Aus dem Leben eines Netzwerk-Administrators...
Eine Real-Satire aus der IT-Welt...
Mitwirkende:
A: der Netzwerk-Administrator (das lyrische Ich) 
D: der Domänen-Administrator
U: der User
S: der Server-Administrator
K: der Kollege aus dem Nachbarbüro
Dienstag morgen. Ein ganz normaler Tag.
D kommt herein.
D: „Haben wir Netzwerk-Probleme?“
Nein, haben wir nicht.
Ich werfe trotzdem einen kurzen Blick auf den Monitor der Netzwerk-Überwachung.
A: „Nein, haben wir nicht.“
D: „Ein paar User können sich nicht mehr anmelden!“
Wenn wir Netzwerk-Probleme hätten, könnte sich NIEMAND mehr anmelden.
A: „Das liegt aber nicht am Netzwerk!“
Trotzdem gucke ich sicherheitshalber nach der Auslastung der Backbone-Router. Die Router langweilen sich bei 3 – 5% Last.
D: „OK, dann muss ich mal weiter forschen.“
Viel Erfolg.
Das Telefon klingelt. Jemand möchte meinen Kollegen sprechen, der in Urlaub ist. Ich frage ihn, ob ich etwas für ihn tun kann. Das ist nicht der Fall, also vertröste ich ihn auf nächste Woche, dann ist der Kollege wieder da.
S kommt herein.
S: „Ein User hat Probleme beim Zugriff auf einen Server im geschützten Netz hinter der Firewall, kannst du mal gucken?“
Ich bin mir sicher, dass es nicht an der Firewall liegt.
A: „Ja, aber erst heute Mittag. Was ist denn los?“
S: „Der Zugriff auf Server 1 klappt super, aber bei Server 2 dauert es ewig. Kannst du mal die Verbindungen checken?“
Beide Server stehen hinter der Firewall und haben gleiche Rechte.
Ich bin mir SICHER, dass es nicht an der Firewall liegt.
A: „Okay, ich rufe den User heute Mittag mal an.“
Dienstag Mittag. Ein ganz normaler Tag.
U (am Telefon): „Der Zugriff auf Server 1 klappt super, aber bei Server 2 dauert es ewig.“
Ich starte den Konfigurationszugriff auf die Firewall, was ca. 3 Minuten dauert.
Ich bin mir sicher, dass es nicht an der Firewall liegt.
Trotzdem werfe ich einen Blick auf den Firewall-Status: die Firewall läuft prima.
Alle Verbindungen des Users wurden erlaubt.
A: „Mach doch mal bitte eine Verbindung zu Server 2 auf.“
Ein Klickern am anderen Ende der Leitung, dann 2 Minuten Stille.
U: „So, jetzt ist die Verbindung da.“
A: „OK, das ist tatsächlich ziemlich lange, die Firewall hat die Verbindung aber erlaubt. Mach mal bitte eine Verbindung zu Server 1 auf.“
Ein Klickern am anderen Ende der Leitung, dann 2 Sekunden Stille.
U: „Das geht immer viel schneller!“
Auch diese Verbindung wurde von der Firewall erlaubt.
Ich bin mir SICHER, dass es nicht an der Firewall liegt.
Bei der Analyse der Verbindungsdaten fällt mir auf, dass bei der schnellen Verbindung zwischen 12 und 50 Kilobytes an Daten übertragen werden, bei der langsamen Verbindung dagegen 41000 Kilobytes.
A(zu U): „Ich habe da einen Verdacht, ich hole mal eben den Server-Betreuer rüber.“
Ich hole den Server-Kollegen vom anderen Ende des Ganges.
A (zu S): „Guck mal, hier werden 41 Megabytes Daten übertragen, da nur 12 Kilobytes.“
S: „Kein Wunder, dass das so lange dauert!“
Na prima. Ich WUSSTE, dass das nicht an der Firewall liegt.
A (zu S): „Du solltest den User auf lokales Profil umstellen, nicht auf das servergespeicherte Profil, das braucht der für diesen Zugriff nicht.“
S: „OK, ich lösche mal das servergespeicherte Profil, Moment.“
Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt?
S verschwindet in seinem Büro. Die Zwischentür vom Nachbarbüro fliegt auf und K kommt herein.
K: „Hast du schon meine Mail gelesen?
Nein, wie denn auch? Die hast du ja erst vor 3 Sekunden abgeschickt.
A: „Nein, habe ich noch nicht. Ich kann jetzt auch nicht.“
K: „Dauert ja nicht lange. Wenn du die Liste fertig hast, kannst du dann meinen PC auch mit eintragen?“
Kann ich. Aber NICHT jetzt.
A. „Kann ich, aber NICHT jetzt!“
K: „Okay, du meldest dich dann, wenn du Zeit hast!?!
Selbstverständlich.
Im Radio läuft „It’s raining again“ von Supertramp.
S kommt wieder, er hat das Profil auf dem Server gelöscht.
S (zu U): „Melde dich jetzt bitte mal an Server 2 an.“
Ein Klickern am anderen Ende der Leitung, dann 2 Sekunden Stille.
U: „Prima, geht jetzt viel schneller!“
Kein Wunder, es gibt ja kein Profil mehr, dass man über die Firewall übertragen könnte.
A (zu U): „Meld dich bitte noch mal vom Server 2 ab und wieder an.“
Ein Klickern am anderen Ende der Leitung, dann 2 Minuten Stille.
S (zu U): „Du bist ja wohl nicht eingeschlafen?“
U: „Nein, das hätte sich hohl angehört, wenn mein Kopf auf der Tischplatte aufgeschlagen wäre.“
Kleiner Scherz.
U: „Jetzt ist es wieder genau so langsam wie vorher!“
Kein Wunder, die 41000 Kilobytes des eben frisch erstellten Profils wird gerade über die Firewall geschoben.
A (zu S): „Du solltest den User auf lokales Profil umstellen, nicht auf das servergespeicherte Profil, das braucht der für diesen Zugriff nicht!“
Offenbar habe ich mich doch undeutlich ausgedrückt.
Ich WUSSTE, dass es nicht an der Firewall liegt.
S: „OK, dann muss ich mal weiter forschen.“
Viel Erfolg.
Dienstag nachmittag. Ein ganz normaler Tag.
Im Radio läuft „Eigentlich bin ich ganz anders, ich komme nur so selten dazu“ von Udo Lindenberg und Jan Delay.
Irgendwann schreibe ich diese Geschichte mal auf.