Einstweilige Verfügung gegen Wikipedia - Wikipedia.de down

Zitat:Auch gegen mehrere Wikipedia-Autoren sollen Anzeigen eingegangen sein

Finde ich eher interessant oder bedenklich...

Es steht jedem frei jemanden anzuzeigen, wenn man meint derjenige hat Rufmord oder ähnliches begangen. Daran ist nichts "bedenklich". Es gibt zwar die Meinungsfreiheit, aber darum darf man trotzdem nicht uneingeschränkt alles schreiben. ;) Sollten die Klagen aber nur wegen der - nachweislich richtigen - Hinweise auf seine Stasivergangenheit ergangen sein, hätte der Herr sich die Mühe ruhig sparen können.


Zu der Schliessung ansich: Die Infos, warum genau die Seite nun dicht gemacht wurde, finde ich etwas dürftig. Aber ich habe durchaus Vertrauen in unsere Gerichte, auch wenn ich damit hier wohl etwas alleine bin.
Im Übrigen finde ich nicht, dass man so darauf herumreiten sollte dass ein Politiker die einstweilige Verfügung erwirkt hat. Das hätte ebenso gut Heinz Mustermann von Nebenan machen können - nur dass über ihn wohl kaum etwas "wichtiges" bei Wikipedia stehen dürfte. Aber ich wette dann hätte es sogar Applaus gegeben.
 
Im Übrigen finde ich nicht, dass man so darauf herumreiten sollte dass ein Politiker die einstweilige Verfügung erwirkt hat. Das hätte ebenso gut Heinz Mustermann von Nebenan machen können - nur dass über ihn wohl kaum etwas "wichtiges" bei Wikipedia stehen dürfte. Aber ich wette dann hätte es sogar Applaus gegeben.

100 Punkte *klatsch*

Da kann man gar nichts mehr hinzufügen :)
 
Ich finde das nicht so toll... Wobei ich auch in unsere Gerichte eher weniger Vertrauen habe.
Ein besserer Weg wäre meiner Meinung nach gewesen, den betroffenen Artikel zu sperren/löschen, als gleich die ganze Seite.
 
Ein besserer Weg wäre meiner Meinung nach gewesen, den betroffenen Artikel zu sperren/löschen, als gleich die ganze Seite.
Nur das Problem ist, da kommen deutsche Kläger und Gerichte nicht ran. Die Server stehen im Ausland, die Hauptdomain gehört der Wikimedia Foundation in den USA und der Betreiber hat seinen Wohn-/Geschäftssitz auch dort.
 
@ Taurec:
So weit ich mitbekommen habe, hat er nur erreicht, dass die Weiterleitung von wikipedia.de auf de.wikipedia.org vorläufig untersagt wurde - sonst nix. Der Artikel über ihn müsste also weiterhin zu lesen sein. Er könnte sich dort natürlich registrieren und die Seite ändern - wär vielleicht so auch effektiver gewesen. :D
 
Eben. Kann doch jeder mitarbeiten. Soll er sich doch registrieren, und dort seine Meinung kundtun, bzw. den Artikel korrigieren lassen. Aber vielleicht stimmt es ja auch, was dort steht? Bei so einer überzogenen Reaktion würde ich das fast schon annehmen.
Getroffene Hunde bellen.
 
Eben. Kann doch jeder mitarbeiten. Soll er sich doch registrieren, und dort seine Meinung kundtun, bzw. den Artikel korrigieren lassen. Aber vielleicht stimmt es ja auch, was dort steht? Bei so einer überzogenen Reaktion würde ich das fast schon annehmen.
Getroffene Hunde bellen.
Ich hatte vorhin in einer Quelle gelesen, dass der "Stein des Anstoßes" - das (abgebrochene?) Jurastudium - beseitigt sei. Der Abwehr der einstweiligen Verfügung stehe damit nichts mehr im Wege.

Edit: Quelle ausgegraben: http://www.tagesspiegel.de/politik/;art771,2662389
 
Das ist ja alles nicht das Problem.

Das Problem ist, dass irgendein Politikerchen mal so eben hingehen darf und wegen einer Äußerung, die ihm nicht passt, eine komplette, weltumspannende, deutschsprachige Wissensressource vom Netz nehmen will. Dass er an wikipedia.org nicht rangekommen ist, liegt vermutlich nicht an mangelndem Willen, sondern an mangelnder Durchsetzbarkeit (auch wenn "das Internet verbieten" sicherlich feuchter Traum so manches Politikers wäre).

In Frankreich wurden vor kurzem Entwickler und Betreiber von P2P-Software für Urheberrechtsverstöße haftbar gemacht - mit der gleichen Logik könnte man Browserhersteller in Haft nehme, wenn sich Leute Raubkopien eben über rapidshare & co. saugen.

Dann wäre da noch das vor kurzem verabschiedete Gesetz gegen Jugendpornographie, nach dem Herstellung, Verbreitung und Besitz von pornographischen Darstellungen mit Jugendlichen und "Scheinjugendlichen" strafbar ist - das betrifft also auch Bildchen von Darstellerinnen des Alters 18+, die halt nach Meinung irgendeines Richters wie 17 aussehen - übrigens auch, wenn diese Darstellung gezeichnet oder computeranimiert sind. Jetzt sag mal bei einer am PC gezeichneten Manga-Figur, wie alt die ist...

Zu guter letzt hätten wir noch die verdeckte Online-Durchsuchung und andere nette Spionagebefugnisse für das BKA, die man momentan mit 'Argumenten' wie "Wir brauchen das aber" und "Man sollte sich nicht dagegen stellen" durchgeboxt werden sollen...

Man addiere eins zum Anderen, und was erhält man?
  • Gesetze, die es ermöglichen, jeden permanent zu durchleuchten (Natüüüürlich hat niemand vor, die auch einzusetzen, dafür hat man sie ja gemacht, gell? Hatte ja auch niemand vor, eine Mauer zu bauen. Und die Renten sind sicher!)
  • Gesetze, die es ermöglichen, tendenziell jeden einzubuchten (Hm, ist diese gezeichnete Anime-Figur da eindeutig 18+? Schwer zu sagen... Jugendpornographie!)
  • Gesetze, die es ermöglichen, Medien zu verklagen (so als könnte ich die Post verklagen, weil Menschen Briefe mit urheberrechtswidrig kopierten Dokumenten oder gebrannten CDs verschicken. Und denkt an die Urteile gegen Forenbetreiber, die für die Äußerungen der User haftbar gemacht werden sollten!)
  • Bestrebungen, bei mißliebigen Kommentaren gleich ganze Wissensdatenbanken so weit wie möglich unzugänglich zu machen.
  • Aufhebung der Immunität von Journalisten und des Arztgeheimnisses (freilich nicht der Immunität der Abgeordneten!)

Momentan läuft ein Krieg von Wirtschaft und Politik gegen das Internet, anders kann man das nicht mehr nennen. Seht Ihr denn nicht die Versuche, freie Kommunikation unter dem Vorwand von Markenrechten und Jugendschutz und "Kampf gegen den Terror" so weit wie nur möglich zu unterbinden? Was stellt Ihr Euch denn bitteschön vor, wie das weitergeht? Glaubt Ihr denn, die hören freiwillig damit auf? Findet Ihr das alle ganz ok so? Ist "Na ja, dann gehe ich eben über den anderen Link" das Einzige, was Euch dazu einfällt? Das nenne ich ja wirklich qualifizierte Meinungsbildung.

Wir dampfen hier mit vollem Karacho in einen Überwachungsstaat, der die früheren Stasi-Funktionäre zu Jubelarien veranlasst hätte, und in dem die Politiker gegen ihr eigenes Volk und jegliche Form von unbewachtem Meinungsaustausch kämpfen - sich selber nehmen sie natürlich fein von allen Gesetzen aus.

Das Einzige, was uns momentan noch von Stasistaat 2.0 trennt, sind:

  • lauwarme Beteuerungen wie "Aber nur in Ausnahmefällen, ganz ehrlich!" (hat man ja schon bei der Telefonüberwachung gesehen, was draus wurde),
  • dummdreiste Kommentare wie die von diesem feinen Linke-Abgeordneten, der sinngemäß sagt "Ich will ja gar nicht die freie Meinungsäußerung beeinträchtigen, ich will ja nur, dass die freie Meinungsäußerung mit meiner eigenen Sicht der Dinge übereinstimmt. Sobald das wieder der Fall ist - gern!"
  • das Bundesverfassungsgericht

Gerade die Denke, die dieser Herr da durchschimmern lässt, ist hochbrisant und macht ihn in meinen Augen zu einem Verfassungsfeind. Staaten, in denen man kein Problem mit der Meinungsäußerung hat, solange diese nur positiv genug für die Herrschenden ausfällt, hatten wir schon - die Frage ist nur, wollen wir in einem solchen Staat leben?

Ich meine, für viele ist das sicher ok... Wer z.B. Juden schon immer sch31ße Fand und Hitler ganz toll, der hatte in den späten 1930er Jahren sicherlich auch ein tolles Leben. "Ach, sie haben die jüdische Schusterei verwüstet, niedergebrannt und die Inhaber abtransportiert? Na egal - ich bringe meine Schuhe eh immer woandershin."

Ich wünsche dann mal weiterhin geruhsamen Schlaf.
 
Eins frage ich mich: Warum wird Wikipedia nur wegen falschen Worten und Stellen gesperrt (zumindest die .de, die eh nur zu einer Suche Seite leitet) und Pornoseiten und andere Seiten, die keine Jugendfreien Inhalte enthalten ned gesperrt werden?
 
@ gobo77: Weil Pornoseiten für Politiker nicht bedrohlich sind, kritische Meinungen dagegen schon?

Im Heise-Forum hat allerdings jemand geschrieben, er habe beim Parteivorstand der Linken seinem Ärger Luft gemacht und folgende Mail zurückbekommen (Auszug):
vielen Dank für Ihre kritische E-Mail. Ich habe diese direkt an Herrn
Heilmann weitergeleitet, da die einstweilige Verfügung ein
persönliches Vorgehen von Ihm gegen Wikipedia ist. Dazu muss sich
Herr Heilmann selber äußern.

Offensichtlich müssen einige Menschen noch lernen, dass sich Inhalte
nicht so einfach aus dem Netz wegverbieten lassen. Ebenso ärgerlich
für mich, ist die Weigerung oder die Unfähigkeit, sich damit
auseinanderzusetzen, wie freies Wissen, wie partizipatives Internet
oder dergleichen funktionieren.

EDIT: @N1_2888: Nochmal: Es geht nicht um diese eine Verfügung. Es geht um diese Mentalität, die sich zurzeit noch in viel schlimmeren Ausprägungen Bahn bricht und vor der uns außer dem BVerfG nicht mehr viel schützt. Dieser Heilmann ist ein Clown und die Verfügung ein Witz. Aber die Denke hinter sowas ist Dynamit und Kampf gegen das Grundgesetz.
 
@ T Wrecks:
Ich für meinen Teil finde andere Gerichtsentscheidungen (z.B. von Seiten des EuGH) weitaus bedenklicher als diese einstweilige Verfügung (die ja nicht einmal ein richtiges gerichtliches Urteil darstellt). Ich denke also, dass du das doch ein wenig zu ernst nimmst.

Ich muss T-Wrecks vollkommen recht geben. Allein schon der VERSUCH, so was durchzubekommen, ist wahnwitzig.
Wenn das klappt, was kommt dann morgen dran? Arbeitslose in Fußfesseln? Wurde ja auch schon angedacht, gekommen ist dann aber H4, was auch nicht wesentlich besser ist.
Die Tendenzen sind gefährlich, die sich momentan abzeichnen. Mag sein, dass es auch andere bedenkliche Entscheidungen gibt, aber hier geht es eben nicht um die anderen.

Übrigens:
Hiltler konnte seinen Staat auch nur durchsetzen, weil es genug Leute gab, die sich eben sagten: "Bringe ich meine Schuhe eben woanders hin..."
Jederzeit könnte bei uns das wieder geschehen. Die Menschen haben nichts, aber auch gar nichts gelernt!
 
Ich gehe eh' immer über http://de.wikipedia.org oder über die direkte Firefox-Suche rein. ;)

Solche einstweiligen Verfügungen hatten bisher nie Bestand, und haben dem Initiator im Nachhinein immer mehr geschadet als genützt.


Die Gegen-Lobby hat sich übrigens längst formiert - guckt euch mal die Spenden am Wikemedia Deutschland an... =)
(Am 14.11. etwa 300€, am 15.11. allein über 16.000€, und es geht weiter...)
 
Zuletzt bearbeitet:
Tjoa, ich habe sowieso die org-Adresse als Bookmark, also hab ich die zeitweilige Sperrung der de-Adresse gar nicht mitbekommen. Prinzipiell finde ich es aber auch höchst bedenklich, dass man so einfach mit so einem hirnlosen Schwachsinn durchkommt.
 
Ging das nicht irgendwie zu leicht, zu schnell?
Ein Politiker, der seine Person durch eine Wissensdatenbank angegriffen fühlt, schafft es eine Verfügung durchzusetzen den Zugang zu einer ganzen Datenbank zu sperren?
Ein wenig erschreckend.

Ich stimme T-Wrecks zu, der Hintergrund der Handlung ist weitaus schlimmer als die Handlung selbst.
 
Und dann bestreiten immer noch so viele, ein zweites "Dritte Reich wäre nie möglich, wir würden ganz sicher dagegen protestieren..."

Es wird sowieso viel zu wenig protestiert. Das ist unser gutes Recht. Immerhin schön anzusehen, dass so viele Schüler auf die Straße gegangen sind :)
 
Und dann bestreiten immer noch so viele, ein zweites "Dritte Reich wäre nie möglich, wir würden ganz sicher dagegen protestieren..."
Jop. Und am Ende kommt dann das große Mimimimi und Bekundungen à la "man hätte halt nicht gewusst, was da so genau ablief" oder "damals hat niemand gedacht, dass...".

Geht doch viel mehr drum, dass die Wiki lahm gelegt werden KANN und nicht, dass sie [mehr oder weniger] lahm gelegt wurde :naja:
 
*seufz* Hier scheint echt bei manchen eine Mentalität vorzuherrschen a la "So lange ich noch auf dem Internetauftritt komme, ist es mir egal, dass er verboten werden sollte"

Tjoa, ohne schnippisch wirken zu wollen - genauso fühlt es sich an, wenn man gegen Windmühlen redet wie z.B. bei SecuROM und Sims3 ^^
 
Der deutsche Bundestagsabgeordnete und ehemalige Stasi-Mitarbeiter Lutz Heilmann hat im Streit mit Wikipedia kapituliert: Die Seite wikipedia.de wird nicht mehr blockiert. Der Skandal hat der Onlineenzyklopädie zusätzliche Spendengelder in die Kasse gespült - und Heilmann einen Imageschaden eingebracht.
 

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