Es war kalt und grau an diesem Samstagnachmittag.
Grauer und kälter als sonst. Die Stadt lag trostlos vor
mir, genau wie ich sie in Erinnerung hatte. Es war ein
seltsames Gefühl hier zu sein. Zurück, in den kalten
Gassen von Stars Hollow. Langsam ging ich ein paar
Schritte, und blieb erwartungsvoll wieder stehen und
schaute nach oben. Auf meine Nase tröpfelten langsam
und kalt ein paar Wassertropfen und ich wusste, dass
es gleich wieder anfangen würde. Ich hasste den Regen
und würde ihn auch niemals mögen. Er vermittelte für
mich Trostlosigkeit. Wahrscheinlich regnete es deswegen
so oft in dieser Stadt. Sie war Trostlos. Ich fing wieder
an zu laufen und meine Füße wurden immer schneller.
Der Regen trommelte nun laut auf die Autodächer und
die Regenrinnen, so dass es sich anhörte, als ob ein
ungeduldiger Gast am Tresen mit seinen Fingern auf
und ab auf die Bar trommelt. Ich war mir nicht sicher
wo hin mich meine Beine trugen, doch ich wusste,
dass ich hier schon lang nicht mehr zu Hause war.
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Ich versuchte mich unter einem kleinen Vorsprung
unterzustellen, was leider nicht ganz so funktionierte
wie ich es mir vorgestellt hatte. Jede zweite Minute
kamen an den Seiten die aufgestauten Wassermengen
mit einem lauten ‚Platsch’ nach unten und das Wasser
spritze auf meine Füße, die sich versuchten in meinen
Ballerinas vor dem kalten Regen zu verstecken.
Es dauerte ziemlich lange bis der Regen nach ließ und ich
mich traute weiter zu gehen. Das Haus was ich suchte,
lag am Rande der kleinen Stadt. Ich war in diesem Haus
aufgewachsen. Ich verband so viele Erinnerungen damit.
Mehr schlechte als gute.
Ich wusste dass ich hier nicht willkommen war. Keiner
war wirklich froh darüber, dass ich wieder gekommen war.
Zumindest diejenigen, die sich noch daran erinnern
konnten, was damals geschehen war. Doch das war mir
egal. Ich brauchte Antworten. Antworten auf die Fragen,
die mir seit 4 Jahren durch den Kopf geisterten. Ich
hatte ja keine Ahnung, was ich auslösen würde.
Nach 5 Minuten Laufschritt, war ich auch schon an meinem
Elternhaus angekommen. Ich war etwas außer Atem, da
es nach dem Regen ziemlich schwül geworden war. Ich
wischte mir die Schweißperlen von der Stirn und ging
langsam durch das eiserne Tor. Jetzt wo ich hier war,
kamen mir all die schrecklichen Gedanken und Erinnerungen
von früher wieder in den Sinn. Doch ich zwang mich
trotz Angst weiter zu gehen. Ich stieg die Veranda hoch
und stand nun vor der schweren Tür die ins Innere
des Anwesens führte. Ich atmete tief durch und öffnete
sie. Es quietschte, wie es damals schon gewesen war.
Im innern sah man nicht sehr viel. Die Fenster waren mit
Brettern verriegelt und überall hingen Spinnweben. Die
meisten Möbel waren kaputt oder umgeschmissen worden.
Selbst die Treppe die wir neu gebaut hatten, war
morsch. Ich holte die Taschenlampe aus meiner Tasche
und kämpfte mich durch das Chaos. Ich wollte eigentlich
nur nach oben. In mein altes Zimmer. Ich tastete die
Stufen ab und befand sie für so sicher, dass ich es nach
oben schaffen sollte. Außerdem war ich nicht besonders
schwer, was die Sache einfacher machte. Ich kam
erstaunlich gut nach oben und sah mich suchend um.
Die Türen waren alle verschwunden oder lagen
modernd auf dem Boden herum. Ich stieg über eine
hinweg und betrat mein Zimmer.
Ich vermutete, dass dieses Zimmer eins der best
Erhaltensten war. Mein Bett, die Vorhänge und der
Kleiderschrank waren noch vorhanden. Zwar nicht im
Besonders guten Zustand, aber man konnte sie noch
als solche erkennen. Mein Puppenhaus war ebenfalls
noch da. Nur Lilia, meine lebensgroße Puppe mit den
langen schwarzen Haaren, den blauen Glasaugen,
dem roten Mund und dem wunderschönen Kleid, die mir
so ähnlich sah, war nirgendwo zu sehen. Sie war
gerade so groß wie ein Kind, doch für eine Puppe
außergewöhnlich. Das darf doch nicht wahr sein,
dachte ich verärgert und kniete mich neben das
Bett, und schaute darunter. Außer einer kleinen Maus
und Staub war nichts zu sehen. Ich glaube sie hätte
sowieso nicht unter das Bett gepasst .Mist, fluchte
ich laut und stemmte die Hände in die Hüften. Aber
was hatte ich denn erwartet? Das sie –unberührt-
auf meinem Bett sitzen würde. Das Lächeln
verschwunden, tot? Das wäre zu einfach gewesen.
Es hatte keinen Zweck mehr nach Lilia zu suchen. Sie
war fort gegangen, nach dem ihr Werk beendet gewesen
war. Doch mit meinem Auftauchen würde auch sie
bestimmt wieder kommen. Doch vielleicht würde ich
dann endlich klarer sehen können.
Mittlerweile war es schon dunkel geworden und erst
jetzt merkte ich, wie müde ich war. Doch hier zu
schlafen bereitete mir Angst, genauso wie der Gedanke
es draußen zu tun. Wo sollte ich hin? Hier in der
Stadt würde mich niemand aufnehmen, so viel war
sicher. Ich beschloss also weiter zu suchen. Nicht
nach Lilia, sondern nach dem Buch womit alles
begonnen hatte. Der Anleitung zum Spiel.
Ich öffnete den Schrank, der leise quietschte und
fuhr zusammen als eine kleine schwarze Katze
hervorkam. Ich bückte mich um sie zu streicheln,
doch sie stellte ihre Nackenhaare auf und verkroch
sich schnell unter meinem Bett. Ich richtete die
Taschenlampe hoffnungsvoll auf das Innenleben des
Schrankes und wurde nicht enttäuscht. Das Buch lag
unter einer Kiste. Ich hob es auf und pustete den
Staubt von ihm weg. Man konnte die Überschrift kaum
lesen, doch ich wusste was darauf stand.
Das Spiel, prangte in großen Buchstaben auf dem
Buchdeckel. Plötzlich hatte ich das Gefühl, beobachtet
zu werden. Fröstelnd sah ich mich um, doch niemand
war zu sehen. Aus dem Fenster zu sehen würde bei
dieser Dunkelheit nichts bringen. Ich setzte mich mit
dem Buch auf mein Bett und schlug die erste Seite auf.
Sie war schwarz, und in roter Schrift stand dort wieder
‚Das Spiel’.
Doch ich bemerkte wie meine Augen langsam zu fielen,
versuchte es zu ignorieren und wurde irgendwann vom
Schlaf besiegt.