Die Städte in der Sowjetunion (oder Sowjet-Osteuropa, so differenzieren muss man aus stadtplanerischer Sicht da nicht) sind in den Außenbezirken (oder als Planstadt auch in der Innenstadt) geprägt von der funktionalistischen Architektur der post-stalinistischen Ära, sprich, ihr findet dort die typischen Plattenbauten. Aber es reicht für authentische Städte nicht, die einfach aneinander zu reihen, sondern speziell in der Sowjetunion hat man sich viele Gedanken um die beste Anordnung gemacht, und einige Richtlinien und Regeln gehabt, an denen sich die Stadtplanung ausrichtete. In den Satelliten- und Trabantenstädten (die sich übrigens dadurch unterscheiden, dass eine Satellitenstadt über die Einrichtungen verfügt, die nötig sind, um ohne die große Stadt auszukommen, während die Trabantenstadt komplett abhängig ist) gab es meistens einen zentralen Platz oder Bezirk mit den wichtigsten Einrichtungen, um den sich sternförmig sogenannte Magistrale, sprich, breite, gerade, lange Straßen erstrecken, die in die umliegenden Bezirke (Auch Stadtrajons genannt) führen. Auf diesen Straßen fanden dann übrigens Aufmärsche statt, weshalb sie so groß und breit sind, Panzer brauchen Platz.
Entlang der Magistrale zweigen dann kleinere Straßen ab, die die Stadt Verwaltungseinheiten unterteilt, in denen dann die kleinsten Verwaltungseinheiten, die sogenannten Mikrorajons liegen, Ministadtteile, in denen sich die Plattenbauten um eine zentrale Infrastruktureinrichtung (Schulen, Sportplätze, Ärzte o.ä.) anordnen. Sprich: Damit eure Stadt besonders realistisch rüberkommt, muss in die Mitte ein Sportplatz, eine Schule, oder etwas ähnliches. Wie das aus der Luft aussieht, ist im Folgenden aufgezeigt, wir sehen hier Mikrorajons, in denen die Infrastruktureinrichtungen orange abgebildet sind, außen rum die blau markierten Platten.
Aus diesen Mikrorajons setzen sich die funktionalistisch geprägten Teile der Stadt zusammen, zwischen den Platten wird gemäß den
16 Grundlinien des Städtebaus viel Grün eingesetzt, Gartenstädte sorgen ja für einen besseren Lebensstandard. Übrigens waren Plattenbauten geplant, um als Übergangslösung die Wohnungsnot zu beseitigen, ein Unterfangen, das statt den 20- bis 30 geplanten Jahren mittlerweile teilweise schon 60 in Anspruch nimmt.
Früher waren die Plattenbauten aber trotzdem recht beliebt, denn sie sind nicht nur schnell und billig zu errichten, sondern boten im Vergleich zu den anderen weit verbreiteten Wohnformen damals einen akzeptablen Komfort und wenigstens ein ganz klein wenig Privatsphäre. Das bezieht sich nur auf die Plattenbauten im Osten, denn beispielsweise ein
Le Corbusier plante auch Plattenbauten, die aber ungleich mehr Komfort boten und revolutionäre Wohnformen darstellten.
Anders sehen die Innenstädte aus, wenn sie in der Sowjetunion vor 1955 errichtet wurden, denn da regierte der total demokratische, menschenfreundliche und sehr rücksichtsvolle
Stalin, der, um zu beweisen, wie großartig und schön doch der neue Sozialismus sei, den sogenannten Zuckerbäckerstil praktizieren lies, eine Form der Architektur, die sehr verspielt war und sehr an den Stil erinnert, der im New York des frühen zwanzigsten Jahrhunderts dominant war. Auch hier gibt es aber schon die Magistrale, denn aufmarschieren lässt Stalin auch, und das garantiert nicht, um das eigene Volk einzuschüchtern! Zusammen mit dem Konstruktivismus der zwanziger Jahre wird also von diesem Zuckerbäckerstil das Bild der Innenstädte großer Städte geprägt. (Planstädte, die nach 1955 errichtet werden, haben solche Kerne natürlich nicht.) Die
Lomonossov-Universität ist hier im Forum ja bereits einige male aufgetaucht, sie ist eine der sieben größten Prachtbauten des Zuckerbäckerstils in Moskau.
So sieht die Innenstadt dann aus, wenn es sich um eine echte Großstadt handelt.
Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen Inspiration geben!