Mineled
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Hallo!

Herzlich willkommen! Hiermit möchte ich euch gerne in das Reich der Phantasie entführen. In eine Welt, die vielleicht noch nicht ganz so technisch fortgeschritten ist wie unsere, in der allerdings der Glaube an übersinnliche Kräfte nicht geschwunden ist.
Kommt mit mir in den Norden Frankreich, nach Paris, der schönen Hauptstadt, und folgt mir in das Jahr 1795!
Eine kleine Warnung muss ich vorweg noch aussprechen: Auch wenn ich natürlich bemüht darum bin, sinnlose Brutalität zu vermeiden, ist diese Geschichte hier nicht unbedingt für die ganz jungen Leser geeignet. Also seid gewarnt!
Die Liedtexte sind, wenn nicht ausdrücklich anders erwähnt, allesamt Zitate von Liedern der Band "Samsas Traum".
Viel Spaß beim Lesen wünsche ich euch und selbstverständlich freue ich mich über konstruktive Kritik.
Liebe Grüße,
Mineled
Inhaltsverzeichnis:
(Gegenwart)
Erwischt I (herunterscrollen) | II
Bitteres Erwachen I | II
(Vergangenheit)
Erinnerungen I
Gefangen I | II | III
Morgendämmerung I | II
Schmerzen I | II
Freundschaft I | II | III
Ankunft I | II | III
Sklavenhalter I
Lektionen I
Demütigung I
Glück II
Traumwelt I | II | III
Abendessen I | II | III
Benachrichtigungen:
abziehbild; Alison; Aminte; Cocanut; Frée; Kuona; LaLuBlu; LiT; lyramia; Siebenmonster; Yania

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[FONT=Garamond, serif]Sie hatten ihn erwischt.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Nach einem Jahrzehnt, in dem er hinter jeder Ecke seinen Schatten vermutet hatte, war er ihnen auf offener Straße in die Hände gelaufen. Tamás' unverkennbarer Geruch lag plötzlich in der Luft, trieb ihn aus dem sicheren Dunkel der Gasse auf den hell erleuchteten Marktplatz von Paris. Hier wähnte er sich in Sicherheit, hüllte sich in die trügerische Maske eines schlendernden Besuchers, gab sich unbedarft, unauffällig, während die schwarz umschatteten Augen, unter einem zerzausten Vorhang blonden Haares versteckt, aufmerksam und panisch umherhuschten.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Die Anwesenheit der vielen Menschen, die fröhlich plaudernd über den Weihnachtsmarkt liefen, mit lautem Lachen heißen, würzigen Wein in sich schütteten und schmatzend Bratwürste verzehrten, die Hände triefend vom warmem Fett, das Gesicht rot vor Kälte und Alkohol, brachte ihn beinahe um den Verstand. Zu lange hatte er sich ihnen ferngehalten, zu lange hatte er nichts mehr getrunken, und nun, aus seinem Versteck getrieben, überwältigte ihn der Duft nach Schweiß, Blut, Mensch. Bis ein einziger Geruch alles andere um ihn herum verschwimmen ließ.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Die Aura von gelangweilter Arroganz schwebte fast sichtbar um die große, schlanke Gestalt, die auf einmal in seinem Sichtfeld aufgetaucht war. Langes, schwarzes Haar, glänzend im Licht der vielen Kerzen, fiel weit über seinen Rücken, von einem hohen Zylinder geschützt, einzelne Schneeflocken schimmerten auf dem dunklen Mantel. Sie schmolzen nicht, denn der Körper, auf dem sie ruhten, strahlte nur eisige Kälte aus. Hohe, polierte Reitstiefel schoben unwillig, herrschaftsvoll den dreckigen Schnee zur Seite. Und dann ertönte das dunkle, herablassende Lachen, das früher sein einziger Lebensinhalt gewesen war.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Er vergaß zu atmen. Nicht, dass es etwas ausgemacht hätte – das Atmen gehörte seit gut einem Jahrhundert zu einer der kleinen Angewohnheiten, die er nicht hatte ablegen können, obwohl sie längst überflüssig geworden waren – und doch zeigte ihm diese kleine Geste, wie sehr sein Körper unter Schock stand. Hastig, aber unhörbar bewegte er sich nach hinten. Noch war er nicht entdeckt worden und er gedachte alles dafür zu tun, um diesen Zustand nicht zu ändern. Seine Gedanken rasten, verdrängten die Panik in einen kleinen Winkel seines Geistes, der die Hände zum Zittern brachte, jedoch den Rest des Körpers gehorchen ließ, und fassten den Plan, Paris schnellstmöglich zu verlassen. Die französische Stadt war mit dem unerwarteten Auftauchen von Tamás zu unsicher geworden. Eigentlich hätte er Frankreich von Anfang an verlassen müssen! Aber wohin sollte er seine Schritte dann lenken? Irland, die grüne Heimat, durfte er nicht betreten, denn dort hatte Tamás seine Spitzel auf jeden Fall verteilt, falls er ihn noch suchte. Und diese Tatsache stand außer Frage. Er kannte den adeligen Ungarn zu gut, um sich die kleine Hoffnung erlauben zu dürfen, dass Tamás die Jagd auf ihn leid wurde. Damit war auch England für ihn eine Sperrzone, die er unter keinen Umständen betreten durfte.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Weiter als bis nach Deutschland kam er mit seinen Gedanken nicht, denn eine unbedachte, zu hektische Bewegung hatte den hölzernen Becher, den ein Verkäufer einem rotgefleckten, bäuerlich gekleideten Mann in die Hand drücken wollte, umgekippt. Heißer Wein floss über ungewaschene Hände und traf zischend auf den gräulichen Schneematsch. Die Flecken in dem Gesicht des Bauern wurden größer, als er einen Schwall grober, unflätiger Worte dem Jungen entgegenspuckte, der die Frechheit besessen hatte, ihn um seinen sauer erarbeiteten Alkohol zu bringen.[/FONT]
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„[FONT=Garamond, serif]Excusez-moi, je suis désolé, excusez-moi“, wisperte dieser entschuldigend und suchte fieberhaft in seiner Hosentasche nach einem Franc, um den erzürnten Menschen zu beruhigen. „Bitte, Monsieur, kauft Euch neuen Wein“, er drückte ihm ein Geldstück im Wert von zwanzig Bechern in die rauen Hände, „bitte verzeiht, es tut mir wirklich leid ...“[/FONT]
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[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Das Geld wurde mit einem erneuten Schimpfwort eingesteckt, blutunterlaufene Augen musterten ihn abfällig, als er sich zum Gehen wenden wollte, und dann traf ihn eine harte Faust im Nacken. Unsanft, vollkommen überrascht von dem plötzlichen Gewaltausbruch, stürzte er auf die harten Pflastersteine und noch ehe er sich aufsetzen konnte, versetzte ihm der Bauer mit seinen schlammverkrusteten, abgewetzten Stiefeln einen harten Tritt in den ungeschützten Bauch. Immer noch schimpfend holte der Mensch ein zweites Mal aus, doch lange Finger, die in weißen Handschuhen steckten, rissen ihn mit unmenschlicher Kraft nach hinten.[/FONT]
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[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Der Junge, auf dem Boden liegend, krümmte sich mit einem erstickten Keuchen zusammen, als eine Woge von hasserfüllten, starken Gefühlen ihn erfasste. Herbes Parfüm erstickte jeden anderen Geruch und die Stimme, deren Lachen ihn eben so entsetzt hatte, zischte nun leise, gefährlich, drohend, wobei sie die weiche Aussprache des Französischen mit einer Härte verfremdete, die jeden Dabeistehenden zittern ließ: „Mach, dass du sofort verschwindest, du verdammter Bauerntrampel, sonst lasse ich dir das Genick brechen.“[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Einen Wimpernschlag später wurde der blonde Junge von derselben unbarmherzigen Hand gepackt und nach oben gezerrt.[/FONT]
„[FONT=Garamond, serif]Eiran ...“[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Nur dieses Wort.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Nur sein Name.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Und die Welt blieb stehen.[/FONT]
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[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Ein Jahrzehnt auf der Flucht hatte ihn nicht auf diesen Moment vorbereitet, als sich die grünfunkelnden Augen in seine eigenen bohrten und Tamás seinen Namen aussprach. Das vibrierende, stark gerollte „R“, das dem nur angedeuteten Doppellaut folgte und danach die nasale Silbe, deren Betonung den unausgesprochenen Vorwurf von zehn Jahren enthielt.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Nach einem Jahrzehnt, in dem er hinter jeder Ecke seinen Schatten vermutet hatte, war er ihnen auf offener Straße in die Hände gelaufen. Tamás' unverkennbarer Geruch lag plötzlich in der Luft, trieb ihn aus dem sicheren Dunkel der Gasse auf den hell erleuchteten Marktplatz von Paris. Hier wähnte er sich in Sicherheit, hüllte sich in die trügerische Maske eines schlendernden Besuchers, gab sich unbedarft, unauffällig, während die schwarz umschatteten Augen, unter einem zerzausten Vorhang blonden Haares versteckt, aufmerksam und panisch umherhuschten.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Die Anwesenheit der vielen Menschen, die fröhlich plaudernd über den Weihnachtsmarkt liefen, mit lautem Lachen heißen, würzigen Wein in sich schütteten und schmatzend Bratwürste verzehrten, die Hände triefend vom warmem Fett, das Gesicht rot vor Kälte und Alkohol, brachte ihn beinahe um den Verstand. Zu lange hatte er sich ihnen ferngehalten, zu lange hatte er nichts mehr getrunken, und nun, aus seinem Versteck getrieben, überwältigte ihn der Duft nach Schweiß, Blut, Mensch. Bis ein einziger Geruch alles andere um ihn herum verschwimmen ließ.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Die Aura von gelangweilter Arroganz schwebte fast sichtbar um die große, schlanke Gestalt, die auf einmal in seinem Sichtfeld aufgetaucht war. Langes, schwarzes Haar, glänzend im Licht der vielen Kerzen, fiel weit über seinen Rücken, von einem hohen Zylinder geschützt, einzelne Schneeflocken schimmerten auf dem dunklen Mantel. Sie schmolzen nicht, denn der Körper, auf dem sie ruhten, strahlte nur eisige Kälte aus. Hohe, polierte Reitstiefel schoben unwillig, herrschaftsvoll den dreckigen Schnee zur Seite. Und dann ertönte das dunkle, herablassende Lachen, das früher sein einziger Lebensinhalt gewesen war.[/FONT]

[FONT=Garamond, serif]Er vergaß zu atmen. Nicht, dass es etwas ausgemacht hätte – das Atmen gehörte seit gut einem Jahrhundert zu einer der kleinen Angewohnheiten, die er nicht hatte ablegen können, obwohl sie längst überflüssig geworden waren – und doch zeigte ihm diese kleine Geste, wie sehr sein Körper unter Schock stand. Hastig, aber unhörbar bewegte er sich nach hinten. Noch war er nicht entdeckt worden und er gedachte alles dafür zu tun, um diesen Zustand nicht zu ändern. Seine Gedanken rasten, verdrängten die Panik in einen kleinen Winkel seines Geistes, der die Hände zum Zittern brachte, jedoch den Rest des Körpers gehorchen ließ, und fassten den Plan, Paris schnellstmöglich zu verlassen. Die französische Stadt war mit dem unerwarteten Auftauchen von Tamás zu unsicher geworden. Eigentlich hätte er Frankreich von Anfang an verlassen müssen! Aber wohin sollte er seine Schritte dann lenken? Irland, die grüne Heimat, durfte er nicht betreten, denn dort hatte Tamás seine Spitzel auf jeden Fall verteilt, falls er ihn noch suchte. Und diese Tatsache stand außer Frage. Er kannte den adeligen Ungarn zu gut, um sich die kleine Hoffnung erlauben zu dürfen, dass Tamás die Jagd auf ihn leid wurde. Damit war auch England für ihn eine Sperrzone, die er unter keinen Umständen betreten durfte.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Weiter als bis nach Deutschland kam er mit seinen Gedanken nicht, denn eine unbedachte, zu hektische Bewegung hatte den hölzernen Becher, den ein Verkäufer einem rotgefleckten, bäuerlich gekleideten Mann in die Hand drücken wollte, umgekippt. Heißer Wein floss über ungewaschene Hände und traf zischend auf den gräulichen Schneematsch. Die Flecken in dem Gesicht des Bauern wurden größer, als er einen Schwall grober, unflätiger Worte dem Jungen entgegenspuckte, der die Frechheit besessen hatte, ihn um seinen sauer erarbeiteten Alkohol zu bringen.[/FONT]
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„[FONT=Garamond, serif]Excusez-moi, je suis désolé, excusez-moi“, wisperte dieser entschuldigend und suchte fieberhaft in seiner Hosentasche nach einem Franc, um den erzürnten Menschen zu beruhigen. „Bitte, Monsieur, kauft Euch neuen Wein“, er drückte ihm ein Geldstück im Wert von zwanzig Bechern in die rauen Hände, „bitte verzeiht, es tut mir wirklich leid ...“[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Das Geld wurde mit einem erneuten Schimpfwort eingesteckt, blutunterlaufene Augen musterten ihn abfällig, als er sich zum Gehen wenden wollte, und dann traf ihn eine harte Faust im Nacken. Unsanft, vollkommen überrascht von dem plötzlichen Gewaltausbruch, stürzte er auf die harten Pflastersteine und noch ehe er sich aufsetzen konnte, versetzte ihm der Bauer mit seinen schlammverkrusteten, abgewetzten Stiefeln einen harten Tritt in den ungeschützten Bauch. Immer noch schimpfend holte der Mensch ein zweites Mal aus, doch lange Finger, die in weißen Handschuhen steckten, rissen ihn mit unmenschlicher Kraft nach hinten.[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Der Junge, auf dem Boden liegend, krümmte sich mit einem erstickten Keuchen zusammen, als eine Woge von hasserfüllten, starken Gefühlen ihn erfasste. Herbes Parfüm erstickte jeden anderen Geruch und die Stimme, deren Lachen ihn eben so entsetzt hatte, zischte nun leise, gefährlich, drohend, wobei sie die weiche Aussprache des Französischen mit einer Härte verfremdete, die jeden Dabeistehenden zittern ließ: „Mach, dass du sofort verschwindest, du verdammter Bauerntrampel, sonst lasse ich dir das Genick brechen.“[/FONT]
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[FONT=Garamond, serif]Einen Wimpernschlag später wurde der blonde Junge von derselben unbarmherzigen Hand gepackt und nach oben gezerrt.[/FONT]
„[FONT=Garamond, serif]Eiran ...“[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Nur dieses Wort.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Nur sein Name.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]Und die Welt blieb stehen.[/FONT]
[FONT=Garamond, serif]

[FONT=Garamond, serif]Ein Jahrzehnt auf der Flucht hatte ihn nicht auf diesen Moment vorbereitet, als sich die grünfunkelnden Augen in seine eigenen bohrten und Tamás seinen Namen aussprach. Das vibrierende, stark gerollte „R“, das dem nur angedeuteten Doppellaut folgte und danach die nasale Silbe, deren Betonung den unausgesprochenen Vorwurf von zehn Jahren enthielt.[/FONT]
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