Erst mal vielen vielen Dank für die vielen lieben Wünsche!
black-rose schrieb:
Viele von uns denken immer, ihr leben sei so besch***, dabei haben sie nicht einmal ansatzweise dasselbe erlebt wie du.
Mein Leben ist keinesfalls beschissen
. Im Gegenteil, ich bin die meiste Zeit ein sehr glücklicher und zufriedener Mensch. Ich bin der Ansicht, dass es zwar schlimme Dinge gibt, die passieren, aber dass es in der Hand eines jeden liegt, was man daraus macht. Man kann in Selbstmitleid versinken oder sich auf einer "Diagnose" ausruhen und sagen "ich habe nun mal xy". Oder man kann nach einer solchen Selbsterkenntnis danach streben, das Beste draus zu machen. Ich habe 7 Jahre an mir gearbeitet, und tue es auch heute noch. Jeden Tag! Manchmal frage ich mich zwar, was ich jetzt für ein Leben führen würde, wenn das alles nicht passiert wäre, doch die Frage bringt mich nicht weiter, und daher stelle ich sie mir auch nicht wirklich.
Wenn jemand denkt, dass es ihm schlecht geht, dann hilft es ihm in den wenigsten Fällen, wenn er sich vor Augen hält, dass es Leute gibt, denen es noch schlechter geht. Denn das gibt es immer. Leiden ist subjektiv, und man muss auf sich selber hören, wann man eine Grenze erreicht hat, bei der das eigene Leben derart negativ beeinflusst wird, dass etwas getan werden muss. Und der wichtigste Schritt ist dann, sich selber Hilfe zu holen!
nachtstern schrieb:
Du hast an dich gedacht, an deine verletzte Seele und hast die Seelensorge angerufen.
Der "Witz" an der Sache mit der Seelsorge ist, dass ich da angerufen habe um zu fragen, was ich für Sandra tun kann, um sie zu retten! Erst die Dame am anderen Ende hat mich damals auf die Idee gebracht, dass es vor allem ich war, die in der Situation Hilfe benötigte.
nachtstern schrieb:
Ich glaube kaum, dass sie mit dieser Geschichte so einfach fertig geworden ist, sonst hätte sie sich entschudligt.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob sie es nicht begriffen hat, was sie da gemacht hatte, oder ob sie es zwar begriffen hat, aber es eigentlich voll ok fand... Im Endeffekt führt beides auf das Gleiche hinaus: Sie fühlt sich ganz bestimmt nicht als Täterin und ist sich - meines Wissens - keiner Schuld bewusst!
hobome schrieb:
Nun, was Sandra anbelangt, wusste ich schon ab dem "Tag" als sie sagte, sie würde seit ihrem 4. Lebensjahr missbraucht, dass das nicht stimmen kann. Oder das da was sehr faul ist.
Wieso? Ich meine, es gibt Leute, denen ist das passiert (kenne selber welche, denen es WIRKLICH passiert ist), und die erinnern sich oft erst Jahre danach schrittchenweise daran, was geschehen war. Von dem her hätte das durchaus stimmen können... wobei, vielleicht bin ich da wirklich nicht objektiv.
hobome schrieb:
Ich kann - selbst als Vater einer ähnlich alten Tochter - deine Eltern nicht verstehen, dass sie dich nicht in eine andere Schule steckten oder zumindest in eine andere Klasse. So das du nicht jede Minute mit ihr verbringen musstest.

Nun, es gibt bei uns nicht viele Gymnasien. Und ich hätte die Schule nicht so einfach wechseln können. Ausserdem tat es mir sehr gut, ein "normales" Umfeld beibehalten zu können, auch wenn da eben noch Sandra war. Ganz ehrlich? Ich denke, man hätte SIE aus der Schule nehmen und vielleicht mal genauer unter die Lupe nehmen sollen! Denn wenn sie das aus einer Krankheit heraus abgezogen hat, dann gehörte sie ganz dringend in Behandlung, denn sie gefährdete nicht nur sich selber, sondern auch andere. Und wenn sie das ganze aus purem Sadismus und Machtgeilheit getan hat, dann frage ich mich, wieso man sie dann schlicht weitermachen gelassen hat... Hm... nein, jetzt steigere ich mich in etwas rein, glaube ich...
hobome schrieb:
Auch zeigt es mal wieder wie blind doch viele Lehrer sind... Es ist einfach wahnsinnig schwer zu verstehen, wie sowas vor der Nase von Dutzenden anderen Menschen unbemerkt geschehen kann.
Wie hätten die etwas merken sollen? Wir hatten für jedes Fach einen anderen Lehrer. Im Gymnasium (sorry, das muss ich wohl noch erklären: Das ist bei uns die 10. 11. und 12. Klasse nach der Grundschule, wenn man auf die Uni will) ist man in dem Sinne auch weniger Erzieher als Fachperson. Ausserdem, glaub mir, wir waren wirklich unheimlich gute Schauspieler! Und wenn man täglich 200 verschiedene Schüler unterrichtet, so fällt eine Schülerin nicht sonderlich auf, die vielleicht etwas blasser ist als sonst, oder?
hobome schrieb:
Wurde sie nie dafür bestraft? Wegen seelischer Grausamkeit?
Wo kein Kläger, da kein Richter...
hobome schrieb:
Haben sich ihre Eltern nochmal bei dir gemeldet?
Ihre Mutter hat sich danach noch ein paar Mal bei mir gemeldet und mich nach meiner Version der Geschichte gefragt. Sie war mit Sandra zu dem Zeitpunkt hoffnungslos überfordert und wollte mich - in allem Ernst! - um Rat fragen.

Heute kriege ich nicht nur wenn ich Sandra sehe, sondern auch wenn ich jemandem aus ihrer Familie begegne sofort einen derartigen Panikanfall, dass eine normale Begegnung wohl unmöglich wäre!
hobome schrieb:
Ich bin sicher, das diese deine Geschichte den einen oder anderen vor einem vergleichbaren Schicksal bewahren wird.
Dazu sage ich nur eines: Liebe Leser, das, was ich hier erzählt habe ist eine Ausnahmesituation. Nicht alle, die von solchen oder ähnlichen Schicksalen erzählen, sind Lügner, und es wäre falsch, sich in dem Glauben von jemandem abzuwenden, der euch das Herz öffnet. Aber seit trotzdem immer skeptisch und vor allem: Gebt euch nie -
niemals - selber auf! Bitte macht nicht denselben Fehler wie ich! Behaltet eure Barrieren und holt euch sofort Hilfe bei Dritten!
Dann möchte ich noch etwas zu jenen sagen, die vielleicht daran denken,
ihre eigene Geschichte auch zu veröffentlichen:
Bevor ich das hier alles aufgeschrieben habe, musste ich mich ganz genau fragen, warum ich das eigentlich mache. Wenn ich es nur für mich machen wollen würde, so könnte ich das auch in ein Heft oder ein leeres Buch schreiben, dann hätte ich es mir auch von der Seele geschrieben.
Wenn ihr - ich sage das jetzt absichtlich böse - nur Mitleid haben wollt, nach dem Motto: "seht her, was mir Schlimmes passiert ist", so werdet ihr das wahrscheinlich zwar kriegen, aber es wird euch selber irgendwann peinlich werden und euch nicht das geben, was ihr wahrscheinlich sucht. Mitleid wird euch nicht dabei helfen, das Geschehene zu verarbeiten!
Wenn ihr es aus einem anderen Grund tun wollt, wenn ihr eine Botschaft an eure Leser vermitteln wollt, dann tut es. Denkt stehts daran, wer das lesen wird. Und wenn ihr euch immer noch sicher seit, dass ihr das durchziehen wollt - denn es ist verdammt schwer und ich war einige Male davor, abzubrechen - dann tut es.
Der Grund, warum ich diese FS geschrieben habe:
Sexueller und körperlicher Missbrauch ist in aller Köpfe. Jeder weiss, dass es das gibt, und jeder weiss, wie schlimm das ist und was es bei den Opfern für lebenslange Schäden hinterlässt. Doch niemand spricht je von seelischem oder psychischem Missbrauch. Klar, dies geht nicht einher mit körperlicher Verletzung, aber - und diese Erkenntnis musste ich auch erst selber gewinnen - es kann genau so schlimm sein und dieselben Konsequenzen haben, wie körperliche Gewalt. Nur weil man äusserlich keine Kratzer sehen kann heisst das noch lange nicht, dass sowas zu bagatellisieren ist!
Ich wollte andere Leute davor warnen, sich selber aufzugeben. Seit gute Freunde, liebt euren Partner und eure Familie, kümmert euch um eure Lieben, soweit es geht, aber gebt euch
niemals auf! Denn nicht nur euer Körper und euer Leben ist das Wichtigste, was ihr habt, sondern auch eure psychische Unversehrtheit. Das erkennt man leider meistens erst dann, wenn es zu spät ist. Lasst es für euch bitte nie zu spät sein! Holt euch rechtzeitig Hilfe! Denkt an euch selber! Seit lieb zu euch selber, hört auf eure innere warndende Stimme und schützt auch euch! Ich kann das gar nicht oft genug betonen!