#debug
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@koala @Stev84 danke für nachträgliche Likes @Widget88 u. @Annarya danke ihr Lieben für eure Tipps.
Kapitel 391 Ein Schuft
Colin und Melanie besuchen mit Sean im Zoo noch die Aquarien, ehe es danach nach Hause geht.
"Ähm...ja...und wo sind jetzt die Fische?", will der Neunzehnjährige wissen, als er mit seinem Sohn vor der Verglasung steht.
"Na ja, jedenfalls hängen ganz große ausgenommene über uns", teilt die Blondine mit und guckt nach oben.
"Ah doch...okay...jetzt hab ich 'n paar gesehen", stellt Colin fest, während Sean anfängt zu quengeln.
Nun sieht auch der Student nach oben, um die exotischen und präparierten Fische zu betrachten. Der Säugling wird nun immer unruhiger auf dem Arm.
Sofort kommt Melanie herum, um den Jungen bei Laune zu halten. Sie lächelt ihn an und meint: "Sean, sonst magst du doch die Fische. Zumindest unser Aquarium zuhause...mit...äh dem einen Fisch." Die Mutter weiß, dass das Baby sie noch nicht versteht, aber oftmals hilft schon ihre Stimme, um ihn zu beruhigen.
Es wirkt. Colin schenkt nun ihr ein erstauntes Schmunzeln. 'Damn! Manchmal funktioniert das echt, dass der Keks aufhört zu quengeln, wenn sie bloß so mit ihm redet. Zumindest manchmal. Mütter sind echt die wahren Helden des Alltags. Irgendwie. Scheinbar. Also offensichtlich. Okay, nicht alle. Da fällt ihm sofort eine ein, die das sicher nicht war, aber Mel ist einfach klasse. Und ja, seine Mom auch.'
Sean guckt nun neugierig zu, wie ein kleiner Clownfisch an der Scheibe vorbei schwimmt.
Der Neunzehnjährige freut sich nun auch darüber, dass er einen bunten Schwarm Fische hin und her flitzen sieht. "Ich frag mich, was die für 'ne Mission haben, wenn die da so gehetzt und beschäftigt rumschwirren. Ist ja immerhin kein Raubfisch da drin. Aber klar, ist wohl einfach deren Instinkt."
Melanie lacht, als Colin jetzt die Filmmusik eines bekannten Spion-Actionthrillers zu den Bewegungen der Kiemenatmer nachsummt, so als hätten die Tiere tatsächlich einen Job zu erledigen oder einem Auftrag nachzugehen.
Indessen beobachtet der Kleine immer wieder, was die Fische im Aquarium so treiben.
Plötzlich verschwindet das Lachen der Dreiunddreißigjährigen, als sie hört, wie zwei Personen, die soeben vorbeigehuscht sind, über sie und Colin tuscheln.
"Was ist los?", fragt der nun selbst angespannt, weil seine Freundin auf einmal still geworden ist. Er hat soeben nicht mitbekommen, dass andere Besucher Bemerkungen von sich gegeben haben.
Beklommen blickt sie zu Boden. "Ich...ähm...ich glaub, 'n paar Leute reden über uns. Die...die Frau, die da gerade vorbeigegangen ist, meinte grad, wie ich mich nur in der Öffentlichkeit blicken lassen könnte. Und irgendwas über dich, aber ich...also...ich hab's nicht richtig verstanden. Vermutlich glaubt sie, dass ich sie nicht gehört hab."
"Lass' die Leute halt labern, was sie meinen, Mel", meint er überraschenderweise gelassen und dennoch mitfühlend. "Wir sind raus gegangen und hatten so 'n schönen Tag. Ich hab's vorhin ernst gemeint, langsam ist mir 's echt schei*egal, was die sagen. Wir können's ja scheinbar eh nicht ändern."
Bedrückt sieht sie ihn an. "Es ist dir nicht egal, das weiß ich. Können wir einfach gehen?"
"Natürlich ist es mir nicht komplett egal, aber wenn wir anfangen uns zu verstecken, bekommt Violet doch irgendwie, was sie will. Also, ich weiß ja nicht mal, was sie will, aber mit Sicherheit Macht ausspielen, oder was weiß ich. Diese kranke blöde Schnepfe", schimpft Colin, ehe er einlenkt: "Aber gut, wir...wir wollten ja sowieso gleich nach Hause fahren."
Er übergibt nun Sean an sie und innerlich brodelt es in ihm, als er sich zu den anderen Besuchern umwendet. Er blickt nun in die Menge, genau wie sie und versucht herauszufinden, wer von denen gelästert haben könnte, da Melanie es ihm bewusst nicht mitgeteilt hat. Sie will keinen Ärger heraufbeschwören.
Es dauert nicht lange, als er zwei ältere Damen über ihn tratschen hört. 'Okay, damit hat er jetzt irgendwie nicht so gerechnet. Wär ihm lieber gewesen, es wären nicht zwei freundlich aussehende Omis unterwegs mit ihren Enkelkindern, die da grad quasseln. Verdammt, denen kann er doch jetzt nicht respektlos übers Maul fahren, oder?'
Er nimmt jetzt wahr, wie eine von den Großmüttern flüstert, er wäre ein Schwein, weil er Indiana 's Mutter verführen wollte.
"Ein hübscher junger Mann, aber so ein Schuft. Eigentlich eine Schande, weil er doch so ein talentierter Pianist ist", stimmt die andere Frau tuschelnd zu. Die Damen bemerken beim Lästern nicht, dass sie direkt von ihm und Melanie beobachtet werden. Sie glauben sie könnten ungestört plaudern.
"Seine Mutter muss sich sicher in Grund und Boden schämen", lässt die andere wieder verlauten. "Bestimmt ist es seinen Eltern peinlich, dass er ein Kind mit seiner ehemaligen Lehrerin hat. Das arme Baby. Das ist gleich die nächste Schande noch dazu. Diese Frau sollte sich gleichermaßen schämen. Also...also diese Fields. Ich weiß jetzt ihren Vornamen gerade nicht. Andererseits hat er sie bestimmt auch dazu verführt mit ihm ein Verhältnis einzugehen, wenn man dieser Whitlam glauben darf, wie er so sein soll. Mensch, ob die Leute ihn jetzt noch spielen hören wollen, jetzt wo sie wissen, was er für ein schlechtes Benehmen hat? Immerhin ist das auch Charaktersache. So jemanden würde ich nicht auf meiner Hochzeit spielen lassen wollen. Ich habe nämlich gehört das tut er wohl des Öfteren. Man hört ja musikalisch sonst nichts mehr von ihm. Er kriegt ja wohl selbst nichts zu Stande." Die ältere Frau lacht jetzt amüsiert: "Außer sein Ding da in der Hose, dieser Lustmolch."
Colin's Wut hat sich in der Zwischenzeit in Scham verwandelt. Getroffen von dem, was die zwei betagteren Frauen von sich gegeben haben, blickt er nun beschwert zu Boden. 'Er weiß grad gar nicht, was er denken soll. Ihm ist nur klar, dass Mel und er diesem ganzen Schei* mehr oder weniger hilflos ausgeliefert sind, bis sich alles mal wieder beruhigt. Seine Mom und sein Dad haben sich noch gar nicht gemeldet. Vielleicht haben die wirklich noch nix von dem beschi**enen Interview von gestern gehört. Seine Schwestern wohl auch nicht. Aber glauben sie den Mist? Werden sie sich für ihn schämen, selbst wenn sie ihm glauben, dass das alles unwahr ist? Oh Mann, und dass die Leute ihn vielleicht jetzt nicht mehr unbedingt spielen hören wollen, könnte stimmen. Klar ist Violet zurückgerudert im Interview, indem sie sagte, er hätt' sich nicht straftätlich benommen, aber trotzdem glaubt man doch irgendwie, er hätte sie ungefragt angetatscht und sogar bedrängt, bis sie ihren Angaben nach 'Nein' zu ihm gesagt haben soll, oder so ungefähr. Diese falsche Mistnatter. Mann, wenn er denkt sich von irgendwas zu erholen, folgt der nächste Albtraum. Erholen? Na, erholen, wird er sich von dem Vorigen doch eh nie. Vor allem von welchem? Es ist alles 'n Albtraum, dabei könnte er so glücklich sein.'
Noch immer starrt er ins Leere, als er mit lauter Stimme sagt: "Tut mir leid, Mel. Du hattest recht. Lass uns besser gehen."
Die zwei lästernden Frauen fühlen sich jetzt ertappt und blicken erschrocken zu den beiden. Sie genieren sich noch im selben Moment für ihr dummes Getratsche.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, geht Colin in Richtung Treppe, die zum Ausgang führt. Melanie blickt ihm hinterher, ehe sie ihm folgt. Sie macht sich Sorgen, versucht es sich aber nicht all zu sehr anmerken zu lassen. Erst recht nicht vor den glotzenden Leuten, von denen jetzt noch weitere auf sie aufmerksam geworden sind.
Später am Abend liegen die beiden im Bett, als Sean längst schläft. Der Neunzehnjährige hat den restlichen Tag nicht mehr viel gesprochen. Melanie streichelt seine Wange, während sein Blick an der Decke festgefroren scheint. Er wirkt nachdenklich.
Nach einer ganzen Weile des Schweigens meint er jetzt: "Mann, am liebsten würd ich einfach mit dir und Sean wegfahren. Irgendwohin, wo uns einfach niemand kennt. Niemand. Tomarang, oder was weiß ich. Ja, bis der ganze Kack vorbei ist und die Leute sich wieder für irgendeinen anderen Schei* interessieren. Wahnsinn, echt! Als hätt ich diese blöde Schachtel von Violet je anfassen wollen."
Die Dreiunddreißigjährige sagt jetzt vorerst nichts, sondern hört nur zu.
Angefressen fährt er fort: "Wär ich doch bloß nie nach Del Sol Valley gefahren. Ich kann mich doch überhaupt nicht mehr an er Uni blicken lassen. Und dann die ganzen Beleidigungen dir gegenüber, das kotzt mich so an."
Er schmunzelt bitter und holt weiter aus: "Tz, ja wär ich doch bloß in Windenburg in meinem beschi**enen Zimmer geblieben. Am besten ich wär ich da nie hingekommen. Ja, wär ich nicht mit Jen...also ähm...hätt ich nicht mit ihr...ähm...ach jedenfalls hätt ich ihrem Dad dann keine verpassen müssen. Diesem Penner. Meine Eltern hätten mich dann nie weggeschickt." Bedauernd schüttelt er den Kopf, während er so daliegt. "Hätt ich doch einfach nur gewartet, bis du wieder zurückkommst. Ich hätt dich einfach suchen sollen. Vielleicht hab ich das alles auch deswegen irgendwie verdient."
"Sag sowas nicht! Du hast das nicht verdient. Wir wussten doch beide nicht, ob wir uns wiedersehen, auch wenn wir 's irgendwie immer gehofft haben. Ich hab dabei ja auch Fehler gemacht, indem ich mich nicht getraut hab, persönlich vor deiner Tür zu stehen. Okay, das war ich, aber du weißt, wie ich's meine", bringt sie hervor. "Und sieh jetzt! Wir haben uns."
Colin ist nun tatsächlich den Tränen nahe. Er kann seine Gefühle im Moment schwer im Zaum halten. "Doch, wahrscheinlich hab ich das schon verdient. Ich hab dich damit verletzt und mich selbst verar***t. Und für was wars gut? Für nichts. Und für sowas schlägt das Schicksal eben zurück. Tut es, scheinbar." Er holt wieder etwas gefasster aus: "Klar, würden Leute aus dem Umfeld, wie eine verfluchte Aurora Harris oder sonst wer immer noch mit dem Finger auf uns deuten, weil du meine Lehrerin warst, aber nicht die ganze dumme Welt würde auf uns schauen und irgendeinen Mist quatschen, wenn...wenn ich nicht mit Indiana...also...du weißt schon...ähm...zusammen gewesen wär. Mich f*ckt das alles so ab."
Melanie schenkt ihm jetzt ein tröstendes Lächeln. "Colin du weißt, dass ich nicht gern darüber nachdenke, dass du mit anderen zusammenwarst, aber ich verzeih dir das doch, also tut das doch auch das Schicksal. Man hat doch auch nicht etwas verdient, weil man glaubt, was falsch gemacht zu haben. Das weißt du genau. Immerhin würde das ja dann auf alle zutreffen, denen etwas unfaires geschieht." Ihr ist klar, dass ihm das eigentlich bewusst ist, aber er sich jetzt etwas selbst bemitleidet, weil er eben wütend und traurig ist. In Anbetracht dessen, was ihm vorgeworfen wird, kann sie dies allerdings gut nachvollziehen. Immerhin tut das auch jeder hin und wieder, wenn es einem nicht gut geht, so glaubt sie. Ihr erging es nicht anders, als sie damals die Schule verlassen musste, auch wenn die Situation etwas anders war. Selbstverständlich belastet sie die aktuelle Sache ebenso, aber im Augenblick denkt sie, dass Colin einen schwachen Moment hat, wegen dem, was er vorhin im Zoo zuhören bekommen hat. Sie redet weiter: "Ich glaube, es ist Blödsinn, dass die Leute dich jetzt nicht mehr spielen hören wollen, so wie die eine Frau meinte, und wegen der Uni musst du dir sicher auch nicht so viele Gedanken machen. Bestimmt nicht. Du hast ja nichts verbrochen. Aber ja, mich f*ckt das alles auch ab."
Der Neunzehnjährige beruhigt sich nun etwas und richtet sich ein wenig auf. Scheint, als würde ihre Stimme und was sie sagt, nicht nur Sean besänftigten können. Er nimmt ihre Hand und schaut sie an. "Mel, weißt du, dass du der liebenswerteste Mensch bist, den ich kenne? Das...ja, das bist du."
Sie freut sich über seine Bemerkung. "Danke. Du bist das für mich auch."
Colin kann etwas lachen. "Hast du eigentlich gerade wirklich gesagt, dich f*ckt das alles ab?"
Sie kichert und erwidert. "Ja, hab ich wohl."
Die beiden wissen, dass sie eher selten flucht. Vor allem nicht, wie er, wenn er verärgert ist. Der Neunzehnjährige bemüht sich natürlich in Gegenwart seines Kindes nicht so viele Kraftausdrücke hervorzubringen, aber derzeit fällt es ihm schwer darauf zu achten, weil er einfach aufgebracht ist.
Noch immer schmunzelnd, hält er ihre Hand. "Mel, ich bin sauer wegen all dem, aber glücklich mit dir. Ich hoff, du vergisst das nicht."
Sie lächelt und ihre Augen strahlen daraufhin, was Colin wiederum noch glücklicher macht. 'Ja, mit ihr ist er das, auch wenn alles andere gerade beschi**en läuft.'
Ihre Finger streicheln nun sanft über seinen Brustkorb, als er meint: "Wenn es dir im übrigen lieber ist, dass wir meinen Freunden fürs Wochenende absagen wegen der ganzen Geschichte, dann sag mir das ruhig. Wir können das auch verschieben. Die haben mir wegen dem Ganzen eh schon geschrieben, aber klar, die glauben mir, dass das alles nicht stimmt."
Sie guckt ihn an und überlegt kurz. "Nein, ist schon okay, wenn sie kommen."
"Wirklich?", hakt er erfreut nach.
"Ja, ist echt in Ordnung", erwidert sie. "Irgendwann sollen sie doch auch Sean kennenlernen dürfen. Und klar bin ich aufgeregt, aber du meintest ja selbst, sie wären nicht deine Freunde, wenn sie schlecht über dich oder uns urteilen würden", fügt sie hinzu.
"Es kann halt schon mal sein, dass Cody oder Jordan 'nen unüberlegten Spruch oder so loslassen", gibt er zu bedenken. "Die meinen 's jedenfalls nie böse, aber...ach keine Ahnung."
Sie lächelt beruhigend. "Ich werd's schon überleben. Du magst sie, also werd ich sie auch mögen."
"Übermorgen bin ich übrigens zum ersten Mal bei dir zu Hause, wenn wir bei deinen Eltern zu Thanksgiving sind. Also so richtig bei dir zu hause." Sie kichert. "Ich kenn ja mehr oder weniger nur die Veranda."
Colin lächelt liebevoll zurück. "Mel zuhause bin ich jetzt, wo du und Sean seid, aber ich weiß schon, was du meinst. Ich freu mich auch, dass du mein altes Zuhause kennenlernst."
"Willst du dann mein altes Zimmer sehen?", fragt er sie amüsiert. "Oh Mann, wie oft saß ich da drin und hab einfach nur an dich gedacht, als du weggegangen bist. Aber...also auch davor schon."
"Unbedingt will ich dein altes Zimmer sehen. Klingt fast wie 'ne Einladung", bringt sie mit gedämpfter Stimme hervor, ehe sie ihn küsst.
Wenig später fragt sie: "Sollen wir das Licht langsam ausmachen? Ich weiß nicht, wie's dir geht, aber meine Beine sind müde vom vielen Laufen."
"Geht so, aber klar, können wir machen", stimmt er zu, ehe er lächelnd meint: "Heißt nicht, dass ich nicht noch 'n bisschen mit dir kuscheln würde, Kolibri. Außerdem kann ich super Beine massieren."
Sie kichert. "Okay, dann bin ich gespannt."
Und so endet der Tag, während Sean in seinem Kinderzimmer von dem heute Erlebten träumt.
Neuer Frost legt sich in dieser Nacht auf die Bäume und Wiesen...
...und beginnt im Mondschein der sternenklaren Nacht zu glitzern.
Am nächsten Morgen ist es noch dunkel, als Colin zu Melanie in die Küche kommt. Er umarmt sie von hinten und meint mit sanfter Stimme: "Muss jetzt los, bin aber bald zurück."
"Ist gut", sagt sie, ehe sie nachhakt: "Verrätst du mir gar nicht, wo du hin musst?"
"Wollt eigentlich gestern schon fragen, was für 'n Termin du hast, aber irgendwie ist das dann untergegangen", fügt sie hinzu.
"Nur 'n Zahnarzttermin. Nix besonderes. Und nachher muss ich noch in die Werkstatt, die Winterreifen draufziehen lassen. Hätt ich eh schon längst machen müssen", spricht er nur die halbe Wahrheit. 'Nein, er lügt sie nicht wieder an, aber in dem Falle klärt er die Sache ja eh auf, wenn er nachher wieder zurück ist. Und die Reifen muss er wirklich noch wechseln lassen. Auch bei ihrem Auto.'
"Mel, ich liebe dich", sagt er jetzt noch und sieht sie liebend an.
"Ich dich auch. Bis später", verabschiedet sie sich.
Langsam löst er sich von ihr, auch wenn er gar nicht will. "Bis dann, Kolibri."
Eine halbe Stunde später steht Colin wie vor einigen Tagen vor dem Tattoo-Studio. Leise spricht er vor sich hin: "Das war 's Indie. Du wünschest, du hättest mich nie kennengelernt? Dann wirst du vermutlich mein Tattoo auch wegmachen lassen." 'Klar, er braucht jetzt nicht so zu tun, als wär das, was sie gestern am Telefon gesagt hat, allein der Grund, warum er das Tattoo überstechen lassen will, aber jetzt fällt's ihm noch 'n Stück leichter mit allem abzuschließen. Also, er hat mit ihr längst abgeschlossen, was all die romantischen Gefühle betrifft, aber jetzt auch so generell. Sicher, das, was passiert ist, wird er nie vergessen, aber sie schei*t auch drauf, dass sie mal Freunde waren. Dann soll's so sein.'
Zielgerichtet bewegt er sich nun auf den Laden zu. 'Und ja, Mel liebt er über alles, und das werden sie einander hoffentlich den Rest ihres gemeinsamen Lebens, aber einen Garantieschein, dass es auch für immer so sein wird, gibt es nicht. Den bekommt niemand. Ist so. Egal, was man sich jeden Tag schwört. Seine Liebe zu Sean hingegen steht bedingungslos wo auch immer festgeschrieben, selbst wenn dieser ihm irgendwann mal aus welchem Grund auch immer den Rücken kehren sollte, was hoffentlich nie passiert, aber ja, Sean hat nun mal den größten Stellenwert in seinem Leben, daher gibt es nur eins, was er auf seiner Haut verewigen lassen will.'
Fortsetzung folgt...
Wieso war mir das eigentlich nicht klar? Türen kann man ja auf allgemeinen Grundstücken auch nicht verschließen. Ja, Türen und Tore - ein Unterschied wie Tag und NachtNee, das geht leider nur bei Grundstücken, die dir gehören. Also wenn es ein Handel (irgendwo die Kasse verstecken) ist, müsste es eigentlich gehen.
Oh Mann, wär ja für die Bilder eh egal gewesen, ob es Tore gibt. Ich sag ja ich war nicht fit. Scheinbar auch nicht im Köpfchen.@#debug du könntest halt theoretisch die Tore löschen, wenn alle Tiere an Ort und Stelle sind. Denke halt nur, wenn du das Grundstück nochmal besuchst, die dann wieder überall verstreut sind
Kapitel 391 Ein Schuft
Colin und Melanie besuchen mit Sean im Zoo noch die Aquarien, ehe es danach nach Hause geht.
"Ähm...ja...und wo sind jetzt die Fische?", will der Neunzehnjährige wissen, als er mit seinem Sohn vor der Verglasung steht.
"Na ja, jedenfalls hängen ganz große ausgenommene über uns", teilt die Blondine mit und guckt nach oben.
"Ah doch...okay...jetzt hab ich 'n paar gesehen", stellt Colin fest, während Sean anfängt zu quengeln.
Nun sieht auch der Student nach oben, um die exotischen und präparierten Fische zu betrachten. Der Säugling wird nun immer unruhiger auf dem Arm.
Sofort kommt Melanie herum, um den Jungen bei Laune zu halten. Sie lächelt ihn an und meint: "Sean, sonst magst du doch die Fische. Zumindest unser Aquarium zuhause...mit...äh dem einen Fisch." Die Mutter weiß, dass das Baby sie noch nicht versteht, aber oftmals hilft schon ihre Stimme, um ihn zu beruhigen.
Es wirkt. Colin schenkt nun ihr ein erstauntes Schmunzeln. 'Damn! Manchmal funktioniert das echt, dass der Keks aufhört zu quengeln, wenn sie bloß so mit ihm redet. Zumindest manchmal. Mütter sind echt die wahren Helden des Alltags. Irgendwie. Scheinbar. Also offensichtlich. Okay, nicht alle. Da fällt ihm sofort eine ein, die das sicher nicht war, aber Mel ist einfach klasse. Und ja, seine Mom auch.'
Sean guckt nun neugierig zu, wie ein kleiner Clownfisch an der Scheibe vorbei schwimmt.
Der Neunzehnjährige freut sich nun auch darüber, dass er einen bunten Schwarm Fische hin und her flitzen sieht. "Ich frag mich, was die für 'ne Mission haben, wenn die da so gehetzt und beschäftigt rumschwirren. Ist ja immerhin kein Raubfisch da drin. Aber klar, ist wohl einfach deren Instinkt."
Melanie lacht, als Colin jetzt die Filmmusik eines bekannten Spion-Actionthrillers zu den Bewegungen der Kiemenatmer nachsummt, so als hätten die Tiere tatsächlich einen Job zu erledigen oder einem Auftrag nachzugehen.
Indessen beobachtet der Kleine immer wieder, was die Fische im Aquarium so treiben.
Plötzlich verschwindet das Lachen der Dreiunddreißigjährigen, als sie hört, wie zwei Personen, die soeben vorbeigehuscht sind, über sie und Colin tuscheln.
"Was ist los?", fragt der nun selbst angespannt, weil seine Freundin auf einmal still geworden ist. Er hat soeben nicht mitbekommen, dass andere Besucher Bemerkungen von sich gegeben haben.
Beklommen blickt sie zu Boden. "Ich...ähm...ich glaub, 'n paar Leute reden über uns. Die...die Frau, die da gerade vorbeigegangen ist, meinte grad, wie ich mich nur in der Öffentlichkeit blicken lassen könnte. Und irgendwas über dich, aber ich...also...ich hab's nicht richtig verstanden. Vermutlich glaubt sie, dass ich sie nicht gehört hab."
"Lass' die Leute halt labern, was sie meinen, Mel", meint er überraschenderweise gelassen und dennoch mitfühlend. "Wir sind raus gegangen und hatten so 'n schönen Tag. Ich hab's vorhin ernst gemeint, langsam ist mir 's echt schei*egal, was die sagen. Wir können's ja scheinbar eh nicht ändern."
Bedrückt sieht sie ihn an. "Es ist dir nicht egal, das weiß ich. Können wir einfach gehen?"
"Natürlich ist es mir nicht komplett egal, aber wenn wir anfangen uns zu verstecken, bekommt Violet doch irgendwie, was sie will. Also, ich weiß ja nicht mal, was sie will, aber mit Sicherheit Macht ausspielen, oder was weiß ich. Diese kranke blöde Schnepfe", schimpft Colin, ehe er einlenkt: "Aber gut, wir...wir wollten ja sowieso gleich nach Hause fahren."
Er übergibt nun Sean an sie und innerlich brodelt es in ihm, als er sich zu den anderen Besuchern umwendet. Er blickt nun in die Menge, genau wie sie und versucht herauszufinden, wer von denen gelästert haben könnte, da Melanie es ihm bewusst nicht mitgeteilt hat. Sie will keinen Ärger heraufbeschwören.
Es dauert nicht lange, als er zwei ältere Damen über ihn tratschen hört. 'Okay, damit hat er jetzt irgendwie nicht so gerechnet. Wär ihm lieber gewesen, es wären nicht zwei freundlich aussehende Omis unterwegs mit ihren Enkelkindern, die da grad quasseln. Verdammt, denen kann er doch jetzt nicht respektlos übers Maul fahren, oder?'
Er nimmt jetzt wahr, wie eine von den Großmüttern flüstert, er wäre ein Schwein, weil er Indiana 's Mutter verführen wollte.
"Ein hübscher junger Mann, aber so ein Schuft. Eigentlich eine Schande, weil er doch so ein talentierter Pianist ist", stimmt die andere Frau tuschelnd zu. Die Damen bemerken beim Lästern nicht, dass sie direkt von ihm und Melanie beobachtet werden. Sie glauben sie könnten ungestört plaudern.
"Seine Mutter muss sich sicher in Grund und Boden schämen", lässt die andere wieder verlauten. "Bestimmt ist es seinen Eltern peinlich, dass er ein Kind mit seiner ehemaligen Lehrerin hat. Das arme Baby. Das ist gleich die nächste Schande noch dazu. Diese Frau sollte sich gleichermaßen schämen. Also...also diese Fields. Ich weiß jetzt ihren Vornamen gerade nicht. Andererseits hat er sie bestimmt auch dazu verführt mit ihm ein Verhältnis einzugehen, wenn man dieser Whitlam glauben darf, wie er so sein soll. Mensch, ob die Leute ihn jetzt noch spielen hören wollen, jetzt wo sie wissen, was er für ein schlechtes Benehmen hat? Immerhin ist das auch Charaktersache. So jemanden würde ich nicht auf meiner Hochzeit spielen lassen wollen. Ich habe nämlich gehört das tut er wohl des Öfteren. Man hört ja musikalisch sonst nichts mehr von ihm. Er kriegt ja wohl selbst nichts zu Stande." Die ältere Frau lacht jetzt amüsiert: "Außer sein Ding da in der Hose, dieser Lustmolch."
Colin's Wut hat sich in der Zwischenzeit in Scham verwandelt. Getroffen von dem, was die zwei betagteren Frauen von sich gegeben haben, blickt er nun beschwert zu Boden. 'Er weiß grad gar nicht, was er denken soll. Ihm ist nur klar, dass Mel und er diesem ganzen Schei* mehr oder weniger hilflos ausgeliefert sind, bis sich alles mal wieder beruhigt. Seine Mom und sein Dad haben sich noch gar nicht gemeldet. Vielleicht haben die wirklich noch nix von dem beschi**enen Interview von gestern gehört. Seine Schwestern wohl auch nicht. Aber glauben sie den Mist? Werden sie sich für ihn schämen, selbst wenn sie ihm glauben, dass das alles unwahr ist? Oh Mann, und dass die Leute ihn vielleicht jetzt nicht mehr unbedingt spielen hören wollen, könnte stimmen. Klar ist Violet zurückgerudert im Interview, indem sie sagte, er hätt' sich nicht straftätlich benommen, aber trotzdem glaubt man doch irgendwie, er hätte sie ungefragt angetatscht und sogar bedrängt, bis sie ihren Angaben nach 'Nein' zu ihm gesagt haben soll, oder so ungefähr. Diese falsche Mistnatter. Mann, wenn er denkt sich von irgendwas zu erholen, folgt der nächste Albtraum. Erholen? Na, erholen, wird er sich von dem Vorigen doch eh nie. Vor allem von welchem? Es ist alles 'n Albtraum, dabei könnte er so glücklich sein.'
Noch immer starrt er ins Leere, als er mit lauter Stimme sagt: "Tut mir leid, Mel. Du hattest recht. Lass uns besser gehen."
Die zwei lästernden Frauen fühlen sich jetzt ertappt und blicken erschrocken zu den beiden. Sie genieren sich noch im selben Moment für ihr dummes Getratsche.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, geht Colin in Richtung Treppe, die zum Ausgang führt. Melanie blickt ihm hinterher, ehe sie ihm folgt. Sie macht sich Sorgen, versucht es sich aber nicht all zu sehr anmerken zu lassen. Erst recht nicht vor den glotzenden Leuten, von denen jetzt noch weitere auf sie aufmerksam geworden sind.
Später am Abend liegen die beiden im Bett, als Sean längst schläft. Der Neunzehnjährige hat den restlichen Tag nicht mehr viel gesprochen. Melanie streichelt seine Wange, während sein Blick an der Decke festgefroren scheint. Er wirkt nachdenklich.
Nach einer ganzen Weile des Schweigens meint er jetzt: "Mann, am liebsten würd ich einfach mit dir und Sean wegfahren. Irgendwohin, wo uns einfach niemand kennt. Niemand. Tomarang, oder was weiß ich. Ja, bis der ganze Kack vorbei ist und die Leute sich wieder für irgendeinen anderen Schei* interessieren. Wahnsinn, echt! Als hätt ich diese blöde Schachtel von Violet je anfassen wollen."
Die Dreiunddreißigjährige sagt jetzt vorerst nichts, sondern hört nur zu.
Angefressen fährt er fort: "Wär ich doch bloß nie nach Del Sol Valley gefahren. Ich kann mich doch überhaupt nicht mehr an er Uni blicken lassen. Und dann die ganzen Beleidigungen dir gegenüber, das kotzt mich so an."
Er schmunzelt bitter und holt weiter aus: "Tz, ja wär ich doch bloß in Windenburg in meinem beschi**enen Zimmer geblieben. Am besten ich wär ich da nie hingekommen. Ja, wär ich nicht mit Jen...also ähm...hätt ich nicht mit ihr...ähm...ach jedenfalls hätt ich ihrem Dad dann keine verpassen müssen. Diesem Penner. Meine Eltern hätten mich dann nie weggeschickt." Bedauernd schüttelt er den Kopf, während er so daliegt. "Hätt ich doch einfach nur gewartet, bis du wieder zurückkommst. Ich hätt dich einfach suchen sollen. Vielleicht hab ich das alles auch deswegen irgendwie verdient."
"Sag sowas nicht! Du hast das nicht verdient. Wir wussten doch beide nicht, ob wir uns wiedersehen, auch wenn wir 's irgendwie immer gehofft haben. Ich hab dabei ja auch Fehler gemacht, indem ich mich nicht getraut hab, persönlich vor deiner Tür zu stehen. Okay, das war ich, aber du weißt, wie ich's meine", bringt sie hervor. "Und sieh jetzt! Wir haben uns."
Colin ist nun tatsächlich den Tränen nahe. Er kann seine Gefühle im Moment schwer im Zaum halten. "Doch, wahrscheinlich hab ich das schon verdient. Ich hab dich damit verletzt und mich selbst verar***t. Und für was wars gut? Für nichts. Und für sowas schlägt das Schicksal eben zurück. Tut es, scheinbar." Er holt wieder etwas gefasster aus: "Klar, würden Leute aus dem Umfeld, wie eine verfluchte Aurora Harris oder sonst wer immer noch mit dem Finger auf uns deuten, weil du meine Lehrerin warst, aber nicht die ganze dumme Welt würde auf uns schauen und irgendeinen Mist quatschen, wenn...wenn ich nicht mit Indiana...also...du weißt schon...ähm...zusammen gewesen wär. Mich f*ckt das alles so ab."
Melanie schenkt ihm jetzt ein tröstendes Lächeln. "Colin du weißt, dass ich nicht gern darüber nachdenke, dass du mit anderen zusammenwarst, aber ich verzeih dir das doch, also tut das doch auch das Schicksal. Man hat doch auch nicht etwas verdient, weil man glaubt, was falsch gemacht zu haben. Das weißt du genau. Immerhin würde das ja dann auf alle zutreffen, denen etwas unfaires geschieht." Ihr ist klar, dass ihm das eigentlich bewusst ist, aber er sich jetzt etwas selbst bemitleidet, weil er eben wütend und traurig ist. In Anbetracht dessen, was ihm vorgeworfen wird, kann sie dies allerdings gut nachvollziehen. Immerhin tut das auch jeder hin und wieder, wenn es einem nicht gut geht, so glaubt sie. Ihr erging es nicht anders, als sie damals die Schule verlassen musste, auch wenn die Situation etwas anders war. Selbstverständlich belastet sie die aktuelle Sache ebenso, aber im Augenblick denkt sie, dass Colin einen schwachen Moment hat, wegen dem, was er vorhin im Zoo zuhören bekommen hat. Sie redet weiter: "Ich glaube, es ist Blödsinn, dass die Leute dich jetzt nicht mehr spielen hören wollen, so wie die eine Frau meinte, und wegen der Uni musst du dir sicher auch nicht so viele Gedanken machen. Bestimmt nicht. Du hast ja nichts verbrochen. Aber ja, mich f*ckt das alles auch ab."
Der Neunzehnjährige beruhigt sich nun etwas und richtet sich ein wenig auf. Scheint, als würde ihre Stimme und was sie sagt, nicht nur Sean besänftigten können. Er nimmt ihre Hand und schaut sie an. "Mel, weißt du, dass du der liebenswerteste Mensch bist, den ich kenne? Das...ja, das bist du."
Sie freut sich über seine Bemerkung. "Danke. Du bist das für mich auch."
Colin kann etwas lachen. "Hast du eigentlich gerade wirklich gesagt, dich f*ckt das alles ab?"
Sie kichert und erwidert. "Ja, hab ich wohl."
Die beiden wissen, dass sie eher selten flucht. Vor allem nicht, wie er, wenn er verärgert ist. Der Neunzehnjährige bemüht sich natürlich in Gegenwart seines Kindes nicht so viele Kraftausdrücke hervorzubringen, aber derzeit fällt es ihm schwer darauf zu achten, weil er einfach aufgebracht ist.
Noch immer schmunzelnd, hält er ihre Hand. "Mel, ich bin sauer wegen all dem, aber glücklich mit dir. Ich hoff, du vergisst das nicht."
Sie lächelt und ihre Augen strahlen daraufhin, was Colin wiederum noch glücklicher macht. 'Ja, mit ihr ist er das, auch wenn alles andere gerade beschi**en läuft.'
Ihre Finger streicheln nun sanft über seinen Brustkorb, als er meint: "Wenn es dir im übrigen lieber ist, dass wir meinen Freunden fürs Wochenende absagen wegen der ganzen Geschichte, dann sag mir das ruhig. Wir können das auch verschieben. Die haben mir wegen dem Ganzen eh schon geschrieben, aber klar, die glauben mir, dass das alles nicht stimmt."
Sie guckt ihn an und überlegt kurz. "Nein, ist schon okay, wenn sie kommen."
"Wirklich?", hakt er erfreut nach.
"Ja, ist echt in Ordnung", erwidert sie. "Irgendwann sollen sie doch auch Sean kennenlernen dürfen. Und klar bin ich aufgeregt, aber du meintest ja selbst, sie wären nicht deine Freunde, wenn sie schlecht über dich oder uns urteilen würden", fügt sie hinzu.
"Es kann halt schon mal sein, dass Cody oder Jordan 'nen unüberlegten Spruch oder so loslassen", gibt er zu bedenken. "Die meinen 's jedenfalls nie böse, aber...ach keine Ahnung."
Sie lächelt beruhigend. "Ich werd's schon überleben. Du magst sie, also werd ich sie auch mögen."
"Übermorgen bin ich übrigens zum ersten Mal bei dir zu Hause, wenn wir bei deinen Eltern zu Thanksgiving sind. Also so richtig bei dir zu hause." Sie kichert. "Ich kenn ja mehr oder weniger nur die Veranda."
Colin lächelt liebevoll zurück. "Mel zuhause bin ich jetzt, wo du und Sean seid, aber ich weiß schon, was du meinst. Ich freu mich auch, dass du mein altes Zuhause kennenlernst."
"Willst du dann mein altes Zimmer sehen?", fragt er sie amüsiert. "Oh Mann, wie oft saß ich da drin und hab einfach nur an dich gedacht, als du weggegangen bist. Aber...also auch davor schon."
"Unbedingt will ich dein altes Zimmer sehen. Klingt fast wie 'ne Einladung", bringt sie mit gedämpfter Stimme hervor, ehe sie ihn küsst.
Wenig später fragt sie: "Sollen wir das Licht langsam ausmachen? Ich weiß nicht, wie's dir geht, aber meine Beine sind müde vom vielen Laufen."
"Geht so, aber klar, können wir machen", stimmt er zu, ehe er lächelnd meint: "Heißt nicht, dass ich nicht noch 'n bisschen mit dir kuscheln würde, Kolibri. Außerdem kann ich super Beine massieren."
Sie kichert. "Okay, dann bin ich gespannt."
Und so endet der Tag, während Sean in seinem Kinderzimmer von dem heute Erlebten träumt.
Neuer Frost legt sich in dieser Nacht auf die Bäume und Wiesen...
...und beginnt im Mondschein der sternenklaren Nacht zu glitzern.
Am nächsten Morgen ist es noch dunkel, als Colin zu Melanie in die Küche kommt. Er umarmt sie von hinten und meint mit sanfter Stimme: "Muss jetzt los, bin aber bald zurück."
"Ist gut", sagt sie, ehe sie nachhakt: "Verrätst du mir gar nicht, wo du hin musst?"
"Wollt eigentlich gestern schon fragen, was für 'n Termin du hast, aber irgendwie ist das dann untergegangen", fügt sie hinzu.
"Nur 'n Zahnarzttermin. Nix besonderes. Und nachher muss ich noch in die Werkstatt, die Winterreifen draufziehen lassen. Hätt ich eh schon längst machen müssen", spricht er nur die halbe Wahrheit. 'Nein, er lügt sie nicht wieder an, aber in dem Falle klärt er die Sache ja eh auf, wenn er nachher wieder zurück ist. Und die Reifen muss er wirklich noch wechseln lassen. Auch bei ihrem Auto.'
"Mel, ich liebe dich", sagt er jetzt noch und sieht sie liebend an.
"Ich dich auch. Bis später", verabschiedet sie sich.
Langsam löst er sich von ihr, auch wenn er gar nicht will. "Bis dann, Kolibri."
Eine halbe Stunde später steht Colin wie vor einigen Tagen vor dem Tattoo-Studio. Leise spricht er vor sich hin: "Das war 's Indie. Du wünschest, du hättest mich nie kennengelernt? Dann wirst du vermutlich mein Tattoo auch wegmachen lassen." 'Klar, er braucht jetzt nicht so zu tun, als wär das, was sie gestern am Telefon gesagt hat, allein der Grund, warum er das Tattoo überstechen lassen will, aber jetzt fällt's ihm noch 'n Stück leichter mit allem abzuschließen. Also, er hat mit ihr längst abgeschlossen, was all die romantischen Gefühle betrifft, aber jetzt auch so generell. Sicher, das, was passiert ist, wird er nie vergessen, aber sie schei*t auch drauf, dass sie mal Freunde waren. Dann soll's so sein.'
Zielgerichtet bewegt er sich nun auf den Laden zu. 'Und ja, Mel liebt er über alles, und das werden sie einander hoffentlich den Rest ihres gemeinsamen Lebens, aber einen Garantieschein, dass es auch für immer so sein wird, gibt es nicht. Den bekommt niemand. Ist so. Egal, was man sich jeden Tag schwört. Seine Liebe zu Sean hingegen steht bedingungslos wo auch immer festgeschrieben, selbst wenn dieser ihm irgendwann mal aus welchem Grund auch immer den Rücken kehren sollte, was hoffentlich nie passiert, aber ja, Sean hat nun mal den größten Stellenwert in seinem Leben, daher gibt es nur eins, was er auf seiner Haut verewigen lassen will.'
Fortsetzung folgt...
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