Hmm, ok. Eure Weltuntergangsgedanken teile ich nicht und ich versuche, euch das zu erklären.
Wie es scheint, seid ihr mit dem Wahlergebnis nicht zufrieden und das ist ok so. Aber ich finde es deshalb nicht berechtigt, gleich zwei Wochen nach den Wahlen den Teufel an die Wand zu malen. Wartet es doch erst mal ab. Ich persönliche habe meine Stimme an die FDP gegeben und ich habe es NICHT bereut. Ich bin mit dem Ergebnis i.V. zu euch sehr zufrieden. Und wie es scheint, wollte die Mehrheit schwarz-gelb und damit muss nun auch jeder leben. Wenn man das nicht kann, hat man immer noch die Option auszuwandern. Ich habe mich vor vier Jahren über das Ergebnis geärgert, hätte auch am liebsten überall rumgeschrieen "Schei* auf die Großa Koaltion, da kommt nichts Gescheites bei raus!" Wie ich finde, habe ich mich damit auch nicht getäuscht, sondern ich bin jetzt froh, dass es nun endlich zu einem Wechsel kam. Ich habe damals aber trotzdem den Mund gehalten und nicht im Voraus das Ende der Welt versprochen!
Und ich finde es irgendwie auch schade, was manche hier schreiben. Vor lauter Pauschalisierung weiß man gar nicht mehr, wo man hinschauen soll. Nur weil ein Stadtteil Berlins besonders kinderreich ist, ist die gesamte Mittelschicht dafür verantwortlich?
Ebenso beim Thema "Ghettoisierung", was schon eine vollkommen falsche Bezeichnung ist. Wart ihr schon mal in Rio de Janeiro oder L.A.? DANN solltet ihr wissen, was ein sogenanntes "Ghetto" ist: Nämlich ein Stadtteil, indem man sogar tagsüber um sein Leben bangen muss, in dem man WIRKLICH in Armut und Existenzminimum lebt und in dem es einem WIRKLICH schlecht gehen kann.
Da ich selber glücklicherweise noch nie von ALG leben musste, glaube ich den Menschen hier gerne, dass es alles andere als schön ist, das ist absolut keine Frage. Allerdings habe ich den Verdacht, dass wir Deutschen viel zu sehr verwöhnt wurden. Wir sind eines der reichsten Länder der Welt, wir werden lauter Essensüberfluss immer dicker, während andere Länder nicht wissen, wie sie am nächsten über die Runden kommen sollen, wir bekommen Geld vom Staat, um auch ohne Arbeit leben zu können, wir bekommen Geld für Medizin, damit wir auch für unsere Gesundheit sorgen können,ja, sogar für Tabakwaren, aber trotzdem ist jeder nur am Rummosern. Vielleicht wäre es gar nicht so ein verkehrter Ansatz, die Anforderungen einfach mal ein bisschen runterzukurbeln.
Wie ich schon sagte, ich kann wirklich jeden verstehen, dem ein solches Leben nicht gefällt, daher bitte ich euch, mir in dem Sinn keinen Vorwurf zu machen. Ich weiß selber wie das ist, mit wenig Geld auskommen zu müssen und da ist es notwendig, Abstriche zu machen und genau nachzudenken. Ich kann mir ebenso gut vorstellen, dass es wahnsinnig schwer ist, aus einer solchen Phase wieder rauszukommen. Aber trotzdem betrachte ich die Sache auch aus einer anderen Perspektive: Wenn man die Arbeitslosengelder mehr und mehr nach oben setzt, wo soll dann die Arbeitsmotivation bleiben? Ich finde nämlich, dass sie dann auf der Strecke bleibt und das soll nicht der Sinn und Zweck dahinter sein. ALG gibt es hauptsächlich, um sich übergangsmäßig über Wasser halten zu können. Und so lange man ein Dach über dem Kopf hat, nicht jeden Tag hungern muss und sich einigermaßen um die Bedürfnisse von sich selbst und die von anderen kümmern kann, reicht das in meinen Augen auch aus. Es gibt heute schon viel zu viele Widersprüche. Ich kann wirklich diejenigen verstehen, die keine Lust auf 1-Euro-Jobs haben. Warum auch? Damit man mit Arbeit weniger verdient als ohne? Schwachfug. Daher wäre ich auch für Mindestlöhne und gegen Dumpinglöhne. Aber das lässt sich nicht von heute auf morgen entscheiden. Daher finde ich das schon schlimm genug wie es jetzt im Moment läuft.
Der Staat sollte sich mMn nicht nur nach der arbeitslosen und ausländischen Bevölkerung richten, sondern besonders die "Leistungsträger" fördern. Damit ist nicht gemeint, dass Arbeitslose in jedem Fall außer Acht gelassen werden sollen (so nach dem Motto: "Die bringen uns doch eh nix!"), sondern dass eine Balance zwischen den beiden Gruppen gefunden werden muss.
Der Staat sollte sich ernsthaft überlegen, woran das liegen kann, dass vor allem die "höheren Leistungsträger" (sorry, mir ist gerade kein besserer Begriff eingefallen
) immer häufiger ins Ausland flüchten. Sollten sie es irgendwann schaffen, diese wieder zurückzugewinnen, dann haben sie schon mal gute Arbeit geleistet.
Ich hoffe, mir ist keiner böse. Ich wollte hiermit niemanden provozieren oder zu nahe treten. Sondern das ist nur die Meinung, die ich vertrete. Ich hoffe, ihr habt heute einen schönen Tag
EDIT: Ich finde es wirklich in Ordnung, wenn andere meine Meinung nicht teilen. Aber das Ergebnis der Wahlen sieht eben anders aus als es sich hier so manche vorstellen. Und trotzdem wollte die Mehrheit schwarz-gelb. Man kann nicht erwarten, dass in der Politik jeder zufrieden ist, das funktioniert nicht und ich denke, das weiß auch jeder. Aber trotzdem sollte man lernen, das zu akzeptieren. Und wenn über 70% wählen gegangen ist, ist das doch deutlich mehr als die Hälfte, daher sind die Nichtwähler wohl kaum in der Überzahl.