Dieser Teil war eine hammermäßige Arbeit. Seid also nicht zu streng mit mir wenn etwas nicht so perfekt ist.
Dann lasst Euch mal von der "Schmalzlavine" überrollen...
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Der Tag von Arkans Beerdigung war gekommen. Schon für die Beerdigung gekleidet, versuchte ich mich mit Fernsehen vom Tod meines Ehemannes abzulenken. Als ich zum Nachrichtenkanal zappte, erkannte ich Agatha. Bei einer Pressekonferenz äußerte sie sich zum Tod ihres Vaters und Firmengründers.
"Wir sind alle sehr erschüttert über den plötzlichen Tod meines geliebten Vaters..." begann sie. "Die Beerdigung wird nur im allerkleinsten Kreis abgehalten. Ich bitte die Presse und ebenso Freunde und Bekannte, den Wunsch meines Vaters zu respektieren..."
Mit einem mitleiderregenden Blick griff sie sich an die Brust und schenkte den Reportern und Zuschauern einen Blick tiefster Trauer.
"Obwohl uns das Ableben unseres Vaters sehr schockiert hat, werden meine Brüder und ich das Unternehmen ganz in Vaters Sinne weiterführen..."
Ein Blitzlichtgewitter war auf Agatha gerichtet. Sie fühlte sich scheinbar wohl dabei. Kein Wunder eigentlich - immerhin war sie so groß geworden.
"Die Affäre Ihres Bruders und der zweiten Frau Ihres Vaters ist ja jetzt durch die Presse gegangen. Was sagen Sie dazu?" hörte man einen Reporter aus dem Hintergrund rufen.
Agathas Gesicht zuckte kurz. "Momentan geht es nur um den Tod meines Vaters, zu weiteren Vorkommnissen möchte ich keinen Kommentar abgeben." Agatha nickte dem Publikum kurz zu und verließ den Rednerpult.
"Nur einen Satz...Miss von der Houden!" hörte man die Reporter durcheinandermurmeln.
Seufzend schaltete ich den Fernseher ab. Nahm diese schreckliche Geschichte denn nie ein Ende?
"Beeile dich, Consuela!" rief Carry. "Sie sind da!" Meine Schwester kam die Treppe heruntergerannt und sah mich abwartend an.
Tatsächlich. Die Limousine und der Wagen des Bestatters warteten vor dem Haus.
Ich griff nach dem Hut und der Sonnenbrille. Agatha sollte nicht sehen, wie rot meine Augen vom vielen Weinen waren.
"Ich bin doch bei dir. Das kriegen wir schon hin." zwinkerte meine Schwester mir auf der Auffahrt zu.
"Ich nehme dich beim Wort." zwinkerte ich zurück.
Carry war mir wohl die größte Stütze. Ohne ihre kleinen aufbauenden Scherze zwischendurch wäre ich wohl schon restlos zusammengebrochen. Nur durch sie lief mein Leben halbwegs normal weiter.
Als Carry mein Gesicht nicht mehr sehen konnte, verließ jegliche Fröhlichkeit mein Gesicht. Jede Sekunde des Tages musste ich an Arkan denken, der nun nicht mehr bei mir war. Ich überschüttete mich Tag und Nacht mit Selbstvorwürfen. Ich sparte nicht damit, die Schuld bei mir zu suchen. Die leidenschaftlichen Küsse zwischen Astan und mir gingen mir nicht aus dem Kopf. Der Gedanke, dass genau in diesem Moment mein Mann gestorben war, ließ mich nicht los.
Carry wollte gerade die Tür der Limousine öffnen. Hinter dieser Tür saßen sie: Agatha, Ariel und Astan. Ohne darauf zu achten, was die Personen in der Limousine wohl denken würden, riss ich Carry an mich.
"Ach, Consuela..." seufzte meine Schwester tröstend als ich in ihren Armen Schutz suchte.
Es dauerte lange, bis ich Carry wieder los ließ. Ich krallte mich geradezu an ihr fest. Ich versuchte den Moment, in dem ich tatsächlich in die Limousine einsteigen musste, hinauszuzögern. Ich wollte Agathas hochmütiges Gesicht nicht sehen, ich wollte Ariels vermutlich aufgesetzter Freundschaft nicht begegnen. Und ebenso wenig wollte ich in Astans Augen sehen...
Schlussendlich musste ich mich diesem Moment aber stellen. Er war nur kurz. Wir murmelten nur ein paar vage Worte zur Begrüßung, den Rest der Fahrt schwiegen wir beharrlich. Ich hatte den Blick gesenkt. Carry hielt meine Hand.
Die Beerdigungsgesellschaft unterhielt sich noch vor den Toren des Friedhofes miteinander - ich lief schon immer zu Arkans Grab. Der Sarg stand bereits neben dem ausgehobenem Loch. Ein vorläufiger Grabstein schmückte die zukünftige Grabstelle.
Einige Minuten lang ließ ich die Ruhe des Friedhofes auf mich wirken.
Ich betrachtete die Grabsteine, die hohen Bäume, in denen die Vögel sangen. Ich bewunderte die Skulpturen - wunderschöne Engel, die weinten und kummervoll den Kopf neigten. Sie bewachten die Toten an diesem Ort, an dem nun auch Arkan weilen würde.
Es war so unglaublich ruhig, dass ich es gar nicht fassen konnte. Ich war noch niemals an einem so friedlichen Ort gewesen.
Ich wurde in meinen Gedanken aufgeschreckt von Ariel und Carry...
...beide traten durch das hohe Eingangstor zu mir. Ich achtete aber nicht so sehr auf Carry, ich war vollkommen von Ariels traurigen Gesicht gefangen genommen. Er hatte mir in der letzten Woche unglaublich geholfen und jegliche Vorbereitungen für Arkans Beerdigung getroffen.
Während Carry fassungslos in das ausgehobene Loch starrte, trat Ariel zu mir.
"Wie geht es dir?" fragte er. Ich sah ihn schief an. War diese Frage tatsächlich ernst gemeint? Und war sie überhaupt nötig?
Er sah sich kurz um, scheinbar um sicherzugehen, dass Agatha nicht auftauchte.
"Was ich dir noch sagen wollte", begann er, "ich kann zwar nicht verstehen, was zwischen dir und Astan ist, aber ich wünsche euch viel Glück."
Ich schnappte nach Luft und ballte die Hände zu Fäusten. Musste er an diesem Ort - direkt neben dem Sarg seines toten Vaters, meines Mannes - eine solche Unterhaltung mit mir führen?
"Ich möchte mich keinesfalls in eure Angelegenheiten einmischen - die Geschichte geht mich ja nichts an." murmelte er mit gesenktem Blick.
"Trotzdem möchte ich, dass du eines weißt: Ich hatte nichts mit dem Auftauchen des Fotografen zu tun."
Er zuckte mit den Schultern und sah mich entschuldigend an. Ich schwieg. Warum sollte ich auf die Idee gekommen sein, er könnte in diese Geschichte verwickelt gewesen sein? Das unpassende Auftauchen der Reporterin war doch einfach ein Zufall gewesen - oder?
Ariel sah betreten in das ausgehobene Loch. Mit seinen teuren Lackschuhen scharrte er nervös über den Boden. Scheinbar wollte er noch etwas sagen, traute sich aber nicht. Abwartend sah ich ihn an.
"Trotz allem, was geschehen ist..." Sein Blick war gesenkt. Ich schob mein Kinn kämpferisch nach vorne. Jetzt konnte doch nichts Gutes kommen?
"Trotz allem gehörst du zur Familie." murmelte er immer noch auf den Boden blickend.
"Vater hat dich sehr geliebt..." hauchte er. "Und Astan und dir...ich kann euch nur alles Gute wünschen..." Seine Stimme hatte einen merkwürdigen Tonfall bekommen, den ich nicht deuten konnte.
"Ich wünsche mir so sehr, dass du glücklich wirst...mit ihm." sagte er stockend.
Als ich verwirrt zur Seite blickte, erkannte ich, dass Agatha neben uns stand. Sie sah mit einem wutverzerrten Gesicht zu uns herüber. Sie kam aber nicht dazu, etwas zu unserem Gespräch zu sagen. Der Priester trat zu uns und still versammelten wir uns um das Grab.
Der Priester war noch ein junger Mann und neu in der Gemeinde. Seine klaren Augen richteten sich in die Ferne als er zu sprechen begann:
"In diesem kleinen Kreis wollen wir unseren Sohn Arkan zur letzten Ruhe betten...Als Vater, Ehemann, Freund und auch als einen sehr intelligenten Firmengründer werden wir ihn in unserem Herzen bewahren..."
Während die Grabrede des Priesters andauerte, sank ich in mich zusammen. Ich erkannte einmal wieder, welch kleinen Anteil ich an Arkans Leben hatte. Arkan hatte ein so erfülltes und glückliches Leben gehabt - ich hatte ihn nur wenige Monate gekannt und mein Leben mit ihm teilen können. Jetzt war er für immer gegangen und ich konnte mich bei ihm nicht mehr für meinen großen Fehler bei ihm entschuldigen.
Arkans Kinder weinten ununterbrochen, meine Tränen hingegen waren versiegt.
Nachdem der Priester seine Rede beendet hatte, trat Ariel vor den Sarg um ebenfalls einige Worte zu sagen. Gebannt sah ich zu, wie Ariel ebenfalls nach den richtigen Worten suchte.
"Mein Vater war ein sehr liebevoller Mann." begann Ariel. "Uns Kinder hat er immer viel zu sehr verwöhnt. Er wollte uns das geben, was er als Kind einer armen Arbeiterfamilie niemals gehabt hat." Agathas Schluchzen durchdrang die Stille.
"Er hat viel Zeit in seiner geliebten Firma verbracht, aber wir Kinder sind niemals zu kurz gekommen...beinahe jedes Wochenende hat er ausschließlich mit uns verbracht..."
"Mein Vater war aber kein Übermensch. Nach dem Tod unserer Mutter fiel er in ein tiefes Loch. Über viele Jahre schien er ein gebrochener Mann zu sein."
Ariel blickte in meine Richtung. Überrascht sah ich ihn an.
"Dann aber fand er einen Menschen, der sein Leben veränderte. Consuela hat unseren Vater einen neuen Lebenssinn geschenkt. Sie hat die Monate seines letzten Lebensabschnittes aufgehellt und ihn sichtlich glücklich gemacht."
Agatha konnte nicht aufhören zu schluchzen. Weinte sie um ihren Vater oder über die freundlichen Worte, die mir galten?
"Was Vater sich lange so sehnlichst gewünscht hat, ist nun geschehen: Er ist wieder mit Mutter vereint. Heute werden seine sterblichen Überreste neben der Frau gebettet, mit der er den größten Teil seines Lebens verbracht hat.
Wir müssen diesen Mann, den wir alle sehr geliebt haben, nun loslassen, so sehr es auch schmerzt. Eines Tages wird es ein Wiedersehen geben..."
Ariel schwieg. Wir starrten ihn gebannt an.
"Vater, wir haben dir einen großen Platz in unserem Herzen reserviert. Auf ewig." schloss er. Nachdenklich fixierte er den Horizont. Keiner rührte sich, wir alle schwiegen betroffen.
Mein Gesicht verzog sich. Mein Kinn begann unheilvoll zu beben. Jetzt konnte ich nur noch schwer an mich halten. Obwohl ich mich schon tausendmal diesem Wissen gestellt hatte, traf es mich trotzdem immer wieder aufs Neue: Arkan war nicht mehr da. Er würde nie mehr da sein. Nie mehr.
Mein Kopf sank nach unten. Eine einsame Krokodilsträne kullerte über meine Wange. Ich hatte schon so viel geweint, dass keine Tränen mehr übrig waren.
Den Schmerz hatte ich sichtlich mit Agatha gemeinsam. Über ihre Wangen lief unablässig ein schier nicht endender Strom von Tränen. In der Zwischenzeit weinte sie allerdings leise. Ich wurde von einer Welle von Mitleid überrollt. Das könnte doch der Moment sein, in dem sie und ich...
In diesem Moment traf mich ihr Blick. "Was guckst du so blöd?" schienen ihre hochmütigen Augen zu fragen.
Ich verwarf meine edle Idee sofort wieder und starrte auf den Boden.
Die kleine Gruppe der Trauergäste lief in Richtung des Friedhofseinganges. Astan zog mich unbemerkt zur Seite, so sonderten wir uns heimlich vom Rest ab.
Er beugte sich zu mir herunter. "Du hast mich nicht angerufen..." beklagte er sich.
"Entschuldige." fauchte ich ihn ungehalten an. "Mein Mann ist gestorben - und dann war die Presse hinter mir her!"
Ich sah in seine wasserblauen Augen. Ich musste diese Geschichte hier und jetzt beenden!
"Denkst du etwa, dass ich die Presse bestellt habe?" rief er entsetzt.
"Ich habe nichts mit diesen Fotos zu tun! Und nur zu deiner Information: Abigail Perrette hat auch mich belagert."
Ich sah ihn fragend an. Ebenso wie Ariel wies er jegliche Mitschuld an den Fotos von sich. Er ging also auch davon aus, dass die Fotos nicht aus Zufall entstanden waren...
Scheinbar ungerührt sah ich ihn an. Ich hielt meine Gefühle für ihn so gut wie nur möglich versteckt. Wenn ich meine kühle Maske fallen ließ - wer weiß, was dann alles geschehen würde...
"Du meinst also, es steckt eine Intrige hinter den Fotos?" grübelte ich.
"Diese Machenschaften können ja wohl nur von deiner Familie ausgehen!" rief ich aufgebracht. "Warum sollte ich dir vertrauen? In euren Adern fließt das gleiche Blut..."
"Schon von Anfang an bin ich euch ein Dorn im Auge. Die ganze Zeit schleimt ihr nur um mich herum. Aber in Wirklichkeit...ha! In Wirklichkeit wollt ihr doch nur, dass ich endlich verschwinde..." Wütend und zugleich hilflos wedelte ich mit den Armen.
Er legte den Kopf schief. "Consuela, du bist ungerecht. Wie kannst du soetwas nur behaupten? Falls du dich noch erinnern kannst: Ich war von Anfang an auf deiner Seite. Ich habe dich immer unterstützt." rechtfertigte er sich.
Zärtlich ergriff er meine Hand, was ich nicht verhinderte. "Ich habe mehrmals versucht, die Familie zusammen zu bringen. Von Beginn an habe ich dir gesagt, was du für eine wunderbare Frau bist.
Natürlich war es nicht gerade dem Familienfrieden zuträglich, dass ich mich in dich verliebt habe. Ich habe Vater jeden Tag beneidet. Aber jetzt, da du eine freie Frau bist..."
Ich holte gerade Luft um ihm eine gepfefferte Antwort zu servieren...
...da packte er mich bei den Schultern und riss mich an sich. Ich war so vollkommen perplex, dass ich im ersten Moment überhaupt nicht reagierte.
Trotz der Schatten spendenden Bäume, die im Wind rauschten, und der kühlenden Gruften wurde mir plötzlich sehr heiß. Ich war nicht mehr fähig, nur einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.
Ich war unglaublich überrascht wie eindringlich seine begierigen Lippen sich auf meine drückten. Seine Hände glitten meinen Rücken hinab. Ich gab jegliche Gedanken des Widerstandes auf, ich war nur noch Wachs in seinen forschen Händen.
Kraftlos erwiderte ich seinen schmerzhaft-schönen Kuss. Warum sich auch wehren wenn es genau das war, was ich auch wollte? Sehnte ich mich nicht nach ihm - sogar wenn ich in dem leeren Bett lag, das ich vor kurzem noch mit meinem jetzt toten Mann geteilt hatte?
Ich drückte mich an ihn und verbot mir nicht länger, seine Gegenwart nicht zu genießen.
Irgendwann war es vorbei und er ließ mich los. Mit weichen Knien wich ich zurück. War es tatsächlich geschehen oder hatte ich es nur geträumt? Astan und ich hatten unseren Gefühlen, nicht weit von dem noch offenen Grab meines Mannes und seines Vaters, freien Lauf gelassen?
Astan wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. "Na, so übel war das doch gar nicht mal..." grinste er mich frech an. "Kein Grund, sich zu genieren..." zwinkerte er.
Sein Verhalten machte mich wütend.
"Du hast sie ja nicht mehr alle!" fauchte ich ihn an. "Wie kannst du es nur wagen? Direkt nach der Beerdigung deines Vaters!"
Mit gerunzelter Stirn grinste er mich an, während ich mich in Rage redete.
"Du bringst uns noch in Teufels Küche!" schnaubte ich mit erhobenem Zeigefinger.
"Du bist so süß wenn du wütend bist." feixte er.
"Reichen dir die momentanen Schlagzeilen noch nicht?" zischte ich. "Willst du meinen guten Ruf endgültig ruinieren?"
"Oh Gott, oh Gott...wenn uns jemand gesehen hat." jammerte ich und griff mir an den Kopf. "Die Pressegeier werden sich gierig auf uns stürzen. Wie kannst du mir das nur antun? So als hätte ich nicht schon genug Ärger!"
"Ich gebe dir mal eine Nachricht mit auf den Weg, mein Lieber." knurrte ich ihn an. "Ich habe deinen Vater ernsthaft geliebt. Ich spiele keine Spielchen. Du tust mir nichts gutes wenn du mich hier in aller Öffentlichkeit angrabschst..."
"Jetzt täusche hier mal nicht die feine Lady vor..." gab er mit erhobenem Zeigefinger zurück. "Ich habe doch gemerkt wie gut es dir gefallen hat..." verengte er seine Augen zu Schlitzen.
"Für mich hat es sich ganz so angefühlt, als brächtest du mehr davon..." grinste er mich ungeniert an.
In diesem Moment tauchte Agatha wie aus dem Nichts auf.
Astan wechselte abrupt das Thema. "Hm...mich hat Ariels Rede auch sehr mitgenommen..." versuchte er wohl Agatha ein etwas unverfänglicheres Gesprächsthema vorzugaukeln.
Ich sah Astan überrascht an. Ich schaffte es nicht ganz so schnell, mich auf sein Spiel einzustellen. "Äh...ja..." murmelte ich bloß.
Agatha redete nicht lange um den heißen Brei, sie kam sofort zur Sache. Astan stand hilflos daneben als Agatha mit wütendem Gesichtsausdruck auf mich losging.
"Nun, da Vater würdevoll beerdigt ist, müssen wir die Freundlichkeit ja nicht länger vortäuschen." sagte sie kalt. Ich wich einen Schritt zurück.
"Machen wir uns nichts vor..." Ihr ausgestreckter Finger zeigte in meine Richtung als wolle sie mich damit aufspießen, um dem Übel endlich ein Ende zu setzen.
"...du gehörst nicht in unsere Familie."
Ihr Blick wanderte zuerst zu Astan, dann zu mir. Ich sah, wie Astan unter ihren durchdringenden Augen den Blick senkte. "Nach dieser unerhörten Geschichte zwischen euch beiden wird die Presse nicht locker lassen und dir das Leben zur Hölle machen." knurrte sie in meine Richtung.
"Und mal ganz ehrlich: Ich werde die Journalisten bei ihrer Arbeit nur zu gerne unterstützen. Dann ist es
aus mit 'Mrs. von der Houden' - dann gehst du zurück in die Gosse, aus der du hervorgekrabbelt bist." keifte sie lauthals und unterstrich jedes ihrer Worte mit zornigen Gesten.
Ich warf Astan einen hilflosen Blick zu, aber er kam mir nicht zu Hilfe um Agatha den Kopf zurecht zu rücken. Astan war scheinbar ebenso wehrlos wenn es um seine Schwester ging.
"Ein Flittchen wie du hat nichts in unserer Familienmitte zu suchen. Ich werde unsere Anwälte einschalten und Vaters Testament anfechten. Bei der derzeitigen Lage der Dinge rate ich dir, dich schon einmal wieder im Armenviertel einzumieten...
wir werden dich nämlich nicht länger durchfüttern!" krähte sie ungehalten in meine Richtung.
Was sollte ich nur tun? Ich würde diese Unterhaltung mit ihr nicht direkt neben Arkans Grab eskalieren lassen - am Ende würde sie vielleicht wieder handgreiflich werden?
Ich ging ein paar Schritte zur Seite und wischte mir eine Träne aus dem Augenwinkel. Wieder einmal hatte mir Agatha gezeigt, dass sie nicht daran interessiert war, mit mir gut auszukommen. Sie wollte mich nach wie vor aus ihrer Familie drängen. Vermutlich würde es ihr diesmal gelingen. Die Zeichen standen nicht gut für mich.
Als die Limousine Carry und mich wieder vor dem Haus absetzte, folgte Ariel mir aus dem Wagen. Ich murmelte einen Abschiedsgruß, dann schloss Ariel die Wagentür hinter uns. Durch die verdunkelten Scheiben hindurch fühlte ich Astans und Agathas Blicke auf mir.
Ariel sah mich an. Es schien ihn zu irritieren, dass er meine Augen durch die Sonnenbrille hindurch nicht sehen konnte.
"Was wirst du jetzt tun?" fragte er mich.
"Tu doch nicht so." sagte ich unerwartet barsch zu ihm. Er stützte die Hände in die Hüften, Carry sah die Straße hinauf auf gäbe es nichts Spannenderes zu tun.
"Wie bitte?" fragte Ariel überrascht.
"Ihr steckt doch alle unter einer Decke." warf ich ihm vor. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, an dem ich ihm ,stellvertretend für seine gesamte Familie, die Meinung sagen würde.
"Ihr habt alle eine andere Masche, aber im Grunde genommen wollt ihr alle nur eines: Mich endlich loswerden!"
Ich griff mir Carrys Arm und wollte sie gerade zum Haus zerren, da drehte ich mich noch einmal zu ihm um:
"In den nächsten Wochen seid ihr mich erstmal los! Freut euch! Ich fahre weg!" rief ich ihm über das Dach des Autos zu und zog die überraschte Carry in Richtung des Hauses hinter mir her.