Offensichtlich hat ein Teil der Gesellschaft noch immer eine seltsame Vorstellung von Familie, die ich persönlich so noch nicht kennengelernt habe: Papi geht arbeiten, Mami steht brav in der Küche und hütet den - von der Geburt über das Abitur bis zum Studium an einer - hoffentlich - Eliteuni durchgeplanten Nachwuchs. Das dieses Rezept nicht funktioniert - noch nie wirklich funktioniert hat, wollen diese Menschen nicht wahrnehmen.

In den meisten Familien arbeiten beide Elternteile (und keineswegs erst seit Hartz4), um überhaupt das nötige Einkommen aufzubringen, oft reicht mittlerweile nicht mal das. Diese Zustände werden aber nicht geändert, da ja die politischen Entscheidungsträger und die sie entscheidend beeinflussenden Lobbyvertreter ihr favorisiertes Familienbild zu konservieren suchen.

Hinten runter fallen die Kinder, deren Los eben offensichtlich nicht entscheidend ist.

Wenn Leute, hetero oder schwul/lesbisch, ein Kind adoptieren wollen, wird ihr Haushalt gründlichst durchleuchtet, um - und da unterstelle ich den Jugendämtern einfach mal die wirkliche Sorge um das Kindeswohl - für diese Kinder ein besseres, ein gutes Leben erreichbar werden zu lassen. Kinder zeugen und in die Welt setzen ist nämlich erstmal kein Akt der Verantwortlichkeit, das kann jeder. Ein Familienleben gestalten, über Jahre und für alle in verlässlicher Art und Weise schaffen erstaunlich allerdings wenige Menschen.
Ich persönlich halte sogar schon die Trennung/Scheidung von Eltern als eine ihren Kindern gegenüber verantwortungslose Haltung und Handlung. Hier geht es nicht um das Zerbrechen einer romantischen Liebe sondern um den Umstand, daß zwei Menschen, die sich nicht mehr lieben nun auch unfähig sind, wenigtems eine freundschaftliche, von Vertrauen geprägte Beziehung miteinander zu leben, um ihren Kindern Vorbild und Stütze zu sein.

Stattdessen gibt es bittersten Streit, weil die Egos von Erwachsenen angekratzt werden. Und die Kinder erleben Eltern, deren Treueversprechen nur ein Lüge ist, dem/der Partner/in gegenüber und damit auch dem Kind selbst.
Adoptiveltern aber sind auf gewisse Art - geprüfte - Eltern, und oft werden Kinder aufgenommen, die durch ihr bisheriges Dasein bereits echte Probleme haben. Da ziehe ich persönlich nur den Hut vor.

Und ich ziehe den Hut vor Leuten, die ihre Familie auch in schlechten Zeiten als den Ort zu errichten suchen, an dem Vertrauen und Verlässlichkeit herrschen, die Streit kultivieren und nicht scheitern sondern wachsen.
Die wirklich wichtigen Pole des Lebens sind für mich also andere als die sexuelle Ausrichtung oder das Geschlecht. Ich finde es auch nicht eklig, wenn sich zwei Männer küssen (und nein, ich bin nicht "schwul"

), denke nicht, daß ein Kind da Schaden nimmt, hingegen ekelt es mich vor prügelnden Typen, die ihr "Revier" verteidigen zu müssen glauben. Und da nehmen Kinder Schaden, ob sie primär Opfer einer Gewalttat werden oder nur dabei sind, wenn Papi wieder mal zuschlägt.
Wie wäre es mit den Polen Vernunft und Lust? In meinen Augen sind beide wichtig, stehen aber in einem Spannungsfeld, in dem sich zu bewegen nicht unbedingt einfach ist. Und dieses betrifft alle Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft gleichermaßen.
Großen Bogen zurück: ich kann mir also durchaus vorstellen, daß Schwule und Lesben einfach aufgrund von Erfahrung mit Diskriminierung und der nötigen Auseinandersetzung mit sich selbst nicht selten vielleicht sogar die besseren Eltern abgeben. Wenn das Kind nämlich nicht "normal" ist, sich nicht wie eigentlich gewünscht integrieren läßt, wenn es, wie es so "schön" heißt, "schwierig" ist...

Und das soll ja nicht gerade selten vorkommen...

Und wer sich selbst nicht hat biegen lassen, wird es auch mit anderen nicht versuchen.
