*FS* Feuer und Stein

@Flapp Vielen Dank!
Hab dir grad schon eine PN geschickt!

@>Moonlight< Vielen Lieben Dank für das Kompliment!
Benachrichtigung geht natürlich raus!​

Kapitel 5 - Der MacKenzie

kap001.jpg

Ich erwachte in einem Zustand gänzlicher Verwirrung. Ich
besann mich vage darauf, dass etwas nicht stimmte, wusste aber nicht mehr, was.
Tatsächlich hatte ich so fest geschlafen, dass ich mich einen Moment nicht
daran erinnern konnte, wer ich war. Im Raum herrschte klirrende Kälte, und ich
wollte mich wieder in meine Decke verkriechen, doch die Stimme, die mich
geweckt hatte, wollte noch etwas von mir.

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"Kommen sie, Mädchen! Sie müssen jetzt aufstehen!" Es war
eine tiefe und leutselig kommandierende Stimme, dem Bellen eines Schäferhundes
nicht unähnlich. Mistress FitzGibbons! Bei ihrem Anblick gewann ich schockiert
das Bewusstsein wieder. Es war also immer noch wahr.

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Taumelnd erhob ich mich aus dem Bett und steuerte so rasch
wie möglich auf das Feuer zu. Mistress FitzGibbons hatte eine Tasse heißer
Brühe für mich hingestellt; ich trank sie langsam aus und fühlte mich wie die
Überlebende eines schweren Luftangriffs.

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Derweil legte Mistress FitzGibbons einen kleinen Stapel
Kleider aufs Bett:
ein langes gelbliches Kleid, mit Spitze gesäumt, ein
Unterrock aus feiner Baumwolle und ein zitronengelbes Leibchen.
Braungestreifte Wollstrümpfe und ein Paar gelbe Pantoffeln vervollständigten
das Ensemble.

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Energisch scheuchte mich die Dame aus meinen alten Sachen
und überwachte, wie ich die neuen anzog. Schließlich trat sie zurück und
betrachtete zufrieden ihr Werk.

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"Gelb steht ihnen, Mädchen; das habe ich mir gedacht. Passt
gut zu ihren braunen Haaren und hebt das Gold in ihren Augen hervor. Moment
wir brauchen noch ein paar Bänder."
Zu erstaunt, um Widerstand zu leisten, duldete ich, dass
sie mir die Haare frisierte. Sie tätschelte mich, steckte hier eine Locke fest
und glätte jede Falte meines Gewandes.

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"Jetzt gefallen sie mir. Wir haben gerade noch genug Zeit,
um einen Bissen zu essen, dann muss ich sie zu ihm bringen."
"Zu wem?" Die Aussicht behagte mir nicht. Wer auch immer er
sein mochte, er würde sicher knifflige Fragen stellen.
"Zum MacKenzie natürlich. Zu wem sonst?"


~ ~ ~


kap008.jpg

Ja, zu wem sonst? Burg Leoch, daran erinnerte ich mich
verschwommen, lag inmitten der Ländereien des MacKenzie-Clans. Und dessen
Oberhaupt war der MacKenzie.
Der Burgherr empfing mich in einem Raum, zu dem man über eine
steinerne Treppe gelangte. Es war ein rundes Turmzimmer, das reich mit
Gemälden und Gobelins geschmückt war. Während der Rest der Burg einigermaßen
behaglich, wenn auch ziemlich kahl zu sein schien, herrschte in diesem Raum
luxuriöse Fülle.

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Beim Eintreten fiel mein Blick sofort auf einen riesigen
Metallkäfig, der geschickt in die Mauer eingebaut war und Dutzenden von
Finken, Ammern, Meisen und Waldsängern Platz bot. Das muntere Zwitschern war
von Flügelschwirren und Rascheln durchsetzt, so eifrig flatterten und hopsten
sie herum.

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"Geschäftige kleine Gesellen, nicht wahr?" fragte eine tiefe,
angenehme Stimme hinter mir,
und ich drehte mich mit einem Lächeln um, das im Nu gefror.

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Colum MacKenzie hatte die gleiche hohe Stirn wie sein Bruder
Dougal. Er war dunkler als Dougal und hatte graue statt braune Augen. Er rief
jedoch den gleichen Eindruck von Intensität hervor - als stünde er näher bei
einem, als einem lieb war.
Mein Unbehagen rührte allerdings von etwas anderem her:
Der wohlgeformte Kopf und der lange Oberkörper wurden von
erschreckend krummen und kurzen Beinen getragen. Der Mann, der mindestens 1,80
hätte messen müssen, reichte mir kaum bis zur Schulter.

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"Ich begrüße sie, Mistress", sagte er mit einer leichten
Verbeugung. "Mein Name ist Colum ban Campbell MacKenzie, und ich bin der Herr
dieser Burg. Mein Bruder berichtet mir, dass er ihnen in einiger Entfernung
von hier, äh, begegnet ist."
"Er hat mich entführt, wenn sie´s genau wissen wollen",
sagte ich. Ich hätte das Gespräch gerne höflich gehalten, doch noch dringender
wollte ich diese Burg verlassen und zum Steinkreis zurückkehren. "Nun gut."
Ich winkte ab und gab damit huldvoll zu verstehen, dass ich bereit war, die
Angelegenheit zu vergessen. "Ich will wohl glauben, dass es möglicherweise zu
einem Missverständnis gekommen ist. Trotzdem wäre ich ihnen sehr dankbar, wenn
ich zu dem Ort zurückgebracht werden könnte, an dem er mich ... aufgefunden
hat."

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"Hm." Die Brauen hochgezogen, deutete Colum auf einen
Sessel, und ich setzte mich widerwillig. "Wie ich höre, hat mein Bruder euch
in... äh Nöten angetroffen." Colum schien ein Lächeln zu verbergen und ich
fragte mich, was man ihm über meinen vermeintlich kaum bekleideten Zustand
erzählt hatte.
Ich holte tief Atem. Es wurde Zeit für die Erklärung, die
ich mir ausgedacht hatte.
Ich wollte so nah wie Möglich bei der Wahrheit bleiben, um
mich nicht später in Widersprüche zu verwickeln. Und so, Gott steh mir bei,
erzählte ich.
Ich erzählte von Randalls Überfall und dem Kampf mit den
Schotten - Alles nachprüfbare Fakten.

kap015.jpg

Colum achtete auf jedes Wort. "Aber wie", fragte er, "sind
sie an diesen Ort geraten? Er liegt weit ab von der Strasse nach Inverness, wo
sie sich einschiffen wollten, vermute ich." Ich nickte und holte tief Luft.
Jetzt betraten wir notgedrungen das Reich der Phantasie.
Ich stammte aus Oxfordshire, sagte ich, sei verwitwet (was
gewissermaßen der Wahrheit entsprach) und war mit einem Diener auf dem Weg zu
entfernten Verwandten in Frankreich gewesen (das schien mir entlegen genug, um
sicher zu sein). Räuber hätten uns überfallen, mein Diener sei getötet worden,
und ich musste mein Pferd samt aller Habe zurücklassen. Bei meiner Flucht
durch den Wald sei ich dann auf Randall getroffen.
Ich lehnte mich ein wenig zurück, recht zufrieden mit meiner
Geschichte. Einfach, stimmig, in allen überprüfbaren Einzelheiten wahr.

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Colums Miene drückte nicht mehr als höfliches Interesse aus.
Er öffnete den Mund, um mir eine Frage zu stellen, als ein leises Geräusch von
der Tür kam. Ein Mann trat ein und brachte Colum einen Lederkasten. Das
Oberhaupt des MacKenzie-Clans verabschiedete sich formvollendet und
versicherte mir, dass er bald zurück sei, um unser fesselndes Gespräch
fortzusetzen.

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Kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, als ich auch
schon beim Bücherregal war und mit den Fingern über die Lederrücken der Bücher
fuhr. In fliegender Hast schlug ich die Titelseiten verschiedener
Bücher auf. In vielen fand sich keine Jahreszahl; die meisten anderen waren zwischen
1720 und 1742 veröffentlicht worden. Colum schien zwar Wert auf Luxus zu
legen, aber er kein Antiquitätensammler zu sein. Die Bucheinbände waren
neu, und die Seiten hatten weder Risse noch Stockflecken.

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Ich vergaß meine Skrupel, durchwühlte schamlos den
Schreibtisch aus Ölbaumholz und spitzte die Ohren, um ihn zurückkommen zu
hören. Ich fand das, wonach ich wohl gesucht hatte, in der mittleren
Schublade. Einen halbvollendeten Brief, mit flüssiger Schrift geschrieben, die
durch exzentrische Orthographie und das beinahe völlige Fehlen von Satzzeichen
nicht unbedingt leserlicher wurde. Das Papier war frisch und rein, die Tinte
tiefschwarz. Das Datum am oberen Rand der Seite sprang mich an wie eine
Flammenschrift:
20ster April 1743

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Als Colum ein paar Minuten später zurückkehrte, saß ich im
Sessel und hatte die Hände züchtigt in den Schoß gelegt. Ich saß, weil mich
meine Beine nicht mehr trugen, und ich presste die Hände in meinen Schoß, um
das Zittern zu verbergen.

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Nachdem er sich kurz für seine Abwesenheit entschuldigt
hatte, betrachtete er mich sinnend und fragte: "Aber weshalb, Mistress
Beauchamp, haben die Männer meines Bruders sie im Hemd angetroffen? Auch wenn
man sich doch so einiges über Hauptmann Randall erzählt, würde es mich doch
schwer wundern, wenn er verirrte Damen schändet."
"Ach ja?" entgegnete ich barsch. "Was immer sie gehört
haben, der Hauptmann ist dazu im Stande."
Bei meiner Geschichte hatte ich meine Kleidung vergessen,
und ich fragte mich, an welchem Punkt unseres Zusammentreffens Murtagh den
Hauptmann und mich entdeckt hatte.
"Gut", sagte Colum. "Möglich wäre es. Der Mann hat gewiss
einen schlechten Ruf."

kap021.jpg

"Möglich?" fragte ich. "Warum nur möglich? Glauben sie mir
etwa nicht?"
In Colums Miene spiegelte sich eine leise, unverhohlene
Skepsis.
"Wenn sie nicht glauben, dass ich bin, wer ich zu sein
behaupte, für wen halten sie mich dann, verdammt?"
Colum verzog das Gesicht, bestürzt über meine Sprache, doch
dann festigten sich seine scharfgeschnittenen Gesichtszüge wieder.

kap022.jpg

"Das bleibt abzuwarten", sagte er. "Unterdessen, Mistress,
sind sie auf Leoch ein gern gesehner Gast."
Colum sprach die Worte nicht aus, aber er hätte es durchaus
tun können. Jedenfalls hingen sie, als ich ging, klar und deutlich in der
Luft:
Bis ich herausgefunden habe, wer sie wirklich sind.

~ ~ ~​
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die Benachrichtigung , der Teil war auch ganz toll !
Das Kleid ist sehr schön und die neue Frisur erst...!
Wow !
Die Bilder sind auch gut geworden und mit jedem Teil gefällt mir deine Story besser :)!
 
Wow, du hast mich wirklich restlos überzeugt. Die Bilder passen super zum Text und sind sehr sehr schön geworden.
Diesmal habe ich echt überhaupt keine Kritik, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. WOW!!!
 
So bin wieder da, danke Dir noch, hatten viel Spaß war'n an der Ostsee und das Wetter war ganz schön kalt und regnerisch.

So nun zu Deiner Story:
Das Kapitel war wieder super klasse hat mir sehr gut gefallen, Bilder war'n auch wieder passend. Ich glaub ich muß mir die Bücher auch mal irgendwann besorgen. Bin gespannt auf's nächste Kapitel. :hallo:
 
Auch ich muss jetzt mal gestehen,dass ich schon die ganze Zeit heimlich mitlese *g*
Habe mir nach dem zweiten Kapitel das Buch bei E-Bay besorgt und verschlinge es nun wie eine Ertrinkende.
Deine Art die Geschichte wiederzugeben ist einfach umwerfend. Mir fehlen die passenden Worte um das zu beschreiben,daher lass ich mal meinerseits ein "Perfekt" im Raum stehen und freue mich schon auf die Fortsetzung von dir :eek: :hallo:
 
Bitte auch mich benachrichtigen!!!
Und noch was ich finde die Story echt super!!!
Großes Log!!!
LG
Dark Lady
 
nane88 schrieb:
HAMMER! Ich kenn und liebe die Bücher und ich lieb deine Geschichte.
Mach weiter so *begierigschau*
Liebe Grüße nane
Vielen Dank :lalala:

tamfanae schrieb:
So bin wieder da, danke Dir noch, hatten viel Spaß war'n an der Ostsee und das Wetter war ganz schön kalt und regnerisch.
Oh ja, das Wetter da kann ich mir vorstellen *schauder* Aber wenn ihr trotzdem Spaß hattet, kann man das Wetter auch überstehen :)

tamfanae schrieb:
Das Kapitel war wieder super klasse hat mir sehr gut gefallen, Bilder war'n auch wieder passend. Ich glaub ich muß mir die Bücher auch mal irgendwann besorgen. Bin gespannt auf's nächste Kapitel. :hallo:
Das freut mich:lalala:
Ich bemühre mich auch, damit es bald weiter geht. Über Ostern bin ich leider zu nichts gekommen :ohoh:
Aber Morgen wird fleissig weiter getippt und geknippst :lol:

MissPiggi schrieb:
Auch ich muss jetzt mal gestehen,dass ich schon die ganze Zeit heimlich mitlese *g*
Habe mir nach dem zweiten Kapitel das Buch bei E-Bay besorgt und verschlinge es nun wie eine Ertrinkende.
Ja, das kann ich dir nachfühlen :lol:
Ich habe die Bücher (also die ersten 4) damals zum Geburtstag gekriegt udn war anfangs recht skeptisch. Ich liebe zwar Fantasy, aber ob ich nun so ne "Liebesschnulze" mögen würde, dachte ich wirklich nicht. Tja, und dann hab ich angefangen zu lesen und konnte nicht mehr aufhören :lol:

MissPiggi schrieb:
Deine Art die Geschichte wiederzugeben ist einfach umwerfend. Mir fehlen die passenden Worte um das zu beschreiben,daher lass ich mal meinerseits ein "Perfekt" im Raum stehen und freue mich schon auf die Fortsetzung von dir :eek: :hallo:
Ui:eek: Vielen lieben Dank :lalala:


dark-lady schrieb:
Bitte auch mich benachrichtigen!!!
Und noch was ich finde die Story echt super!!!
Vielen Dank auch an dich! Benachrichtigung geht raus.
 
Zuletzt bearbeitet:
:naja: ...
Der Smiley sagt alles ... ich bin ENTSETZT!! Warum schafft es diese Geschichte, dass ich mich so dafür interessiere? Ich mag keine Fantasy-Fotostories, aber diese hier ist echt der Hammer!! Schon allein wegen den Fotos sollte man sie lesen!! Und ein Buch umzusetzen finde ich persönlich ziemlich schwierig, also dafür auch ein großes Lob!!
Also ... ich werd auf jeden Fall weiterlesen!!
Find auch die Hauptperson total hübsch! Nicht das normale Gesicht, das viele immer nehmen... ^^'
 
@Syndy Upps, jetzt hast du mich aber erschreckt:eek: :lol:

Ich hab nur den ersten Satz gelesen und gedacht "Oh Schreck, was kommt denn jetzt?" ;)
Vielen Dank für das liebe Kompliment. es freut mich natürlich, wenn ich auch "Fantasy-Muffel" (wenn ich das mal so ausdrücken darf ;) ) für die Story begeistern kann.

Das animiert doch richtig zum Weitertippen.

*schnell wieder ins Spiel hüpf*
 
Zuletzt bearbeitet:
Toll...
Toll...
Die FS ist toll! Ich hab ja selber vor ein Buch umsetzten und ich find es schon schwer genung :D . Wann gehts weiter? Würdest du mich bitte auch benachrichtigen?​
 
Jamie... Jamie... Jamie.
Jahrelang der Mann meiner Träume ;)
Klasse, dass du dich da rangemacht hast, das ist wirklich unglaublich. Auf solch eine Idee wäre ich nie gekommen, obwohl Diana Gabaldon eine meiner Lieblingsautorin ist. Die Bilder sind schön, irgendwie klar und nicht verpixelt (das finde ich immer so anstrengend) Auch der Text ist an den richtigen Stellen gekürzt/verändert.
Falls es hier bald einen Jamie Fanclub gibt, bin ich vorne mit dabei. Mich interessiert, wie du Brianna machst (falls du überhaupt so weit machst)
Ich finde nur, als klitzekleiner Kritikpunkt, dass Jamie nicht ganz so meiner Vorstellung entspricht, irgendwie ist mir das Gesicht zu länglich, aber jeder hat wohl seine eigene Vorstellung, deswegen sieh das nicht als schlimmen Kritikpunkt ;)
Ich will übrigens auch unbedingt benachrichtigt werden, wenn es möglich ist :)
mach bloß weiter so
Muffin
 
Wow! Ich bin begeistert!

Ich liiiiebe die Highland-Saga und finde es echt super, wie du die Charaktere hinbekommen hast. Vor allem Murtagh, finde ich, ist dir super gelungen. Ich hab mir jetzt auch nur die Bilder angeschaut, weil ich das Buch vor kurzem noch gelesen habe und ich finde, du hast echt ganze Arbeit geleistet, Kompliment!

Allerdings ist dieses Bild sehr lustig, es sieht aus, als ob Claire Mistress Fitzgibbons an die Brust fasst :lol: :



LG Exces
 
dasmuffin schrieb:
Jamie... Jamie... Jamie.
Jahrelang der Mann meiner Träume ;)
*kicher* Deiner auch? =) ;)

Klasse, dass du dich da rangemacht hast, das ist wirklich unglaublich. Auf solch eine Idee wäre ich nie gekommen, obwohl Diana Gabaldon eine meiner Lieblingsautorin ist. Die Bilder sind schön, irgendwie klar und nicht verpixelt (das finde ich immer so anstrengend) Auch der Text ist an den richtigen Stellen gekürzt/verändert.
Danke schön:lalala: Mein Computer muss zwar ganz schön leiden, unter den hohen Grafikeinstellungen, aber ein bißchen Schwund ist ja immer :lol:

Falls es hier bald einen Jamie Fanclub gibt, bin ich vorne mit dabei. Mich interessiert, wie du Brianna machst (falls du überhaupt so weit machst)
Auja ein fanclub :lalala:
Also Brianna hab ich tatsächlich schon im Kopf. ich weiß sogar schon, welche Frisur sie kriegen würde :lol:
Aber soweit denke ich jetzt mal noch nicht. Dauert ja noch ne ganze Zeit bis zu ihrer Geburt *g*

Ich finde nur, als klitzekleiner Kritikpunkt, dass Jamie nicht ganz so meiner Vorstellung entspricht, irgendwie ist mir das Gesicht zu länglich, aber jeder hat wohl seine eigene Vorstellung, deswegen sieh das nicht als schlimmen Kritikpunkt ;)
Ja, Jamie war auch echt schwer zu erstellen. Aber ich denke, das liegt einfach daran, weil jeder so seinen ganz persönlichen Jamie im Kopf hat ;)

Ich will übrigens auch unbedingt benachrichtigt werden, wenn es möglich ist :)
Klar, wird gemacht :hallo:

Exces schrieb:
Ich liiiiebe die Highland-Saga und finde es echt super, wie du die Charaktere hinbekommen hast. Vor allem Murtagh, finde ich, ist dir super gelungen. Ich hab mir jetzt auch nur die Bilder angeschaut, weil ich das Buch vor kurzem noch gelesen habe und ich finde, du hast echt ganze Arbeit geleistet, Kompliment!
Vielen Dank für das Kompliment :lalala:

Allerdings ist dieses Bild sehr lustig, es sieht aus, als ob Claire Mistress Fitzgibbons an die Brust fasst :lol: :
Hm, jetzt wo du es sagst :lol: Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen, aber irgendwie sieht es wirklich so aus.
Ein Schelm, der böses dabei denkt...;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 6 - Colums Gericht

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Der kleine Junge, den Mrs. FitzGibbons als "jungen Alec"
bezeichnet hatte, holte mich zum Abendessen ab. Es fand in einem großen Raum
statt, in dem ringsum Tische und Bänke standen.
Als mich der junge Alec zum Ende des Raumes geleitete,
spürte ich neugierige Blicke im Rücken; die Mehrheit der Esser hatte jedoch
die Augen höflich niedergeschlagen.

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Colum hatte sich bereits an einem Tisch am Ende des Raumes
niedergelassen, die verkümmerten Beine unter der eichenen Platte verborgen. Er
nickt huldvoll, als ich erschien, und winkte mich an einen Platz zu seiner
Linken, neben einer molligen und hübschen Rothaarigen, die er mir als seine
Frau Letitia vorstellte.

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"Und das ist mein Sohn Hamish", fuhr er fort und deutete auf
einen schönen rothaarigen Knaben von sieben oder acht Jahren. Ich schaute mir
den Jungen voll Interesse an. Er sag genauso aus wie die anderen
MacKenzie-Männer, denen ich bisher begegnet war. Tatsächlich hätte er -
abgesehen von den roten Haaren - eine kleinere Ausgabe seines Onkels Dougal
sein können.

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Die beiden halbwüchsigen, kichernden Mädchen, die neben
Dougal saßen, wurden mir als seine Töchter Margaret und Eleanor vorgestellt.
Dougal lächelte mich flüchtig, aber freundlich an, ehe er den Mädchen eine
Platte wegnahm und mir zu schob.

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Als alle mit Hingabe zu essen begannen, verstummte das
Gespräch größtenteils.
"Ich hoffe, dass es Mr. MacTavish besser geht", sagte ich
während einer Pause. "Beim Hereinkommen habe ich ihn nicht gesehen."

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"Mac Tavish?" Letitia hob die schön geschwungenen Brauen,
und Dougal blickte auf. "Jamie", sagte er knapp.
"Jamie? Was hat er denn?" Sorgenfalten zeigten sich in
Letitias pausbäckigem Gesicht. "Nichts weiter, Liebes. Nur ein Kratzer", sagte
Colum beschwichtigend. Dann schaute er zu seinem Bruder. "Aber wo ist er?"
Vielleicht bildete ich mir nur ein, dass in Colums dunklem Blick eine Spur von
Misstrauen lag.
"Ich habe ihn in den Stall geschickt, damit er dem alten
Alec bei den Pferden zur Hand geht. Das scheint mir der beste Platz zu sein."

kap008.jpg

Das Abendessen zog sich hin, und ich war so müde, dass ich
kaum noch den Unterhaltungen folgen konnte.
Colum rief eine Magd, die mir den Weg zu meinem Zimmer
leuchten sollte.

~ ~ ~

kap010.jpg

Am nächsten Morgen weckte mich wieder die kolossale Mrs.
FitzGibbons. Sie brachte alles an Toilettenartikeln mit, was einer
wohlgeborenen schottischen Dame zur Verfügung stehen sollte. Bleikämme, um
Brauen und Wimpern zu schwärzen; Tiegel mit pulverisierter Veilchenwurzel und
Reismehl für die Haare.

kap011.jpg

Mrs. FitzGibbons hatte auch ein grünes Kleid samt Mieder und
Seidenstrümpfen mitgebracht.
Ich hatte keine Ahnung, was heute geschehen sollte, aber es
schien von großer Wichtigkeit zu sein, wenn man mich so herausputzte.

kap012.jpg

Die Halle war der Speisesaal, in dem wir gestern zu Abend
gegessen hatten. Man hatte Tische, Bänke und Stühle an die Wände gerückt, um
Platz zu schaffen. Doch wofür? Fragte ich mich.

kap013.jpg

Am Ende des Raumes stand ein massiv geschnitzter Sessel aus
Holz, auf dem Colum saß. Links von ihm stand sein Bruder Dougal und zu seiner
Rechten einer der größten Männer, den ich je gesehen hatte. Ich starrte den
Riesen mit gewisser Scheu an, doch trotz seiner Größe hatte der Koloss eine
freundliche Miene. Ich kam zu dem Schluss, dass heute wohl der Tag war, an dem
der Burgherr für seine Pächter Recht sprach, Fälle anhörte und Streitigkeiten
schlichtete.

kap015.jpg

Ich kam als fünfte an die Reihe. Eine wohlüberlegte
Platzierung, dachte ich mir, die der Menge andeuten sollte, wie wichtig meine
Anwesenheit auf der Burg war. Dougal hatte mich angeschleppt, und so war es
offenbar an ihm, formell darum zu ersuchen, dass ich hier aufgenommen oder
festgehalten wurde. "Sir", begann Dougal und verneigte sich leicht vor Colum,
"wir bitten um Milde und Nachsicht gegenüber einer Dame, die des
Beistands und
sicherer Zuflucht bedarf. Wir ersuchen darum, dass Burg Leoch dieser Dame ein
Obdach gewährt, bis ihre englischen Verwandten von ihrem Verbleib in Kenntnis
gesetzt und Vorbereitungen für eine sichere Weiterreise getroffen werden
können."

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Die Betonung auf "englisch" entging mir nicht, und den anderen im
Saal sicher
ebenso wenig. Also hatte man vor, mich hier zu dulden, aber misstrauisch im Auge
zu behalten. Colum nickte huldvoll und bot mir die unbegrenzte
Gastfreundschaft seines bescheidenen Heims an - so oder so ähnlich lauteten
seine Worte.

kap016.jpg

Ich knickste erneut und trat zurück, von neugierigen Blicken
begleitet.
Hätte Dougal "ihre französischen Verwandten" gesagt, hätte man
mich als Freundin oder schlimmstenfalls als neutrale Störung empfunden. So aber
könnte es schwieriger sein, aus der Burg zu entkommen, als ich gedacht hatte.

kap017.jpg

Bis dahin schienen die Fälle hauptsächlich für die
Betroffenen von Interesse zu sein. Doch nun gab es einen kleinen Aufruhr.
Ein kräftiger Mann hatte ein Mädchen von etwa sechzehn
Jahren vor Colum gezerrt und unterhielt sich nun hektisch auf Gälisch mit ihm.

kap018.jpg

Mrs. FitzGibbons und ich reckten gespannt die Hälse. "Was
hat das Mädchen getan?" flüsterte ich.
"Ihr Vater bezichtigt sie liederlichen Betragens: sie soll
sich mit jungen Männern herumgetrieben haben, obwohl er ihr das verboten
hatte. Er möchte, dass sie der MacKenzie wegen Ungehorsams bestraft."
"Bestraft? Und wie?" wisperte ich.
"Psst."

kap019.jpg

Die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich nun auf Colum,
der das Mädchen und ihren Vater betrachtete. Stirnrunzelnd klopfte er auf
seine Oberschenkel, und ein Schauder durchlief die Menge, als er sprach.
"Er hat entschieden", flüsterte Mrs. FitzGibbons.
Was er entschieden hatte, war klar; der Riese regte sich zum
ersten Mal und schnallte geruhsam seinen Gürtel ab.

kap020.jpg

Plötzlich erhob sich eine gälische Stimme am anderen Ende
des Saales. Die Leute traten beiseite, und Jamie MacTavish trat hervor. Er
neigte den Kopf respektvoll vor dem MacKenzie und sprach dann weiter. Was
immer er sagte, es schien eine Kontroverse zu verursachen.
"Worum geht es?" flüsterte ich Mrs. FitzGibbons zu.
"Der Junge bietet an, die Strafe des Mädchens auf sich zu
nehmen", sagte sie geistesabwesend.

kap021.jpg

"Was? Aber er ist verletzt! Das lässt doch sicher niemand
zu!" Mrs. FitzGibbons schüttelte den Kopf. "Ich weiß es nicht, Mädel. Sie
disputieren gerade darüber. Zwar kann ein Mann aus ihrem Clan sich für sie
opfern, aber der Junge ist kein MacKenzie." "Nein?" ich war überrascht, denn
ich hatte ganz naiv vermutet, alle Männer der Gruppe, die mich gefangen hatte,
kämen von Burg Leoch.

kap022.jpg

Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, verstummte die Menge
plötzlich. Jamie trat vor, neigte kurz den Kopf und sprach auf gälisch zu dem Riesen. Seltsamerweise
erhellte ein breites, freches Grinsen sein Gesicht. Und seltsamer noch, der
Riese erwiderte das Lächeln.
"Was hat er gesagt?" erkundigte ich mich bei meiner
Dolmetscherin. "Er hat die Fäuste statt des Gürtels gewählt. Ein Mann darf
das, eine Frau nicht."

kap023.jpg

Ich hatte keine Zeit für weitere Fragen, denn der
Vollstrecker holte aus und stieß seine riesige Faust in Jamies Magen. Dann versetzte er ihm ein paar scharfe Hiebe gegen Rippen und Arme.
Jamie unternahm nichts zu seiner Verteidigung: Er verlagerte nur dann und wann
das Gewicht, um dem Hagel standzuhalten. Die nächsten Schläge trafen ihn im
Gesicht. Ich zuckte zusammen und schloss die Augen, als es Jamies Kopf nach
hinten riss.

kap024.jpg

Der Vollstrecker kam schließlich zu dem Schluss, dass die
Bestrafung lange genug gedauert hatte. Er ließ einen gewaltigen Fausthieb los,
und Jamie fiel auf die Knie. Er schüttelte kurz den Kopf, um Klarheit hinein
zu bekommen und rappelte sich auf. Erstaunlicherweise lächelte er
wieder. Jamie verneigte sich höflich und wandte sich zum gehen.

kap025.jpg

Ich sah, wie Jamie den Raum durch die Tür am hinteren Ende
verließ. Da er mir jetzt wichtiger war als das Geschehen im Saal,
verabschiedete ich mich rasch von Mrs. FitzGibbons und lief Jamie hinterher.

kap026.jpg

Ich fand ihn auf einem kleinen Nebenhof, wo er an einem
Ziehbrunnen lehnte und sich den Mund mit dem Hemdzipfel abtupfte.
"Hier nimm das", sagte ich und reichte ihm ein Tuch. "Mhm,"
Er nahm es mit einem Laut entgegen, den ich als Danksagung deutete.

kap027.jpg

Eine blasse, wässrige Sonne war inzwischen durch die Wolken
gedrungen, und ich betrachtete den jungen Mann in ihrem Licht. Die Unterlippe
war aufgeplatzt, ein Auge zugeschwollen - das schienen die Hauptverletzungen
zu sein, obwohl er sicher noch an zahlreichen Stellen blaue Flecken entwickeln
würde.

kap028.jpg

"Warum hast du das getan?" fragte ich neugierig. "Was?"
fragte er, während er sich aufrichtete. "Warum hast du dich anstelle des
Mädchens bestrafen lassen? Kennst du sie?" Ich fragte es mit einer gewissen
Scheu, aber ich wollte wirklich erfahren, was hinter dieser ritterlichen Geste
steckte.
"Ich weiß, wer sie ist. Hab aber nie mit ihr gesprochen."
"Warum hast du es dann getan?" Jamie zog die Schultern hoch. "Es hätte Schande
über das Mädel gebracht, beim Gericht geschlagen zu werden. Für mich war´s
leichter."

kap029.jpg

"Leichter?" wiederholte ich ungläubig. Jamie befühlte
vorsichtig seine Rippen und grinste mich dann schief an. "Aye. Sie ist noch
sehr jung. Sie wäre vor allen Leuten beschämt worden. Ich habe ein paar blaue
Flecken davon getragen, ansonsten hat es mir nicht allzu sehr geschadet."
"Aber warum du?" erkundigte ich mich. Ich hatte den Eindruck, dass Jamie diese
Frage sonderbar fand. "Warum nicht?" erwiderte er.

kap030.jpg

"Ach hier bist du, Junge! Wie ich sehe, hast du ja schon
eine Heilerin gefunden, vielleicht werde ich gar nicht mehr gebraucht." Mrs.
FitzGibbons kam auf den Hof gewatschelt, Sie brachte ein Tablett mit mehreren
Gefäßen und sauberen Leinentüchern.
"Ich weiß nicht, ob wir viel mehr tun können, als ihm das
Gesicht zu waschen", sagte ich zweifelnd. "Och, Kind. es gibt immer etwas, was
man tun kann", sagte sie munter.

kap031.jpg

"Das Auge, Junge, zeig mal her." Jamie setzte sich gehorsam
und wartete ab. "Unter der Haut blutet´s noch. Da werden Egel helfen." Mrs.
FitzGibbons hob den Deckel einer Schale und zeigte uns einige kleine, dunkle,
nacktschneckenartige Gebilde. Sie nahm mehrere Blutegel heraus und setzte sie
Jamie fachgerecht ins Gesicht.
Ich sah fasziniert und angewidert zugleich zu. "Tut das
nicht weh?" fragte ich Jamie. Er schüttelte den Kopf und die Egel schlenkerten
obszön hin und her.

kap032.jpg

"Viele Menschen verwenden Egel falsch", fuhr Mrs.
FitzGibbons fort. "Setzt man sie auf eine alte Wunde, saugen sie gesundes
Blut, und das ist nicht gut. Man muss auch darauf achten, dass man nicht zu
viele nimmt, denn sie schwächen den Patienten." Ich lauschte respektvoll und
versucht mir alles genau einzuprägen. Obwohl ich dringend hoffte, dass ich nie
genötigt sein würde, davon Gebrauch zu machen.

kap033.jpg

Dann gab sie Jamie einen Becher und wies ihn an, sich den
Mund auszuspülen. "Tee aus Weidenrinde", erklärte sie. Ich nickte, da ich mich
vage erinnerte, in einer längst vergangenen Botanikstunde gehört zu haben,
dass Weidenrinde Acetylsalicylsäure enthält, den Wirkstoff von Aspirin.
Die Blutegel waren unterdessen auf das vierfache ihrer Größe
angeschwollen, und Mrs. FitzGibbons konnte sie leicht ablösen und zurück in
die Schale legen.

kap034.jpg

Mistress FitzGibbons wollte zu ihrem Tablett greifen, hielt
aber noch einmal inne. "Was du getan hast, war sehr freundlich, Junge.
Laoghaire ist meine Enkelin, weißt du, ich danke dir in ihrem Namen." Sie
tätschelte Jamies Wange und stapfte davon.

kap035.jpg

"Wie geht es dir?" fragte ich. "Gut." Ich muss skeptisch
ausgesehen haben, denn Jamie lächelte. "Sind nur Schrammen. Aber ich muss
mich, glaube ich, schon wieder bei dir bedanken. Jetzt hast du mich zum
dritten Mal innerhalb von drei Tagen verarztet. Du wirst meinen, dass ich ein
rechter Tollpatsch bin." Ich berührte einen blauen Fleck an seinem Kiefer.
"Das nicht. Nur ein wenig leichtsinnig."

kap036.jpg

Aus dem Augenwinkel sah ich, dass sich am Hofeingang etwas
Blondes regte. Das Mädchen Laoghaire verharrte scheu im Hintergrund, als sie
mich sah. "Ich glaube, da möchte jemand unter vier Augen mit dir reden",
sagte ich. "Morgen wechsele ich deinen Verband. Ich werde dich schon irgendwo
finden."
Ich ging und betrachtete voll Neugier das Mädchen. Sie war
sehr hübsch und errötete, als sie Jamie sah.
Ich verließ den Hof, und fragte mich, ob seine ritterliche
Geste wirklich so selbstlos gewesen war, wie ich gedacht hatte.

~ ~ ~

kap037.jpg

Am nächsten Morgen wurde ich bei Tagesanbruch vom Lärmen der
Vögel draußen und der Menschen drinnen geweckt. Ich zog mich an und ging durch
die zugigen Flure zum Saal. Er diente nun wieder als Speiseraum, und aus
gewaltigen Kesseln wurde dampfender Haferbrei geschöpft. Ich war immer noch
durcheinander, aber das warme Frühstück munterte mich auf, und ich beschloss,
auf Erkundung auszugehen.

kap038.jpg

Ich sagte Mrs. FitzGibbons, die ich in der Küche fand, dass
ich Jamie suchen wollte, um seinen Verband zu wechseln und nach seiner
Schusswunde zu sehen. Mit ihrer großen Hand, winkte sie einen ihrer kleinen
Diener zu sich.

kap039.jpg

"Alec, lauf los und such Jamie, den neuen Zureiter. Sag ihm,
er soll mit dir kommen und nach seiner Schulter schauen lassen. Wir sind im
Kräutergarten." Ein scharfes Fingerschnippen, und der Junge sauste davon, um
meinen Patienten zu holen.

kap040.jpg

"Es wir einige Zeit dauern, bis sie da sind. Möchten sie
unterdessen einen Blick in den Kräutergarten werfen? Sie scheinen einiges von
Pflanzen zu verstehen, und wenn sie Lust haben, können sie dort in ihrer
freien Zeit ein wenig aushelfen."
Ich nickte und ging, um mich umzuziehen.

~ ~ ~

kap041.jpg

Der Kräutergarten mit seinen Heil- und Gewürzkräutern lag in
einem Innenhof, der groß genug war, dass die Sonne herein schien, aber
windgeschützt und mit eigenen Ziehbrunnen.

kap042.jpg

In dem Korb, der über Mrs. FitzGibbons Arm hing, lagen
Knoblauchzehen, die Keime der sommerlichen Ernte. Die runde Dame reichte mir
den Korb samt einem Setzholz. Anscheinend hatte ich genug gefaulenzt; bis
Colum Verwendung für mich hatte, würde Mrs. FitzGibbons sicher immer Arbeit
für mich finden.

kap043.jpg

"Hier, den Knoblauch pflanzen sie an der Südseite, zwischen
Thymian und Fingerhut." Sie zeigte mir, wie man die Zehen in die Erde
pflanzte, und wir arbeiteten einige Zeit schweigend.

kap044.jpg

Nach etwa einer Stunde kam der Junge, den Mrs. FitzGibbons
geschickt hatte, um meinen Patienten zu holen, außer Atem vom schnellen Lauf.
Er berichtete, der Patient weigerte sich, seine Arbeit zu unterbrechen. "Er
hat gesagt", keuchte Alec, "es tut nicht so weh, dass er jemand braucht, aber
er bedankt sich."

kap045.jpg

Mrs. FitzGibbons zuckte die Achseln. "Nun gut, wenn er nicht
kommen mag, dann soll er es eben bleibenlassen. Vielleicht treffen sie ihn ja
mittags im Speisesaal. Alec holt sie ab und bringt sie hin."
Mrs. FitzGibbons zog von dannen, wie eine Galeone, den
Knaben Alec im Kielwasser.

kap046.jpg

Ich arbeitete den ganzen Vormittag, pflanzte Knoblauch,
entfernte vertrocknete Blumenköpfe, jätete Unkraut und fragte mich die ganze
Zeit, warum es mich so ärgerte, dass Jamie mich nicht hatte sehen wollen.
~ ~ ~​
 
Zuletzt bearbeitet:
Genauso ein toller Teil wie immer aber dieser erschien mir länger als die anderen.
Nicht das dass schlecht wäre , quatsch im Gegenteil!
Mrs. FitzGibbons ist cool , die gefällt mir irgendwie ziemlich gut und Alec auch .
Aber warum wollte Jamie denn nicht kommen ? :(
Die Bilder waren genauso genial wie sonst auch immer . Freue mich wie immer schon auf den nächsten Teil.
(HA! Erste!)
 
Ja, warum hat sie das wohl so geärgert? *gg*
Wieder mal sehr schön geworden. Dieser Folterscherge da ist ja echt riesig, wie hast du das gemacht? Der ist ja mindestens zwei Köpfe größer als normale Sims.
Jamie sieht ja schlimm aus, mit dem Auge und diesen Egeln im Gesicht. Eklig.
Die Bilder sind wirklich gut geworden und ich liebe das grüne Kleid, das Claire bei der Gerichtsverhandlung an hat.
Weiter so!!
 
Vielen Dank für eure Kommis :hallo:

Genauso ein toller Teil wie immer aber dieser erschien mir länger als die anderen.
Nicht das dass schlecht wäre , quatsch im Gegenteil!
Die Kapitel sind alle relativ unterschiedlich von der Länge. Das liegt daran, dass ich die Kapitel (also von der Aufteilung her) aus dem Buch übernehme.

Aber warum wollte Jamie denn nicht kommen ? :(
Tja, wer weiß schon, was in Männern vorgeht? ;) =)

ich finde es nur etwas schade, dass du Laoghaire nicht etwas näher aufgenommen hast, dass man sie etwas besser sieht.
In Kapitel 8 taucht sie nochmal auf, dann auch in Nahaufnahme ;)

Dieser Folterscherge da ist ja echt riesig, wie hast du das gemacht? Der ist ja mindestens zwei Köpfe größer als normale Sims.
Also zum einen hat er den Bodybuilder-Mesh für die Muskeln. Die Größe entsteht durch den stretchskeleton-Cheat. Mich ärgert nur, dass er durch das "Langziehen" so schmal wirkt. Eigentlich müsste der viel massiger wirken.:naja:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder ein sehr schönes Kapitel, vor allem schön lang, hätt jetzt echt noch weiterlesen können ;) . Die Frisuren und die Kleider von den Damen fand ich auch sehr toll. Und die Bilder warn auch wieder super. Freu mich schon auf's nächste Kapitel :hallo: .
 
Huhu Adara :hallo:

Habe leider jetzt erst hierhergefunden *schäm* und bin total begeistert !!! =)
Die Bücher habe ich bisher noch nicht gelesen, bin irgendwie immer dran vorbeigelaufen :argh: Aber Deine FS macht richtig Lust auf diese Bände. Die Bilder sind so schön stimmungsvoll und passen echt gut zu der Geschichte.
Und auch wenn man nicht immer alles so hinbekommt, wie man gern möchte (Sims ist schließlich doch sehr eingeschränkt) hast Du das echt super hinbekommen *daumenhoch* !
Aber was red ich hier, bin ja eh ein ganz großer Fan von Deinen Geschichten ;)

Werd auf jeden Fall weiterlesen !!! :read:
 
Woo Wow Wow

ich finde es klasse dass du das Buch mit Bildern Versetzt.
Ich liebe das Buch und lese es auch grade. Die Charaktere hast du super hinbekommen, oblowhl ich Jamie immer mit längeren Haaren im Sinn habe ....

Ein grosses Lob muss ich dir zukommen lassen :)

Kann ich auch benachrichtigt werden?
 
Guten Morgen :hallo:

Schön, dass es euch wieder gefallen hat :lalala:

tamfanae schrieb:
Die Frisuren und die Kleider von den Damen fand ich auch sehr toll.
Ich hab auch ewig gesucht, bis ich mal einige nette Kleider zusammen hatte. Sollen ja auch nicht alle das gleiche tragen.

Chrissi schrieb:
Ich finds toll das du Collum so klein machst und auch das der rest der Sims mal groß mal klein sind, aber jetzt muss ich was bemängeln: Claire is da ja fast so groß wie Jamie! Das geht doch mal garnich :D
Da muss ich gestehen: Auf einigen Bildern habe ich es schlichtweg vergessen, Jamie größer zu machen.:ohoh:
Aber ich achte jetzt (fast) immer drauf.

Aschenkind schrieb:
Die Bücher habe ich bisher noch nicht gelesen, bin irgendwie immer dran vorbeigelaufen :argh: Aber Deine FS macht richtig Lust auf diese Bände. Die Bilder sind so schön stimmungsvoll und passen echt gut zu der Geschichte.
Ich glaub, bald krieg ich Provision, wenn ich alle zum Kaufen der Bücher bewege =)

Maggy79 schrieb:
Ich liebe das Buch und lese es auch grade. Die Charaktere hast du super hinbekommen, oblowhl ich Jamie immer mit längeren Haaren im Sinn habe ....
Zur Zeit sind die Haare noch relativ kurz, weil er sie ja nach der Kopfverletzung kurzgeschoren hatte. Eigentlich müssten sie sogar noch kürzer sein als bei mir. Irgendwo im Buch steht, dass er seine kurzen Haare durchwühlt, bis sie wie Stacheln von seinem Kopf abstehen.
Aber es ist echt schwer, passende Männerfrisuren zu finden :naja:

Maggy79 schrieb:
Kann ich auch benachrichtigt werden?
Na klar :lalala:
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder mal wundervoll!
 
Hehe, wie genial :) Ich liebe die Highlandsaga!
Hab jetzt den Text nicht gelesen, kenne ihn ja schon in und auswendig :)

Ein paar Kritikpunkte hab ich dennoch:

Claires Haare. Die sind doch richtig medusenhaft lockig. Weiß nicht, ob es sowas gibt, aber vllt mal gucken.
Claires Augen, die sollten heller sein, wie Whisky eben.
Die Kleider, sind zu mittelalterartig und das eine Kleid von Claire ist Empirestil *g* Teilweise ist das ja schon Barock (denk da vor allem an den 2. Band mit dem scharlachroten Kleid und dem ultratiefen Dekolletée).

Aber alles in allem, finde ich die Bilder schön gemacht und man erkennt jede Szene, um die es sich handelt. Bin schon gespannt auf Laoghaires weitere Aktionen sowie auf Geilis Duncan. Uhhh, und dann *seufz* - darf ich nicht verraten. Danach kommt ja richtig Action auf, also liebe Leser, wird noch richtig spannend. Ich freu mich total auf die Fortsetzung.


Ach ja, bei den Wallsims gibt es auch noch Downloads, die in Burgen passen :)

Nochmal achja, warst du mal im Forum von Sorcha unterwegs? Ich glaube, da gab es ne Adara!
 
@Saphira und Anna222 Danke schön :lalala:

@Magenta, schön, dass es dir trotz den "Ungereimtheiten" gefallen hat.

Claires Haare. Die sind doch richtig medusenhaft lockig. Weiß nicht, ob es sowas gibt, aber vllt mal gucken. Claires Augen, die sollten heller sein, wie Whisky eben.
Eigentlich schon, aber ich habe leider nichts vergleichbares gefunden.

Die Kleider, sind zu mittelalterartig und das eine Kleid von Claire ist Empirestil *g* Teilweise ist das ja schon Barock (denk da vor allem an den 2. Band mit dem scharlachroten Kleid und dem ultratiefen Dekolletée).
Ja das stimmt natürlich. Aber ich erhebe auch keinen Anspruch auf geschichtliche Korrektheit*g*
Es gibt leider haufenweise Dinge, die nicht wirklich "passen". Seien es nun die Kleider, Möbel, Orte,etc. Ein großes Problem sind z.B. die Uniformen oder auch die verschiedenen Clan-Tartans.
Es liegt also nicht daran, dass ich keine Lust hatte, genauer zu recherchieren, sondern es ist einfach super schwer, das Richtige zu finden.:ohoh:
Bei wallsims werde ich gleich mal schauen. Bin ja imemr auf der Suche, nach weiteren Downloads.

Nochmal achja, warst du mal im Forum von Sorcha unterwegs? Ich glaube, da gab es ne Adara!
Hm *grübel* Ja, ich glaube, das war ich.
 
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Kapitel 7 - Davie Beatons Kammer

kap001.jpg

Zu meiner Überraschung wurde ich, als ich auf die Burg
zurückkehrte, in der Nähe des Tores von einer Magd erwartet. Der MacKenzie, so
sagte sie, wäre mir sehr verbunden, wenn ich ihn in seinem Gemach aufsuchen
wollte.

kap002.jpg

Colum saß an seinem Tisch und schrieb, hielt aber sofort
inne und erhob sich, um mich zu begrüßen.
"Dougal und Mrs. FitzGibbons berichten, sie seien eine recht
geschickte Heilerin", bemerkte er im Plauderton. Ich zuckte die Achseln. "Man
muss nicht sonderlich geschickt sein, um eine oberflächliche Wunde zu
verbinden." Colum lächelte. "Vielleicht. Aber es verlangt einiges an Geschick,
dies im Dunkeln zu tun, oder? Und Mrs. FitzGibbons sagte, sie hätten bei einem
ihrer kleinen Jungen einen gebrochenen Finger gerichtet und heute früh den
verbrühten Arm einer Küchenhilfe versorgt."

kap003.jpg

"Auch das ist nicht allzu schwierig", erwiderte ich und
fragte mich, worauf Colum hinauswollte. "Wir hatten einen Heiler aus dem
Beaton-Clan auf der Burg, doch seit er das Zeitliche gesegnet hat, haben wir
niemanden mehr außer Mrs. FitzGibbons. Sie versteht sich gut auf diese Dinge,
aber sie hat schon mehr als genug zu tun." Colum lächelte wieder. "Gegenwärtig
ist ihre Zeit nicht besonders ausgefüllt, nicht wahr?" fuhr er fort. "Sie
sollten einen Blick auf Davie Beatons Hinterlassenschaften werfen. Vielleicht
wissen sie etwas damit anzufangen."

~ ~ ~

kap004.jpg

Das Sprechzimmer des verstorbenen Davie Beaton lag in einem
entlegen Winkel der Burg. Der kleine, schmale Raum ließ nur wenig Licht durch
ein kleines Fenster hinein. Ich spähte in die schummrigen Ecken des Raumes und
erkannte einen großen Apothekerschrank mit vielen kleinen Schubladen, große
Regale mit Büchern und einen langen Tresen, auf dem Davie Beaton wohl seine
Arzneien zubereitet hatte.

kap005.jpg

Colum trat vor mir in den Raum und ging langsam voran. Ich
beobachtete seine unsicheren Bewegungen und sagte: "Massage könnte ein wenig
helfen. Gegen die Schmerzen, meine ich." In den grauen Augen blitzte es
drohend auf, und ich wünschte, ich hätte geschwiegen, aber der Funke
verschwand und Colums Miene wandelte sich wieder zu höflicher Aufmerksamkeit.

kap006.jpg

"Ich weiß", sagte Colum. "Angus Mhor tut das jeden Abend für
mich." Er hielt inne und betrachtete eines der Gläser. "Scheinbar verstehen
sie wirklich etwas von der Heilkunst." "Ein bisschen." Ich war auf der Hut und
hoffte, dass er mich nicht auf die Probe stellen und fragen würde, was die
einzelnen Arzneien waren. Das Glas in seiner Hand stand PURLES OVIS. Weiß der
Himmel, was das war.

kap007.jpg

In einem Schrank fand ich ein dickes, in Leder gebundenes
Buch, das ich neugierig durchblätterte. Es erwies sich als Beatons
Patientenkartei. Ein Eintrag lautete z.B. "2ter Februar 1741. Sara Graham
MacKenzie, Verletzung am Daumen. Einen Breiumschlag aus Johanniskraut, Oniscus
und Mauseohr verabreicht." Mauseohr? Zweifellos eine Arzneipflanze, die ich
nicht kannte.

kap008.jpg

"Ist Sarah MacKenzies Daumen gut verheilt?" fragte ich Colum.
"Sarahs Daumen?" erwiderte Colum nachdenklich. "Nein, wohl nicht."
"Tatsächlich?" fragte ich weiter. "Vielleicht könnte ich später -" Colum
schüttelte den Kopf. "Sie ist tot."
Ich starrte ihn an, während er langsam zur Tür ging. "Es
steht zu hoffen, Mrs. Beauchamp, dass sie sich der Heilkunst besser bewehren
als Davie Beaton." Colum musterte mich sarkastisch. "Schlechter können sie es
schwerlich machen."

kap009.jpg

Nachdem Colum gegangen war, inspizierte ich den kleinen
Raum. Das meiste war sicherlich Plunder, doch manche Arzneien mochten durchaus
nützlich sein. Ich öffnete eine Schublade des großen Schranks, woraufhin eine
Staubwolke aufstieg. Ich machte die Schublade wieder zu und wischte mir die
Finger an meinem Rock ab. Vielleicht sollte ich mit meiner Bestandsaufnahme
warten, bis der Raum gereinigt worden war.

kap010.jpg

Ich hatte schon mehrmals versucht, über alles nachzudenken,
aber die Ereignisse hatten sich so überstürzt, dass ich kaum einen Moment für
mich hatte. Jetzt hatte ich anscheinend einen. Ich setzte mich auf eine
staubige Truhe, und versuchte mich auf die Einzelheiten zu besinnen. Die
schreienden Steine waren das letzte, an das ich mich wirklich erinnerte. Waren
die Steine eine Art Tür? Und wohin öffnete sie sich? Es war ein Riss in der
Zeit, nahm ich an, denn ich hatte damals existiert und ich existierte jetzt,
und die Steine waren die einzige Verbindung.

kap011.jpg

Ich merkte, dass ich mich tatsächlich an einiges erinnerte.
Kleine Dinge. Das Gefühl, gegen etwas anzukämpfen, als wäre ich in einer
Strömung gefangen. Ich hatte mich zu irgendeiner Oberfläche durchgekämpft.
Hieß das also, dass ich mich entschieden hatte, gerade in diese Zeit zu
gelangen, weil sie Zuflucht vor der wirbelnden Strömung bot?
Ich schüttelte den Kopf. Auch wenn ich noch so angestrengt
nachdachte - ich fand keine Antwort. Nichts war klar, außer der Tatsache,
dass ich zu dem Steinkreis zurückkehren musste.

~ ~ ~

kap013.jpg

Gegen Mittag ging ich zur Koppel, um Jamie das Mittagessen
zu bringen, weil ich befürchtete, dass er sonst bis zum Abend nichts in den
Magen bekommen würde. Außerdem war ich neugierig und wollte erfahren, warum
er unter freiem Himmel gelebt und jenseits der Grenze Überfälle gemacht hatte.
Inzwischen hatte ich genug von den Dorf- und Burgbewohnern gesehen, um sagen
zu können, dass Jamie sowohl höher geboren als auch gebildeter war als die
meisten. Warum war er also so weit fort von zu Hause?

kap014.jpg

"Weil ich Geächteter bin", sagte Jamie, als überraschte es
ihn, dass ich das nicht wüsste. "Die Engländer haben eine Belohnung von zehn
Pfund Sterling auf meinen Kopf ausgesetzt." "Nur für einen Fluchtversuch?"
fragte ich ungläubig. Zehn Pfund Sterling entsprachen dem halben
Jahreseinkommen eines kleinen bäuerlichen Anwesens.
"Nein. Hier geht es um Mord."

kap016.jpg

Ich verschluckte mich, und Jamie klopfte mir auf den Rücken,
bis ich wieder sprechen konnte. "W-wen hast du um-umgebracht?"
Jamie zuckte die Achseln. "Nun das ist ein bisschen
sonderbar, denn ich habe den Mord, für den ich geächtet bin, gar nicht
begangen. Aber ich habe ein paar anderen Rotröcken das Licht ausgeblasen, von
daher ist es wohl gerecht."

kap017.jpg

"Es war in Fort William. Nachdem ich zum zweiten Mal
ausgepeitscht worden bin, haben mich ... Freunde aus dem Fort geholt. Es war
mit Krawall verbunden, und ein englischer Unteroffizier ist erschossen
worden." Jamie zuckte die Achseln. "Jedenfalls bin ich geächtet. Das ist
einer der Gründe, warum ich mich nie allein von der Burg entferne. Du wirst
sicher auch schon zu dem Schluss gekommen sein, dass ich nicht MacTavish
heiße, aber meinen richtigen Namen zu benutzen ist noch zu gefährlich.."

kap018.jpg

Ich nickte. "Warum hast du so kurze Haare?" fragte ich
unvermittelt und errötete. "Entschuldigung, das geht mich ja nichts an. Ich
hab nur überlegt, weil doch die meisten Männer ihre Haare lang tragen..."
Jamie schaute ein bisschen verlegen drein und fuhr mit der Hand über seinen
Kopf. "Ich habe sie auch lang getragen, aber die Mönche mussten mir den
Schädel rasieren, und sie hatten noch nicht viel Zeit zum Nachwachsen."
Jamie beugte sich vor, damit ich seinen Hinterkopf inspizieren konnte. Ich
konnte es spüren: Eine etwa fünfzehn Zentimeter lange und wulstige Narbe.
Sauber verheilt. Wer immer die Wund genäht hatte, die erheblich geklafft
haben musste, hatte gute Arbeit geleistet.

kap019.jpg

"Wie ist das passiert?" erkundigte ich mich. Jamie
runzelte die Stirn und wirkte plötzlich unsicher. "Das ist die Frage", sagte
er langsam. "Ich erinnere mich nämlich an nichts. War in der Nähe des
Carryarick-Passes mit ein paar Leuten von Loch Laggan. Das Letzte, was ich
weiß, ist, dass ich durch ein Wäldchen bergauf stieg. Ich riss mir die Hand
an einem Ilexstrauch auf und dachte, die Blutstropfen sähen genauso aus wie
Beeren. Und das nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich in
Frankreich erwachte, in der Abtei Sainte Anne de Beaupré. Mein Kopf dröhnte
wie verrückt, und jemand reichte mir einen kühlen Trunk."

kap020.jpg

Ein Schatten fiel plötzlich über uns, und ein fester
Stiefel schob sich vor und stupste Jamie zwischen die Rippen. "Faulpelz",
sagte der Neuankömmling fast gemütlich, "schlägst dir hier den Bauch voll,
während die Pferde verrückt spielen. Wann hast du die junge Stute endlich
zugeritten, Junge?" "Geht sicher nicht schneller, wenn ich verhungere,
Alec", erwiderte Jamie lachend.

kap021.jpg

Jamie stellte den Mann formvollendet als Alec MacMahon
MacKenzie, Oberstallmeister von Burg Leoch, vor. Nachdem er einmal genickt
und mich damit zur Kenntnis genommen hatte, ignorierte mich der alte Alec
(denn so nannte ihn Jamie - um ihn von dem jungen Alec, der mich hergeführt
hatte, zu unterscheiden) und widmete seine Aufmerksamkeit Jamie und den
Pferden auf der Koppel. Ich wiederum konnte mich für die folgende Diskussion
über die Abstammung mehrerer Wallache und etliche Jahre umspannende Details
aus den Zuchtbüchern des Stalls nicht erwärmen.

kap022.jpg

Ich lehnte mich zurück und genoss die warme
Frühlingssonne. Der Tag war seltsam friedlich; alle Dinge schienen ruhig
ihren Gang zu gehen, ungeachtet aller menschlichen Aufregungen. Vielleicht
lag es an der Arbeit im Garten, der stillen Freude, die man empfand, wenn
man Pflanzen beim Wachsen und Gedeihen half. Vielleicht lag es auch an
der Erleichterung, endlich eine Aufgabe gefunden zu haben.

kap023.jpg

Was mich einige Zeit später weckte, mochte ein
Wolkenschatten gewesen sein oder der neue Ton, den die Männer angeschlagen
hatten.
"Bis zur Versammlung haben wir noch eine Woche. Weißt du
schon, was du tun wirst, Junge?" Jamie stieß einen langen Seufzer aus.
"Nein, Alec. Es ist schön, hier mit dir zu arbeiten. Aber das Eisen küssen
und den Namen MacKenzie annehmen und allem abschwören, wozu ich geboren
wurde? Nein, dafür kann ich mich nicht erwärmen." "Nun, es gibt doch aber
andere Überlegungen, oder? Mistress Laoghaire vielleicht..." Jamie
schnaubte.
"Aye, Junge", fuhr Alec fort. "Die Mädchen umschwärmen
dich wie Motten. Sogar diese Engländerin sucht deine Nähe, dabei ist sie
eine junge Witwe!"

kap024.jpg

Ich befürchtete eine Reihe von zunehmend geschmacklosen
Bemerkungen über meine Person und kam zu dem Schluss, dass es an der Zeit
war, offiziell zu erwachen. Gähnend setzte ich mich auf und rieb mir die
Augen. "Mmmmm. Ich bin wohl eingeschlafen", sagte ich blinzelnd. Der alte
Alec starrte mich an und schien mich erst jetzt wieder zu bemerken.

kap025.jpg

"Interessieren sie sich für Pferde, Mädel?" fragte er. In Anbetracht der
Umstände konnte ich schwerlich nein sagen. Nachdem ich also bestätigt hatte,
dass ich Pferde höchst aufregend fand, wurde ich mit einem detaillierten
Vortrag über das Füllen belohnt, dass dösig auf der Koppel graste. "Sie
können jederzeit kommen und zuschauen, solange sie die Pferde nicht
ablenken", sagte Alec zu guter Letzt. Ich bedankte mich artig und wollte mir
noch schnell Jamies Schulter anschauen, doch zu meiner Verwunderung lehnte
er ab. "Das muss noch warten, Mädel. Es gibt viel zu tun, später
vielleicht", sagte er ausweichend.

kap026.jpg

Unterwegs dachte ich über Jamies Narbe am Hinterkopf nach.
Sie verlief nicht gerade, wie sie ein englisches Breitschwert verursachen
würde. Sie verlief gebogen, wie von einer krummen Klinge. Von einem Axtblatt
vielleicht, einem Lochaber-Beil? Aber meines Wissen hatten nur die
schottischen Clans diese mörderische Waffe geführt - nein, führen sie,
berichtigte ich mich.

~ ~ ~

kap027.jpg

Später ging ich ins
Sprechzimmer, des verstorbenen Beaton, das jetzt tadellos sauber war. Selbst
die Gläser blinkten und blitzten matt im Licht. Nun war ich bereit für eine
Bestandsaufnahme.

kap028.jpg

Ich zog ein weiteres Buch aus dem Schrank, das den Titel
"Des Arztes Handbuch" trug. Ich las mir einige Rezepte durch und erkannte,
warum Davie Beaton bei seinen Patienten keine allzu großen Erfolge
verzeichnen konnte. "Gegen Kopfschmerzen nehme man einen Pferdeapfel,
trockne ihn sorgfältig, zermahle ihn zu Pulver und trinke dieses, in warmes
Bier eingerührt." Ich staunte über die erstaunliche Zahl an Patienten, die
die Behandlung des Heilers überlebt hatten.

kap030.jpg

Nach einigen Stunden hatte ich etliche Gefäße aussortiert
und den Rest neu geordnet. Nur die Truhe an der Wand hatte ich noch nicht
begutachtet. Ich klappte den Deckel hoch und prallte vor dem Gestank zurück,
der ihr entstieg. Das war wohl die chirurgische Abteilung. Sie enthielt eine
stattliche Sammlung von ominösen Sägen, Messern und Meißeln. Ich würde sie
wohl lieber an den Zimmermann der Burg weiterreichen.

kap031.jpg

Als ich mich umdrehte, sah ich einen jungen Mann, der
mühsam in mein Sprechzimmer humpelte. Ich deutete auf die Truhe. "Nehmen sie
Platz", sagte ich. Anscheinend war die neue Heilerin von Burg Leoch jetzt im
Dienst.

~ ~ ~​
 
Zuletzt bearbeitet:
Gefällt mir genauso gut wie immer, ein großes liebes Lob an dich :)
Aber ich mag Claires derzeitige Frisur nicht... ich weiß nicht warum aber die sieht irgendwie komisch aus.

Wie hast du das mit dem humpeln gemacht? EIn Zombie =) ?
 
Hast Du schon beim Verlag wegen Provision nachgefragt ? :lol:
Die Fortsetzung gefällt mir wirklich gut. Da passt einfach Eins zum Anderen. Da muss unendlich viel Arbeit hinter stecken, die Kulisse und die Kleider... bin einfach nur begeistert.
 
Wie ich es hasse, dass ich mich ständig wiederhole, aber ich kann wieder nur sagen: Super Fortsetzung, gut gemacht!
(Mann, ich finde wirklich gar nix, dass ich kritisieren könnte, ist ja langweilig^^)
Das Sprechzimmer sieht übrigens cool aus.
 
Also ich glaub ich leg mir die Bücher auch mal zu XD Ich find die Story super gut vor allem immer so schön lang X3 Ich freu mich schon auf die Fortsetzung (vielleicht hab ich dann die Bücher schon *gg*)
 
Hallöchen :hallo:

Wieder mal ein dickes Dankeschön an euch *knuddel*

>Moonlight< schrieb:
Wie hast du das mit dem humpeln gemacht? EIn Zombie =) ?
Ja, der arme Kerl musste kurzzeitig "verzombierisiert" werden :rolleyes:

Aschenkind schrieb:
Hast Du schon beim Verlag wegen Provision nachgefragt ? :lol:
nee, aber das wär direkt mal ne Idee:lol:
Vielleicht sollte ich hier noch so nen Amazon-Provisionslink hinmachen :lol: ;)

Lynne schrieb:
Wie ich es hasse, dass ich mich ständig wiederhole,
Macht doch nichts. Ich freu mich auch über wiederholtes Lob ;)
 
Hey, auch wenn ich mich wiederhole, aber die Fortsetzung war wieder super klasse und genauso die Bilder :eek: . Freu mich schon auf's nächste Kapitel. :hallo:
 
@Flapp und tamfanae Vielen Dank für euer Lob und jetzt geht es weiter mit Kapitel 8​

Kapitel 8 - Eine Abendunterhaltung

kap001.jpg


Ich legte mich völlig erschöpft aufs Bett. Seltsamerweise
hatte es Spaß gemacht, die Hinterlassenschaften des verstorbenen Davie Beaton
zu durchwühlen; und die Behandlung meiner Patienten hatte mir das Gefühl
gegeben, wieder fest im Leben zu stehen. Wie seltsam die Umstände auch sein
mochten und wie deplaziert ich mir vorkam, es war sehr tröstlich zu merken,
dass ich es wirklich mit Menschen aus Fleisch und Blut zu tun hatte. Ich war
Colum wirklich dankbar für seinen Vorschlag, mich als Heilerin wirken zu
lassen.

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Colum MacKenzie. Ein seltsamer Mann. Kultiviert, fast
übertrieben höflich, auch aufmerksam und von einer Zurückhaltung, die den
stählernen Kern seines Wesens fast verbarg. Colum war trotz seiner
verkrüppelten Beine ein wahrer Herrscher. Toulouse-Lautrec-Syndrom, dachte
ich. Ich hatte davon gelesen. Die Beinknochen werden porös und brüchig und
verkrümmen sich im Lauf der Jahre immer mehr. Die Kranken leiden unter
schlechten Durchblutung und Unfruchtbarkeit. Ich hielt inne und dachte an
Hamish. Mein Sohn, hatte Colum stolz gesagt. Letitia hatte großes Glück, dass
sich alle MacKenzie Männer so stark ähnelten...

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Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine äußert spannenden
Überlegungen. Der junge Alec brachte mir eine Einladung von Colum persönlich.
Im Saal werde nachher gesungen, sagte er, und wenn ich kommen wollte, werde
sich der MacKenzie sehr geehrt fühlen.
Ich war gespannt darauf, Colum im Lichte meiner
Spekulationen zu betrachten, und so glättete ich schnell meine Haare und
folgte meinem jungen Begleiter durch die Flure.

~ ~ ~

kap005.jpg

"Es freut mich, dass sie gekommen sind, Mistress Claire",
sagte Colum angenehm unförmlich. "Gwyllyn wird eine weitere Zuhörerin zu
schätzen wissen." Ich murmelte etwas Unverbindliches und sah mich um. Immer
mehr Menschen strömten in den Saal und standen in kleinen Gruppen beisammen
und plauderten. "Wie bitte?" Ich drehte mich um, weil ich Colum in dem
wachsenden Lärm nicht verstanden hatte und stellte fest, dass er mir ein Glas
Wein angeboten hatte.

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Ich kostete das Aroma entzückt aus, bevor ich den Schluck
bedauernd die Kehle hinunter rinnen ließ. Der Wein war köstlich. "Gut, nicht
wahr?" Colum lächelte. Ich wollte etwas erwidern und entdeckte, dass der zarte
Geschmack trügerisch war - der Wein war stark genug, um eine leichte
Stimmbandlähmung hervorzurufen. "Wunder... wunderbar", sagte ich schließlich
mit einiger Mühe. "Ja, es ist Rheinwein", sagte er während er meinen Becher
erneut füllte.

kap007.jpg

Nachdem ich mich bei Colum entschuldigt hatte, ging ich ans
Ende des Saales, wo die Frauen beisammen saßen. Ich setzte mich neben das
Mädchen Laoghaire und versuchte, sie in ein Gespräch zu ziehen, doch sie
antwortete überwiegend einsilbig, errötete und fuhr zusammen, wenn ich sie
anredete, und so gab ich es bald auf und richtete meine Aufmerksamkeit auf das
Harfenspiel des Barden.

kap008.jpg

Mir fiel plötzlich auf, dass Laoghaire mein Interesse an dem
Barden nicht zu teilen schien. Sie wirkte etwas starr und spähte zum unteren
Eingang. Ich folgte ihrem Blick und sah Jamie MacTavish, der soeben den Saal
betreten hatte. "Ah der ritterliche Held! Er hat´s dir angetan, stimmt´s?"
fragte ich das Mädchen. Sie schüttelte den Kopf, doch die Röte, die ihre Wange
überzog, war Antwort genug. "Dann wollen wir mal sehen, was sich machen lässt,
ja?" sagte ich und fand mich sehr großzügig.

kap009.jpg

Ich winkte Jamie, der sich sofort zielstrebig auf uns zu
bewegte. Er lächelte und begrüßte uns herzlich. Ich hatte allerdings das
Gefühl, dass er Laoghaire gegenüber eher kühl und reserviert blieb. Dennoch
setzte er sich zwischen Laoghaire und mich.

kap010.jpg

Während einer Pause, in der Gwyllyn sein Instrument stimmte,
fragte ich Jamie leise: "Ist der Barde schon lange hier?" Dann erinnerte ich
mich und sagte: "Ach, das kannst du ja nicht wissen, oder? Ich habe
vergessen, dass du auch neu bist auf der Burg." "Ich war schon einmal
hier", sagte Jamie. "Als ich sechzehn war, habe ich ein Jahr auf Leoch
verbracht, und da war Gwyllyn auch hier."

kap011.jpg

"Ich kann mich noch an dich erinnern." Laoghaire meldete
sich schüchtern zu Wort. Jamie wandte kurz den Kopf und lächelte. "Ach ja? Du
kannst damals nicht älter gewesen sein als sieben oder acht." Jamie wandte
sich wieder an mich und fragte: "Kannst du walisisch?" "Aber ich entsinne mich
ganz genau", fuhr Laoghaire unbeirrt fort. "Du warst.. äh ich meine, ... du
kannst dich nicht an mich erinnern?" "Nein, ich glaube nicht. Als
Sechzehnjähriger ist man viel zu sehr von sich eingenommen, um auf einen
Haufen rotznäsiger Kinder zu achten." Bevor Laoghaire völlig die Fassung
verlieren würde, sagte ich hastig: "Nein, ich kann kein walisisch. Verstehst
du was er singt?"

kap012.jpg

"Aye." Und nun gab Jamie den Liedtext so flüssig auf
englisch wieder, als läse er ihn von einem Blatt Papier ab.
Zweihundert Jahre ist es wohl her, da ein Mann sich auf
einem Feenhügel aufhielt und die wehklagende Stimme einer Frau vernahm:
"Ich bin des Herrn von Balnain Weib, die kleinen Leute stahlen meinen Leib."
Der Mann lief eilends nach Balnain und sah, dass die Frau spurlos verschwunden
war. Der Mann rief einen Priester, der die Felsen segnete und mit Weihwasser
besprengte. Plötzlich tat es einen Donnerschlag, und die Frau des Herrn von
Balnain lag erschöpft im Gras. Sie war so müde, als hätte sie eine lange Reise
getan.

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"Zweihundert Jahre ist es wohl her.. In den
Hochlandgeschichten ist es immer zweihundert Jahre her", erklang Reverend
Wakefields Stimme in meinem Kopf. "Dasselbe wie es war einmal." Frauen,
die in den Felsen von Feenhügeln gefangen waren. die eine weite Reise hinter
sich hatten, die weder wussten, wo sie gewesen, noch wie sie dorthin gelangt
waren. Zweihundert Jahre. 1945 und 1743 - beinahe. Dann ging mir etwas auf.
Die Frauen aus den Geschichten kamen zurück. Also war es vielleicht möglich.
Vor Aufregung tastete ich nach meinem Becher und warf ihn beinahe um.

kap014.jpg

Jamie rettete den Pokal und roch behutsam daran.
"Rheinwein", erklärte ich. "Ich weiß", sagte Jamie stirnrunzelnd. "Der ist
wirklich gut und äußerst stark. Wie viel hattest du davon?" "Zwei, drei
Gläser", erwiderte ich würdevoll. "Willst du damit andeuten, dass ich bezecht
bin?" "Nein, das bist du nicht. Und das wundert mich. Die meisten Leute, die
mit Colum trinken, liegen nach dem zweiten Glas unter dem Tisch. Trotzdem
solltest du jetzt damit aufhören."

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Jamie leerte den Pokal und reichte ihn dann Laoghaire.
"Bring den bitte zurück, Mädel", sagte er. "Es ist spät geworden, und ich
führe Mistress Beauchamp jetzt zu ihrer Kammer." Er dirigierte mich zum
Eingang und ließ Laoghaire sprachlos zurück. Sie starrte uns nach, und ich war
froh, dass Blicke wirklich nicht töten konnten.

~ ~ ~

kap018.jpg

Jamie begleitete mich durch die zugigen Flure der Burg bis
zu meiner Kammer und trat, was mich ein wenig überraschte, hinter mir ein.
Meine Überraschung legte sich, als er sein Hemd auszog und mich bat, den
Verband abzunehmen. Das hatte ich ganz vergessen, obwohl ich ihn schon seit
zwei Tagen abnehmen wollte.

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"Ich bin froh, wenn er fort ist", sagte Jamie. "Er scheuert
ekelhaft." "Dann wundert es mich, dass du ihn nicht selbst abgenommen hast",
antwortete ich und zog das klebrige Leinen von seiner Schulter. "Ich hab mich
nicht getraut. Du hast mich doch so ausgescholten, als du mir den Verband
angelegt hast", sagte Jamie und grinste dreist. "Dachte mir, ich bekommen den
Hintern versohlt, wenn ich ihn auch nur anfasse." "Du kriegst ihn jetzt
versohlt, wenn du nicht endlich stillhältst", erwiderte ich lachend und
dirigierte ihn zu dem Hocker vor dem Kamin.

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Ich streifte die letzten Reste des Verbandes ab und befühlte
vorsichtig die Schulter. Immer noch etwas geschwollen, aber sonst gut
verheilt. "Warum hast du dir den Verband nicht schon gestern Nachmittag
abnehmen lassen?" Jamie schaute mich plötzlich verlegen an. "Nun, das - es lag
nur daran, dass ich mir vor Alec das Hemd nicht ausziehen mochte." "Bist du so
schamhaft?" fragte ich ironisch. "Wenn ich schamhaft wäre, säße ich schwerlich
halbnackt in deiner Kammer, oder? Nein es liegt an den Narben auf meinem
Rücken."

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Jamie sah meine fragende Miene und fuhr fort: "Alec weiß,
wer ich bin - ich meine, man hat ihm erzählt, dass ich ausgepeitscht wurde,
aber er hat es nicht gesehen. Es - vielleicht verstehst du nicht was ich
meine. Alec weiß, dass ich ausgepeitscht wurde, genauso wie er weiß, dass ich
rote Haare habe. Das ändert nichts an unserem Verhältnis. Aber wenn er es
sehen würde, dann könnte er mich nicht mehr ansehen, ohne an die Narben zu
denken. Und ich würde sehen, wie er mich ansieht, und mich daran erinnern..."
Jamie brach achselzuckend ab.

kap021.jpg

"Es stört dich nicht, wenn ich deinen Rücken sehe?" "Nein." Das klang
verwundert, und Jamie hielt einen Moment inne, um darüber nachzudenken. "Ich
vermute... wahrscheinlich weil du mir das Gefühl gibst, es zu bedauern, ohne
das ich mich deswegen erbärmlich fühle." Er saß geduldig da und rührte sich
nicht, als ich seinen Rücken inspizierte. Trotz des Kerzenlichts und obwohl
ich es schon einmal gesehen hatte, war ich entsetzt. Die Narben bedeckten
seinen ganzen Rücken von den Schultern bis zur Taille. Unwillkürlich streckte
ich die Hand aus, als könne meine Berührung die Spuren der Misshandlung
auslöschen. Jamie nahm mein Hand und drückte sie. "Anderen ist schlimmeres
zugestoßen, Mädel", sagte er leise.

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Nachdem er sich sein Hemd wieder angezogen hatte, standen wir noch einen
Moment bei der Tür, unschlüssig, was nun zu sagen war. Dann verabschiedete
sich Jamie mit einem leicht ironischen "Gute Nacht, Claire mit den heilenden
Händen, Engländerin, Fremde - kurz, Mistress Sassenach."

~ ~ ~

kap024.jpg

Nachdem ich den Vormittag über Patienten behandelt, den
Vorratsraum durchstöbert und sämtliche Einzelheiten in Davie Beatons
Patientenkartei eingetragen hatte, verließ ich mein beengtes Sprechzimmer, um
mir etwas Bewegung zu verschaffen.

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Im Moment war niemand in der Nähe, und ich nutzte die
Gelegenheit , um die oberen Stockwerke der Burg zu erkunden. Das Ganze schien,
um es milde zu formulieren, recht unregelmäßig zu sein. Hier und dort waren im
Laufe der Jahre Ergänzungen hinzugekommen, so dass sich kaum noch sagen ließ,
ob es überhaupt jemals einen Bauplan gegeben hatte. So gab es an verschiedenen
Plätzen Alkoven, die offenbar keinem anderen Zweck dienten, als Lücken zu
füllen, die für richtige Räume zu klein waren.

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Ich wäre wohl auch an diesem Alkoven achtlos vorbei
gegangen, hätte nicht etwas Weißes meine Aufmerksamkeit erregt. Ich blieb
stehen und spähte vorsichtig hinein. Es war Jamies weiß gekleideter Arm, der
sich um den Rücken von Laoghaire legte, die auf seinem Schoß saß. Ich
verharrte unschlüssig. Ich wollte den beiden nicht nachspionieren, doch sie
würden sicher meine Schritte auf den schweren Steinplatten bemerken, wenn ich
versuchte, davonzuschleichen.

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Während ich noch zögerte, schaute Jamie plötzlich auf. Einen
Moment sah er erschrocken drein, aber dann hatte er mich erkannt. Mit einem
ironischem Achselzucken drückte er das Mädchen fester auf sein Knie, um
fortzusetzen, was er begonnen hatte.

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Auch ich zuckte die Achseln und schlich auf Zehenspitzen
davon. Was ging es mich an? Zweifellos würden Colum und der Vater des Mädchens
diesen Umgang als höchst ungehörig betrachten. Die nächste Tracht Prügel
könnte also durchaus selbstverschuldet sein, wenn sie bei der Wahl ihrer
Treffpunkte nicht vorsichtiger waren.

~ ~ ~

kap030.jpg

Als ich Jamie beim Abendessen in Alecs Gesellschaft antraf,
setzte ich mich den beiden Männern gegenüber. Jamie begrüßte mich freundlich,
aber mit einem wachsamen Flackern in den Augen. Der alte Alec sprach sein
gewohntes "Mmmmpf." Frauen, das hatte er mir auf der Koppel erklärt, wüssten
Pferde nicht zu schätzen und deshalb sei es schwer, mit ihnen zu reden.

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"Deine Lippen sehen geschwollen aus, Jamie. Hat dich ein
Pferd getreten?" Er kniff die Augen zusammen und antwortete: "Aye. Hat den
Kopf herumgeworfen, als ich gerade nicht hingeschaut habe." Jamie sprach
durchaus gleichmütig, aber ich spürte, dass sich unter dem Tisch ein großer
Fuß über meinen senkte. Im Moment lag er nur leicht auf; die Drohung freilich
war unverkennbar. "Zu dumm. Diese jungen Stuten können gefährlich sein", sagte
ich unschuldig.

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Der Fuß stieß heftig zu, als Alec sagte:" Junge Stuten? Im
Augenblick arbeitest du doch mit keinem Stutfohlen, oder Junge?" Ich benutzte
meinen freien Fuß als Hebel, doch als dies fehlschlug, trat ich gegen Jamies
Knöchel. Er zuckte zusammen. "Was ist?" fragte Alec. "Hab mir auf die Zunge
gebissen", nuschelte Jamie und funkelte mich wütend an. "Du Tölpel. Aber was
will man erwarten von einem Burschen, der sich nicht von einem Pferd
fernhalten kann, wenn..." Alec fuhr mehrere Minuten in diesem Sinne fort,
bezichtigte seinen Gehilfen der Ungeschicktheit, Faulheit, Dummheit und
Unfähigkeit.

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Jamie nahm sich keine zweite Portion Eintopf, sondern
verließ abrupt den Tisch, und machte so Alecs Schmährede ein Ende. Der alte
Oberstallmeister und ich kauten ein paar Minuten schweigend vor uns hin.
Schließlich wischte Alec seinen Tellern mit einem Stück Brot aus, lehnte sich
zurück und musterte mich sarkastisch.

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"Sie sollten den Jungen nicht piesacken", sagte er
beiläufig. "Wenn ihr Vater oder Colum davon erfährt, könnte Jamie mehr
bekommen als eine blutige Nase." "Eine Frau zum Beispiel?" fragte ich und sah
Alec scharf an. Er nickte bedächtig. "Aber das ist nicht die Frau, die er
braucht." "Nein?" Nachdem ich Alecs Bemerkung auf der Koppel gehört hatte,
verwunderte mich das.

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"Nein. Er braucht eine Frau, kein kleines Mädchen. Und
Laoghaire wird noch ein Mädchen sein, wenn sie fünfzig ist." Alecs Mund verzog
sich zu einem Lächeln. "Ich war mit einer Frau verheiratet, die eine richtige
Frau war, und ich kenne den Unterschied sehr genau." Sein Auge blitzte, als er
sich erhob. "Sie doch auch." "Woher wissen sie..."begann ich. Alec schnaubte
verächtlich. "Ich mag nur ein Auge haben, aber blind bin ich nicht."

kap037.jpg

Ich stieg zu meiner Kammer hinauf und überlegte, was der
Oberstallmeister wohl mit seiner letzten Bemerkung gemeint haben konnte.

~ ~ ~​
 
Tolle Fortsetztung!!
Nur eine Frage:
Kommen Jamie und Claire zusammen? *neugierigsei*
 
Gemeiner Jamie ...
Ich stell es mir irgendwie ganz lutig vor wie Jamie mit einer riesigen QuadratLatsche Claires feine Cinderellafüßchen begräbt *glucKs+
Danke für die Benachrichtigung, die Bilder gefallen mir.
Hast du die Narben erst später auf die Bilder gemalt?
LG >Moonlight<
 
Wieder eine super schöne Fortsetzung Bilder war'n auch wieder super. Am besten hat mir die Szene gefallen wo Claire Jamie auf die geschwollenen Lippen anspricht und überhaupt das Geplänkel am Tisch, mußte echt lachen
lachen69.gif
die Szene war einfach zu witzig. Hat Claire 'ne neue Frisur, gefällt mir sehr gut glaub die hab ich auch. Steht ihr jedenfalls gut und das Kleid find ich auch total schön.
Freu mich schon auf den nächsten Teil. :hallo:
 
So ein Schuft. Die ist bestimmt zehn Jahre jünger als er!
Die Szene am Tisch war wirklich zu komisch und die Bilder waren super.
Ich mag Claires neue Frisur, nur mit dem Kleid kann ich mich nicht anfreunden. Ich weiß auch nicht wieso.
Die Dekorierung des Speiseraums ist übrigens gelungen. Sieht richtig mittelalterlich aus.
 
Hallöchen :hallo:
Vielen Dank für die Kommis :lalala:


Saphira schrieb:
Nur eine Frage:
Kommen Jamie und Claire zusammen? *neugierigsei*
Hm, sag ichs oder sag ichs nicht =)
Na, ich glaube, ich verrate nicht allzu viel, wenn ich Ja sage. Es ist ja schon ziemlich zu erkennen, dass die beiden sich recht "gern" haben. ;)

>Moonlight< schrieb:
Ich stell es mir irgendwie ganz lutig vor wie Jamie mit einer riesigen QuadratLatsche Claires feine Cinderellafüßchen begräbt *glucKs+
Ja und vor allem schmerzhaft :lol:

Hast du die Narben erst später auf die Bilder gemalt?
Ja, deswegen sieht das leider so verwaschen aus. :ohoh:

tamfanae schrieb:
Am besten hat mir die Szene gefallen wo Claire Jamie auf die geschwollenen Lippen anspricht und überhaupt das Geplänkel am Tisch, mußte echt lachen
lachen69.gif
Die Scene mag ich auch :lol: Ich finde ja, den kleinen Seitenhieb hat er sich verdient, der alte Schuft der :lol:

Flapp schrieb:
Es ist doch immerwieder lustig wie jamie und claire sich gegenseitig ärgern ... *grinz*
Was sich liebt, das neckt sich, oder wie war das? ;) :lol:

Lynne schrieb:
So ein Schuft. Die ist bestimmt zehn Jahre jünger als er!
Ja das hätte er sich durchaus verkneifen können. Laoghaire is eh doof :lol:
 
Zuletzt bearbeitet:
übrigends... ich weiß noch wie ich am anfang mit dem namen loaghaire probleme hatte, weil ich nicht wusste wie er klingen soll. für alle die genauso ratlos waren wie ich, ein kleiner hinweis : im ruf der trommel erklärt ian brianna den namen loaghaire, indem er ihn L' hiery ausspricht !
 
Flapp schrieb:
übrigends... ich weiß noch wie ich am anfang mit dem namen loaghaire probleme hatte, weil ich nicht wusste wie er klingen soll. für alle die genauso ratlos waren wie ich, ein kleiner hinweis : im ruf der trommel erklärt ian brianna den namen loaghaire, indem er ihn L' hiery ausspricht !
Stimmt, obwohl ich mich mit "Liery" nie so richtig anfreunden konnte. Irgendwie klingt das zu niedlich für sie :rolleyes: Bei mir (im Kopf) heisst sie ganz holperig "Lah-og-heer":lol:

Hier kann man sich übrigens ein paar schottische Soundfiles anhören. http://www.lallybroch.com/LOL/soundfiles.html
Unter anderem z.b. das Wort Sassenach.;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Adara schrieb:
Stimmt, obwohl ich mich mit "Liery" nie so richtig anfreunden konnte. Irgendwie klingt das zu niedlich für sie :rolleyes: Bei mir (im Kopf) heisst sie ganz holperig "Lah-og-heer":lol:

Hier kann man sich übrigens ein paar schottische Soundfiles anhören. http://www.lallybroch.com/LOL/soundfiles.html
Unter anderem z.b. das Wort Sassenach.;)

hihi *wegschmeiß* wie gut !
 

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