Neue Bekanntschaften Part 2
Lilo saß auf dem Sofa und machte ihre restlichen Hausaufgaben. Im Haus war es still. Es war Freitagabend, Martha übernachtete bei einer Freundin und ihre Oma war bei der wöchentlichen Bingonacht. Also hatte Lilo den ganzen Abend für sich allein. Zeit zum lesen. Sie schrieb die letzte Antwort in ihr Heft und legte das schreckliche Schulzeug beiseite.
Danach stand sie auf, machte das Licht im Wohnzimer aus und ging in ihr Zimmer. Dort warf sie sich auf ihr Bett, beugte sich über die Bettkante, um an die Lampe, die dort stand, zu kommen, machte diese an und griff nach ihrem Buch. Sie schlug es an der Stelle mit dem Lesezeichen auf und begann zu Lesen. Es war spannend und interessant, aber es wurde auch klar, dass die Hauptperson im Buch ein sehr kompliziertes Leben hatte. Sie war nicht nur begehrt bei den Jungs, sondern hatte auch noch einen Vampir am Hals, der eines Nachts auf einmal in ihrem Zimmer erschien. Dieser war nach dem Buch genau so blondhaarig wie sie, hatte rote, helle Augen und war sonst so, wie jeder gewöhnliche Mensch auch.
An der Stelle, an der die beiden zusammen redeten, bekam Lilo Durst. Sie legte ihr Buch zur Seite und stand auf. Das Licht lies sie an, um nicht über ihren Kram, der auf dem Boden lag, zu stolpern und ging in die Küche. Sie nahm ein Glas aus dem Schrank und ging zum Spülbecken, als sie plötzlich hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel.
"Du bist schon zurück, Granni?", rief Lilo in die Stille, da sie dachte, ihre Oma wäre es gewesen, doch eine Antwort bekam sie nicht. Verwundert drehte sie sich um und musste feststellen, das niemand, außer sie selbst, im Raum war.
"Hallo? Oma?!", rief sie wieder durch den Raum. "Oma?", fragte sie noch einmal, nicht lauter als ein Flüstern. Lilo blieb stehen und lauschte der Stille. Sie war sich so sicher, eine Tür gehört zu haben, aber da war nichts. Sie ging wieder ans Becken und wusch das Glas schnell ab. Ich sollte damit aufhören mir ständig irgendwelche Sachen einzubilden!, ermahnte sie sich und machte sich dann wieder auf den Weg in ihr Zimmer. Vor der Tür blieb sie wie angewurzelt stehen. Es schien kein Licht unter der Tür hindurch. Alles war dunkel. Diesmal war sie sich sicher, sie hatte das Licht angelassen. Daran zweifelte sie auf keinen Fall.
Und plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es gab nicht nur eine Tür in der Küche, sondern auch eine in ihrem Zimmer. Einbrecher!, waren ihre ersten Gedanken. Innerhalb weniger Sekunden dachte sie nach, wobei sich schreckliche Bilder in ihre Gedanken mischten. Das Telefon, mit dem sie die Polizei hätte anrufen können, lag in ihrem Zimmer, also musste sie etwas anderes tun. Sie wollte gerade zurück in die Küche, um eine Pfanne zu holen, die sie zur Selbstverteidignung nehmen konnte, als sie von einem komischen Gesang unterbrochen wurde. Verwirrt blieb sie wieder stehen und ihr wurde bewusst, dass dies einfach kein Einbrecher sein konnte. Er würde nicht im dunklem Zimmer nach Geld suchen und dabei auch nicht gut gelaunt singen. Nun wusste sie nicht mehr, was sie tun sollte. Schließlich ging sie zur Tür. Ein paar Mal zögerte sie noch, bis sie diese dann doch einen Spalt öffnete. Ein Schreckensschrei entfuhr ihr. Mit der Hand vor dem Mund und großen Augen sah sie die Person, die auf ihrem Bett saß und sich sichtlich langweilte, an. Er selbst schien sie gar nicht zu bemerken.
Vorsichtig trat sie in ihr Zimmer. Sie wollte etwas sagen, doch die Worte blieben in ihrem Hals stecken. Stattdessen brach er das Schweigen: "Klopft man nicht an, bevor man einfach das Zimmer betritt?"
"W-w-was!" brach sie gerade so heraus. Ein Einbrecher, der irgendwie doch einer war, da er einfach in ihr Haus spazierte, verlangte, das sie klopfen sollte!
"Na ja, jetzt wo du schon mal hier bist: Hi!", redete er unbekümmert weiter.
Darauf konnte Lilo nichts mehr sagen. Was bildete dieser Kerl sich überhaupt ein? Die ganze Angst, die sie vorher noch hatte, wurde durch Wut ersetzt. Da saß doch tatsächlich ein Kerl, der so tat, als ob er hier wohnte.
"Okay, wer bist du überhaupt und was machst du in meinem Zimmer?" Lilo gab sich Mühe, ruhig zu bleiben, was ihre ganze Konzentration beanspruchte.
"Also, ich heiße Finn. Deine Tür war nicht abgeschlossen und keine Sorge, ich habe auch schon gegessen", antwortete er und reichte ihr seine Hand zur Begrüßung.
"Du glaubst ja wohl nicht, das du hier noch etwas zu Essen bekommst!", widerwillig ergriff sie die immernoch ausgestreckte Hand - immerhin blieb Lilo höflich. Diese war eiskalt. So kalt hatte Lilo sich immer nur eine tote Hand vorgestellt. Und erst jetzt sah sie richtig in sein Gesicht. Seine Hautfarbe war kalkweiß, seine Augen tiefschwarz und unter ihnen waren Augenränder. Ungläubig blinzelte sie ihn an. War es denn möglich? Nein. Oder doch?
"Was ist?", fragte Finn und entzog ihr wieder seine Hand.
"Du... du... hast schon gegessen" Dies war keine Frage, sondern eine Feststellung. Mit einem breiten, strahlenden "Ja" bestätigte er dies.
"Er hat schon... gegessen", sagte Lilo zu sich selbst. "Ja, hat auch wie immer sehr gut geschmeckt, danke für die Nachfragen."
"Aber ich hab doch gar nicht gefragt, ob es denn...", sie ließ den Satz in der Luft hängen und fragte sich, woher er denn seinen Drang zur Höfflichkeit hatte.
Sie sah ihm noch einmal in seine Augen, auf der Suche nach einem anderen Farbton. Es hätte ja sein können, das er nur in diesem Licht so dunkle Augen hatte. Aber sie fand nichts.
"Sag mal, wie alt bist du eigentlich?", fragte sie ihn nach einer weiteren Augenuntersuchung.
Fortsetzung folgt...
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So. Endlich Part 2.
Diesmal geht mein Dankeschön nicht an
userfan, sonders an
Romance, da sie sich diesmal das Kapitel durchgelesen hat. Meine Betaleserin wird weiterhin
userfan sein, nur irgendwie kommt sie in letzter Zeit nicht on und ich wollte euch endlich den nächsten Part präsentieren.
Lieben Gruß und schönen Abend noch!