Kapitel 4 - Rachel
„Schwester, würden Sie nicht Dr. Greed rufen ?“
„Aber natürlich Frau Gyarden. Warten Sie bitte einen Moment.“
„Das wird nicht mehr nötig sein, Alexa. Ich bin schon da !“
„Dr. Greed ! Wie schön Sie zu sehen. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden. Wenn sie so nett wären und ins Zimmer meiner Tochter kommen würden.“
„Im Moment bin ich noch mit einem anderen Patienten beschäftigt, aber sobald ich Zeit habe, werde ich kommen !“
„Danke sehr. Ich warte dann auf Sie.“
„Diese Frau verheimlicht uns ganz bestimmt etwas, Nina ! Ich spüre es ganz genau ! Die ganze Sache mit ihrer Tochter stimmt vorne und hinten nicht ! Und dann musste sie unbedingt noch ein Einzelzimmer haben, damit niemand etwas mitbekommt ! Das stinkt !“
„Rou ! Beruhige dich und rede nicht so laut ! Was wenn sie uns hört ? Komm jetzt ! Wir sollten doch Tayler helfen ! Schon vergessen ?“
„Nein, natürlich nicht. Aber trotzdem !“
„Ich wette, die Geschichte hat etwas Fettes an sich ! Diese Tochterstory glaubt ihr doch nichtmal Dr. Greed ! Er sagt es bloss nur nicht !"
„Nun hör schon damit auf. Es geht uns nicht an, was die vor uns verbirgt. Wir müssen nur ihre Tochter pflegen !“
„Mann ! Ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken. Zu gern wüsste ich, was die versteckt. Ob sie's Greed erzählt ? „
„Möglich, aber nun komm !“
„Jeanne, halte noch ein bisschen durch … ich kann dich nicht einfach sterben lassen … aber ich weiss einfach nicht was ich noch versuchen muss, um dich wach zu bekommen … seit du damals weggelaufen bist, sind bereits 3 Jahre vergangen … was ist da nur passiert. An 12. Mai 1999 als ich dich wiederfand … was war nur in diesen drei Jahren passiert …“
„Frau Gyarden ?“
„Ah, Dr. Greed. Kommen Sie ruhig herein.“
„Sie wollten mit mir reden ? Worüber denn ? Der Allgemeinzustand Ihrer Tochter ist stabil. Wir haben keine Bedenken. Wenn sie Jeanne endlich sterben lassen wollen … stehen wir ihnen zu Rat.“
„Nein Dr. Greed. Ich kann sie nicht sterben lassen. Ich habe nochmal darüber nachgedacht. Sie ist mir zu wichtig … vielleicht sind es auch nur meine Schuldgefühle …“
„Ihre Schuldgefühle ?“
„Ich sage Ihnen die Wahrheit Dr. Greed … ich kann es einfach nicht mehr geheim halten …"
„Wie bitte ?"
„Jeanne ist ein Versuchsobjekt. Ein misslungener Versuch eines Arztes.“
„Versuch ?!“
„Ja, es hat alles ungefähr vor 4 Jahren seinen Lauf genommen. Am 12. Mai 1996. Seit damals ist dieser Tag wie verflucht. Jedes Jahr passiert irgendetwas.“
„…“
„Am 11. Mai 1996 war meine Karriere als Krankenschwester im besten Laufe. Genau an diesem Abend rief mich ein Arzt an. Um genau zu sein Professor E.A. Peams.“
„E.A. Peams ?! Dieser verstorbenes Genie etwa ?“
„Ja. Er wollte mich und meine Tochter Jeanne unbedingt sehen. Er sagte, dass er ein Versuch durchführen möchte um das Rätsel des menschlichen Gehirns - genauer den Einfluss der Erinnerungen darauf. Dazu brauchte er aber eine junge Frau und das sollte meine Tochter sein. Als Gegenleistung versicherte er mit bei Erfolg ein Leben im Ruhm. Ich war fasziniert davon. An diesem Abend überredete ich Jeanne es zu machen.“
„Peams schloss sie an eine komische selbstgebaute Maschine an und drang in Jeannes Gedächtnis ein. Er war damit in der Lage, Erinnerungen zu verändern. Er löschte damit sogar ein paar unwichtige Sachen aus ihrem Kopf. Ich war - wie er - davon begeistert. Doch dann geriet die Maschine ausser Kontrolle. Und wie von der Hand weggepustet … waren alle Jeannes Erinnerungen weg. Sie hatte keine Erinnerungen mehr. Alles, auch das Unwichtige nicht. Als sie wieder zu sich kam, konnte sie sich an mich nicht mehr erinnern. Ich und Peams beschlossen kein Sterbenswörtchen darüber zu verlieren … um keine rechtlichen Folgen zu haben und ich zog Jeanne von Anfang wieder auf …“
„Oh mein Gott …“
„Das ist nicht alles. Nachdem ich Jeanne mühsam 1 Jahr lang gepflegt hatte, verschwand sie plötzlich am 12. Mai 1997. Niemand wusste wohin und wieso. Es gab kein Lebenszeichen mehr von ihr. Bis heute kann ich nicht verstehen, was in sie gefahren ist. Aber am 12. Mai 1999 fand ich sie wieder. Sie lag nahe unserem Haus. Wieso wusste niemand. Da sie bewusstlos war, liess ich sie dann in ihr Krankenhaus einliefern. Und das ist die Geschichte. Hätte ich diesen Versuch bloss nie erlaubt … wenn ich nur wüsste, was in den 3 Jahren zuvor passiert war … vielleicht könnte ich ihr helfen … „
„Frau Gyarden … was soll ich sagen … „
„Schweigen Sie über das, was sie gehört haben. Teilen Sie nur mein Leid mit mir. Deswegen habe ich Ihnen das alles erzählt. Ich kann die Last nicht mehr ertragen. Peams ist nun auch tot …“
„Aber was sollen wir denn nur tun ? Mit so einem Geheimnis hatte ich nicht gerechnet … vielleicht wenn man Geld in die Erforschung ihres Komas legen würde … „
„Aber dann müsste die Öffentlichkeit davon erfahren … „
„ Ich glaube, dass es höchste Zeit wird das an die Öffentlichkeit zu bringen Frau Gyarden. Das sollte nämlich rechtliche Folgen für Sie haben. Sie haben mit ihrer Tochter experimentiert zum eigenen Zweck ! Sie war ein Mittel zum Zweck ! Und jetzt verstehe ich auch, warum sie sich weigert aufzuwachen. Ich könnte das alles auch nicht ertragen und würde lieber ewig schlafen. Denn in ihrem Koma folgt sie einem langen Traum. Ich frage mich was für einen."
„Sie ! Haben sie uns etwa belauscht ?! “