So liebe Leser, kommen wir zur großen Schwachstelle dieser Story... Ich schäme mich ein bisschen für das, was ich hier abliefere. Könntet ihr bitte darüber hinwegsehen?
Kapitel 14 - Teil 2
Joe erwies sich als schwieriger Kunde, der sich nur schwerlich zufrieden stellen ließ und immer neue Ansprüche stellte. Offensichtlich war er einer von denen, die nie ein Mädchen abbekamen und deswegen schon in jungen Jahren zu Prostituierten gehen mussten, da dann aber den großen Macker raushängen ließen. Nichts konnte ich ihm wirklich Recht machen und immer hatte er neue Ideen und Wünsche, was mich fast an das Ende meiner Künste brachte.
Nach über eine Stunde schien er schließlich zufrieden zu sein und zog sich wortlos seine Klamotten wieder an. Dann wurde mein Albtraum war und er schnappte sich die 200 Euro, die auf dem Tisch lagen und machte Anstalten, das Zimmer zu verlassen. Ich fasste meinen Mut zusammen und stellte mich entschlossen vor ihn.
„Du wirst nicht gehen, bevor du gezahlt hast”, sagte ich so selbstbewusst wie möglich. „Das sind genau 190 Euro, die du mir schuldest.”
Der Mann sah mich kurz an, dann grinste er widerlich.
„Netter Versuch Baby. Aber eigentlich…” Er sah sich um und griff nach meiner Handtasche, die ich unvorsichtiger Weise auf dem Holzstuhl abgestellt hatte. Mit einer geschickten Handbewegung zog er mein Portemonnaie aus der Tasche, steckte seine vier Geldscheine hinein, schloss es wieder und steckte es sich in die Hosentasche.
„Geh mir aus dem Weg”, drohte er und seine Stimme klang angespannt.
Schweiß stand mir auf der Stirn und ich dachte darüber nach, wie ich mich bloß verhalten sollte.
Mir schoss das Bild der zusammengeschlagenen Mara durch den Kopf und ich hatte wirklich große Angst, dass auch ich in ein paar Minuten so aussehen konnte. Aber ich konnte mich nicht einfach von diesem Typen beklauen lassen.
Zu allem Unglück befand sich mein Pfefferspray in meiner Handtasche, vor der aber Joe stand und mir somit den Weg versperrte.
„Muss ich deutlicher werden?!”, brüllte er mir ins Gesicht und mein ganzer Körper zitterte vor Angst.
„Gib das Geld her”, brachte ich heraus aber der Mann mit dem Kopftuch grinste mich nur an.
Dann hörte ich mich um Hilfe schreien. Obwohl ich genau wusste, dass mich keiner hören würde, und selbst wenn, Stupsi mir niemals helfen würde, veranlasste mich diese Angstsituation dazu.
Joe guckte für den Bruchteil einer Sekunde erschrocken, dann aber grinste er wieder und packte mich am Hals.
„Das wird dir nicht helfen”, flüsterte er und ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. In diesem Moment flog die Tür auf, Joe ließ erschrocken von mir ab und sah ebenso entsetzt drein wie ich.
Es war Black. Joe wirkte auf einmal wie ein ängstlicher Schuljunge, versuchte aber, dieses zu überspielen.
„Was ist hier los?”, erkundigte sich Black, während er Joa fixierte.
Ein Lächeln durchzog mein Gesicht, und auch wenn die Situation noch nicht vorbei war, fühlte ich, wie eine große Last von mir zu fallen schien.
„Was bist du, ein Zuhälter oder so?”, fragte Joe aufmüpfig, trat aber einen Schritt zurück.
„Halt die Fresse.”
„Er wollte mich nicht bezahlen”, brachte ich heraus. „Und… er hat mein Portemonnaie.”
„Gib ihr das Geld”, verlangte Black. Er sah einschüchternd und gefährlich aus und hätte ich nicht gewusst, dass er mir grade half, hätte auch ich Angst vor ihm gehabt.
„Ich denke nicht dran”, gab Joe zurück. „Deine kleine Hure hat’s einfach nicht gebracht”
„Halt’s Maul und gib ihr das Geld”, wiederholte Black in einem scharfen Ton.
Joe hatte die Hände zu Fäusten geballt und man sah ihm an, dass er überlegte, wie er handeln sollte, dann spuckte er Black an.
„Stehst auf die Kleine, was? Musst ihr aber noch ordentlich was beibringen, so…”
Ich sah, wie Black ausholte und Joe auf einmal mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Dieser taumelte und fiel nach hinten auf den Boden.
„Gib ihr das Geld”, wiederholte Black noch einmal, dieses Mal ruhiger.
Joe fasste sich ins Gesicht und merkte dann, dass er stark aus der Nase blutete.
„Du hast mir die Nase gebrochen”, wimmerte er, sich auf dem Ellbogen abstützend, während er seinen Oberkörper erhob.
„Sei froh, dass es nur die Nase ist”, entgegnete Black ungeduldig und überlegen.
Der Mann am Boden versuchte aufzustehen, doch Black kniete sich zu ihm runter und drückte seine Hand auf Joes Hals.
„Wo ist das Geld?”
„Ta… sche”, röchelte Joe, der keine Luft mehr zu kriegen schien und für einen Moment fragte ich mich, ob Black wirklich so grob mit ihm umgehen musste.
Black griff in Joes Hosentasche, nahm das Portemonnaie und drückte es mir in die Hand, dann stand er auf. Joe wandte sich auf dem Boden und schien wirklich Schmerzen zu haben, doch Black war wenig beeindruckt.
„Verschwinde”, fauchte er.
Joe, der aussah wie ein Häufchen Elend, rappelte sich auf und lief an Black vorbei aus dem Raum, ohne sich noch mal umzudrehen.
Für einen Moment herrschte Stille.
„Hat er dir wehgetan?”, fragte Black, als er mich schließlich ansah.
„Nein… aber… was machst du eigentlich hier?” Ich war sehr verwundert über seinen plötzlichen Besuch. „Und wo… ist dein Hund?”
„Mich hat es nicht losgelassen, dass du ein schlechtes Gefühl hattest“, erzählte er leise, während er sich auf das Bett setzte. „Da du ja gewissermaßen auch für mich arbeitest, hatte ich ein echt schlechtes Gewissen, als ich so tatenlos zu Hause rum saß. Deswegen bin ich hierher gekommen. Stan ist übrigens vor dem Hotel angebunden, ich hatte eine kleine Konversation mit der Rezeptionistin.”
Er grinste. Sollte Stupsi wirklich was gegen Stan gesagt haben? Ich konnte es nicht fassen, Menschen änderten sich scheinbar echt.
„Danke Black”, entgegnete ich. „Beinahe wäre es schief gegangen.”
„Mhm…” Er nickte und sah auf den Boden.
„Es fällt mir so schwer, zu akzeptieren, dass du den Job noch weitermachen willst”, sagte er bedrückt und wirkte plötzlich wieder schwach und verletzlich.
Ich schloss ihn in meine Arme.
„Es ist nicht mehr lange”, hörte ich mich sagen.
Es war unglaublich, wie er mir in der kurzen Zeit doch schon so vertraut geworden war. Dass er für mich eine Schlägerei in Kauf genommen hatte, bestärkte mich wieder in meiner Meinung, ihm zu vertrauen und ihn zu mögen, auch wenn er zugegebenermaßen doch eine recht seltsame Person war, mal so kühl, hart und angsteinflößend und dann wieder zerbrechlich und unbeholfen.