@MissLibelle Ich hab mich in so einigem, was du geschrieben hast, wiedergefunden. Ich trage ähnliche Gedanken seit ca. 2 Jahren mit mir herum. Ich liebe Sims 4 - besser gesagt meine Simsfamilien - so unglaublich doll, wahrscheinlich ein wenig zu sehr.

Denn so gut mir das Spiel auch tut, so schadet es mir auch in gewisser Hinsicht. Es vereinnahmt mich buchstäblich und gedanklich wirklich sehr. Das viele und lange Sitzen tut mir nicht gut, und das Spiel hält mich oft von Dingen ab, die eigentlich erledigt werden müssten bzw. die ich dann nachher auf die Schnelle erledige. Anstatt mit Freunden und realen Menschen zusammen zu sein oder draußen spazieren zu gehen, sitze ich lieber vorm PC und kümmere mich um meine Sims oder schreibe ihre Geschichten auf. Es gibt andere Dinge in meinem Leben, die mir unglaublich wichtig sind, und die stehen in ständiger Konkurrenz mit Sims 4. Besonders letzteres stört mich wirklich sehr, und oft habe ich schon gedacht: Wenn ich mich von diesem Spiel lösen könnte, hätte ich auf einmal unglaublich viel Zeit und freien Kopf, um mich uneingeschränkt den Dingen widmen zu können, die mir wichtig sind.
Besonders in Zeiten, wo ich nicht in mein Spiel finde, keine Lust auf Sims habe und mich gefühlsmäßig ein wenig entferne von dem Spiel, merke ich immer, wie befreiend sich das anfühlt. Ich kann ein Treffen mit meinen Freunden planen, meine Eltern besuchen oder andere Dinge tun ohne dabei zwangsläufig zu denken: "Aber wieviel Zeit hab ich an dem Tag dann noch, um meine Geschichte weiter zu spielen oder dies und das mit meinen Sims zu machen?! Ich wollte doch hier weitermachen, und das hier muss ich noch bauen, um jenes spielen zu können." Und oft hab ich in diesen Phasen gedacht: "Komm, lass es einfach so. Du brauchst das Spiel doch nicht wirklich. Guck mal, wie gut dir die Simsfreie Zeit tut."
Aber nach ner Weile krieg ich wieder so eine unbändige Lust, ja regelrechte Sehnsucht, mich in meine Simswelt so richtig zu vertiefen - dieses Gefühl kann ich kaum in Worte fassen. Das wird immer stärker und stärker, bis es alles andere überlagert. Und dann wird der Gedanke wieder unerträglich für mich, Sims komplett aus meinem Leben zu verbannen. Ich weiß aber gleichzeitig auch genau, dass es mich wieder voll in seinen Bann ziehen wird und ich wieder innerlich um jede Sekunde kämpfe, die ich mit meinen Sims verbringen kann und das Spiel wieder zu einer Konkurrenz für alles andere Schöne und Wichtige in meinem Leben wird. Langes Sitzen, Nacken- und Rückenschmerzen und Rückzug sind dann wieder vorprogrammiert. Es ist eine ewiges Hin und Her bei mir. Aber das war schon immer so bei jedem starken Interesse, das ich bisher in meinem Leben hatte. Hat bei mir auch definitiv damit zu tun, dass ich autistisch bin. Glücklicherweise bin ich heute in der Lage, ein wenig bewusster meine Bedürfnisse wahrzunehmen und mich nicht dafür zu bestrafen/auszuschimpfen, dass ich eben diese starken Interessengebiete habe, die alles andere überlagern würden, wenn ich nicht ein wenig dagegen steuere. Früher hatte ich auch keine Ahnung, warum ich so bin und warum ich meinen Interessen so exzessiv nachgehen muss und ich extrem unausgeglichen bin, wenn ich mal nicht so viel Zeit dafür habe.
Ich hab in den letzten zwei Jahren sehr viel darüber nachgedacht, es war (und ist teilweise immer noch) ein ewiges Hin und Her. Da mich der Gedanke, Sims komplett abzuschaffen, extrem stresst, gehe ich dem auch nicht mehr aktiv nach, obwohl er zwischendurch mal hochkommt. Erst letztens ist mein PC kaputtgegangen, und da hab ich wieder kurz gedacht: "Das wäre doch DER perfekte Start in ein Simsfreies Leben!" Aber der Gedanke, dass ich meine Sims nie wieder sehen würde, hat mich dermaßen fertig gemacht, dass ich mich doch für einen neuen PC entschieden habe.
Anstatt Sims 4 bewusst aus meinem Leben verbannen zu wollen, handhabe es inzwischen so, dass ich regelmäßig in mich hineinhorche und überlege, was ich grade
wirklich brauche. Wenn ich das Gefühl habe, dass ich momentan extrem nach der Traumwelt Sims lechze, dann gebe ich mir auch diese Freiheit ohne mir Vorwürfe zu machen. Dann kommen eben in dieser Zeit ein paar andere Dinge kürzer, und das ist ok, offenbar brauche ich das dann halt grade. Aber ich möchte es nicht mehr dauerhaft so laufen lassen, dass ich ständig nur in diesen Simswelten lebe. Sobald ich also spüre, dass mich das Spiel oder das Geschichtenschreiben in irgendeiner Form stressen oder belasten oder ich es einfach nicht soooo dringend brauchen würde, widerstehe ich dem inneren Zwang trotzdem spielen oder schreiben zu "müssen", weil ich denke ich kann nicht ohne, und gebe mir dann bewusst die Freiheit, Sims einfach links liegen lassen zu dürfen und eben anderes zu machen, ohne mich dem Spiel, mir selber oder meinen Lesern gegenüber schuldig zu fühlen.
So bin ich das letzte Jahr ganz gut gefahren. Mal hatte ich starke, aber dafür kürzere Simsphasen, die ich ausgelebt habe und danach hab ich mir immer bewusst eine Auszeit vom Spiel genommen - hab hier und da ein wenig gebaut oder mir CC runtergeladen und Videos angeschaut, aber weder aktiv im Forum mitgeschrieben noch richtig meine Familie gespielt, einfach um mir eine gedankliche Ruhepause zu verschaffen und mich gefühlsmäßig für eine Weile zu lösen. Und inzwischen genieße ich diese Simsfreien Phasen sehr, weil ich genau weiß, dass das Spiel und meine Familie auf mich warten und ich sie - wenn es mich überkommt - wiedersehen und "knuddeln" kann.
Mal sehn, wie sich das so entwickeln wird, aber momentan gehts mir ganz gut damit, das Simspiel bewusst an meine Bedürfnisse anzupassen und nicht mein Leben von meinen Sims kontrollieren zu lassen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall, dass du zu einer Lösung kommst, die dir gut tut.
