Früher habe ich im Schachbrett und unter den Budget-Restriktionen ohne Cheats Städte gebaut. Simple Vorgehensweise: Einfach Wohn-, Gewerbe- und Industriezonen gezogen, entsprechend versorgt, und wenn die Stadt größer wurde, mit Alleen verbunden. Das hat regelmäßig ab 100.000 Einwohner zum Verkehrskollaps geführt. Erst allmählich habe ich gelernt, die Eisenbahn und den öffentlichen Nahverkehr mit einzubeziehen. Ich habe dann schon vor Baubeginn geschaut, wie diese Netzwerke idealerweise verlaufen sollten. Allerdings kam es auch mal vor, dass die Stadtzentren dann ganz woanders als geplant entstanden sind. Ich habe eben viel dem Zufall überlassen.
Irgendwann kam der Punkt, als ich die häßlichen Maxis-Gebäude nicht mehr sehen konnte. Mit wachsender Begeisterung habe ich daraufhin meinen Plugin-Ordner gefüllt.
Mit dem Custom Content kam dann auch der Wunsch auf, weg von diesem seelenlosen Einheitsraster Städte mit ganz eigenem, europäischen Gesicht zu entwickeln. Ich habe also viel mit diagonalen Straßenführungen und verschiedenen Bebauungsdichten experimentiert. Da mir nicht vorschwebt, mit jeder Stadt Manhattan nachzubauen, ist es für mich zur Philosophie geworden Hochhäuser sparsam und nur punktuell einzusetzen, auch um damit ihre Wirkung und städtebauliche Ausstrahlung zu erhöhen. Eben "moderne" Akzente in der Stadtlandschaft setzen, neben den historischen Wahrzeichen, die für mich genauso dazugehören.
Aus heutiger Sicht habe ich mich zum Perfektionisten in Sachen Realitätstreue entwickelt. Das ist einerseits eine große Herausforderung, andererseits ganz schön nervig, weil es jede Menge Vorbereitungen erfordert, bevor ich überhaupt mit dem Bauen oder Spielen anfangen kann.
Kurz gefasst: der Bau einer Stadt beginnt schon mit der Auswahl der passenden, möglichst naturgetreuen, aus digitalen Höhenmodellen realer Landschaften erstellten Region.
Die Übersicht drucke ich mir erst einmal aus und bringe dann meine Vorstellungen zu Papier, wie die Region aussehen sollte. Lage, Name, Ausdehnung und Verkehrsanbindung der Städte lege ich dabei schon vorher fest und halte mich später auch überwiegend daran. Dabei achte ich auf eine konsistente und den lokalen Gegebenheiten angepasste Nomenklatur.
Die Hauptstadt einer Region platziere ich nach topographischen und landschaftlichen Kriterien, immer mit der Überlegung im Hinterkopf, dass für einen “Speckgürtel“ aus ineinander verflochtenen, prosperierenden Vororten genug Platz sein sollte.
Zuerst baue ich das vollständige Hauptverkehrsnetz und setze erste Orientierungspunkte. Dazu braucht es ein paar extra Simoleons, was aber auch völlig berechtigt ist, denn ich knalle die Verkehrswege nicht irgendwie im Schachbrettmuster in die Landschaft.
In der Trassenführung orientiere ich mich an der örtlichen Topographie. Zudem nutze ich äußerst flache Hangneigungen sowohl bei Autobahnen als auch der Eisenbahn, selbst in gebirgigem Gelände. So muss ich mir schon vorher Gedanken machen, wo ich Verkehrsnetze platzieren kann und wie die Streckenführung angelegt werden muss. Eine elegante Lösung für die Überwindung von Höhenunterschieden zu finden, ist dabei eine besonders reizvolle Herausforderung.
Autobahnen, Anschlußstellen und Kreuzungspunkte benutze ich sparsam. Sie werden vorzugsweise in den Außengebieten einer Stadt angelegt. Innerstädtisch übernehmen diese Funktion Alleen mit teils kreuzungsfreier Verkehrsführung. Sie dienen als Zubringer zur Innenstadt, wo sie dann in ein dichtes Straßengeflecht überführt werden. Um eine geschlossene Bebauung auf diagonalen Abschnitten im Stadtzentrum zu ermöglichen, verwende ich setzbare diagonale Gebäude. In den Außenbezirken plane ich genügend Freiflächen für Grünanlagen und Verkehrswege ein. Eine Großstadt wird über mehrere große Kacheln geplant, um dem Ganzen realistische Ausmaße zu verleihen. Entsprechend gibt es bei mir hauptsächlich Klein- und Mittelstädte, anderenfalls wird es sehr aufwendig und zeitintensiv.
Erst wenn das Hauptverkehrsnetz, die grundlegenden Versorgungsnetze und Einrichtungen platziert worden sind, beginne ich mit der Zonierung und der Anlage der kleinen Straßen.