Kapitel 146 - Familienbande
Kapitel 146 - Familienbande
Als es dunkel wurde, parkte Adam den Wagen endlich, allerdings irgendwo tief in der französischen Pampa. "Ich dachte, die Fahrt nimmt nie ein Ende, ich bin schon ganz steif“, beschwerte sich Naike. „Wo zum Geier sind wir hier?"
"Du sollst doch keine Fragen stellen! Ich werde dir schon alles mitteilen, was du wissen musst", erklärte er noch schnell ...
... bevor er sich in die Arme eines etwas seltsam aussehenden, schnurrbärtigen jungen Mannes schmiss und sich die beiden Herren minutenlang gegenseitig vertraut die Rücken klopften.
Dann herzte der ihr völlig fremde Mann auch Naike innigst und checkte sie begeistert von oben bis unten ab ...
… während weitere Personen herbeistürmten, eine junge Frau und ein Teenager, die sich dieser Willkommensaktion ebenfalls umgehend mit lautstarkem Gratulationsjubel anschlossen.
Naike fasste Adam schüchtern am Arm, bekam ihn aber nicht mehr zu fassen, da er nun strammen Schrittes auf einen älteren Herrn zuging. "Wir haben dich sehr vermisst, Junge, Preciosa war sehr betrübt", sagte er ernst, umarmte ihn dann aber ebenfalls wie einen verlorenen Sohn.
"Wie geht es ihr?" - "Gut. Und wenn sie dich gleich sieht, vermutlich noch besser. Ich glaube, sie ist im Wagen, in die Häuser geht sie ja nicht hinein, nicht einmal, wenn es durch das Dach des Wagens wieder einmal hindurch regnet", schmunzelte der Weißhaarige.
Naike hatte sich inzwischen wenigstens ein paar der gewünschten Informationen von den jungen Leuten geholt. "Du Ungeduldige", lachte Adam, "ja, wir sind hier bei einem Teil meiner Familie. Meinen Cousin Marko, seine Frau Manulea und seinen älteren Sohn Sandro hast du gerade schon kennen gelernt. Und das ist Kirvo Romero, der Mann meiner Großmutter. "Sind das ********?", flüsterte sie neugierig.
"Ja, wir sind Gitanos, spanisch-stämmige ********. Herzlich Willkommen in unserem bescheidenen Heim, Madame Tallis! Wir hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlen werden. Naike hatte sich ******** irgendwie ganz anders vorgestellt, vor allen Dingen anders gekleidet.
Aber dann stieß doch noch eine Person zu ihrer Runde, die ihren romantischen Erwartungen eher entsprach, Preciosa, Adams Großmutter mütterlicherseits. Sie war eine elegante Erscheinung mit blitzenden schwarzen Augen und betrachtete Adam lange. "Du bist alt geworden, mein Junge."
Dann schloss sie ihn in ihre Arme und drückte ihn fest an ihre Brust.
Natürlich wurde auch seine Braut wieder warm begrüßt, und Preciosa klopfte ihrem erwachsenen Enkel gerührt auf die Schulter. Offenbar hatte in dieser Familie keiner mehr damit gerechnet, dass er sich je fest binden würde.
Das Großelternpaar lud nun zu einer kleinen Feier ein, was Naike sehr entgegen kam, denn sie hatte einen Riesenhunger, was die älteren Herrschaften wohlwollend zur Kenntnis nahmen, weil ihnen die junge Braut doch ein bisschen
zu schlank war.
Man führte sie ein einen historischen, relativ gut erhaltenen Wohnwagen, um draußen in Ruhe anzurichten.
"Es ist wunderschön hier drin", lobte Naike. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Sie ungern in diesen komischen Containern leben wollen. "Ja", seufzte Preciosa, "seitdem wir uns hier vor einigen Monaten niedergelassen haben, hat man uns schnell notdürftig mit diesen Bretterbuden versorgt, aber ich habe zum Glück ja noch den alten Wagen. Den jungen Leuten ist das egal, sie haben andere Werte heutzutage, aber so lange ich noch lebe, werde ich ihn bewohnen. Und eines Tages werden wir sowieso weiterziehen."
"Erzählt doch mal, wie habt ihr euch gefunden?" - "Ach, das ist eine ellenlange Geschichte", antwortete Adam und erwähnte wohlweislich wieder nur die schönen Kapitel und ließ die Dramen aus. "So so, ihr habt also schon einen Sohn. Dann bin ich ja Uroma, oh weh!", lachte die alte Dame. Naike kuschelte sich an ihren Ehemann. Noch völlig ungewohnt kam ihr alles vor, fast ein wenig surreal. Aber alles war wahr.
Dann wurden sie herausgerufen und die ganze Familie applaudierte, als sie die Stufen herab kamen und zu ihnen stießen. Ein gemütliches, wilde Funken sprühendes Lagerfeuer war angezündet worden und auf einem großen Tisch warteten herrlich duftende Köstlichkeiten auf die kleine Hochzeitsgesellschaft ...
... auf die sich dann auch sofort mit großem Appetit gestürzt wurde.
"Ma chérie, alles ok so für dich? Konnte ich dich überraschen?" - "Frag nicht", antwortete Naike lächelnd und bekam feuchte Augen.
*
"Auf deine Ehe, mein lieber Cousin. Glaube mir, es ist nicht immer einfach, aber lohnend. Und wie ich hörte, bist du ja auch schon Vater, also nicht mehr ganz so grün hinter den Ohren." - "Ja, richtig. Ich habe bereits eine erwachsene Tochter mit einer anderen Frau, mit der ich nie eine Beziehung geführt habe, und einen Sohn im Schulalter mit Naike!" - "Das ist schön, Kinder sind ein Segen. Wünscht ihr euch noch mehr?" - "Glaubst du an Prophezeiungen von Wahrsagern, Marko?" Er nickte. "Dann werden es sicher noch mehr werden", grinste Adam.
"Was machst du mit den Glühwürmchen, wenn du sie gefangen hast, Sandro?" - "Ich schaue sie mir ganz genau an und dann lasse ich sie wieder frei." - "Das ist gut", meinte Naike. "Duut", sagte auch der kleine Pias, Sandros Bruder, auf ihrem Arm und klatschte in seine winzigen Händchen.
"Ja, guuut - du kleiner Racker, du!", shakerte sie mit dem schwarzhaarigen Winzling, der sie ein bisschen an Sean erinnerte, als er noch so klein war. "Willst du auch mal Kinder?" - "Ich hab schon einen Sohn, er ist noch ein wenig jünger als du, Adam ist sein Vater. Und eine kleine Tochter aus Afrika adoptiert. Ich weiß nicht, ob Ad noch weitere möchte, seine Kinder sind immer nur zufällig entstanden, ich glaube nicht, dass er sie freiwillig bekommen hätte." - "Ach, manchmal ändern sich Menschen, eigentlich bleibt keiner haargenauso wie er gerade ist", sagte der offenbar recht intelligente Junge weise. "Jei, jei", brabbelte Pias wieder bestätigend, als wüsste er genau, worum es geht, was beide sehr zum Lachen brachte.
“Na, hast du ein altes Familienalbum gefunden." - "Allerdings", sagte Adam schmunzelnd, "verrate es bloß keinem, ich werde es fix verstecken, ehe Naike mich nachher noch in Lederhosen sieht. Oder hier, mit nacktem Hintern! Glaube, da war ich noch keine drei." Der alte Kirvo lachte laut, fiel dann aber wieder in seine ernste Art zurück. "Sag mal, du kennst den Brauch, oder?!"
"Welchen Brauch?" - "Du weißt genau, wovon ich spreche. Komm doch mal bitte mit herein." Kirvo zog ihn durch die kleine Küche, in der sie eben gesessen hatten, bis in den dahinter gelegenen Schlafraum des Wohnwagens, kramte dann fünf verschiedene Messer, die schützend in ein dickes Tuch gehüllt waren, aus der Schublade und verteilte sie vor seinen Augen auf dem Tisch.
Adam hatte tatsächlich nicht mehr an den alten Hochzeitsbrauch gedacht, aber jetzt kam er ihm wieder in Erinnerung. "Die Messer sind noch von deinem verstorbenen Großvater. Such dir eines aus, sie sind alle frisch geschliffen und absolut scharf. Wenn du magst, kannst du es danach behalten und an deinen ältesten Sohn weitergeben, wenn es für ihn soweit ist." Adam nahm sie nacheinander in die Hand und entschied sich dann für ein relativ großes mit schwarzen Ledergriff. Kirvo holte ein weiteres sehr dickes Tuch hervor und schlug es darin ein, um einen sicheren Transport zu gewährleisten.
"Ach … Adam?!" - "Ja?" - "Sei bitte sehr vorsichtig!" - "Ehrensache."