Gegen Emos an sich habe ich nichts, mir hat noch keiner von denen etwas getan. Ich finde es zwar ätzend, wenn sich Jungs wie Mädchen stylen, aber letztendlich ist das ja deren Sache; es muss schließlich jeder selbst wissen, wie er herumläuft.
Dass gewisse Verhaltensweisen emotypisch sein sollen, halte ich für Blödsinn. Da muss man echt mal die Emos in Schutz nehmen. Diese Verhaltensweisen habe ich nämlich schon bei ganz anderen, augenscheinlich(!) "normalen" Leuten gesehen, die man so direkt keiner besonderen Gruppe zuordnen konnte. Und ich muss sagen (wird hiermit ein bißchen off-topic), dass ich sehr entsetzt darüber bin, wie doch sehr viele Jugendlichen heutzutage drauf sind. Da fange ich auch schon an, mir Sorgen zu machen, was denn aus manchen Leuten und diesem Land noch werden soll.

Ich gehöre zwar zu einer anderen Generation, aber durch meinen 13 Jahre jüngeren Bruder, dessen Freunde und meinen Cousinen im Teenager-Alter bekomme ich doch noch ein bißchen was mit. Was nicht heißt, dass die alle selbst irgendwie "gestört" sind, das bitte jetzt nicht falsch verstehen.

Saufen - und ich meine wirklich SAUFEN - ist heutzutage unter vielen Jugendlichen offenbar erschreckend normal, egal ob Emo, Hip-Hopper oder was-weiss-ich, und mir läuft es echt kalt den Nacken herunter, wenn ich sehe, dass es schon an allen Ecken der Stadt Warnplakate (Motto: "Saufen bis der Arzt kommt" u.ä.) dazu gibt, um die Kids irgendwie auf den rechten Weg zu bringen. Ich kenne leider auch mehr oder weniger persönlich 2-3 Jugendliche, die schon im frühen Teenager-Alter zu Alkoholikern wurden. Und die kommen alle aus ganz normalen Familien, haben eine ganz normale Erziehung genossen etc. Neulich habe ich mit Erschrecken gesehen, dass es unter manchen 14jährigen offensichtlich "in" ist, sich zu ritzen. Die Mädels, u.a. auch Cousinen von mir, bei denen ich das gesehen habe, machen dabei nicht auf depressiv, sondern ritzen sich aus purem Spaß (darüber hatten sie sich noch in meiner Anwesenheit unterhalten), machen z.B. Muster in ihre Arme. Gut, darüber kann man auch denken: "Tattoos und Piercings gibt's ja auch, und in manchen Kulturen ritzen sich Menschen auch aus Tradition Muster in die Haut", aber ich finde es dennoch irgendwie bedenklich. Mir wäre das jedenfalls in dem Alter nicht im Traum eingefallen. Sowas tut doch auch weh. Und schön aussehen tut es doch auch nicht...jedenfalls ist das meine Meinung.
Im Bus wurde ich dann einmal unfreiwillig Zeuge einer lauten Unterhaltung, die zwei Mädels hinter mir führten. Die verabredeten sich doch ernsthaft zu einer Kotz-Party. 5 Liter Milch trinken, bis man kotzt, "aber bitte nicht die fettige H-Milch, sonst schaff ich keine 5 Liter" und "halt mir bloß schnell den Eimer hin, damit die schönen Ballerinas nicht versaut werden".
Bei einem bekannten Schnellrestaurant (ich will mal lieber keine Schleichwerbung machen

) stand ich ein anderes Mal in der Warteschlange, und hörte, wie hinter mir zwei junge Leute, diesmal schätzungsweise Anfang 20, vielleicht jünger, vielleicht älter (wer weiß das heutzutage schon noch so genau) über ein noch weitaus schockierenderes Hobby unterhielten. "Er" erzählte seiner Bekannten doch glatt, dass er sich aus Spaß mal aus dem keine-Ahnung-wievielten Stock vom Balkon gestürzt hat, um - Fast-O-Ton - "mal zu gucken, welche Knochen ich mir dabei wohl breche". Und wie cool das gewesen sei. Und ob sie mal seine Narben sehen wolle. Sie (vollkommen begeistert u. aus dem Häuschen, so als würde ihr jemand sein neugeborenes, zuckersüßes Baby zeigen wollen): "Au ja, gerne!" Ich wäre fast vom Glauben abgefallen...

Ich frage mich echt, in was für einer kaputten Gesellschaft wir eigentlich leben.


Halt - mir ist natürlich klar, dass längst nicht alle jungen Leute so drauf sind, ich will hier um Gottes Willen nicht alle in eine Schublade stecken! Doch es werden immer mehr, die da hinein passen. Jedenfalls kommt es mir so vor. Und das bereitet mir echt Sorgen.