Da mein PC in die endlose Reihe der (zumindest hier in Berlin) andauernden Streike eintritt, konnte ich bis jetzt leider kein weiteres Kapitel veröffentlichen. Sry...
Die Sache mit den Kapiteln habe ich jetzt noch einmal überarbeitet (bzW. schon vor 3 Wochen) Die Kapitelzahlen sind jetzt berrichtigt. Danke für den Hinweis!
Aber jetzt ist es doch soweit und ich wünsch euch viel Spass mit ...
Kapitel 15
Es war schon eine Weile her, dass ich das Gespräch mit Tante Faily hatte. Ihre Worte hatten mich total verunsichert und geschockt! Doch auch jetzt, nach schlaflosen Nächten und vielen Gedanken über Pedro, konnte ich die Worte meiner Tante nicht vollständig nachvollziehen. Es war schon seltsam...
Schließlich hatte ich beschlossen das Thema ruhen zu lassen und mich weiter mit der Suche nach einem Hinweis zum Tod meiner Eltern zu befassen.
Mutter war in dieser Umgebung, von Etikette und Reichtum, groß geworden. Also musste es irgendwo in diesem Haushalt noch jemanden, außer Tante Faily geben, der sie gekannt hat. Bei irgendeinem Leibeigenen muss das ja der Fall sein, dachte ich und suchte den Bedienstetentrakt auf. Im Gegensatz zum Rest des Gebäudes waren die Wände einfach getüncht und die Türen aus einfachem Holz gearbeitet. Es roch streng nach Schweiß und Seife.
Einige Dienstmädchen standen herum, tauschten sich über die neueste Gerüchteküche aus und verschwanden dann und wann in einzelnen Türen um dann -von dort aus- das Gespräch weiterzuführen. Aber mich, in meinem leichten Sommerkleid schien niemand zu bemerken. Vielleicht übersahen sie mich einfach?
In den letzten Wochen und Monaten bei meiner Tante und dem lieben Onkel hatte ich mich daran gewöhnt, immer im Mittelpunkt zu stehen. Sei es wenn die Schneiderin kam- oder im Unterricht bei dem Privatlehrer.
Es tat gut endlich einmal das Gefühl zu haben, ein ganz normales Kind zu sein. Nachdem ich mich genug daran gefreut hatte, ging ich auf eine ältere, gutmütig- wirkende Frau zu. In einer anderen Situation fände ich ihr Doppelkinn sicherlich abstoßend doch gerade diese mollige-plumpe, fast schon bäuerliche Art wirkte jetzt vertrauenerweckend.
" Guten Tag!", sagte ich höflich und machte einen Knicks, so wie ich ihn gelernt hatte. "Himmel, was tun Sie denn hier, mein Kind!", fing sie hysterisch an," Sie können doch nicht einfach hierher kommen, Missis! Die Herrschaften werden sich fürchterlich aufregen"
Als sie den Mund schloss, hatte sich bereits die gesamte Dienerschaft um uns versammelt. Sie alle flüsterten und tuschelten darüber, was ich wohl hier täte. Ängstlich sah ich mich um. Doch dann fasste ich mir ein Herz und begann , am anfang noch stotternd -dann immer klarer- den Anwesenden meine Frage zu schildern. Ich wollte wissen, o einer hier meine Mutter gekannt hat. Doch die meisten sahen sehr jung aus und nur wenige schienen überhaupt besonders lange hier gewesen zu sein.
Doch dann wurden die Stimmen lauter und ich hörte Stimmen etwas von der alten Hedwig sagen.
Es wurde gerufen und schon stand ein dreckiges, dürres Mädchen vor mir. Sie machte inen ärmlichen Eindruck aber die kindliche Freude über soviel Aufmerksamkeit stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie erzählte mir ausführlich, dass sie die Enkelin der besagten Hedwig sei und dass diese früher als Köchin für die Herrschaften gearbeitet habe. " Soll ich dich zu ihr bringen?", fragte sie und da ich davon ausging, sie säße hinter einer der vielen Türen des Dienstbotentraktes, willigte ich sofort ein.
Aber der Weg war dann doch ein wenig anders. Wir verließen die Villa und überquerten die Straße. Ein riesiger Wald versperrte uns den Weg. Aber meine Begleiterin kannte sich aus. Nach ein paar Schritten durch dickes Gebüsch standen wir auf einem dünnen Pfad. Nach einem langen, aber sehr fröhlichen Weg gelangten wir schließlich in ein kleines Dorf. " Hier wohnen die Zubringer der Herrschaften!", erklärte sie mir und stellte mir einen Großteil der Dorfbewohner vor. Sie alle wirkten verlaust und mitleiderregend.
Doch als ich sie darauf ansprach lachte sie und sagte grinsend: " Wir gehören zu den Leuten, die privilegiert sind, für den Adel zu arbeiten, das ist Ehre genug!"
Dann öffnete sie eine knarzende Tür und erklärte mir ihr zu folgen. Wir mussten 3 Stockwerke mit Leitern hochsteigen, bis wir endlich in die kleine Kammer kamen. Eine alte Frau saß an einem Webstuhl.
Mein Gegenüber blieb stehen, deutete auf ihre Großmutter und begann dann: " Sie ist ein wenig schwerhörig. Du musst laut reden." Ich lächelte und erklärte ihr, dass ich mit alten Leuten schon erfahren sei. Denn schließlich hatte meine Mutter mich früher oft zu alten mitgenommen um ihnen Essen und ein bißchen Trost zu geben. Wir unterhielten uns noch kurz und dann verschwand sie auch schon wieder die knackende Leiter herunter.
Ich ging ein paar Schritte in Richtung Webstuhl. Dort blieb ich stehen und beobachtete die alte Frau. Flink bewegten sich ihre Finger und ihre Beine bewegten den Balken gekonnt und mit einem eintönigen Rhythmus.
Nun war der Augenblick gekommen, ich musste diese Frage loswerden. Mechanisch öffnete ich meinen Mund, ließ ihn aber sofort wieder zufallen.
" Wie ähnlich du deiner Mutter doch bist!", hörte ich eine heisere Stimme sagen. Mein Stirnfalten runzelten sich. Sie war doch schwerhörig oder nicht?
Als wenn sie Gedanken lesen könnte, antwortete sie auf die frage, die ich mir eigentlich nur selbst gestellt hatte: " Ich kann deine Spiegelung im Fenster sehen. Aber nun zum Thema. Ich glaube ich weiß, warum du hier bist. Du hast Kenny getroffen, richtig? Ich weiß nicht viel- nur bei einem bin ich mir sicher: Du bist in großer Gefahr, Laura. Deine Mutter musste sterben, Genauso wie ihr Mann und deine Großmutter. Lass es nicht zu, dass dir das gleiche geschieht!"