Gibt es bei Euch auch so was wie Sozialamt/Grundsicherung? Würde mich auch von den anderen Ländern interessieren (Aida, Rubi, Simsimausi...
)
Jup das gibts auch in der Schweiz. Leicht anders als in D.
Wenn man in der Schweiz seinen Job verliert muss man sich auf dem Arbeitsamt (genannt RAV) anmelden.
Wenn man mind. 18 Monate gearbeitet hat innerhalb der letzten 24 Monate, erhält man 18 Monate Arbeitslosengeld, das ist in der Regel 70 oder 80% des letzten Gehalts.
70% erhalten diejenigen die über 3500 CHF versicherten Verdienst hatten und keine Kinder haben.
80% erhalten alle die Kinder haben und auch alle diejenigen die weniger als 3500 CHF verdient haben.
Wenn man vor der Arbeitslosigkeit 12 Monate gearbeitet hat, erhält man auch "nur" 12 Monate Arbeitslosengeld.
Bevor man erneut Arbeitslosengeld kriegt muss man also mind. 12 Monate gearbeitet haben.
Wenn man dann entweder keine Stelle findet, das Arbeitslosengeld nicht zur Deckung des Existenzminimumes reicht, oder gar kein Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, muss man auf das Sozialamt.
Das ist wohl ungefähr das gleich wie bei euch die Arge.
Das Sozialamt sichert die Grundsicherung, also das Existenzminimum. Hier ist das aber nicht einheitlich geregelt, es gibt SKOS Richtlinien, an die sich die Gemeinden & Kantone halten müssen. In jedem Kanton gibts etwas weniger oder etwas mehr Geld, je nach dem.
Z.b. im teuren Kt. Zürich gibts leicht mehr als im günstigeren Kt. Solothurn. Aber es macht nicht viel aus.
Das Existenzminimum setzt sich dann zusammen aus der Anzahl Personen im selben Haushalt, Miete & Krankenkassenprämien. Miete & Krankenkasse wird vom Sozialamt übernommen. Bei der Miete achten sie allerdings darauf das man einen angemessenen Mietpreis hat, also wer als Einzelperson in einer Wohnung für 1400 CHF wohnt, wird sich eine neue Bleibe suchen müssen, da das Sozialamt da nur Kosten bis 800 CHF (ohne Nebenkosten die kommen noch dazu) übernimmt.
Bei zwei Personen ist es wieder anders, da geht eine Wohnung für 1400 CHF.
Dann erhält man vom Sozialamt monatlich den Grundbedarf, also das wo man zum Leben benötigt, Geld um z.b. folgende Kosten zu decken: Lebensmittel, Kleidung, Internetrechnung, Natelrechnung, Busabo etc.
Für eine Einzelperson sind das 960 CHF, für 2 Personen 1500 CHF, für 3 Personen fast 1900 CHF.
Der Selbstbehalt der Krankenkasse (bei uns 10% der Arztrechnungen + eine Franchise von mind. 300 pro Jahr bis max. 2500 CHF) wird auch vom Sozialamt übernommen und auch die Radio/TV Gebühren (bei euch ist das die GEZ).
Wenn eine Person arbeitet, z.b. Teilzeit, und der Rest vom Sozialamt aufgestockt bekommt, gibt es etwas mehr Geld, als Anreiz für die Arbeit. Sind soweit ich weiss 300 CHF die man mehr erhält, oder andersrum gesagt, die nicht angerechnet werden, also das darf man von seinem Gehalt behalten.
Wenn jemand Vollzeit arbeitet und der Lohn so mies ist das es nicht zum Leben reicht, oder die Familie gross ist, gibts noch mehr Geld zum behalten, soweit ich weiss je nach Anzahl Familienmitglieder kann das bis auf 1000 CHF hochgehen.
Die Schweiz hat ein gutes Sozialsystem. Aber natürlich gibts auch Massnahmen, beim Arbeitsamt kanns sein das man nen Kurs besuchen muss mit anschliessendem Praktikum, oder je nach dem mit was man mit seinem Berater übereinkommt, auch was anders, Ausbildungszuschüsse, Sprachkurs etc.
Beim Sozialamt gibts nicht viele Massnahmen, manchmal muss man für 3-6 Monate an einem Projekt teilnehmen und kriegt ein Minigehalt, vergleichbar mit dem 1-Euro Job bei euch.
Ein paar Gemeinden haben das als Voraussetzung eingführt, also jemand der Sozialhilfe beantragt, muss anfangs in so ein Programm, für max. 6 Monate, ausser er kann das nicht (Krank, Invalidität, Arbeit, Teilzeitarbeit, oder ne Mutter die ihre Kinder selbst betreut).
Das sind Programme wo man was ähnliches wie Zivildienst macht, Männer dürfen meist Müll aufsammeln im Wald, Werkarbeiten erledigen und Frauen dürfen nähen, basteln, in Altersheimen alte Menschen zum spazieren begleiten.
Nebenher gibts Coaching und Bewerbungshilfen und hat Coachs die Netzwerke haben und die helfen einem ein Job zu kriegen.
Allerdings hats zuwenig Platz und nicht jeder Sozialhilfebezüger kann an so einem Projekt teilnehmen, oder gleich am Anfang.
Sozialhilfe ist unbegrenzt und jeder hat Anspruch darauf der sein Existenzminimum nicht erreicht durch eigene Mittel.
Abgesehen von dem ganzen gibts noch die Invalidenrente, das ist für Menschen die ein Gebrechen haben oder krank sind, und nicht mehr erwerbstätig sein können. Das ist aber sehr schwierig ne Rente zu bekommen, das System wurde immer strenger, weils oft ausgenutzt wurde, und nun sind leider viele bestraft die eigentlich ein Anrecht auf ne Rente hätten... Diesen Menschen bleibt dann nur der Gang zum Sozialamt.
Verpflichtungen gibts auch:
Beim Arbeitsamt muss man mind. 5 Bewerbungen schreiben (pro Monat), je nach dem auch mehr, kommt auf den Sachbearbeiter an und auch auf die Branche in der man sucht.
Termine müssen auch eingehalten werden, wer nicht kann, z.b. krank ist, braucht ein Arztzeugnis. Meist hat man auf dem Arbeitsamt 1 mal pro Monat ein Termin.
Beim Sozialamt viel weniger, je nach Belastung, ca. alle 2-4 Monate mal einen.
Hoffe hab nicht zu verwirrend geschrieben