*~*weihnachtsspecial*~*
Ok, richtiges Special ist es nicht - aber dafür
2 Kapitel !!!
Kapitel 8
Am nächsten Tag kam überraschenderweise Amélies Freundin Denise zu Besuch.
„Amélie, wo steckst du nur! Ich habe die letzte Woche ständig versucht, dich hier zu erreichen, aber immer warst du weg. Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“, meckerte sie noch an der Tür sorgevoll. „Ich wusste, dass dieser Drogenmist nicht gut ist, ich hab’s gewusst!“
„Beruhig dich doch, Denise! Das hat überhaupt nichts mit dem zu tun, glaub mir. Es tut mir leid, okay?“, versuchte Amé Denises Stimmung etwas zu dämpfen.
Denise seufzte, dann lächelte sie vorsichtig. „Okay! Schickes Haarteil übrigens.“
„Danke.“ Amélie trug seit heute Morgen ein neues Haarteil, damit waren „ihre“ Haare fast hüftlang. Ihre echten Haare trug sie nach hinten gekämmt und wenn man sie noch nie vorher gesehen hatte, hätte man sicher geglaubt, die Haare wären echt.
Sie bot ihrer Freundin einen Stuhl an. „Kaffee?“ Denise verneinte. Somit setzte auch Amé sich.
„Haarteile sind super, hab ich Recht? Ich würde meine Haare ja nie so hinkriegen, dazu wäre ich irgendwie zu ungeduldig.“ Denise warf ihre unechten, schwarzen Haare nach hinten. Das sah wunderschön aus – genauso schön wie Denises Gesicht war.
„Und was erstattet mir die Ehre?“, wollte Amélie misstrauisch wissen, da Denise sie sonst nie besuchte.
„Hmm… also, ich wollte mit dir was bereden.“ Amélie stockte und hörte weiter gespannt zu. „Und zwar wurde ich von zwei Freundinnen gefragt, ob ich mit ihnen in eine WG ziehe. Die eine studiert mit mir zusammen, die andere kenne ich nicht gut, keine Ahnung, was sie macht. Du weißt ja, dass ich schon lange ausziehen will, die Familie, bei der ich lebe, geht mir echt tierisch auf den Wecker. Also habe ich zugesagt. Das ist schon eine Weile her und ich wollte es dir eigentlich früher sagen, aber irgendwie kam ich nicht so recht dazu! Letzte Woche bin ich sie dann anschauen gegangen und wir haben erfahren, dass es in der Zeitung ein Druckfehler war und in Wahrheit ist es eine 4er-WG. Dann haben sie mich gebeten, noch eine Freundin von mir zu fragen.“
„Natürlich kam ich als erstes auf dich, weil ich ja weiß, dass du nicht so viel Geld hast und es wäre echt billig, aber auch weil ich mich sehr freuen würde!“
Amélie musste fast loshusten. Sie war ziemlich geschockt… oder erstaunt…? Sie wußte nicht genau, was sie jetzt sagen sollte – oder was sie fühlte!
„Doch, ich hab schon Geld… Ich habe nämlich jetzt einen Job… einen festen, meine ich…“, murmelte sie statt dessen verunsichert.
„Einen richtigen Job?“ Denise riss ihre blauen Augen auf. „Wow, das ist ja klasse! Gratuliere! Wo denn? Und wie bist du dazu gekommen?“
„Hmm… nun ja, meine Chefin findet, ich habe Potential, deshalb hat sie mir einen festen Job bei ihr angeboten, also beim Magazin. Montag fange ich schon an.“
„Das ist ja super!“ Denise freute sich spürbar für Amélie. „Und ist er gut bezahlt?“
„Geht so, natürlich besser als jetzt, aber Millionärin werde ich wohl nicht.“ Amé schmunzelte.
„Hmm… meinst du nicht, es wäre besser, du würdest auch mit bei uns einziehen und ein bisschen sparen? Die Zimmer sind echt groß und für Privatsphäre ist gesorgt!“
„Ach, Denise, ich weiß nicht. Ich bin damals so früh bei Mama ausgezogen, um ein selbständiges Leben führen zu können. Ich habe jetzt dieses Miethaus und bin eigentlich recht glücklich hier…“ Ihre Gedanken schweiften ebenfalls zu ihren neuen Freunden und den Partys, das musste sie sich doch eingestehen.
„Ich kann das verstehen, echt, Amélie. Aber du könntest so viel sparen. Und es ist ja auch nicht für immer. Sieh mal, ich und die andere studieren nur noch knapp ein Jahr, dann werden wir sicher ausziehen. Du musst ja nicht jahrelang bei uns leben.“
„Ach, ich weiß einfach nicht…“
„Du könntest dir die Wohnung nächste Woche doch einfach mal ansehen, was hälst du davon? Du kannst es dir ja bis dahin noch ein bisschen überlegen.“
Amélie zögerte. „Hmm… okay, aber nur ansehen!“
„Klar, nur ansehen!“ Denise lächelte. „Danke…!“
„Hast du heute noch was vor?“, wollte sie dann wissen.
„Nein, eigentlich nicht, wieso?“
„Shoppen!“ Denise strahlte über beide Backen. „Schließlich ist Samstag und du wirst in der Woche jetzt keine Zeit mehr haben.“
„Okay, ich hole nur noch kurz meine Tasche, dann können wir los.“
Amélie kämmte noch einmal ihr Haar, ging auf die Toilette und holte ihre schwarze Handtasche, die sie vor ein paar Wochen mit Denise gekauft hatte, die die selbe besaß.
Die beiden jungen Frauen verließen das Haus und liefen zur nächsten Bushaltestelle, dort warteten sie kurz auf den Bus, der sie ins Zentrum der Stadt brachte.
Den ganzen Vormittag und noch ein ziemlich großes Stück des Nachmittages verbrachten sie freudig in der Stadt. Sie probierten allerhand Sachen, aber irgendwie konnte sich heute keine von den beiden überwinden, etwas zu kaufen. So etwas kam wirklich sehr selten vor…!
Zum Abschluß musste Amélie noch ein paar Lebensmittel einkaufen gehen.
Denise, die hinter ihr herlief, betrachtete noch die süßen Hunde, die gerade um ihre Beine wedelten, aber Amélie drängte: „Komm schon!“
Sie füllte den Einkaufskorb fast bis oben und Denise wartete ungeduldig hinter ihr stehend.
Amélie ging zur Kasse, breitete die Lebensmittel aus und die Kassiererin tippte alles sorgfältig ein.
Plötzlich hörte sie Denises Stimme: „Hey, Amélie!“
Amé jedoch kümmerte sich nicht um ihre quirlige Freundin und zahlte gerade.
„Jetzt schau doch, verdammt! Hallo?!“
Amélie nervte sich und nahm die Tragtasche, als sie sich umdrehte und fast einen Schock erlitt!
Beni stand direkt hinter ihr und lächelte ihr zu! Es war ihr schrecklich peinlich.
„Hallo, Amélie“, sagte er, als wäre nichts gewesen.
„Hey…“, stotterte Amé nervös und schaute zitternd zu ihrer Freundin, die sie frech angrinste: „Ähhm… Entschuldigst du uns kurz, Denise? Danke!“
Sie stellte die Tasche ab und schleifte den verwirrten Benjamin nach draußen in eine ruhige Ecke.
„Es tut mir leid, Beni, aber ich muss dir unbedingt noch was sagen!“, flüsterte Amélie.
„Und was?“
„Es ist so, Denise, also meine Freundin, die weiß nichts von der ganzen Sache…!“
„Von welcher Sache jetzt…?“, fragte der schwarzhaarige Benjamin durcheinander.
„Ich meine… von den Drogen und so… du weißt schon!“
„Achso!“ Beni lachte. „Natürlich. Ich schweige wie ein Grab!“
„Danke…“, hauchte Amélie leise und für einen kurzen Moment ergriff Beni ihre Hand. Dann ließ er sie sofort los, als er Denise im Hintergrund kommen sah.
„Und, habt ihr euer Geheimnis ausgetauscht?“, grinste sie.
„Nein, nein, war bloß irgendwie ein Missverständnis. Unwichtig!“ Amélie setze ihr künstliches Lachen aus, aber zu ihrem erstaunen hackte Denise nicht weiter nach.
„Okay, wir müssen weiter! Man sieht sich Beni, ja? Mach’s gut, tschüss!“
Ohne dass Benjamin etwas erwidern konnte, schleppte Amélie ihre Freundin schon zu einem Kiosk.
Sie tat so, als würde sie sich tatsächlich für ein Magazin interessieren und blätterte sie durch.
„Wow, der Typ ist ja richtig heiß, warum hast du mir nichts erzählt?“, wollte Denise grinsend wissen.
„Weil da nichts ist“, verteidigte sich Amélie nervös.
Sie ging zur Kasse und bezahlte.
„Achso, verstehe…“ Das Grinsen auf Denises Gesicht verschwand zwar nicht, aber sie erwähnte Beni nicht mehr, als sie zusammen nach Hause spazierten.
Kapitel 9
Am Dienstag gegen Abend – es war allerdings immer noch hell – wartete Amélie vor ihrem Haus auf Beni. Er war schon zehn Minuten zu spät und langsam wurde Amélie nervös – sie war jemand, der stets pünktlich zur Stelle war. Oder hatte Beni es etwa vergessen? Immerhin hatte sie ihn am Samstag das letzte Mal gesehen.
Aber gerade als sie aufschaute sah sie ihn.
„Tut mir leid dass ich zu spät bin“, sagte er hastig. „Du siehst toll aus…“ Amélie musterte ihren „Freund“. Er sah wirklich gut aus. Hemd und Hosen in schwarz und eine coole Krawatte; wirklich sehr modisch und vor allem passte es gut zu ihm, das war ja das Wichtigste.
Dann schauten sie ihm in die Augen. „Kein Problem, lass uns gehen.“
Die beiden schlenderten quer durch den ganzen Vorort, bis sie schliesslich beim Haus von Amélies Mutter angekommen waren.
Vor der Tür wartete diese schon ungeduldig, und als sie ihre Tochter mit dem Mann an ihrer Seite sah, machte ihr Herz beinahe einen Hüpfer vor Freude.
Die drei begrüssten sich innig und Amélie stellte die beiden einander vor. Beni war sehr höflich und Sylvie überglücklich; der junge Kerl war gutaussehend und auch noch gebildet! Was wollte man mehr?
Als sie das Haus betraten, stiessen sie dort sofort auf den Haufen Gäste.
Amélie setzte sich neben Beni, der vorher schon Platz genommen hatte.
„Liebes, wie geht es dir denn? Ich habe gehört du hast einen festen Job, wie ist er denn?“, wollte ihre Tante, die sie seit Monaten nicht mehr gesehen hatte, sofort wissen.
„Super.“ Die Antwort kam wie aus der Kanone geschossen. „Die Menschen dort sind wirklich sehr freundlich und die Arbeit interessant. Ich durfte sogar schon zwei Artikel schreiben, die in der nächsten Ausgabe veröffentlicht werden. Ja, es gefällt mir wirklich!“
„Das ist schön!“, quietschte nun auch Amélies Cousine, die neben Sylvie sass. Auch sie wurde von Jahr zu Jahr schöner. Amélie hatte sie schon immer beneidet. Adriana, so hiess sie, hatte vor ein paar Jahren, sie war kaum achtzehn, in eine der reichsten Familien des Landes geheiratet. Das sah man ihr auch an. Aber obwohl ihre Nase korrigiert und ihr Busen vergrössert war, besass sie immer noch die selbe Schönheit wie in ihrer Kindheit. Adriana sah aus wie eine Puppe, zart und geschmeidig. Zudem besass sie die teuersten Kleider und Schmuckstücke und ihre Haare machte sie alle zwei Tage beim Frisör. Aber bei ihr war es einfach schön.
Natürlich war auch Amélies Schwester anwesend, zusammen mit ihrem Mann und Bauch. Diese fragte Beni noch ein bisschen aus, der gekonnt gute Antworten gab.
Doch kaum waren ein paar Minuten vergangen, stellte Adriana auch schon die entscheidende Frage:
„Sag mal Liebes, Denise hat mir von dieser Drogenstory erzählt! Ist das nicht gefährlich…? Ich kann mir das irgendwie nicht so recht vorstellen!“
Es war, als würde jemand ein Dolch in Amélies Herz stossen – langsam und mit vollem Genuss dabei.
„Welcher Drogenstory?“, wollte Sylvie misstrauisch wissen.
„Ich weiss nicht genau, aber Denise hat gesagt, sie würde sich in so eine Drogenclique begeben und so, um dann den Sensationsartikel zu schrieben… die Gute hat sich ganz schöne Sorgen gemacht, verständlicherweise!“
Amélie wagte es nicht, nach rechts zu schauen. Sie starrte den Tisch vor sich entgeistert an. Verzweiflung breitete sich in ihr aus – was sollte sie tun, sagen? Was?! Panik ergriff sie und Tränen stiegen ihr in die Augen.
Dann drehte sie doch ihren Kopf und sah, wie Beni völlig verwirrt und verletzt vor sich hinschaute.
„Beni…“, flüsterte sie und wollte nach seiner Hand greifen, aber da hörte Amélie nur noch das Geräusch des zurückgeschobenen Stuhls und dann das der Haustür, die aufgestossen wurde.
Ohne etwas zu denken oder die Blicke der anderen wahrzunehmen stand sie auf und folgte Beni nach draussen.
Sie rannte und holte ihn schliesslich nach wenigen Metern verzweifelt ein. „Beni, warte! Warte, bitte!“, schrie sie völlig ausser sich.
Schliesslich schaffte sie es, ihn direkt anzublicken.
„Beni, bitte lass mich das erklären!“
Doch Beni wandte sich ab. „Du hast mich belogen, Amélie, oder wie du auch immer heisst, alles, alles war eine Lüge! Alles! Ich weiss einfach nicht, was ich sagen oder fühlen soll… Bitte lass mich und fass mich nicht an…“
„Nein!“, schrie Amélie den Tränen nahe. „Beni, so warte, ich will es dir doch nur kurz erklären, bitte!“
„Warum sollte ich? Weißt du, eigentlich wollte ich dir heute Abend sagen, dass ich mich in dich verliebt habe… dabei hast du nichts anderes getan als mich zu belügen… Habe ich jetzt einen Sonderauftritt in deiner Story…?“ Er wandte sich zum Gehen.
„Nein, bitte nicht, bitte nicht!“, schrie Amélie und wollte nach seinem Arm greifen, aber er war zu weit weg.
„Nein!“, schrie Amélie noch einmal und spürte, wie Tränen ihr Gesicht überfluteten. Ihre Schminke verteilte sich über ihr Gesicht.
Sie merkte, dass ihre Beine sie nicht mehr trugen – so schien es zumindest. Sie lief los.
Während sie rannte, lösten sich sogar ihre Haare und es brauten sich eine Menge Wolken über ihr zusammen, obwohl es vorher noch so schön gewesen war. Langsam tropfte der erste Regen auf ihr ohnehin schon nasses Gesicht.
Irgendwie war sie froh, dass es regnete. Denn im Regen sieht man keine Tränen.
Ende Kapitel 9
Ich wünsche euch allen hier wunderschöne, fröhliche Weihnachten, viele Geschenke und ein tolles Fest mit euren Lieben! 