sie laut aus.

Scott schaut nun auch hinaus aufs Meer. "Ja, das haben wir", stimmt er nachdenklich zu.

Normalerweise reden die zwei an solchen Abenden über alles Mögliche, wenn sie eine Weile den Nachthimmel beobachten. Heute ist der Neunundzwanzigjährige jedoch ungewöhnlich still.

Er will seiner Verlobten etwas sagen, aber er weiß nicht so recht wie. Angespannt schließt er daher seine Augen und überlegt.

Die Schwangere bemerkt schließlich, dass Scott etwas auf dem Herzen hat. "Was ist los?"

Er wirkt, als hätte er nur darauf gewartet, bis sie fragt. "Ähm...also, ich wollt 's dir vorhin beim Essen schon sagen, aber irgendwie...ach, ich weiß auch nicht." Scott muss darüber nachdenken, wie er fortfährt. "Ich hab heut einen Anruf bekommen. Die Cousine meiner Mutter ist verstorben. Ich kannte sie nicht mal richtig. Sie wohnte in Chestnut Ridge irgendwo in Narazona. Wir waren da zweimal zu Besuch, als ich noch 'n Kind war. Ihr Mann verstarb wohl schon vor ein paar Jahren. Jedenfalls haben die beiden keine Nachkommen aber 'ne Farm und...und tatsächlich stehe ich im Testament als Erstgenannter drin. Sie ging wohl davon aus, dass Owen als ältester sowieso Dad's Farm übernehmen würde. Ihr Wunsch war es, dass ich die Ranch vielleicht weiterführen würde.'

Eve muss jetzt laut auflachen. "Wirklich? Sowas passiert doch nur in Filmen, dass man plötzlich irgendwas von 'nem Verwandten erbt, den man überhaupt nicht kennt. Das ist doch ein Scherz und überhaupt irgendwie auch absurd. Ich will der Cousine deiner Mutter nicht zu nahe treten, sollte das wahr sein, aber hat sie geglaubt, du würdest einfach dorthin gehen und ihre Ranch übernehmen, obwohl ihr keinen Kontakt hattet? Das ist doch verrückt."

Scott lacht nun ebenfalls übertrieben, als er Eve's Reaktion darauf wahrnimmt. "Ja, ich weiß. Absolut verrückt. Vor allem, jetzt, wo wir hier unser Haus haben."

Nach einer Weile verstummt das Lachen der beiden wieder, auch wenn Scott immer noch breit grinst. "Aber...also es ist kein Scherz und ich hab mich bei Verwandten schlau gemacht. Es liegen keine Schulden dahinter, falls ich das Erbe annehmen würde. Eben unter der Bedingung, die Ranch die nächsten zehn Jahre nicht zu veräußern. Sollte ich das Erbe ausschlagen wollen, würde mein Cousin nachrücken."

"Scott, was heißt hier 'falls du das Erbe ausschlagen würdest' ? Sag' mir nicht du hast mit dem Gedanken gespielt, wir könnten nach Narazona gehen und unser Haus hier aufgeben?" , bohrt Eve fast erschrocken nach.

Scott sagt nichts.
"Oh, mein Gott. Du...du meinst das ernst." Die Schwangere schließt gestresst ihre Augen. "Es ist also wirklich alles gar kein Scherz."

Doch dann gestikuliert sie wild. "Wir sind doch gerade erst hierher gezogen."

"Wir haben das Babyzimmer eingerichtet. Einfach alles. Wir haben uns doch bereits ausgemalt, wie unser Kind hier im Garten spielt und so weiter."

Scott lacht erneut und versucht beschwichtigend auf sie einzuwirken. "Ich weiß, es...es war ja auch nur so ein Gedanke. Aber du weißt, dass man auf 'ner Ranch nicht nur 'n Garten hat."

"Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet die erste Wahl auf mich zutrifft. Keine Ahnung."

"Wie gesagt, es war nur ein Gedanke. Ich muss das Erbe nicht annehmen, wenn du nicht nach Chestnut Ridge gehen willst. Ich...ich verstehe das. Ist okay."

"Es war früher immer mein Traum eine eigene Ranch oder Farm zu haben. Es war eben ein Traum. Aber glaub' mir, ich bin auch hier glücklich. Das bin ich. Ich bin glücklich mit dir und unserem Baby."

Der Neunundzwanzigjährige blickt nun schweigend zu Boden und auch Eve sagt nichts mehr.

Ihr Verlobter ist nun im Begriff sich vom Stuhl zu erheben. "Jedenfalls ich bin total platt von der Arbeit. Ich werd' jetzt nach oben gehen", meint er gespielt gelassen.

Keine drei Sekunden später geht er dann in Richtung Tür. Für einen Moment denkt er darüber nach noch etwas zu sagen, doch er lässt es. Er könnte nicht leugnen, dass er ein wenig enttäuscht ist.

Als er fort ist, schämt sich Eve. Sie dachte zu anfangs wirklich, er würde nur scherzen. 'Mein Gott und sie lacht auch noch so dumm.'

'Aber sie sind doch wirklich erst hierher gezogen. Sie liebt dieses Haus und das Meer vor der Nase.'

'Oh Mann, sein Blick gerade eben. Er muss das alles furchtbar vermissen. Vor allem seine Pferde. Er hat ja für sie sein ganzes Leben, wie er es von Kind auf kennt, mehr oder weniger aufgegeben und Owen die Farm in seiner Heimat überlassen. Scott hat so viel getan. Wäre sie jetzt nicht mal an der Reihe zu geben? Immerhin liebt sie ihn und er sollte doch vollständig glücklich sein. So wie sie.'

Fortsetzung folgt...
Der September ist weit fortgeschritten und Colin fährt nun regelmäßig mit dem Schnellzug zur Uni. Seit vier Tagen wohnt er in seinem eigenen gemieteten Appartement in San Sequoia. Er hat all seine Ersparnisse für den Kauf neuer Möbel aufgebraucht, auch wenn seine Eltern ihn trotzdem finanziell unterstützt haben. Der Streit von vor ein paar Wochen ist längst vergessen und dennoch ist Colin froh, nun seine eigenen vier Wände zu haben. Zumal Melanie und Sean auch bereits einmal hier waren. Sie hat ihm beim Einrichten geholfen, obwohl der Neunzehnjährige dies nie verlangt hätte. Nach wie vor verbringt Colin viel Zeit bei ihr, doch irgendwann würde Sean auch mal bei ihm bleiben und deshalb ist er um eine eigene Wohnung nicht drumherum gekommen. Ein weiterer Grund dafür ist Indiana. Der Student hat sich sogar ein kleines Aquarium zugelegt, da er von Melanie weiß, dass Sean die Dinger genauso gern mag und beruhigend findet, wie er. Vielleicht würde er sich diesesmal auch Fische zulegen, ging ihm seit dem Aufbau durch den Kopf.

Gerade kommt er von einem Treffen mit Imran nach Hause. Dieser ist der erste, welcher nun weiß, dass Colin ein Kind hat. Nach und nach würde der Neunzehnjährige aber auch seinen anderen Freunden erzählen, dass er Vater ist. Zumal er Jenna und auch Annika noch konfrontieren wollte in dieser Sache. Bei Imran ist er sich jedenfalls sicher, dass der nichts nach außen tragen würde wegen der Presse. 'Wenn er es Indiana doch nur irgendwie selbst mitteilen könnte. Er will seinen Sohn nämlich nicht mehr länger verheimlichen.'

Colin blickt sich um, denn noch fühlt sich alles hier fremd an. Er ist froh, dass eine Küche schon drin war, auch wenn diese einen leicht pastellfarbenen Ton hat. Sicherlich hätte er eine andere gewählt.

Seine Augen wandern nun zu einem Bild von sich und Indiana.

'Gott, er vermisst sie einfach so.'

Er schlendert nun weiter durch sein Appartement im obersten Stockwerk. 'Wahnsinn, er hätte nie geglaubt, dass er sich beim Einzug in seine erste eigene Wohnung gleich Kindermöbel zulegen müsste.'

Der Student beschließt kurz raus auf den Balkon zu gehen. Er schiebt die Schiebetür auf und ein Schwall frischer und kühler Luft strömt ihm entgegen.

Eigentlich wollte er keine Pflanzen haben, da er befürchtet, er vergisst sie zu gießen. Die Vormieterin hat sie ihm jedoch einfach dagelassen, genau wie die Balkonmöbel.

Die Frau meinte, sie bräuchte all das Zeug nicht mehr. Sie würde sich Neues kaufen und so hat er jetzt auch noch Kerzen und solch einen Kram dastehen. Diese LED Dinger gehen wohl automatisch an, stellt Colin fest.

Wenig später befindet er sich im Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen. 'Ja, er hat sogar schon eine Kinderzahnbürste für Sean im Schrank stehen.'

Während er seine Zahnbürste säubert, überlegt er noch kurz in Sean's Kinderzimmer zu sehen.

Er stellt seine Zahnbürste zurück in den Becher und macht sich auf den Weg dorthin.
'Oh Mann, noch mehr Pflanzen. Er vergisst sie bestimmt zu gießen.'

Keine Minute später steht er zufrieden im Kinderzimmer. Colin kann sich noch gut daran erinnern, wie sein Zimmer früher ausgesehen hat. 'Sowas vergisst man nicht'

'Okay, er ist schon froh, dass Mel ihm geholfen hat beim Einrichten. Sicher hätte er sonst irgendwas wichtiges vergessen. Der Koala hat mittlerweile auch seinen Platz hier im Spielzeugkorb gefunden.'

Die Vorstellung, wie er mit Sean hier vielleicht mal auf dem Boden sitzt und Bauklötzchen zusammensteckt oder wie sein Sohn mit Spielzeugautos spielt, macht ihn jetzt schon glücklich.

Letztendlich geht Colin in sein Zimmer, um ins Bett zu gehen.

'Klar, seine besten Ski hätte er auch in den Keller, wo sich die Waschmaschine und der Trockner befindet, stellen können, aber nein, die Dinger haben einen Ehrenplatz an der Wand verdient. Schade, dass sein Klavier von zu Hause hier keinen Platz hat, aber das Teil da neben ihm tut's auch zum Spielen.'

Der Student schlendert zum Fenster, um einen Blick hinaus zu werfen.

'Jup, er hätt's echt schlechter erwischen können.'

'Sicher führt hier 'ne Straße vorbei, aber hey, er hat 'n Blick aufs weite Meer und...äh...was will man mehr.'

Colin legt sich entspannt aufs Bett. Er hat sogar sein Surfbrett mitgenommen, was in New Crest hauptsächlich im Abstellraum stand, weil er es nie benutzte. Vielleicht würde er nächsten Sommer mal die Zeit finden des Öfteren an den Strand zu gehen und in den Morgenstunden zu surfen. Er muss jetzt unweigerlich daran denken, wie schön es mit Indiana war, die Tage in Brindelton Bay am Meer zur verbringen, ehe das alles passierte.

'Sein neues Bett ist auch bequem. Aber oh Mann, er muss echt dieses ganze LED Kerzen Zeug ausschalten. Er braucht den ganzen Kram nicht. Für was auch? Okay, die meisten Frauen mögen das vielleicht. Selbst Indie, steht auf Kerzen. Aber wann sie wohl je hier sein würde? Es wär' einfach so schön, wenn sie jetzt in diesem Moment hier wäre und er sie in seine Arme schließen könnte.'
Plötzlich schießt Colin durch den Kopf, wie er einst Melanie noch eine Weile im Arm hielt und sie küsste, nachdem sie sich liebten. 'Oh, verdammt. Wenn Indie nicht bald zurückkommt...dann...ähm. Wie lange würde man jemanden lieben, ehe man sich mit einer anderen Person an seiner Seite sieht und dem ganzen eine Chance gibt? Würde Mel denken, sie wäre nur die zweite Wahl? Hatte er wegen der Umstände überhaupt je eine Wahl getroffen? Ja, das hat er und diese lautet Indiana und das weiß auch Melanie. Also was sollen seine Gedanken? Indie wird zurückkommen.'

Am selben Abend, während Colin versucht seine Gefühle zu ordnen, sitzen Eve und Scott noch auf ihrer Veranda. Anders als in San Sequoia, ist es in Copperdale noch einigermaßen angenehm draußen und vor allem trocken. Eve blickt in die Ferne. "Wir haben's echt schön hier", spricht sie laut aus.

Scott schaut nun auch hinaus aufs Meer. "Ja, das haben wir", stimmt er nachdenklich zu.

Normalerweise reden die zwei an solchen Abenden über alles Mögliche, wenn sie eine Weile den Nachthimmel beobachten. Heute ist der Neunundzwanzigjährige jedoch ungewöhnlich still.

Er will seiner Verlobten etwas sagen, aber er weiß nicht so recht wie. Angespannt schließt er daher seine Augen und überlegt.

Die Schwangere bemerkt schließlich, dass Scott etwas auf dem Herzen hat. "Was ist los?"

Er wirkt, als hätte er nur darauf gewartet, bis sie fragt. "Ähm...also, ich wollt 's dir vorhin beim Essen schon sagen, aber irgendwie...ach, ich weiß auch nicht." Scott muss darüber nachdenken, wie er fortfährt. "Ich hab heut einen Anruf bekommen. Die Cousine meiner Mutter ist verstorben. Ich kannte sie nicht mal richtig. Sie wohnte in Chestnut Ridge irgendwo in Narazona. Wir waren da zweimal zu Besuch, als ich noch 'n Kind war. Ihr Mann verstarb wohl schon vor ein paar Jahren. Jedenfalls haben die beiden keine Nachkommen aber 'ne Farm und...und tatsächlich stehe ich im Testament als Erstgenannter drin. Sie ging wohl davon aus, dass Owen als ältester sowieso Dad's Farm übernehmen würde. Ihr Wunsch war es, dass ich die Ranch vielleicht weiterführen würde.'

Eve muss jetzt laut auflachen. "Wirklich? Sowas passiert doch nur in Filmen, dass man plötzlich irgendwas von 'nem Verwandten erbt, den man überhaupt nicht kennt. Das ist doch ein Scherz und überhaupt irgendwie auch absurd. Ich will der Cousine deiner Mutter nicht zu nahe treten, sollte das wahr sein, aber hat sie geglaubt, du würdest einfach dorthin gehen und ihre Ranch übernehmen, obwohl ihr keinen Kontakt hattet? Das ist doch verrückt."

Scott lacht nun ebenfalls übertrieben, als er Eve's Reaktion darauf wahrnimmt. "Ja, ich weiß. Absolut verrückt. Vor allem, jetzt, wo wir hier unser Haus haben."

Nach einer Weile verstummt das Lachen der beiden wieder, auch wenn Scott immer noch breit grinst. "Aber...also es ist kein Scherz und ich hab mich bei Verwandten schlau gemacht. Es liegen keine Schulden dahinter, falls ich das Erbe annehmen würde. Eben unter der Bedingung, die Ranch die nächsten zehn Jahre nicht zu veräußern. Sollte ich das Erbe ausschlagen wollen, würde mein Cousin nachrücken."

"Scott, was heißt hier 'falls du das Erbe ausschlagen würdest' ? Sag' mir nicht du hast mit dem Gedanken gespielt, wir könnten nach Narazona gehen und unser Haus hier aufgeben?" , bohrt Eve fast erschrocken nach.

Scott sagt nichts.
"Oh, mein Gott. Du...du meinst das ernst." Die Schwangere schließt gestresst ihre Augen. "Es ist also wirklich alles gar kein Scherz."

Doch dann gestikuliert sie wild. "Wir sind doch gerade erst hierher gezogen."

"Wir haben das Babyzimmer eingerichtet. Einfach alles. Wir haben uns doch bereits ausgemalt, wie unser Kind hier im Garten spielt und so weiter."

Scott lacht erneut und versucht beschwichtigend auf sie einzuwirken. "Ich weiß, es...es war ja auch nur so ein Gedanke. Aber du weißt, dass man auf 'ner Ranch nicht nur 'n Garten hat."

"Ich weiß auch nicht, warum ausgerechnet die erste Wahl auf mich zutrifft. Keine Ahnung."

"Wie gesagt, es war nur ein Gedanke. Ich muss das Erbe nicht annehmen, wenn du nicht nach Chestnut Ridge gehen willst. Ich...ich verstehe das. Ist okay."

"Es war früher immer mein Traum eine eigene Ranch oder Farm zu haben. Es war eben ein Traum. Aber glaub' mir, ich bin auch hier glücklich. Das bin ich. Ich bin glücklich mit dir und unserem Baby."

Der Neunundzwanzigjährige blickt nun schweigend zu Boden und auch Eve sagt nichts mehr.

Ihr Verlobter ist nun im Begriff sich vom Stuhl zu erheben. "Jedenfalls ich bin total platt von der Arbeit. Ich werd' jetzt nach oben gehen", meint er gespielt gelassen.

Keine drei Sekunden später geht er dann in Richtung Tür. Für einen Moment denkt er darüber nach noch etwas zu sagen, doch er lässt es. Er könnte nicht leugnen, dass er ein wenig enttäuscht ist.

Als er fort ist, schämt sich Eve. Sie dachte zu anfangs wirklich, er würde nur scherzen. 'Mein Gott und sie lacht auch noch so dumm.'

'Aber sie sind doch wirklich erst hierher gezogen. Sie liebt dieses Haus und das Meer vor der Nase.'

'Oh Mann, sein Blick gerade eben. Er muss das alles furchtbar vermissen. Vor allem seine Pferde. Er hat ja für sie sein ganzes Leben, wie er es von Kind auf kennt, mehr oder weniger aufgegeben und Owen die Farm in seiner Heimat überlassen. Scott hat so viel getan. Wäre sie jetzt nicht mal an der Reihe zu geben? Immerhin liebt sie ihn und er sollte doch vollständig glücklich sein. So wie sie.'

Fortsetzung folgt...