Ich habe in der Regel eine ausgeprägte Ideologielandschaft. Da gibt es Freunde und Feinde. Nur: In der Not sind sich alle Menschen gleich, und wenn ich helfen kann, helfe ich. Um ein Beispiel zu geben:
Sollte es ein ähnlich schweres Unglück wie in Haiti im Raum Israel/Palästina geben, so würde meine Hilfe, soweit ich helfen kann, sowohl die Israelis als auch die Palästinenser betreffen. Dabei ist es doch zunächst mal nachrangig, dass sich die Israelis wahrscheinlich besser selbst helfen könnten als die Palästinenser, oder? Möglich sind doch auch Katastrophen-Szenarien, die so schwer sind, dass sich weder der eine noch der andere selbst helfen können, oder?
Wir hatten zu Hause eine heftige Diskussion zu Pakistan. Da fielen Worte wie "Dreckspack", "alles Terroristen" etc., die ganze Palette. Natürlich gibt es gute Gründe, Pakistan nicht zu mögen: Rückzugsgebiet für Terroristen, Atomwaffen, Verbreitung von Atomtechnologie, insgesamt ein falsches Spiel von Regierung, Militär und Geheimdiensten auf allen Ebenen, etc. Ein Problemstaat, der besser gar nicht existieren sollte.
Nur: Kann ich zusehen, wenn das halbe Land monatelang meterhoch unter Wasser steht und die armseligen Lehmhütten wegwäscht wie `ne Sandburg am Ostseestrand? Was können die armen Leute dafür, dass ihnen der Indus alles genommen hat? Nichts, rein gar nichts! Und sie können auch nichts dafür, dass sie in einem Scheiß-Staat leben müssen, genausowenig, wie ich was dafür kann, dass mein alter Herr Mitglied der NSDAP war.
Die einzige zulässige Unterscheidung kann doch nur sein: Schaffen die das alleine, oder schaffen sie es nicht? Und da sind Japan und die USA meilenweit besser aufgestellt als Haiti oder Pakistan.
Wer sich hinstellt und sagt, denen in Haiti helfe ich nicht, den Amerikanern schon, dem unterstelle ich jugendliche Dummheit oder Rassismus.