Sooo, wie versprochen gibts dieses Mal ein längeres Kapitel! Außerdem gefällt mir dieses Kapitel wieder besser. Ihr seht, es geht bergauf...
Übrigens möchte ich dran erinnern, dass gerade die Abstimmung zur FS des Monats läuft und Saure Gürkchen ist mit drin. Bis heute Abend könnt ihr noch abstimmen... Wer also Lust hat...
So, ansonsten wünsche ich euch noch frohe Ostern und viel Spaß beim lesen!
LG
nadi
Lange hielt es mich nicht in dieser lauschenden Stellung. Zum einen begannen meine Beine nach wenigen Minuten in gebückter Position zu schmerzen, zum anderen ließ sich aus diesen Wortfetzen nicht viel heraus schließen. So machte ich mich genauso leise, wie ich herauf gekommen war, wieder auf den Weg nach unten, ins Wohnzimmer.
Um mich ein wenig abzulenken, schaltete ich den Fernseher ein. Der Apparat, der seit Sallys Unfall nicht mehr eingeschaltet gewesen war, stand auf Kanal 1, auf dem Sally vorige Woche wohl irgendeine schnulzige Sendung gesehen hatte. Jetzt lief dort bloß eine Werbesendung. Die rothaarige Dame in der blauen Schürze stellte gerade das neueste Waschmittel, mit der Extraportion Kraftstoff für noch weißere Wäsche, vor.
„Sehen Sie hier das beste Hemd meines Gatten. Kaffee-, Spaghettisoße und Rotweinflecken. Als besonderen Härtetest füge ich noch etwas Iod hinzu. Dann-“
Um Gottes Willen, dachte ich und schaltete schnell weiter.
Kanal 2: „Bernadette, ich liebe dich! Ich will bei deinem Vater um deine Hand an halten, oh, du meine geliebte Bernadette!“
Schnell schaltete ich weiter, einen solchen Kitschfilm wollte ich nicht anschauen. Das war etwas für arme, vereinsamte Hausfrauen, aber nicht für mich…
Auf Kanal 3 und 4 lief Werbung. Auf Kanal 5 die Nachrichten. So verfolgte ich noch einige Minuten das neueste aus aller Welt, dann jedoch kündigte der Nachrichtensprecher eine Gerichtssendung an. Na gut, dachte ich. Wer sich einige Zeit lang diese Asozialen dort anschaut, die sich gegenseitig beschimpfen, der kann seine eigenen Sorgen ein Stück weit vergessen. Dann jedoch klopfte es an der Türe und Lenya betrat den Raum.
Ich blickte meine Schwiegermutter erwartungsvoll an.
„Und?“, fragte ich mit rauer Stimme.
Sie setzte sich hin und meinte dann: „Sam, ich denke, ich muss dir jetzt etwas erzählen:Sally“, sie räusperte sich kurz,
„Ja, also Sally war schon immer ein wenig, hm…, wie soll ich sagen? Ein wenig seltsam, wenn es um ihre Gefühle geht. Sie braucht immer erst einmal einige Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen. Und sie fühlt sich häufig für das verantwortlich, was um sie herum geschieht. Als ich ihr damals auf ihre Frage nach ihrem Vater erzählte, dass er bei ihrer Geburt gestorben ist, da hat sie wochenlang kaum gegessen, mit niemandem geredet und keine Hausaufgaben mehr gemacht. Damals ist sie enorm abgemagert. Dann habe ich mich mit ihr unterhalten und irgendwann herausbekommen, dass sie sich selbst für die Schuldige am Tod ihres Vaters hielt. Dabei, dabei hatte er ja bloß… Also, er, er hatte doch Lungenkrebs. Und sie…“, Lenya schluckte einmal, „Sie hat sich selbst die Schuld gegeben. Auch jetzt… Sally will dir nicht mehr unter die Augen treten, Sam. Sie hat Angst, dass du ihr die Schuld gibst und sie nun verachtest-“ Hier unterbrach ich Lenya: „Aber, das ist doch gar nicht wahr, ich liebe Sally doch!“
„Ich weiß, die einzige, die Sally verachtet, ist sie selbst. Sie hasst sich wegen der Sache mit dem Baby. Sie hat die ganze Woche nichts von dem angerührt, was du ihr zu essen hingestellt hast. Es steht alles unberührt in eurem Schlafzimmer…“ „Heißt das, sie hat nichts gegessen?“
Lenya nickte. Dann meinte sie: „Sam, sie hat Angst, dass du sie genauso hasst, wie sie sich selbst im Moment hasst. Und sie glaubt mir nicht, dass es nicht stimmt. Sally braucht dich mehr, als du glaubst. Auch wenn sie sich einschließt. Du musst ihr sagen, dass du ihr nicht böse bist, dass du sie noch liebst. Versuche es, Sam.
Wenn du sie liebst, dann musst du kämpfen, ansonsten kann ich nichts mehr für euch tun. Aber se wird dir die Türe öffnen, bestimmt! Versuche es, Sam!“ Damit stand sie auf, drückte meine Hand ganz feste und murmelte: „Viel Glück… Ruf mich heute Abend an, ja?“ Und sie verließ das Haus.
Ich selbst hatte nun wieder ein wenig Mut und lief die Treppe hoch. Vor der Schlafzimmertür machte ich Halt.
Ich räusperte mich kurz und klopfte dann an die Türe. Von innen gab es keinerlei Reaktion. Aber ich dachte an Lenyas Worte. Ja, ich liebte Sally. Ich würde für sie kämpfen!
„Sally, ich bin es. Ich, also, ja… Ich will dir was sagen! Sally, hörst du mich? Na ja, ich will dir sagen, dass… Also, Sally, ich liebe dich! Ich bin nicht sauer auf dich. Wirklich nicht! Sally, komm doch raus! Ich brauche dich doch! Bitte, Sally…“
Da quietschte der Schlüssel im Schloss und ganz zaghaft wurde die Türe von innen geöffnet.
„Ehrlich? Du, du bist nicht sauer auf mich?“, Sallys grüne Augen blickten mich traurig an.
„Nein. Komm hier…“, murmelte ich und zog sie an mich. Dann umarmte ich Sally, und Sally umarmte mich.
„Ich hatte Angst.“ Sally begann leise zu schluchzen.
„Ich weiß, ich weiß…“, flüsterte ich, während ich sie, wie ein kleines Kind, sanft in meinen Armen wiegte…
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