Ich hab ein Riesenproblem.
Mein Freund hat mir gestern gestanden, dass Sex für ihn zur Pflicht geworden ist, um mich glücklich zu stellen - und weil's für ihn eine Pflicht ist, macht es ihm keinen Spaß mehr. Eigentlich hat er kaum mehr Lust drauf.
Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll. Wir sind im März '09 zusammengekommen und ich hatte vorher noch nie einen Freund - auch noch keinen Sex. Er war anfangs ziemlich ungeduldig, hat sich aber beherrscht, bis ich selbst auch so weit war. Natürlich war ich anfangs unsicher, aber wir fanden gut zueinander, hatten beide unseren Spaß dran und vor allem gleiche "Bedürfnisse" und Vorstellungen.
Ca. fünf Monate später ging's dann aber schon los - er kam ins Heer, war öfters müde, wollte nicht mehr so oft wie vorher. Aber es war noch in Ordnung für beide. Nach dem Dienst begann er zu arbeiten und die Situation spitzte sich zu. Er war fast immer zu müde und "konnte" bzw. wollte unter der Woche fast nie -> Zärtlichkeiten musste ich mir mehr und mehr fürs Wochenende aufsparen. Dazu zu erwähnen ist vielleicht, dass wir sehr, sehr oft beieinander schlafen. Mal mehr, mal weniger, aber ich schätze, im Schnitt 4-5 Mal die Woche. Außerdem hab ich meistens seeeehr viel Freizeit im Vergleich zu ihm.
Und ach, jetzt komm ich total aus dem Erzählstrang raus, aber das gehört auch gesagt: Ich bin einsam. Ich bin mit 13 hierher gezogen und hatte temporär immer mal sowas wie Freunde in der Gegend, aber das hielt nie lange. Mit 16 hab ich ihn kennengelernt und plötzlich wurde alles besser, ich hatte jemanden, mit dem ich rumhängen, plaudern, sporteln, was auch immer konnte. Auch das ist ein Konfliktfeld, seine Zeiteinteilung sieht nämlich ganz anders aus. Er hat viele Freunde hier, weil er schon seit seiner Geburt hier lebt. Seine Arbeit überfordert ihn zeitlich öfters - vor allem letztes Jahr hat er bei weitem zu viele Überstunden gemacht. Dann fing er im Herbst auch noch zu studieren an. Besser wurde es erst Anfang 2011, seit er nur mehr Teilzeitangestellter ist. Er hat aber in seinem Beruf schon verdammt viel Verantwortung und wenn er im Betrieb nicht fertig wird, programmiert er oft trotzdem zu Hause noch weiter.
Ich nerv' ihn also hin und wieder, weil ich a) sonst kaum wen habe, mit dem ich was machen kann und b) zu viel Zeit habe. Das passiert meistens unbewusst: Ich jammere, weil ich so viel alleine bin, weil ich nicht genug von ihm habe. Es geht aber meiner Meinung nach
nicht in die Abhängigkeit. Letzten Sommer war ich zwei mal hintereinander drei Wochen nicht zu Hause und hatte auch ohne ihn meinen Spaß. Natürlich hab ich ihn vermisst. Aber ich komme auch ohne ihn aus. Wo anders. Hier, zu Hause, ist aber alles irgendwie trostlos, wenn ich ihn nicht öfters um mich habe.
Ich hoffe, dass beides besser wird, wenn ich studieren anfange - aber das ist frühestens nächsten März der Fall, sogar eher erst im Herbst '12. Dazwischen möchte ich ein paar Monate nach England gehen, auch um mal ein bisschen Abstand voneinander zu gewinnen, ich hoffe irgendwie, dass durch die Distanz alles besser wird und er wieder ein bisschen mehr "Lust" bekommt. Und sein Leben - sein Zeitmanagement - in den Griff kriegt.
Trotzdem müssen wir irgendwie schauen, dass wir unsere Beziehung und vor allem unser Sexualleben in den Griff bekommen. Da läuft nämlich einiges schief. Wie erwähnt schlafen wir oft gemeinsam bei mir oder ihm. Mir ist meine Sexualität wichtig, und wenn ich Lust auf ihn habe mach' ich mich auch bemerkbar. Nur: Ich bin schon ein bisschen eingeschüchtert, weil er mich meistens abblitzen lässt. Aus Angst vor nicht immer sehr lieben Abfuhren gehe ich die ganze Sache dann öfters zaghaft an, und das passt ihm natürlich wieder nicht. Dann liegen wir nebeneinander, ich streichle ihn, weiß aber nicht, was er will - und öfters trau mich dann nicht wirklich, sehr offensiv zu werden. Alleine das klingt ja schon so schlimm! Ich trau mich nicht, meinen Freund anzufassen, mit dem ich über 2 Jahre zusammen bin, weil ich Angst vor einer Abfuhr habe
Hin und wieder kommt es auch vor, dass er sich genervt die Boxershort runterzieht und mir zu verstehen gibt, dass er mich halt "gewähren lässt", aber nicht begeistert ist. Wenn ich ihn in so einer Situation einfach offen frage, was er will, meint er oft, es wäre bescheuert, zuerst darüber zu diskutieren, ob wir miteinander schlafen sollen, und dreht mir dann kommentarlos den Rücken zu.
Die Frage ist, was tue ich, damit Sex für ihn wieder zur schönsten Sache der Welt wird? Ich habe schon öfters versucht, es einfach zu ignorieren, wenn ich will. Dann warte ich meistens ein paar Tage, und irgendwann packt's ihn dann doch. Aber ich glaube nicht nur, dass es für mich ungesund ist, ständig lustvoll neben ihm zu liegen und nichts zu unternehmen, sondern auch, dass ich es nicht schaffen werde.
Eine andere Möglichkeit wäre vielleicht, öfter getrennt zu schlafen. Dann entsteht diese Vielleicht-Liebe-Machen-Situation gar nicht. Aber wenn man es mal gewohnt ist, ist das hart.