Ob es so was wie Talent gibt oder nicht, ist nochmals eine andere Frage. Ich denke schon auch, dass manche Leute sozusagen ein besseres Startkapital haben, also ohne zu üben bessere Resultate kriegen. Aber wenn man in einer Sache wirklich gut sein will, muss man immer üben. Jemand, der virtuos ein Instrument beherrscht, hat viele, viele Stunden geübt, und zwar jeden Tag über Jahre hinweg. Und bestimmt hat das Üben nicht jeden Tag Spass gemacht. Das sieht man natürlich nicht, wenn er ein Stück vorträgt, und dann können die Leute wieder sagen, wie sehr sie ihn um sein Talent beneiden.

Vielleicht hat er als Kind, als er angefangen hat, schneller gelernt als andere, aber alles Talent der Welt nützt einem nichts, wenn man nichts daraus macht.
Vielleicht gehört zum «Talent» auch einfach der Ehrgeiz dazu, sich immer dranzusetzen, auch wenn man mal lieber etwas anderes täte.
So sehe ich das jedenfalls. Bestimmt gibt es auf der Welt Ausnahmen, das gibt’s immer.
Unter Schriftstellern (und Möchtegernschriftstellern) heisst es auch oft: «Ideas are cheap.» Will heissen, dass einem Grundideen nur so zufliegen, aber den Rest muss man sich erarbeiten, wie es der süsse Schmetterling auch gesagt hat. Bei mir ist noch nicht einmal das der Fall. Selbst ganz schwammige Ideen fallen mir nur sehr selten ein. Früher war das auch anders.
Dann habe ich aber in einem anderen Forum eine Diskussion verfolgt und habe herausgefunden, dass die meisten, die sagen, ihnen kämen dauernd Ideen, etwas anderes darunter verstehen als ich. Für mich zäht eine Idee nur, wenn ich auch Lust habe, sie auszuführen und ich weiss, dass mehr dahinter stecken könnte. Die Leute dort haben aber erzählt, dass sie oft Ideen haben, sie aber gleich wieder aussortieren, weil sie sich nicht lohnen.
Das tue ich auch, nur nenne ich es vorher nicht «Idee».

Ich meine, ich kann aus dem Fenster gucken und mich für eine Story inspirieren lassen, mir irgendetwas einfallen lassen, aber ich hätte überhaupt keine Lust, die zu schreiben.
Für mich ist das Problem also nicht, dass ich mir durch überlegen nichts ausdenken könnte, aber es fehlt dann das Feuer dahinter, das mir hilft, die Geschichte durchzuhalten.
Jemand, der von Natur aus nicht so viel Fantasie hat, könnte sich bestimmt auch antrainieren, sich Dinge auszudenken, nur tut er es eben nicht, weil es ja nichts bringt, wenn er keinen Spass dabei hat.
Ich schrieb früher auch völlig plot- und planlos (ein sogenannter Pantster). Heute plotte ich ein wenig mehr, zumindest versuche ich es. Aber dann verliere ich plötzlich wieder die Geduld und schreibe doch wieder drauflos. Ich finde, beides hat seinen Reiz.