Ich wurde während meiner Gymnasialzeit auch sehr stark gemobbt; angefangen in der sechsten oder siebten Klasse bis zur Elften. Ich war damals ein sog. Willkürsopfer. Irgendjemand in der Klasse musste der Arsch sein, der´s abbekommt und ich war der "Glückliche".
Das ging bis hin zu fast abgebrochenen Skikursen und dergleichen. War ne sehr schwere Zeit. V.a. als mein damals bester Freund (einer der "Coolen") mit dem ich schon seit der Grundschule befreundet war, mich sitzen hat lassen und lieber der Mehrheit zugezogen ist, als auf verlorenem Posten zu stehen.
Aufgehört hat es dann, als ich in der Kollegstufe war. Ich hab trainiert, war ein guter Sportler und zum Ende hin eine richtige Maschine. Ausserdem war (und bin

) ich sehr redegewandt und kann dem, was ich will sehr viel Ausdruck verleihen. Es gab dann mal ein paar Schlüsselszenen, in denen ich schlussendlich "uninteressant" für die Mobber wurde, als ihnen klar wurde, dass der Spruch "Wer Wind sät, wird Sturm ernten" doch tatsächlich mal wahr werden kann.
Ich will jetzt nicht sagen, dass Gewalt eine Lösung ist; aber wenn man 20 Minuten versucht drei Vollidioten aus dem Weg zu gehen, die einen ständig hänseln, die Familie beleidigen und rumschubsen und gute Worte nichts mehr helfen (was sie in anderen Fällen meist taten), dann kann es schon mal sein, dass innerhalb von ein paar Sekunden drei Kerle auf dem Boden liegen und einem nie wieder in die Quere kommen. (Nicht falsch verstehen. Ich hab ihnen nur ganz einfach zu verstehen gegeben, dass es mir reichte.)
Im Klartext: Es ist nicht unmöglich aus einem Mobbingring rauszukommen, aber es ist verdammt schwer und man braucht vor allem Zeit. Was mir auch geholfen hat (und was auch angesprochen wurde) ist, dass ich die zwölfte Klasse wiederholt habe. Jetzt nicht aus dem Grund, dass ich davor gemobbt wurde; ich war einfach zu faul für den Latein Leistungskurs

Aber in der Stufe drunter hat man von den Storys nicht allzuviel mitbekommen, da ich auch auf einem sehr großen Gymmi war. Das war der Vorteil der Anonymität.
Die meisten Vollidioten, die mich damals als Opfer auserkoren haben, hat´s zwar auch durchgeweht (weil die ja bekanntlich zu blöd sind und ihre Dummheit durch Aggression wieder wettmachen; genauso wie ein kleiner Hund auch eher der Giftknochen ist, weil er seine Größe kaschieren will), aber sie waren auf neuem Terrain und fanden dort keine Basis, auf der sie aufbauen konnten.
Ich denke, ein gutes Mittel gegen Mobbing ist v.a. Selbstvertrauen. Das gewinnt man, indem man z.B, einem Sportverein beitritt und da neue Leute kennenlernt, die nicht wissen, dass man irgendwoanders aus welchen Gründen auch immer, gemobbt wird.
Da kann man sich ein vollkommend neues Umfeld erschaffen und vielleicht trifft man ja auch jemanden, der sagt "Hey; bist ja ganz schön cool!".
Mir ging das so, als ich zwei Wochen nach dem Abi zur Bundeswehr kam und just in den ersten drei Monaten mit zwei Kameraden auf der Bude war, die mit mir an der gleichen Schule Abi gemacht haben.
Die haben mich davor auch nur als "Opfer" gekannt, aber es eben nur aus der Ferne betrachtet. Nach den ersten paar Wochen haben sie mir dann eröffnet, dass ich doch komplett anders bin, als sie sich vorgestellt haben. Das Bild hat sich in ihren Köpfen total geändert und ich hab mich super mit ihnen verstanden.
Und da ich selber weiß, wie schwer es ist gemobbt zu werden, stell ich mich gerne vor die Leute im Bekanntenkreis, die vor meinen Augen dumm von der Seite angemacht werden. Und in 90% aller Fälle hilft da die bloße Erscheinung und beruhigende Worte.
Also zusammengefasst: Das Wichtigste ist mehr Selbstvertrauen, das man sich am besten bei irgendwelchen sportlichen Betätigungen verschafft. Klettern ist gut; Volleyball oder Rugby

Ich selber hab 12 Jahre lang im Verein Fussball gespielt und war ein großes Talent im Badminton, was ich leider aufgrund meiner Knie und Bänder nicht mehr ausüben kann
Aber man muss immer daran denken, dass es nicht von heute auf morgen kommt und die Zeit dazwischen sehr, sehr schwer sein kann. Ein Schulwechsel ist schon ein harter Einschnitt, v.a. wenn die neuen Klassenkameraden denken "Woher kommt der/die denn? Was ist da passiert?".
Ich hab damals immer daran gedacht "Die Schule ist irgendwann zu Ende und dann können mich alle W**** mal am A*** lecken!"
Und in der Kollegstufe hat es sich dann ja schon glücklicherweise früher gelegt. Da bekommt man neue Kurse, sitzt nicht mehr mit den gleichen Idioten in einer Klasse und hat andere Stunden am Tag. Und wenn man nicht mehr so oft gesehn wird, dann verfällt auch dieser ständige Mobbinganflug.
Also: Sich einfach einen dicken Pelz zulegen und abwarten. Und wenn es irgendwann mal (v.a. bei euch Mädels) zu handgreiflichkeiten kommen sollte: Anzeigen. Gleich am besten wegen sexueller Belästigung. Und auch wenn es nicht durchkommt mit der Klage; den Ruf als Triebtäter haben die Säue dann an sich; sowas steht in den Akten. Wenn die denken, dass sie einen fertig machen können, dann kann man den Spieß ganz schnell umdrehen. Da helfen ledigleich ein paar tränenunterlaufenen Augen und die Worte "Der hat mich angefasst, wo ich es nicht will!"
Ich hoffe, ich konnte damit ein wenig weiterhelfen....
lG